Traumaverarbeitung, ein langer Prozess

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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Ophelia12
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Beitrag Di., 18.04.2017, 11:32

Hoeselboesel hat geschrieben: Di., 18.04.2017, 09:37 Liebe Maskerade
Ich kann es durchaus nachvollziehen den Fokus neu zu setzen und ich glaube das versucht jeder im Rahmen der Möglichkeit.
Mir ging es auch nicht darum im Verharren der Vergangenheit.... es mehr das mal für sich zulassen von Emotionen. ...
Egal ob Weinen oder herzlich lachen oder auch Wut ... Sobald da etwas aufkommt blockieren ich das als wäre es was unerlaubtes aber trotzdem fühle ich es ...Ich lasse es nur nicht zu.
Und das ist dann das ich wie versteinert maskenhaft durch den Tag gehe.Andere sagen ich wirke unnahbar...Das werde ich auch ausdrücken weil ich die Nähe nicht einordnen kann und nicht auszuhalten weiss... ich weiss nie wann mein Gegenüber umkippt und mir nix gutes will.

Ich versuche irgendwie zu lernen meine Emotionen für mich zu erlauben und oft genug sind eben da die alten Massregelungen der Eltern die mich da hemmen.
Irgendwie war alles verboten...
Heule nicht rum, was gibt's zu lachen , ach sind wir mal wieder wütend, .....
Egal wie ich mich verhalten hab es war nicht richtig
Und dann macht man das alles nicht mehr ,
Aber es schnürt einen nur so selber ab....
Dieser ewige Knoten im Hals und der Druck auf der Brust....

Hi du,

Ich finde du machst das richtig gut. Gerade sich das Gefühl zu erlauben ist doch ein Schritt gegen die Depression und gegen die Autoaggression . Wenn man Gefühle andauernd unterdrücken muss bleibt der Seele doch kaum was anderes übrig als Depressiv zu werden.

Ich war lange, lange Zeit schwerst depressiv. Es ging nix mehr. Und ich verstand nicht wieso. Seitdem ich es auch ab und zu mal fühlen darf wieviel unrecht an mir begangen wurde und das ich jetzt nicht mehr mit solchen Kriminellen zu tun haben muss, dass ich mich schützen darf und das ich dem 4. Gebot der Bibel nicht befolgen muss, seitdem ich weiß ich darf und ich muss auf mich aufpassen. , seitdem gehts mir wesentlich besser.

Als ich noch mehr Kontakt zu der Herkunftsfamilie hatte, ging es mir sehr viel schlechter als jetzt. Ich bin zuvor im Leben wie erstarrt, kam nicht vom Fleck weg. Nun bewegt sich endlich was. Und. , ich darf fühlen, was ich früher nie durfte. Ich durfte das unrecht nie benennen. Ich musste immer für den "Familiefrieden" mich selbst verleugnen. Nun darf ich zu mir stehen.

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Hoeselboesel
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Beitrag Di., 18.04.2017, 13:20

Liebe Ophelia 12
Hab vielen Dank....
Ja ist ein versuchen mit ganz viel Unsicherheiten
Und immer die Frage ob ich es mir auch nicht zu leicht mache gerade auch mit den Schuldzuweisungen.
Aber es geht mir mitunter wesentlich besser.
Neulich geisterte erst wieder so ein oft gehörter Satz durch meinen Kopf...." du elender verfluchter undankbarer Wanst "...
Ich hab mich dann mal paar Tage hingesetzt und mich so richtig schriftlich bedankt....Für all die Sch.... ist ziemlich viel und heftig geworden , aber es war so befreiend.Habs natürlich nicht weg geschickt.
Das brauch ich halt auch immer mal - mir Luft machen.
Mit dem vielen Geschreibsel könnte ich Bücher füllen, aber der Markt ist schon voll davon.
Vl.mal irgendwann für mich.
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.


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Maskerade
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Beitrag Di., 18.04.2017, 14:21

Liebe Hoeselboesel,

was Du beschreibst, geht mir gerade sehr nah. Wahrscheinlich deshalb, weil ich beim Lesen das Gefühl hatte, Du beschreibst mich gleich mit. Du kannst es so gut in Worte fassen und beschreiben. Das ist meiner Meinung nach eine große Gabe und und eine wichtige Recource.
Ich finde es gut, daß Du so zumindest teilweise Entlastung, Befreiung, usw. ... erlangen kannst.

