Die Arbeit mit dem inneren Kind

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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jennyfer
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Beitrag Sa., 18.09.2010, 20:08

Liebe Laura
Laura13 hat geschrieben: Das gelingt mir nicht...vielleicht NOCH nicht.....
Ich fühle mich IMMER allein....und ich sehne, wünsche und träume immer noch davon, dass irgendwann jemand kommt, der mir diesen Schmerz nimmt und mir diese Liebe gibt, nach der ich mich sehne.....
Mir gelang es da vieles anderes reinzugeben, wie Selbstliebe, wie auch meine Lieben, die so nah bei mir sein dürfen. Doch eben diese eine Sehnsucht, die kann nicht mehr im gleichen erfüllt werden, leider. Es tut mir sehr leid, dass dir diese Worte noch so weh tun. Leider sind sie nicht änderbar. Deine Zeit wird kommen, liebe Laura Es geht ja auch darum einen Umgang damit zu finden. Nur das akzeptieren (ich weiss, es geht noch nicht) ist nicht genug. Ich mache es dann mit kurzen Trauermomenten. Ein paar Minuten, oder eine halbe Stunde. Mittlerweile habe ich das alle paar Wochen einmal kurz. Die Abstände werde grösser, sowie die Intensität schwächer...
Nein, nein, nein!!!!............Ich hatte es nie...ich hatte nie Eltern, die mich geliebt haben....ich WILL es aber haben und ich will das gar nicht hören, dass das nie sein wird....einen Verstorbenen hat man auch eine zeitlang "haben" dürfen und wenn dieser Mensch dann stirbt, hat man wenigstens die Zeit, die man mit ihm hatte und die schönen Erinnerungen.....
Liebe Laura, wir haben Erinnerungen. Doch leider nicht die, die wir gerne hätten (tausendmal )

Ich kann dich sehr gut verstehen. Du brauchst es noch daran festzuhalten, was du nicht so erleben durftest, wie es richtig und gut gewesen wäre....Schau immer auf dein Tempo, ich wollte dich damit nicht überfordern, und ziehe mich auch ein wenig zurück, da ich nicht verletzen möchte. Auch wenn du es verstehst, wie ich es meine, deine "kleine" verletzt das (noch), verständlicherweise..daher verzeih bitte.

Liebe Grüsse
jennyfer
...

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jennyfer
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Beitrag Sa., 18.09.2010, 20:45

Liebe Wildkatze
Wildkatze hat geschrieben: ich finde Eure Beiträge gerade sehr berührend.
Lasst Euch mal drücken.
Danke
Und doch hat sich bei aller tiefen Traurigkeit, die geblieben ist, eine schöne Wandlung für mich ergeben: Ich kann mein inneres Kind endlich annehmen, ich kann es endlich lieben, ich kann es endlich beschützen.
Das freut mich sehr für dich...
dann nähere ich mich diesem Kind als Erwachsene, knie mich zu ihm herunter, streichele ihm über den Kopf und sage ihm die Worte, die ich als Kind gebraucht hätte und die mir heute als Erwachsene einfallen. Ich greife in die Situationen von damals als heutige Erwachsene ein und mein inneres Kind beruhigt sich, es kommt in meinen Arm und verschmilzt mit mir als Erwachsene.
Ich halte es in meinem erwachsenen Inneren geborgen.
Es ist dort geschützt.

