DIS: Ich verstehe das nicht

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
Benutzeravatar

Tamila
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 617

Beitrag So., 05.10.2014, 11:33

Hallo Jenny,

die erste Stufe deiner Beschreibung vom Ablauf bis in die DP ist bei mir ganz ähnlich.
Wenn ich dann immer noch nicht für Ruhe und Entspannung sorge, dann brechen sozusagen alle Verbindungen in mir ab. Ich bin dann gar nicht mehr in der Lage zu denken, fühlen, mich zu erinnern, ... so als würde die Verbindung zu meine Gefühlen, Gedanken, Erinnerungen, ... abbrechen. Ich fühle mich dann vollkommen leer, so als würde ich gar nicht existieren. Das geht einher mit, nicht mehr laufen können, die Beine und Arme nicht mehr bewegen können. Ich sitze dann z.B. stundelang in der Ecke und bewege mich keinen Milimeter. Ich habe das Gefühl, ich hätte aufgehört zu atmen. In diesem Zustand nehme ich gar nichts mehr wahr. Ich höre nichts mehr, sehe nichts, ... Ich bin völlig weg, völlig erstarrt.
Wenn mir in diesem Zustand eine bekannte Person begegnet, bemerke ich sie gar nicht.
Das kenne ich so nicht. Da ich dann völlig das "Bewusstsein verliere", mich nicht mehr erinnere. ich wüßte also nicht, ob ich irgendwo da saß. Bei mir kommt es schon so vor, dass ich tatsächlich einkaufen gehen wollte, aber dann einen Filmriss habe bezüglich meiner weiteren Vorgehensweisen, Handlungen, irgendwie weiß ich schon was ich mache, aber ich bin dann nicht agierend, aber auch nicht im typischen DP-Nebel. Und plötzlich sitze ich da und "erwische" mich wie ich mir meine zeit meines Lebens aufgehobenen Pumuckl-Cassetten anhöre. Es ist aber auch nicht so, dass ich die nicht gehört hätte.
Sehr sehr schwer zu beschreiben. Passt jetzt für mich weder in die DP noch in die DIS. Mein Therapeut meint einfach, das das innere Kind sozusagen da "gewinnt" , wie als würde das Unterbewusstsein gewinnen über das Oberbewusstsein, das einkaufen gehen wollte. Und tatsächlich finde ich in der Gestalttherapie von Perls auch hierzu was: er nennt es Topdog und Underdog. Also wohl unter- und Tagesbewusstsein. Und sein Fazit: Underdog gewinnt immer, wenn sie andere Bedürfnisse haben.
Bedürfnisse die verdrängt wurden. Als Kind habe ich nicht genügend Kindheit erlebt. Mein Therapeut meint, da will halt das Kind in mir (das Unerfüllte in mir) halt was nachholen.
Klingt heute für mich auch nachvollziehbar. Deshalb habe ich in meinem Job mit Kindern es auch ganz gut. Ich finde schnell einen Zugang über meine eigene Lust am Spiel usw. Ich kenne die heutige Figuren, Serien usw. es macht mir sogar oft Spaß sie anzusehen.

Bei mir scheint die zweite von dir beschriebene Stufe im Schlaf oder im wachliegen auf dem Bett zu passieren. Wenn ich mal endlich mich hinlege, z.B. an meinem freien Tag, weil ich echt viel Stress hatte und sonst nur weiter und weiter was erledige und mache...denke sowieso immer, ich mache noch zu wenig...dann verfalle ich im Bett in diese absolute Starre oder ja sogar absolute Lähmung! Das fühlt sich dann oft so schlimm an, das ich das Gefühl habe, wenn ich nicht es schaffe irgendwie mich zu bewegen, werde ich nicht mehr aufwachen und ich denke, ich könnte dann -ohne die sehr starke Kraft, oft viele Anläufe, doch aufzustehen und mich zu bewegen- tagelang so schlafen, und zwar absolut tief und scheinbar unbeweglich. Oft sind mir dann die Arme oder Beine eingeschlafen, wenn ich doch dann mich rausholen kann.