Auf den Inhalt Deines Posts kann ich im Augenblick nicht eingehen, stecke gerade zu tief drin.
Eben weil ich gerade bei meinen Eltern bin.
Liebe Grüße, Maskerade

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Maskerade
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Beitrag Di., 18.04.2017, 15:10

Ich find es wahnsinnig schwer, mir selbst und meiner Wahrnehmung zu trauen.

Weder durfte ich eine eigene Meinung haben, noch durfte ich aufmucken,
die Gefühle habe ich aus Selbstschutz selbst abgespalten, Diskussionen gab es nicht, ich hatte still zu sein, denn mein Vater hatte IMMRER Recht und wenn Gegenwehr kam, folgte promt die Strafe. Da kann man sich ja nicht normal entwickeln ! Von den ganzen MB-Geschichten, den Mißhandlungen, usw. ..., mag grad gar nicht alles aufzählen, mal abgesehen. Und da alles schon vor der Zeugung begann, nimmt es kein Wunder, daß ich heutzutage bestimmte Schwierigkeiten und Probleme habe. Und sozusagen gezwungen werde, mich damit auseinandersetzen. Und daß die Folgen von alledem so heftig sind, daß ich nicht mehr Arbeiten kann, auch einihe andere dinge, jahrelang diese Medikamente nehmen muß, an der Armutsgrenze leben muß, usw. ... ja klar, das hätte ich wahrscheinlich alles nicht, hätte ich nicht in dieser Familie gelebt. Aber hatte ich denn eine Wahl ?

Ich mußt schon schon sehr früh meine Mutter beschützen und trösten. Ja die Rollen waren sehr früh verkehrt worden. Wenn der Vater nachts randlierte, ging sie oft aus dem Haus. Wir wußten nicht, wo sie hin ging, wußten nicht, ob und wann sie wiederkommen würde. Wir waren mit dem Vater allein und noch zu klein um uns zu wehren. Wir hatten so viel Angst vor ihm und seinen Handlungen. Irgendwann kam sie wieder Sie war heillos überfordert. Schon mit zwei Kindern und einem aggressiven Alkoholiker. Und dann der Jüngste noch, der nach 3 Monaten gestorben ist, der hatte keine Krankheit oder so, ich vermute daß er daran starb, daß er keine Liebe bekommen hat. Meine Mutter hatte 0 Bezug zu diesem Kind. Sie hat es praktisch versorgt, also gefüttert, Windeln usw ... aber sonst war da nix !

Trotz allem hat sie es nicht geschafft, ihre Kinder zu nehmen und zu gehen. Damals waren einfach andere Verhältnisse, sie war ein Flüchtlingskind, sie hatte außer ihren Eltern niemanden, wo sie hingehen hätte können und das ging schon rein praktisch nicht. Aber auch emtional hat sie nicht so eine gute Beziehung zu ihnen gehabt, denn auch sie ist ein Kind aus einer Vergewaltigung im Flüchtlingslager ( Aufseher ). Und auch ihrer Mutter hat es auch erlebt ... Die Kreise schließen sich, der Mißbrauch zieht sich durch Generationen. Und immer wieder frage ich mich, ob ich mich vielleicht doch hätte wehren können. Aber das konnte ich nicht, das ist eigentlich keine Frage.

Eben und bei so einer schrägen Entwicklung, mit so wenig Normalität, ich kann mir nicht vorstellen, daß sich ein Mensch da gut entwickeln kann. Und doch ist es so, daß es auch viele Menschen gibt, die ähnliches erleben und sich trotzdem gut entwickeln. Wie kann das sein ?

Wie auch immer, ich muß es im Jetzt erlernen. Ich will es auch, aber es schreit von Ungerechtigkeit. Und es ist sehr mühsam. Manchmal vergeht mir da schon die Lust, das Leben zu erkunden und als etwas positives zu sehen.

Auch am Ende wieder die Frage: Wie kann ich mir und meiner Wahrnehmung trauen, was brauche ich dazu ?

Erst zur letzten Therapiestunde bin ich wieder mit der Frage da gessen, stimmt das eigentlich alles, habe ich das wirklich erlebt, oder mache ich mir nicht vielleicht doch etwas vor. Und beschuldige ich meine Eltern für etwas, das sie gar nicht getan haben ?
Meine Therapeutin hat mir gut geholfen, daß ich meiner Wahrnehmung trauen kann, aber die hab ich ja nicht immer bei mir, sie läßt keinerlei Zweifel daran, daß alles Wirklichkeit und Realität ist. Nur ich selbst lasse mich manchmal noch täuschen. Zumal dieses mickrige Selbstwertgefühl von früher manchmal durchscheint und mich zu irritieren versucht.