Das ist so schön zum lesen, danke dass du es mit uns teilst...Ich kann das so gut nachempfinden, habe ich das paralell zu meinen damaligen Bildern gemacht. Mich in diese gezeichneten Situationen als Erwachsene dazu gezeichnet, und mich beschützt, sowie getröstet, umarmt....daher geht es mir sehr nahe, wie du das bei dir machst...
Und doch bleibt da diese Traurigkeit. Diese tiefe, unendliche Traurigkeit, die mir heute noch so oft das Gefühl gibt, dass ich einsam und allein bin.
Aber ich halte mein inneres Kind in mir geschützt und geborgen.
Es überfordert mich nicht mehr.
Ich liebe es.
Und doch fühle ich mich oft so traurig.
Diese Traurigkeit empfinde ich heute als sehr wertvoll Da sie eine Verbindung zu meiner Herkunft darstellt, die einfach zu mir gehört. Die Abstände werden länger, die Intensität ertragbar, auch wenn sehr traurig und alleine...Meine Erwachsene, die sich zu meiner kleinen gequälten niederlässt. Mit einem warmen liebevollen Lächeln bleibt...bleibt...bleibt bist es wieder gut ist, tragbar...
Du hast das sehr schön formuliert, liebe Jennyfer:
jennyfer hat geschrieben: Es wird besser werden, wenn wir nicht so sehr darauf hoffen, es doch noch haben zu können. Es wird besser, wenn wir uns eingestehen, dass das für immer in dieser Form fehlen wird. Wir werden dadurch starke Menschen, die auch traurig sein dürfen...Mehr können wir nicht...als uns trotzdem immer wieder lieben lernen
Danke, liebe Wildkatze. Ja heute empfinde ich es als ein "immer wieder lernen" da jede Trauersituation eine neue Situation darstellt. Für mich ist das mittlerweile auch wichtig, um meine Sensibilität mir gegenüber nicht zu verlieren. Das ist meine Entscheidung mich auch mit diesem grossen unerfüllten Teil lieben zu können. Den es gab eine Zeit, da hatte ich Angst, zu vergessen, wer und was ich mal war. Das möchte ich nicht, es darf mit mir sein...alles andere empfinde ich (bei mir) als ein erneutes Verdrängen oder auch abstumpfen...
Ich habe heute meinen Mann und meine Kinder, die ich liebe, und doch fühle ich dieses Loch in mir.
Es wird immer da sein.
Ich habe es so akzeptiert.
Ich versuche, meinen Eltern ihren Egoismus und ihre Blindheit zu verzeihen.
Und doch ist es immer noch DAS, was mir so schwer fällt.
Mein Versuch meiner Mutter zu verzeihen scheiterte daran, dass sie keine Einsicht hat, und nur Ihr Leiden fühlen kann. Damit habe ich mich abgefunden. Wobei ich hin und wieder trotzdem fühle, dass ich auch mit ihr mal darüber sprechen möchte. Doch die Zeit ist noch nicht da. Da meine Mutter noch nicht so weit ist...
Ich kann dieses innere Kind endlich in mir erkennen UND ich kann es lieben.
Das ist so ein wichtiger Schritt: das Kind zu sehen und es lieben zu lernen.
Deine Zeilen sind so schön zu lesen...
Noch heute tut es mir so weh, dass sie nie der Mensch sein wird, der meine Sehnsucht stillt, aber sie hat mir gezeigt, wie ich es selber schaffen kann.
Und auch wenn ich auf diesem Weg oft verzagen will, es ist die einzige Möglichkeit, um als erwachsener Mensch ein halbwegs erfülltes Leben führen zu können.
So schön geschrieben. Traurig, doch lebendig...
Das Loch in mir wird immer bleiben. Da ist kein Fundament in meiner Kindheit gelegt worden, auf dem ich meine Gefühlswelt aufbauen kann.
Aber ich weiß jetzt, dass ich immer auf mich aufpassen kann.
Auch wenn das Sehnsuchtsloch bleiben wird, der fehlenden Elternliebe wegen. Es ist zwar schwerer, und anders, doch es geht eine neue positive Gefühlswelt aufzubauen. Wenn die Eigenliebe so gefestigt ist, dass sie das Wanken, dass hin und wieder zu Besuch kommt auch aus Liebe aushalten kann ( also nicht des Trostes wegen, des Brauchens wegen), dann kann sich "auch" das verändern ...Eine neue Gefühlswelt kann sich auch auf schlechten oder nicht vorhandenem Fundament aufbauen lassen, wenn ein neues Fundament als Ersatz (was nicht dasselbe ist) durch Liebe aufgebaut werden kann...

Mir ist aufgefallen, dass bei mir ein Neues Fundament entstehen konnte, durch die bedingungslose Liebe, die niemals in Frage steht. Wenn diese durch zwei Menschen so sehr stattfinden kann (Ehemann ist prinzipiell nicht dafür geeignet - denke ich) dass sie nicht mal schwinden kann, sollte einer der beiden weggehen. Diese eine Liebe wird bleiben, da sie beständig ist, ohne Zeit. Diese Liebe kennt keine Zeit, sie ist einfach...(doch das ist sehr schwer zu beschreiben)

Vielleicht geht es jedoch nur mir so...ich möchte ja nicht auf andere schliessen...

Liebe Grüsse
jennyfer
...