Ich scheine es also noch ins Bett zu schaffen Ich habe tagsüber nie motorische Probleme. Naja, gut, stimmt nicht ganz. Wenn ich doch wie ein Automat durch die Gegend laufe, dann stoße ich mich z.B. permanent an, spüre den Schmerz gar nicht. Manchmal musste ich früher so heiß duschen, dass ich fast Verbrennungen hatte, um endlich meinen Körper wieder zu spüren, aus dem schon alle Lebenskraft und Wärme scheinbar rausfloss.

Ja, Stress und Überanstrengung, Angst und Anspannung, das sind meine Hauptlebensthemen. Immer noch.

LG Memory
PS: bis zur PM dann.
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]

Werbung


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag So., 05.10.2014, 12:03

@ Memory
Und plötzlich sitze ich da und "erwische" mich wie ich mir meine zeit meines Lebens aufgehobenen Pumuckl-Cassetten anhöre.
Bei mir sind es Märchenfilme.
Fühlst du dich dann so, als wärst du klein?
Mir hat man damals auch erklärt, dass sich da ein Kind zeigen würde. Ich nehme mich aber nicht als Kind wahr. Märchenfilme entspannen mich einfach. Man muss nicht denken, ... es enspannt mich einfach.
bis zur PM dann.
OK. Bin erst morgen wieder da.

Viele Grüße
Jenny
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

Benutzeravatar

Tamila
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 617

Beitrag So., 05.10.2014, 12:47

Hi Jenny,

nein, ich fühle mich nicht vollständig wie ein Kind. Ich denke, es ist einfach regressives Verhalten.

Und ja, mich entspannt das auch enorm! Ich kann dann -aber nicht so wie das da mal passierte- auch nebenbei arbeiten und es fällt mir leichter.

LG Memory
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]

Benutzeravatar

Tamila
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 617

Beitrag So., 05.10.2014, 13:16

Hallo Jenny,

ich kann auf deine PM nicht antworten. Es steht "kein Benutzer" dort. Es ist scheinbar nicht aktiviert worden...
hab es einstweilen mal auf word bei mir gespeichert.

LG Memory
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]

Werbung

Benutzeravatar

Wandelröschen
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 50
Beiträge: 994