Das Problem ist, daß ich krass beides sein kann, selbstbewußt, aber auch das kleine ängstliche, hilflose Mädchen von früher, und wenn ich das erlebe, dann erlebe ich das als Gegenwart. Alles in mir äußert sich in Extremen, die über normale ( mag das Wort nicht ) Reaktionn hinausgehen kann. Die Mischung der Diagnosen bringt genau das zum Ausdruck. ...
Liebe Grüße, Maskerade

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Krümmelmonster
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Beitrag Di., 18.04.2017, 15:46

Hallo Maskarade,
danke für deinen Texte, hab in erst heute entdeckt.
ich schreibe jetzt kurz da ich mich jetzt bewegen muss.
Deine Wahrnehmung dies kannste vertrauen.
Aber hatte ich denn eine Wahl ? wird schwer sein, wenn man keinen hat, wo man sich anvertrauen kann.
Wie kann ich mir und meiner Wahrnehmung trauen, was brauche ich dazu ? Dich! Bedürfnise und Dinge die Dir gut tuen, dein leben langsam gestalten wie du es willst, wer dich hindert aus deinem Leben raus schmeißen. Grob gesagt.


shesmovedon
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Beitrag Di., 18.04.2017, 16:41

Natürlich muSS man sich ans 4.Gebot halten.Gott gab die Gebote uns, damit wir friedlich sind.

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Ophelia12
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Beitrag Di., 18.04.2017, 17:38

Liebe Maskerade
Danke dir für deine Worte. Sie erinnern mich sehr stark an meine Familiengeschichte. Auch meine Mutter ist ohne liebe groß geworden auch meine Mutter hat ihr Geschwisterchen im Alter von 3 Monaten verloren. Meine Mutter hat schlimme Gewalt in ihrer Kindheit erlebt und suchte sich einen Mann ( meinen Vater) der ihren Vater so ähnlich war.
Und sie hat ihre unverarbeiteten Dinge an mir weitergegeben.
Sowas wird ständig weitergegeben bis man mal durchcheckt was da los war.
Schlendrian hat geschrieben: Di., 18.04.2017, 16:41 Natürlich muSS man sich ans 4.Gebot halten.Gott gab die Gebote uns, damit wir friedlich sind.
Ganz kurz, ich muss schon mal gar nix :)..und würden die Eltern die Kinder Lieben und mit Respekt behandeln müsste es gar nicht dieses Gebot geben, denn dann würden nämlich die Kinder ihre Eltern genauso lieben wie sie geliebt wurden,. Kinder sollten um seiner selbst willen geliebt werden und nicht erst dann wenn sie irgendetwas geleistet haben.


shesmovedon
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Beitrag Di., 18.04.2017, 17:41

Gott bringt Liebe und nur weil andere sich nicht an die Gebote halten, kann man es selbst tun und besser machen. Das bringt auch innerlichen Frieden.

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Tupsy71
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:04

Also, wenn ich das beim Überfliegen richtig verstanden habe, denkt ihr- abgesehen von blade- dass man die Aufarbeitung der Vergh nicht mit"durcharbeiten" machen soll!?? Wie aber dann? Ich denke, sollange die Vergh weh tut, ist sie noch nicht verarbeitet,oder? Wie schafft man es dsnn???
Was das 4. Gebot betrifft Schlendrian: Ein Gebot heißt auch, " du sollst nicht töten" und das was viele Eltern ihren Kindern antun ist seelischer Mord, also muss man die Mörder lieben??? Ich kann das nicht. Schaffe es nicht mal, mich zu mögen. Also ist auch nix für meine Eltern übrig- sorry

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Ophelia12
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:28

Tupsy71 hat geschrieben: Di., 18.04.2017, 18:04 Ein Gebot heißt auch, " du sollst nicht töten" und das was viele Eltern ihren Kindern antun ist seelischer Mord, also muss man die Mörder lieben??? Ich kann das nicht. Schaffe es nicht mal, mich zu mögen. Also ist auch nix für meine Eltern übrig- sorry
Das trifft den Nagel auf dem Kopf. Es soll ja auch Eltern geben die ihre Kinder so stark misshandeln das sie bleibende Schäden ihr Leben lang haben werden. Und diese Eltern sollte man natürlich auch lieben.
Nene. Da komm ich nicht mit. Kann jeder machen aber wenn man selbst anfängt diese Ungerechtigkeiten zu hinterfragen und ein kitzekleines bisschen Mitgefühl für das Kind was man mal war was so misshandelt und missbraucht wurde,von den eigenen Eltern, dann müsste man merken das dieses Gebot zumindest für mich ( als Erwachsener Anteil ), nicht geht .