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Laura13
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Beitrag So., 19.09.2010, 19:03

Liebe Wildkatze,
liebe Jennyfer,

ich muss gestehen, dass ich komplett überfordert bin, mit dem, was ihr da so schreibt...einfach deshalb, weil ich scheinbar noch an einem völlig andern Punkt auf diesem Weg stehe.....TROTZDEM oder gerade deshalb: Schreibt ruhig weiter!...nicht zurückziehen...denn das, was ihr schon könnt, ist doch im Prinzip MEIN ZIEL! Da will ich doch auch hin....irgendwann und irgendwie....

Ihr seid sozusagen das Licht am Ende des Tunnels....und es macht mir Mut, das alles hier zu lesen....auch, wenn es mir z.T. weh tut......

Liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Wildkatze
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Beitrag Di., 18.01.2011, 09:25

Oh, nein, ...schnief.... ich hole diesen Thread mal wieder hervor, weil es im Moment mit dem Kontakt zu meinem inneren Kind mal wieder gar nicht klappt.

Im September schrieb ich...
Wildkatze hat geschrieben:dann nähere ich mich diesem Kind als Erwachsene, knie mich zu ihm herunter, streichele ihm über den Kopf und sage ihm die Worte, die ich als Kind gebraucht hätte und die mir heute als Erwachsene einfallen. Ich greife in die Situationen von damals als heutige Erwachsene ein und mein inneres Kind beruhigt sich, es kommt in meinen Arm und verschmilzt mit mir als Erwachsene
Das funktioniert im Moment überhaupt nicht mehr.
Dabei hatte ich so einen guten Kontakt zu meinem inneren Kind in letzter Zeit.

Aber als ich in der letzten Therapiestunde meiner Thera erzählen wollte, dass ich manchmal, wenn mich die Sehnsucht überkommt, vor ihrer Praxis bin (in "sicherem" Abstand und im Dunkeln, damit sie mich nicht sieht und ich besser sehen kann, ob sie da ist, weil ich im Dunkeln sehen kann, ob Licht bei ihr brennt ) und dass ich die Telefonate mit ihr aufzeichne, weil es mich beruhigt, ihre Stimme zu hören und dass ich in der Stunde am liebsten nur wortlos ihre Hand halten möchte, weil ich gar nicht weiß, wohin ich mit all der Traurigkeit in mir soll....da habe ich mich nicht getraut.
Ich guckte einfach nur nach unten und konnte kein Wort über die Lippen bringen.
Doch - ich konnte immerhin sagen, dass ich ihr gerne etwas sagen möchte, es aber nicht kann.

Sie sagte, sie will mich nicht drängen und so das übliche PiPaPo, was Theras so zum Aufbauen und Entschärfen der Situation sagen.
Aber sie sagte auch, dass sie meine rechte Hand beobachtet. Die Hand versucht, Kontakt zu ihr aufzunehmen und bricht ihn dann doch wieder ab. Sie machte die Bewegung meiner Hand nach. Und genau das ist es: Ich wollte etwas greifen und festhalten, aber ich ließ immer wieder ab davon. Und ich wollte nicht etwas greifen, ich wollte meine Thera greifen, mich an sie klammern!

Ich habe ihr mal einen Stein in Herzform geschenkt und den gleichen Stein auch für mich gekauft. Ich wollte eine Verbindung zu ihr damit haben. Diesen Stein hüte ich wie einen Schatz und halte ihn oft ganz fest. Nachts damit ich besser schlafen kann.
Diese Bewegung muss meine Hand unbewusst die ganze Zeit gemacht haben.
Meine Hand hat ihr das gezeigt, was ich ihr nicht sagen konnte.

Mein inneres Kind wollte ihr so viel mitteilen, aber ich habe ihm mit Gewalt den Mund zugehalten. Immerhin war es noch stark genug, um sich mit Zeichen zu verständigen
Aber trotzdem ist es jetzt wütend auf mich. Es schreit mich an, wenn ich es trösten will. Es stößt mich zurück, will gar nichts von mir wissen. Und ich kann es verstehen.

Ich fühle mich damit so elend. So schwach. Wie eine Versagerin.
Ich sehe meine Thera nur noch so selten (1x im Monat ).
Da ist es doppelt und dreifach schwer für mich, solche Momente so lange alleine mit mir herumzutragen.
Ich bin so unter Druck, weil in der nächsten Stunde muss es dann klappen mit dem Erzählen, sonst gehe ich auf dem Zahnfleisch.

Es macht mich gerade so traurig, dass es mir bestimmt nie besser gehen wird.
Diese Traurigkeit und Sprachlosigkeit wird nie erträglich werden.

Ich will das innere Kind nicht mehr.
Ich will endlich erwachsen sein.