Beitrag So., 05.10.2014, 20:11

Hallo Jenny und Memory,
ich les so ein bisschen mit, danke für eure Beiträge, so das ein oder andere kenne ich auch, mehr oder minder ausgeprägt. Möchte mich jetzt nur zu zwei kleinen Punkten kurz einbringen:
Memory hat geschrieben: Fakt ist auch, dass es Energie raubt und klaut und man nie ganz lebendig ist und kraftgeladen. Von dem her ist es klar, dass man keinen Stress mehr erträgt, wenn soviel weggedrängt wird. Ich nenns mal so, weggedrängt. Weil es schon ein Kraftakt ist, finde ich.
Jou, sowohl bei der Dp als auch bei der DIS. Um ein multiples System aufrecht zu erhalten, brauchts auch ne ganze Menge Energie. Und sei es nur, um möglichst nicht nach außen aufzufallen, zu funktionieren, zu kontrollieren. Aber selbst die Natur um uns herum ist auf Energieeffizienz ausgelegt. Und dieses merke ich auch gerade bei uns. Integration, wie bei vielen DIS-Therapeuten als oberstes Ziel angesehen, war nie vorherrschendes Ziel bei uns. Aber wenn in der Hinsicht was passiert, sind wir bestimmt auch nicht böse drum. Und es hat sich was in der Hinsicht getan. Eine, die allerdings nicht im Außen agierte, ist nicht mehr wahrnehmbar seit langem, und ein anderer tritt seit einiger Zeit auch nicht mehr in Erscheinung im außen wie im innern. Vielleicht auch, weil seine Funktion nicht mehr benötigt wird, ich sie in gewisser Weise übernommen habe, das, was er verkörperte, zu meins wurde, also integriert, weil vielleicht seine/meine Baustelle bearbeitet ist? Weiß nicht so genau, muss es auch nicht bis in alle Einzelheiten.
Auf jeden Fall stelle ich fest, dass dadurch Energien freigeworden sind, die wir jetzt für anderes verwenden können, fühlt sich auf jeden Fall gut an. Dadurch wird unsereins, um bei Memorys Worten zu bleiben, immer lebendiger und kraftgeladener.
Jenny Doe hat geschrieben: Sämtliche Therapien, in denen Klienten nicht wie eine Person behandelt werden, finde ich bedenklich. Eine Therapie sollte die Dissoziation nicht fördern, auch wenn Frau Huber der Ansicht ist, dass das erst mal sein muss. Eine Therapie sollte darauf abzielen, dass der Klient lernt zu akzeptieren, dass es das selber ist und selber erlebt hat. Aber das ist meine Meinung.
Das ist wirklich eine Gradwanderung, die da betrieben wird. Es war für unsereins schon sehr hilfreich in der Anfangszeit auch mal zu schauen, wen es alles so gibt. Denn bei unsereins (und bei anderen DIS´lern, die ich inzwischen auch kenne) war es eher so, dass wir die DIS geleugnet haben, nicht wahrhaben wollten, obwohl wir schon eigentlich registrierten, dass es so ist. Da hilft es schon, wenn der Thera mit einem zusammen da mal genauer hin sieht, es auseinander klamüstert. Ist sonst eher wie ein abwehren, weglaufen. Aber sonst hat man auch keine Handlungsgrundlage in der Therapie. Es hilft einem schon sehr, sich da mal besser kennenzulernen.
Aber, und ich glaube Jenny, da siehst du das Problem (ich auch), es besteht dabei die (nicht unerhebliche) Gefahr dabei mehr zu zerstückeln, als was da ist, aus jeder Gefühlsregung eine Person zu machen (was es ja nicht ist) und was zu zementieren. Dissoziation zu fördern finde ich auch sehr fraglich.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.

Benutzeravatar

Tamila
Forums-Gruftie
Forums-Gruftie
weiblich/female, 48
Beiträge: 617

Beitrag So., 05.10.2014, 21:01

Liebe Wandelröschen,

ich musste kurz schmunzeln, als ich deine Signatur las:

"Wer, wenn nicht ich". Das passt doch grad gut zum Thema .

Ich habe mal versucht mit der Ego-State-Therapie in Reinform zurechtzukommen, kam aber es aber nicht.
Es fühlte sich so seltsam an. Bis auf bestimmte Sachen, wie die Kämpferin, denn das ist meine Seite an mir
(ja, Seite fühlt sich besser an zu sagen),die nur am kämpfen ist, wie eine Amazone, ohne Mann, eher gegen
Männer. Frauenpower. So sind viele Frauen bei mir in der väterlichen Verwandtschaft. Aber sie übernehmen sich
alle.

Aber ansonsten fühlte ich mich immer mehr verwirrt und habe das schnell wieder aufgegeben. Was ich aber besonders
oft wahrnehme ist das "weiblich/männlich" Prinzip. Anima und Animus (vielleicht nicht in der Form von C.G. Jung, sondern
so wie ich es empfinde. Innerer Mann, innere Frau, inneres Kind. Und da alle diese Facetten auch wieder Facetten haben,
da könnte man diese wiederum selektieren und in Anteile umwandeln.
Aber es war gut, dass mein Therapeut sowas gar nicht kennt oder macht. Er nimmt nicht mal den Begriff "inneres Kind", sondern fragt mich "wie alt bist du jetzt?" eher als Weg herauszufinden, wo ich jetzt hänge, in welchem Zeitabschnitt
meines Lebens.
In der Gestalttherapie (meine Lieblings-Therapieform) arbeitete eine tolle Therapeutin (leider nur Privatzahler) mit mir
mit Blättern auf die ich z.B. Gefühle schrieb. "Traurigkeit". Und dann fragte sie z.B. "wie alt bist du (Traurigkeit)?".
Und dann kommen erstaunliche Dinge heraus. Ich sagte "15" und das war das Alter, in dem meine Eltern sich scheiden
ließen und ich mein Zuhause sozusagen verlor.