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Maskerade
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:31

Krümmelmonster hat geschrieben: Di., 18.04.2017, 15:46 Hallo Maskarade,
danke für deinen Texte, hab in erst heute entdeckt.
ich schreibe jetzt kurz da ich mich jetzt bewegen muss.
Deine Wahrnehmung dies kannste vertrauen.
Aber hatte ich denn eine Wahl ? wird schwer sein, wenn man keinen hat, wo man sich anvertrauen kann.
Wie kann ich mir und meiner Wahrnehmung trauen, was brauche ich dazu ? Dich! Bedürfnise und Dinge die Dir gut tuen, dein leben langsam gestalten wie du es willst, wer dich hindert aus deinem Leben raus schmeißen. Grob gesagt.
Liebe Krümel,

ja, das war mein Los, ich hatte niemanden, bzw halt erst viel später. Doch da konnte ich mich längst nicht mehr jemanden anvertrauen.

Mein Nick hier, Maskerade, hat dort seinen Ursprung, ich war immer das freundliche , nette Mädchen, anständig und unauffällig. Diese Rolle habe ich so perfekt gespielt, daß ich nicht mehr wußte, daß es nur eine Rolle ist. Niemand sollte merken und das ist mir mit Bravur gelungen, ich bin eine fabelhafte Schauspielerin, aber aus heutiger Sicht bin ich nicht stolz darauf. Als ich dann so krank wurde, mußt ich die Ärzte oft erst davon überzeugen, daß es mir schlecht geht. Sie konnten es sich nicht vorstellen. Die Rolle war das einzige in meinem Leben, das ganz sicher war und dessen Sicherheit ich auch wahrnehmen konnte.

Im Kopf weiß ich, daß ich meiner Wahrnehmung trauen kann, aber ich kann es so oft nicht fühlen, verstehst. Ich möchte wissen, wie sich diese Dinge anfühlen. Mittlerweile darf ich sie teilweise erleben, doch die Skepsis ist bis jetzt nicht weg gegangen.

Ich zog bei meinen Eltern 2 Tage nach meinem 17 Geb. aus. Der Gemeindepfarrer war der einzige, zu dem ich gehen konnte. Was nicht gleichzusetzen ist, mit über diese Dinge zu reden. Aber er hat mich mit seinen Möglichkeiten unterstützt und das werde ich ihm nie vergessen. Als ich zu Hause raus war, hat mein Vater noch zwei weitere Jahre versucht, mich unter Kontrolle zu halten, was ihm aber zusehens weniger wurde.

Ich lernte wirklich liebe Menschen kennen, machte meine Ausbildung in einem Heim für geistig- und mehrfachbehinderte Kinder und Jugendliche, das von Ordensschwerster in einer guten Weise geführt hatten.

Zum ersten mal in meinem Leben fühlte ich zumindest manchmal, sicher und manchen Augenblick sogar geborgen. Das war für mich völlig neu. Und die Ausbildungsschwester und ich, wir verstanden uns einfach klasse. Mit ihr durfte ich viele Erfahrungen machen, die mir in meinem Leben weiter geholfen haben. Ich habe ich, so, wie es eben damals konnte, vertraut. Sie wußte bei weitem nicht alles, aber das war irgendwie auch nicht so wichtig damals, ich hatte ja so vieles abgespalten, daß ich es selbst nicht mehr im Bewußtsein hatte, so auch die ganze MB-Geschichte. Die Schwester tat mir gut und sie hat mir in vielen Belangen geholfen, das ist es, was zählt. Eben und so durfte ich, im Laufe der Jahre auch noch andere kennenlernen. Irgendwie gab es überall, wo ich war, Menschen die für mich da waren, die mich in welcher Weise auch immer unterstützt haben. Häufig waren es eben Ordensleute.