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montagne
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Beitrag Di., 18.01.2011, 12:26

DU bist ja auch erwachsen... das Kind in dir nicht, wird es nie sein, so wie jeder ein innere Kind in sich trägt. Wenn du aber nicht erwachsen agieren kannst, kannst du das innere Kind nicht halten und dann geht es ihm schlecht. Im Grunde machst du wahrscheinlich mit ihm genau das gleiche, wie deine Eltern mit dir gemacht haben.
amor fati

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TimpeTe
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Beiträge: 467

Beitrag Do., 20.01.2011, 09:35

Hallo Wildkatze

Wir durchwandern unsere Lebenszeit in Wellenbewegungen. Und diese Wellenbewegungen sind nicht linear - mal geht's ein Schritt zurück - dann wieder einen nach vorne....
Zu spüren, dass man den Bezug zu einem guten Gefühl wieder verliert, macht verzweifelt. Aber ich denke, es ist "normal", dass man den Kontakt zum "innern Kind" nicht immer halten kann. (Vielleicht können es andere- ich kann es auch nicht)
Meist verurteile ich mich dann für eine mir unliebsame Schwäche. (Das erwachsene "ich" lehnt das "kleine verzweifelte ich" ab! Und sobald ich dieses "kleine, weinende ich" nicht mehr verurteilen muss, geht's auch wieder, mir selber den nötigen Trost zu geben.
Vielleicht erwarte ich manchmal zu viel von mir. Ich erwarte, dass dieses "kleine ich" endlich erwachsen wird. Warum? Es soll doch ein "Wohnrecht" in mir haben.
Und wenn ich ihm diesen gewähre, ist es meist ganz glücklich und muss sich nicht so in den Vordergrund drängeln...

Alles Liebe dir....
medusa
Wenn wir bedenken, dass wir alle verrückt sind, ist das Leben erklärt. (Mark Twain 1835-1910)

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neko
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Beiträge: 599

Beitrag Do., 20.01.2011, 11:05

liebe wildkatze,

die situation die du beschreibst, die kenne ich so gut von mir selber auch. ganz manchmal hilft mir dann ein bewusstes mir verzeihen, weil ich weiß, warum ich so bin wie ich bin, warum es mir so unendlich schwer fällt zu meiner bedürftigkeit zu stehen, obwohl es mich zerreißt und ich eigentlich das herausschreien möchte. meine therapeutin hat mir in so situationen immer gesagt, sie sieht, dass da grad zwei anteile in mir miteinander kämpfen und sie stelle sich das ganz schrecklich und schwer vor, schauplatz eines solchen kampfes zu sein das sind sätze, an denen ich mich festhalte, die mir erlauben, mir auch da zu verzeihen, wo ich weiß, ich tue etwas, das mir nicht gut tut.

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Wildkatze
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Beiträge: 206

Beitrag Mo., 24.01.2011, 09:12

medusa52 hat geschrieben:Wir durchwandern unsere Lebenszeit in Wellenbewegungen. Und diese Wellenbewegungen sind nicht linear - mal geht's ein Schritt zurück - dann wieder einen nach vorne....
Ja...seufz...es ist so schwer zu akzeptieren, dass nach einem Schritt nach vorne auch wieder ein Schritt nach hinten folgen kann.
Meine Thera sagte mir mal so etwas ähnliches. Ein Rückschritt nach einem Fortschritt bedeutet nicht einen totalen Rückfall, denn ich habe gesehen und gefühlt, wie es da weiter vorne gewesen ist.
Es ist so schwierig, diesen bedürftigen, kindlichen Anteil in mir zu akzeptieren, denn ich habe ja auch diesen starken erwachsenen Anteil in mir, so dass mir mein inneres Kind manchmal richtig lächerlich erscheint.
Ich lebe meinen Alltag als die große Wildkatze, indem ich zur Arbeit gehe, als Mutter Verantwortung für meine Kinder übernehme usw. und dann ist da doch wieder dieses kleine, traurige, anhängliche Kind in mir, das nur verzweifelt ist.
Diese Gegensätze sind so krass, dass ich mit diesem ständigen Wechsel schwer zurechtkomme.
"Der kindliche Anteil ist einfach nicht mehr altersgemäß, ich will nicht mehr, dass er mir das Leben schwer macht," sage ich mir dann. Und doch ist er da. Und ich finde es auch gut, dass ich das erkenne und darauf eingehe, aber dieser Wächter sitzt einfach in meinem Kopf, der mir dieses Verhalten verbieten will. Der Wächter findest dieses Verhalten lächerlich. Und doch ist auch ganz viel Angst dabei. Angst vor Ablehnung.