Allerdings kann ich eben nicht sagen, was für jemand mit einer "echten" DIS braucht ...das wage ich nicht zu behaupten.
Kann mir aber vorstellen, dass vielleicht dennoch es gut wäre, so gut wie es geht das Wort "ICH" und "DU" zu gebrauchen.Die grundlegenden Wörter für Identität.

LG Memory
लोकाः समस्ताः सुखिनो भवन्तु]


Jenny Doe
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 56
Beiträge: 5037

Beitrag So., 05.10.2014, 21:26

@ Memory
Es steht "kein Benutzer" dort.
Dann hab ich wohl zu diesem Zeitpunkt depersonalisiert und war nicht mehr da. Dass das sogar dem Forum auffällt, ... *Lach*
Deine E-Mail ist angekommen. Ich antworte dir die Tage.

@ Wandelröschen,

danke für deine Erfahrung.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Fr., 10.10.2014, 09:42

Liebe Alle,

Ich hab da etwas mitgelesen und es wühlt mich ziemlich auf, da ich jetzt einiges besser verstehe und mir gewisses (Behandlungsmethoden) bekannt vorkommt.
Es tut mir leid zu hören, was für einen Schaden es anrichtet, wenn den Leuten eine Diagnose wie diese aufgedrückt wird, wo es für die Betroffenen nicht passt.

Ich möchte mich hier nicht als "echte Multiple" oder so outen, da halte ich es eigentlich mit Stern, die Diagnose ist für mich zweitrangig, wichtig ist, dass ich meine Empfindungen wahrnehmen, äussern und mit dem Therapeuten konstruktiv am Umgang damit arbeiten kann.

Für mich war der Moment, als mein Therapeut nach einer Weiterbildung bei Nijenhuis erklärt hatte, er verstehe mich jetzt endlich, und sich entschuldigt hat für seine Monatelange Falschbehandlung wie Weihnachten für mich.
Trotzdem gingen mir dann seine Fragen wie "wer ist jetzt da?" und auch "wie alt sind sie jetzt?" auf den Wecker.
Auf die erste Frage antwortete ich konsequent immer mit "ich", und was die Frage nach dem Alter betrifft, habe ich ihn "umerzogen" damit er fragt" wie alt FÜHLEN sie sich?"
Ich hab mich auch geweigert, den Teilen verschiedene Namen zu geben. Ich hab dann jedoch eingewilligt, verschiedene Holzklötze als Symbole zu benutzen, damit ich ihm erklären kann, wo in welchem Teil ich mich befinde, welchen Teil ich auch noch spüren kann und zu welchen Teilen ich gar keine Verbindung hab.

Mit mir in Kindersprache reden geht gar nicht, das habe ich meinem Therapeuten auch gleich abgewöhnt.
Es kommt allerdings vor, dass Kinderteile mit ihm sprechen, und dann gewisse Worte nicht verstehen und sich auch kindlich, also mit beschränktem Vokabular und Wortverständnis ausdrücken.
Kinderteile sind bei mir Anfangs Zustände gewesen, in die ich durch innere oder äussere Trigger hinein gerutscht bin und dann keinen Zugriff mehr auf mein allgemeines Wissen, die Zeit und die Realität mehr hatte. es hat mir geholfen, als der Therapeut begonnen hat, mit mir in diesen Zuständen zu kommunizieren, oder mit diesen Teilen eine Beziehung aufzubauen, weil ich dadurch endlich jemandem mitteilen konnte, was passiert ist.
Ausserdem habe ich einen grossen Teil, der dann zuhören kann und dann klärt sich so einiges, Verständnis für mich selbst endlich!
Ich empfinde jedoch gar kein Bedürfnis, mich als Kind irgendwo in einem Chat für Kinderteile zu tummeln, ich hab den Kindergarten in mir drin, danke.
Kinderteile kommen bei mir auch nur hervor, wenn sie getriggert werden, und dann spulen sie ihr beschränktes Programm ab und behindern mich sehr, mit ihren unerträglichen Gefühlen und den eingeschränkten Fähigkeiten. Dann weiss ich zum Beispiel nicht mehr wie Kochen oder Einkaufen geht, das ist sehr beängstigend.
Meistens kann dann ein grosser Teil übernehmen, aber wenn die Kinderemotionen zu stark werden, drückt es die grossen wie weg, und ich kann gar nichts mehr tun.