Ich denke, in diesen 4 Jahren ist ein ganzes Stück an Nachentwicklung geschehen.
Als ich damals, mit 19 J meinen Führerschein hatte und Opa ein gebrauchtes Auto bekam, begann ich, den Kontakt zu meinen Eltern, bzw. vor allem zu meinem Vater, abzubrechen.
Immer wieder mal für ein ganzes Jahr. Über die Jahre verteilt war das öfter der Fall.
Aber von da an war ich auf jeden Fall etwas freier und konnte tatsächlich anfangen, mein Leben so zu gestalten, wie ich es möchte. Nur merkte ich, daß das nicht ausreichte, um die entstandenen Defizite auszugleichen. Da sind bis heute noch so viele Dinge, von denen ich nicht weiß, wie sie gehen, wie man dies oder jenes macht. Deswegen bin ich nach wie vor am lernen ...

Und die Zeiten, in denen mich die Unsicherheit, mir meiner nicht sicher sein, Hilflosisigkeit, Angst, usw. ... muß ich immer noch durchstehen und durchkämpfen. Es hat sich schon verändert, aber es ist halt nicht weg, abgearbeitet, Haken dran ...
Liebe Grüße, Maskerade

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Hoeselboesel
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:37

Liebe Ophelia 12 und Maskerade
Habe nun auch paar mal geschluckt und ich erwähnte es schon mal vieles ähnelt sich in den Geschichten.
Zum einem die maroden Familienverhältnisse die sich über Generation wiederholen gepaart mir den Erziehungsmethoden die gerade zur jeweiligen Zeit aktuell sind.Dieser ewige Hixkhack in der Familie gab es bei mir auch, mal wurde mit den Großeltern gesprochen dann wieder monatelang nicht....
Irgendwann sind sie ausgereift und waren sang - und klanglos weg. ( Also bin ein DDR Kind )
Und dann die Väter einschließlich der Stiefvater die mitunter soviel gesoffen haben und entweder brüllend heim kamen und dann meine Mutter durch die Wohnung prügelten oder nur vollgepisst und bekommt auf den Boden ihren Rausch ausschließen. Wenn es ganz schlimm wurde musste ich noch in der Nacht von zu Hause weg ( da war ich so 4 und bin bei einer Kindergartentante oder jemand anderen untergekommen.
Meine Mutter weinte jeden Tag danach sie trennt sich von ihm , aber sie hat es nie geschafft.
Am Ende erst wenn die Polizei mal wieder einen in Haft nahm , aber da war schon der nächste da und das gleiche Spiel von vorn.
Ich weiss das Alleinerziehend in den 70 er Jahren eine Katastrophe war und dazu scheinbar noch die Angst zu verarmen.
Und irgendwie hat man sich nicht so schnell vom Partner getrennt wie es heute möglich ist - Frau war einfach abhängig.
Als ich dann im Heim war hatte ich nur das Konzept eingetauscht, also die staatliche Erziehung gegen die katholische.
Vieles was ich dort lernte sitzt eben auch so tief und zum Teil auch widersprüchlich zu dem was Mutter einst vorgab.
Aber es hängt halt....
"Du sollst Vater und Mutter ehren".... Kinder gab es da nicht.
" Sexualität dient nur zum Kinderbekommen - dabei soll man weder Lust noch Spass haben "...

So eine verlogene Scheisse, als hätte ich von meinem Stiefvater ein Kind haben wollen.

Ich habe auch und verstehe es bis heute nicht ....
Meine Mutter wusste wie elend es sich anfühlt wenn man geschlagen und erniedrigt wird, warum erspare ich das nicht meinem Kind.
Im Gegenteil irgendwann hat sie diesen Part selbst übernommen und diese ganze Verantwortung auf mich abgewälzt.
" was habe ich mir mit dir aufgehalst... oder
Ich weiss gar nicht was ich verbrochen habe,dass ich mit dir so gestraft bin..."
Gern auch " das hast du wieder Klasse hingekriegt, mich soweit zu treiben,dass ich gar nicht anders kann."

Sicher wird dies dem ein oder anderen bekannt vorkommen.

Mein Stiefvater ( also ich nannte ihn für mich immer nur Nr.5 ) der war dann der ruhige und verständnisvolle....
Diese vielen Abende die ich mal wieder ohne Essen im Bett zu Strafe abzuliegen hatte.. Er kam dann mit ner Schnitte und entschuldigte sich für Mutter.
Damit hat er mich letztendlich gekriegt.
Solche kleinen Geheimnisse....bis die halt irgendwann grösser wurden.
Er hat mich nicht geschlagen. ...er wollte halt nur
bewiesen haben das ich ihn gern habe....
Sonst kann er nicht bleiben und muss meine Mutter wieder verlassen.

Das dumme mit 10 Jahren durchschaute ich das gar nicht.