"Bedürftigkeit zu äußern ist lebensbedrohlich. So haben wir es als Kind erlebt." Das hast Du, glaube ich, liebe Medusa, mal in einem Thread geschrieben.
Und genauso ist es. Es ist immer noch eine Bedrohung für mich, meine Bedürftigkeit/meine Anhänglichkeit zu äußern, denn als Kind wurde sie nicht ernst genommen. Da wurde meine Bedürftigkeit abgeschmettert und ich als Kind war hilflos.
Aber heute als Erwachsenen dürfte ich eigentlich nicht mehr hilflos sein. Doch ich fühle mich so hilfllos. Ich weiß nicht immer, was gut und richtig für mich ist.
Ich habe immer noch Angst, dass ich abgelehnt werde. Dass ich wieder alleine bin.
neko hat geschrieben:die situation die du beschreibst, die kenne ich so gut von mir selber auch.
Es ist schön zu wissen, dass ich mit diesem Problem nicht alleine bin. Danke, Neko.

Ich werde dann in der nächsten Stunde eine schwere Stunde haben, in der ich mutig sein muss und will.
Im Moment bin ich schon wieder so weit, meine Bedürftigkeit herunterzuspielen. Damit will ich das innere Kind wohl wieder in den Hintergrund drängen. Aber das lässt es ja immer nur für eine gewisse Zeit zu.....

Es kommt mir manchmal so lächerlich vor, über das innere Kind zu sprechen.
Es erscheint mir wie ein konstruiertes Subjekt, um meine aktuellen Probleme zu rechtfertigen.
Ein erwachsener Mensch, der scheinbar fest im Leben steht, redet über sein inneres Kind. Das klingt so lachhaft.
Und doch ist es wieder der Wächter in meinem Kopf, der spricht und der auf "Funktionieren" getrimmt ist.
Dabei finde ich das innere Kind eigentlich so wichtig.
neko hat geschrieben:meine therapeutin hat mir in so situationen immer gesagt, sie sieht, dass da grad zwei anteile in mir miteinander kämpfen und sie stelle sich das ganz schrecklich und schwer vor, schauplatz eines solchen kampfes zu sein
Ja, das ist ein schöner Satz. Genauso ist es. 2 Anteile kämpfen miteinander. Kein Anteil kann diesen Kampf alleine gewinnen, aber eine Einigung ist schwer.

Vielen Dank für Eure Beiträge, Medusa und Neko.

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HappyGoLucky
Helferlein
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Beitrag Mo., 24.01.2011, 20:41

Hallo Wildkatze,

ich bin ganz neu hier im Forum, aber ich wollte dir trotzdem etwas schreiben.
Was mir aufgefallen ist, ist dass du sehr streng mit dir umzugehen scheinst. Das brauchst du nicht. Es gibt ja kein Patentrezept wie man erwachsen wird oder wie man als Erwachsener zu sein hat. Und ich finde es immer ganz charmant wenn jemand sich etwas von seiner "Kindlichkeit" bewahrt hat. Man kann gar nicht immer alles schaffen. Es ist nur menschlich auch mal zu scheitern. Mir hat mal jemand gesagt: " Jedes Problem, dass an die Tür klopft, hält ein Geschenk für dich in der Hand." Mir fällt es auch immer sehr schwer Bedürftigkeit zu äußern und z.B. um Hilfe zu bitten, weil ich in meiner Kindheit eigentlich keine hatte und hab ich mich nicht selbst um mich gekümmert, dann hat es niemand getan. ( Eltern verstorben,Heim, blöde Pflegeeltern erwischt, wieder Heim usf ) Wenn ich es dann mal schaffe und es "gut" geht, dann hab ich als "Geschenk" quasi z.B. , dass ich größeres Vertauen zu der Person hab, oder die Bindung zu der Person gefestigt wird. Hätte es das Problem nicht gegeben, dann hätte ich von mir bei der Aussprache meiner Bedürftigkeit nicht diese Reaktion bekommen und ich hätte die Bindung nicht vertiefen können. So ist "mein Problem" im Endeffekt auch ein Segen gewesen.