Es gibt aber auch Teile, die wissen nichts von den anderen, da bin ich dann schon ein paar mal fast aus der Praxis gelaufen, weil ich ja anscheinend kein Problem hab.
Ich fühlte tatsächlich in mir nichts und konnte das, was ich anscheinend in anderen Sitzungen gesagt habe, nicht mit mir selbst in Verbindung bringen.

Ob das DIS ist?
Wer soll mir das bestätigen? Es ist meine Wahrnehmung, mein Erleben, und damit muss gearbeitet werden.

Aus Berichten erkenne ich folgendes mehr oder weniger bei meinem Therapeuten wieder:
- Eine Art Faszination und Begeisterung für diese "Störung". Auch eine Begeisterung für die Weiterbildung (Behandlung DIS) und fast etwas Missionarisches kann ich raushören. Ich kann mich aber auch irren.
- Die Tendenz, einen Switch zu "sehen" wo keiner war, und sich dann stolz auf die Schulter zu klopfen, hab dich erkannt. (Da gilt aber meine Wahrnehmung, nicht seine!)
- eine gewisse spirituell angehauchte "Bewunderung" für mich oder was da läuft. (Hab ich sogleich abgeklemmt, mit der Bitte auf dem Boden zu bleiben und mit mir zu arbeiten.)
- auf meine Frage, ob er jetzt noch mehr Patienten mit dieser Störung habe, kam ein "ja, viele", was mich stutzig machte.
Anfangs war ich die einzige, und jetzt hat plötzlich die Hälfte der Patienten dasselbe? Bei denen sei es nicht so extrem abgetrennt wie bei mir. Naja , da hoffe ich, er schätzt das richtig ein und arbeitet nicht mit Teilen, wo es nicht nötig ist!

Ich persönlich bin froh, dass mein Therapeut mir glaubt, dass ich das alles wirklich erlebe und z. T. nicht oder nur knapp kontrollieren kann.

Wo ich eine grosse Gefahr sehe, sind regressionsfördernde Interventionen, allgemein in der Therapie, und besonders wenn mit Kindlichen Teilen oder dem Inneren Kind gearbeitet wird.
Ich mache gerade selbst meine Erfahrungen dazu und habe zum Glück einen Therapeuten, der mich grundsätzlich in meiner Selbständigkeit unterstützt.


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Fr., 10.10.2014, 09:49

@hope, ich würde es nicht begrüssen, wenn Du oder andere in Kliniken oder bei Therapeuten bewusst etwas vorspielen würden, damit die dort etwas lernen. (Nämlich, dass sie sich täuschen können).
Das hätte zur Folge, dass noch mehr Menschen, die das eben NICHT spielen, vorgeworfen wird, sie machen nur Theater und wollen Aufmerksamkeit usw.
Dabei müssten Therapeuten einfach besser auf die Patienten hören, unvoreingenommen auf die Menschen zugehen und nicht die aktuellste Modediagnose in jedes Wimpernzucken rein interpretieren!

Auf die Frage, ob das Umfeld, besonders ein Partner, diese Vorgänge nicht bemerkt, kann ich nur von mir sprechen, aber mein Mann bekommt das sehr wohl mit und ist froh, dass ich jetzt eine Therapie mache, die endlich "anschlägt" und mir gewisse Dinge endlich bewusst werden.
Durch das bessere Co-Bewusstsein verringern sich Alleingänge tatsächlich, das erleichtert auch ihn sehr.