Ich hab einfach nur versucht jedem gerecht zu werden und nicht aufzufallen.
Und das habe ich die letzten Jahre so weiter gelebt
Bis der Spagat einfach zu groß wurde.
Ich konnte nicht mehr allen gerecht werden...
Am Ende hab ich meine Kinder gewählt und nun auch mich.

Den einzigen Vorsatz den ich immer hatte ich stehe vor meinen Kids , egal was ist....
und ich halte mein Kind nicht vor mich wenn mein Partner mich schlägt.
Naja und die vielen Eigenarten die ich so an den Tag lege die eine Beziehung auf Dauer unmöglich machen.

Bin glaube etwas abgewichen vom anfänglichen.
Aus Steinen die einen in den Weg gelegt werden kann man immer noch was schönes bauen.


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Maskerade
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:40

Tupsy71 hat geschrieben: Di., 18.04.2017, 18:04 Also, wenn ich das beim Überfliegen richtig verstanden habe, denkt ihr- abgesehen von blade- dass man die Aufarbeitung der Vergh nicht mit"durcharbeiten" machen soll!?? Wie aber dann? Ich denke, sollange die Vergh weh tut, ist sie noch nicht verarbeitet,oder? Wie schafft man es dsnn???
Was das 4. Gebot betrifft Schlendrian: Ein Gebot heißt auch, " du sollst nicht töten" und das was viele Eltern ihren Kindern antun ist seelischer Mord, also muss man die Mörder lieben??? Ich kann das nicht. Schaffe es nicht mal, mich zu mögen. Also ist auch nix für meine Eltern übrig- sorry
Hm, also ich denke auf jeden Fall, daß es wichtig ist, die Traumata durchzuarbeiten. Nur habe ich gesagt, daß ich persönlich es nicht so wichtig finde, jedes einzelne Trauma bis in jeden Winkel hinein durchzukauen. Das ist aus meiner Sicht weder wichtig, noch nötig, noch dienlich um eine bessere Zukunft zu erlangen. Ich denke, es kommt vor allem auf wesentliche Erkenntnisse, Erfahrungen/ Erlebnisse mit Menschen, eine Art Nachentwicklung und auf den eigenen neuen Weg an, für den ich selbst einen neuen Focus setze.

Was die Gebote angeht, so finde ich, daß man hinsichtlich der Bedeutung tiefer schauen müßte, als diese Worte so zu übernehmen.
Zuletzt geändert von Maskerade am Di., 18.04.2017, 19:01, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße, Maskerade

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Hoeselboesel
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:51

Hallo Tupsy

Also ich brauch das für mich schon einfach weil sich so nach und nach auch meine Verhaltensweisen,Abneigungen und auch Trigger überhaupt erst erklären.

Die Meinung das nicht zwingend zu tun kenne ich auch , aber nur im Zusammenhang mit dem momentanen Zustand indem sich die Person gerade befindet.
Ich glaube etwas Stabilität braucht es auch dafür.
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Beitrag Di., 18.04.2017, 18:58

Hoeselboesel,

Du bist eine Unglaublich starke Frau, auch wenn es für Dich sicher nicht immer spürbar ist.
Zuerst Deine eigene Geschichte und dann noch dazu die Verantwortung für Deine Kinder. Das hätte ich im Leben nicht geschafft.

Früher wollte ich auf keinen Fall Kinder. Während meiner Ehe hat sich das etwas geändert, aber im Anbetracht dessen, daß ich geschieden und alleine lebe, bin ich eigentlich froh, daß es so ist. Denn ich denke, wenn mein Kind mich einer bestimmtenten Zeit, also Jahre, erlebt hätte und alles mitbekommen hätte, was ich mit mir gemacht habe, dann wäre es schon allein deshalb schwierig gewesen. Ich hätte das einfach nicht geschafft. Hatte keine Erfahrung mit Kindern und hätte bei 0 beginnen müssen. Viel später habe ich mich eben für andere Kinder und Jugendliche eingesetzt. War beim Kinderschutzbund tätig und habe auch einzelne Kinder betreut. Das ging ganz gut. Aber ich hatte lange ganz große Angst vor Babys, wußte nicht einmal, wie man sie halten muß. Das ging auch über Jahre.




Da fällt mir meine Therapeutin gerade wieder ein, sie fragte ob ich in den Jahren des MB nicht schwanger geworden bin. Glücklicherweise nicht kann ich da nur sagen ! Das hätte ich nicht verkraftet, ich glaube, da hätte ich mich ...
Liebe Grüße, Maskerade

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