Ich bin mir nicht sicher ob dir mein Beispiel etwas bringt, aber es wird bestimmt auch etwas "Gutes" dabei sein, dass du jetzt noch nicht mit deiner Thera reden konntest. Z.B., dass du doppelt so erleichtert und froh bist, als wenn du es ihr einfach ohne die Grübelei gesagt hättest. Oder du wirst dir durch das viele Auseinandersetzen damit evtl über etwas klar, was du so vorher noch gar nicht geshen hast. Oder sie gibt dir eine Reaktion, mit der du evtl überfordert gewesen wärst, hättest du nicht diesen Streit mit dir vorher gehabt und so bereits im Vorfeld einige Erkenntnisse über dich sammeln können. Wie auch immer, ich wollte dir nur sagen, dass du nicht so streng zu dir sein musst. Erlaube dir ruhig " schwach" und "ein Kind" zu sein. Wir sind alle "Opfer unserer Eltern".
Bitte stelle dir hier einen riiiiiesigen "Drück dich" Smiley vor. Ich weiß leider nicht wie man die hier macht. ( bin zu doof...... )

Süßes Beispiel eines Mitstudenten einer Freundin. Seine Eltern sind "verspätete Hippies" und verfechter der Antiautoritären Erziehung. Heißt im Klartext: ALLES wurde stundenlang ausdiskutiert. Und noch heute bekommt er die Krise, wenn man mit ihm über Probleme länger als 5 Minuten sprechen möchte.Kann er nicht. Da stellen sich ihm die Nackenhaare hoch. Er wollte doch einfach nur seine Strafe, wenn er mist gebaut hatte.
(hab absichtlich nix negatives gewählt, wir sind Beispiele für zu wenig Elternliebe und was sonst nicht noch alles genug) Jeder wird auf seine Art "erwachsen" . Und jeder, selbst Leute aus "gutem Elternhaus" oder mit "liebevollen Eltern", hat ein kleines Kind in sich, das sich einsam oder traurig oder verzweifelt fühlt. Es gibt nicht "die perfekte Kindheit" oder "so hätte es laufen müssen" also gibt es auch in jedem Menschen dieses traurige, wütende Kind. Und es wird für immer da sein. ( Natürlich gibt es unterschide wie traurig und verzweifelt z.B. das Kind ist. Bei Misshaldlungen und Nichtachtung usf ist der Schmerz natürlich ungleich größer!!! ) Es tut weh, aber es ermöglicht uns auch z.B. sich in andere auf einer anderen Ebene hineinzuversetzen. Wenn die traurig oder verzweifelt sind. Es ermahnt uns nicht mit den eigenen Kindern dasselbe zu tun, wie es mit uns passiert ist. Es zeigt uns wie es enden kann, wenn man sich wie die eigenen Eltern verhält und ist eine Art "Negativ Idol". Es gehört zu der Basis deiner Person, was du biher geworden bist und noch alles werden kannst und sollte mit allem was es ist immer einen Platz in deinem Herzen haben dürfen.

Ich hoffe ich hab nicht zuviel Mist geredet oder hab dich oder jemand anderen hier mit meinen Aussagen verletzt. Das war nicht meine Absicht!!!
Ich wollte nur versuchen die positiven Aspekte deines inneren Kindes und sei es noch so einsam und traurig, zu beleuchten. Vielleicht bekommt es dann mehr Akzeptanz von dem Wächter. Denn ohne das Kind würde auch er nicht existieren. Also sollte er sich gut darum kümmern.

Ich bin auch oft einsam und fühl mich verzweifelt. Wenn ich mir das sage, was ich dir geschrieben hab hilft das manchmal. Ich hoffe ich konnte dir damit auch irgendwie hlefen.

Fühl dich gedrück! ( Vielleicht kann mir ja mal jemand sagen wie man diesen Smiley macht, bitte!)

Liebe Grüße, HappyGoLucky

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immermüde
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Beitrag Sa., 12.02.2011, 18:57

hallo an alle,
hab mir das hier durchgelesen, da mein thera meinte ich soll ab jetzt mein inneres kind an der hand enhmen und es beschützen und dann demjenigen gegenübertreten in meinem erwachsensein und dadurch würde ich mich besse fühlen. tja klingt ja gut, kann mir darunter aber gar nix vorstellen. sehe mich zwar in meiner phantasie als kleinkind und erlebe die gefühle von damals im jetzt, doch wie soll ich das anstellen. ich kann mir das so gar nicht vorstellen. als der thera mir das erklärte sagte er immer eindringlich verstehen sie mich, ich hörte nur zu und sagte ja, verstand ja was er sagte, nur umsetzen jetzt zuhause kann ich das nicht. soll ich nächste stunde das nochmals ansprechen und zugeben das ich scheinbar doch nicht verstanden habe, aber irgendwie hab ichs schon verstanden, aber kanns nicht umsetzen. klingt irgendwie verwirrend, aber ev. kann mir einer von euch sagen wie ihr das gemacht habt oder was genau ich vom thera erklärt bekommen sollte. danke

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CrazyChild
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Beitrag Sa., 12.02.2011, 22:47

Hallo immermüde,

habe die letzten 23 Seiten dieses Threads jetzt nicht wirklich ganz mitverfolgt, deswegen könnte es sein, daß ich hier jetzt was schreibe, was schon gesagt wurde.

In meiner Therapie lerne ich durch Imaginationsübungen die Arbeit mit dem inneren Kind. D.h. während einer Imagination begibt man sich auf eine andere Bewusstseinsebene, zum Beispiel auf die des inneren Kindes. Man erinnert sich dann an emotional quälende Situationen, eben zum Beispiel aus der Kindheit, spürt all die Gefühle nochmal. Im zweiten Schritt geht man dann als Erwachsener gedanklich genau in diese Situation rein und gibt dem Kind genau das, was es schon damals in genau dieser Situation gebraucht hätte, z.B. Geborgenheit, Schutz, Sicherheit. Man "rettet" sozusagen das Kind aus dieser Situation. Sinn der Sache ist, zu spüren, daß man den kindlichen Gefühlen von damals, die einem immer noch beherrschen, nicht hilflos ausgeliefert ist, sondern man gezielt dagegen etwas tun kann, dem Kind also helfen kann, und somit sich selbst.

Das klingt kompliziert, ist es auch...Das geht nicht so hopplahopp...erfordert Übung und Mut sich dem zu stellen. Ich habe es bis jetzt erst zweimal gemacht, einmal kam ich ziemlich gut rein und hatte danach auch das Gefühl, daß es mir besser geht, das zweite Mal hatte ich Probleme die Angstgefühle zuzulassen. Da war es dann nicht wirklich erfolgreich.

Liebe Grüße
CrazyChild
LG, CrazyChild

***stay strong***

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immermüde
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Beiträge: 7

Beitrag Mo., 14.02.2011, 16:26

Hallo CrazyChild,
danke für die gute Erklärung. Irgendwie kann ich mir das nicht so ganz klar vorstellen, bzw.nachvollziehen, obwohl ichs versuche, muß dabei aber viel weinen und so mit mir alleine verstärkt das nicht grad meine Stimmung. Habe nächste Woche wieder Therapie, mal schaun ob der Thera nocheinmal darauf zurückkommt. Danke fürs Antworten, alles Liebe.

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jennyfer
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Beitrag Fr., 25.02.2011, 05:04

Hallo immermüde,
immermüde hat geschrieben: Irgendwie kann ich mir das nicht so ganz klar vorstellen, bzw.nachvollziehen, obwohl ichs versuche, muß dabei aber viel weinen und so mit mir alleine verstärkt das nicht grad meine Stimmung.
Mir half es als Erwachsene zu erkennen, dass ich auch mit schwerer Vergangenheit liebevoll zu mir sein darf. Seit ich mir das erarbeitet habe, fällt mir die innere Kind Arbeit nicht mehr schwer. Weil, auch wenn es weh tat, die kindlichen Gefühle nochmals bewusst zu fühlen, stand da dann trotzdem Ich, als Erwachsene, die bereits fühlte liebenswert zu sein - mit allem was ich erlebt habe.

An dieser Stelle ging dann alles viel leichter. Weil dann (so war es bei mir) ein liebevolles erwachsenen Ich `das kleine verletzte ich`viel stärker umsorgen konnte. Viel mehr Liebe `rein`kam, und von mir als Erwachsene somit die Situation des alten Schmerzes viel besser aufgefangen wurde.

Vllt kannst du was damit anfangen. Und ich würde das dem Thera sagen, denn, nur weil er es erklärt hat, musst du es nicht `können`. Es braucht Zeit und Liebe, bis dieser Zugang auch ohne grössere Gefahr /Angst funktionieren kann. Dann kann es auch zu einem sehr schönen Erlebnis werden, durch das fühlen `ich konnte meine kleine (wieder) ein Stück weit in ihrer Not begleiten, somit auch mir im Jetzt dadurch weiter helfen`.


Liebe Grüsse
jennyfer
...

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JMH
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Beiträge: 69

Beitrag Sa., 26.02.2011, 03:51

Ich habe den Threat nicht mitverfolgt.
Aber zum Thema "inneres Kind" - warum, zum Teufel noch mal, ist es immer noch da???
Oder warum, hat es sich erst nach Jahrzehnten so heftig gemeldet, dass ich wahrnehmen konnte, dass da immernoch ein Problem besteht????

Warum sind die Schatten der Vergangenheit immer wieder so mächtig?

Ich erkenne natürlich heute Gründe, erkenne durch die Therapie - schlechte Muster.
Aber es hilft mir bisher nicht, diese zu ändern.
Im Jetzt, anders zu fühlen.

Irgendwie bin ich in manchen Reaktionen/Emotionen einfach auf der Stufe eines Kindes stehen geblieben. Aber diese Erkenntnis nützt mir nichts.
Man/ich kann nicht so einfach "nachreifen".
Wieder Vertrauen in einen Menschen fassen.
Lernen zu lieben.
Nicht mal diurch eine Therapie, wo einem Wohlwollen und Verständnis entgegen gebracht werden.
Denn sehen wir es real, Therapeuten leben von einer vertrauensvollen Beziehung.
Leben sie und fühlen sie, - was sie ehrt !

Dennoch sind Therapeuten nun mal nicht wirklich die Menschen, die Einfluss darauf hatten, wie wir wurden, und wer wir sind.
Oder zumindest, wir es fühlen zu sein. Verquer wie es manchmal auch scheint...

Ich weiß, es klingt alles ziemlich wirr. Vielleicht kann es trotzdem jemand nachvollziehen????
Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

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jennyfer
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weiblich/female, 38
Beiträge: 1025

Beitrag So., 27.02.2011, 03:30

Hallo JMH,
JMH hat geschrieben:warum, zum Teufel noch mal, ist es immer noch da???
Oder warum, hat es sich erst nach Jahrzehnten so heftig gemeldet, dass ich wahrnehmen konnte, dass da immernoch ein Problem besteht????
Unsere Vergangenheit wird immer ein Bestand unseres Lebens bleiben und will integriert werden. Das geschieht M.E. Stückweise um es gerade noch aushalten zu können.
Warum sind die Schatten der Vergangenheit immer wieder so mächtig?
Da sie immer noch in ihrer Verletzung sind.
Ich erkenne natürlich heute Gründe, erkenne durch die Therapie - schlechte Muster.
Aber es hilft mir bisher nicht, diese zu ändern.
Im Jetzt, anders zu fühlen.
Ein Erkennen alleine genügt leider nicht. Es gehört auch ein inneres Loslassen mit dazu, dass es sich verändern kann.
Irgendwie bin ich in manchen Reaktionen/Emotionen einfach auf der Stufe eines Kindes stehen geblieben. Aber diese Erkenntnis nützt mir nichts.
Man/ich kann nicht so einfach "nachreifen".
Wieder Vertrauen in einen Menschen fassen.
Lernen zu lieben.
Vllt kann es manchmal auch zu einer Lebensaufgabe werden. Von richtiger Liebe konnte ich bei mir erst sprechen, als ich mich selber lieben wollte/durfte/konnte. Dann ging das auch im Bezug zu anderen Menschen. Zuvor war es eine emotionale Abhängigkeit, die ich sehr lange nicht erkennen konnte. Wie auch, mein Leben war so grauenhaft, da sucht man nach ein wenig Beständigkeit.
Nicht mal diurch eine Therapie, wo einem Wohlwollen und Verständnis entgegen gebracht werden.
Denn sehen wir es real, Therapeuten leben von einer vertrauensvollen Beziehung.
Leben sie und fühlen sie, - was sie ehrt !
Versuch Mal (wenn du magst) in dich zu gehen, kannst du von dir schreiben, dass du das Wohlwollen sowie Verständnis deines Therapeuten auch "eingelassen" hast? Kann es sein, dass du nur beobachtest, Erkenntnisse erlangst, es jedoch noch brauchst dich verschliessen zu müssen?
Dennoch sind Therapeuten nun mal nicht wirklich die Menschen, die Einfluss darauf hatten, wie wir wurden, und wer wir sind.
Oder zumindest, wir es fühlen zu sein. Verquer wie es manchmal auch scheint...
Suchst du innerlich die Hilfe von den Jenigen, die deine Probleme erschaffen haben, als Kind?


Liebe Grüsse
jennyfer
...

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