Wir haben zusammen sozusagen einen Witz erlebt, noch bevor mir die ganze Diagnose gestellt wurde (eine nach vielen...)
Der geht so:
Wir haben gestritten, und ich versuchte, ihn zu beschwichtigen, indem ich sagte:" hör doch auf, wir sind halt verschieden."
Er entgegnete verzweifelt:" nein, DU bist verschieden!"
Da mussten wir beide so lachen.
Aber jetzt weiss ich, was er damit gemeint hat...

Benutzeravatar

Sinarellas
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 40
Beiträge: 2125

Beitrag Fr., 10.10.2014, 12:05

@igelkind hahaha der ist ja genial. den merk ich mir :>

"Ob das DIS ist"
Falsche frage, frag eher so "ob das multiple ist`"
Denn: Multiplizität findet sich nicht nur in der DIS sondern auch ind er DSNNS und im entferntesten SInne in der Ego-state-disorder.
Grundtonus ist aufjedenfall die Ich-Zersplitterung. Das Sich-nicht-als-Ganzes Fühlen.

Meine Therapeutin (ich habe diagnostizierte DIS) hat immer gleich auf mich reagiert, fand ich am anfang total bescheuert und letztlich aber genau richtig.
Sie hat mich gestärkt im Gefühl "ich", also das Wirich. komisch irgendwie.

Ich praktiziere aber auch ganz fest seit Stellung der Diagnose das ICH und nichtmehr das ständig "ich muß mit wir schreiben und wir sehen das so blabla". Das ist in meinen Augen alles andere als hilfreich.
Ich bin immer ich, mal sind mehr dergleichen meinung, mal weniger, aber für die umwelt bin ich immer ein mensch, auch wenn viele mitreden.

Auch bin ich der meinung, dass das Umfeld das auf kurz oder lang IMMER miterlebt und mitbekommt,d ass man viele ist, aber es nicht annähernd so definieren kann geschweige denn ausdrücken.
..:..


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Fr., 10.10.2014, 16:05

@Sinarellas
Danke für Deine Antwort.
Das ist interessant, dass Multiziplizität auch weiter gefasst wird. Das ist wirklich ein weites Feld, und eigentlich habe ich es in letzter Zeit beiseite gelassen, mich da umfassend zu informieren.
Ich will in erster Linie mich verstehen und mit mir klar kommen, nicht eine Diagnose verstehen und "erfüllen" oder eben nicht.

Was denkst du oder andere, wie wichtig ist es, genau "richtig" diagnostiziert (Schubladisiert) zu werden und sich damit auseinander zu setzen?
Ich hab in dem Sinn auch diagnostizierte DIS, und anfangs war ich erleichtert, dann fürchtete ich mich vor der kommenden Arbeit und war traurig (es bestätigte sich, dass ich nicht normal bin, anders bin, das tat weh), dann war ich fast etwas stolz und fühlte mich erstmals einer bestimmten "Menschenart" zugehörig (da gibts noch mehr wie ich!), dann zweifelte ich (aufgrund von Schriften, die von angelesen, induziert oder Theatermacher handelten) und dann entschied ich für mich, dass eben ich entscheide was ich bin und was nicht.

Das heisst für den Moment ich lasse die Frage nach dem "wer / wie bin ich" möglichst offen. Auch wenn mein Therapeut ganz sicher ist, dass ich DIS hab, wir die Behandlung danach gestalten und es mir hilft, werde ich mich immer dafür offen halten, dass es auch ganz anders sein kann.
Ich will mich nicht in eine Richtung drängen lassen, und mich aber auch nirgendwo rechtfertigend wieder finden, ob ich eine "echte Multiple" sei.
Was andere von mir denken, damit möchte ich endlich mal abschliessen. Wie ich sei und zu sein habe... das hatte ich mein Leben lang schon genug gehört.
Ich weiss, was ich fühle und erlebe, ich kann das in Worte fassen und ich möchte, dass man mir das glaubt und dabei hilft, damit klar zu kommen oder Veränderungen einzuleiten, damit es mir besser geht. Soweit fühle ich mich gefestigt, und ich hoffe, dass ich auch anderen gegenüber diese Offenheit und den Respekt entgegen bringen.

Ich fühle mich sehr verletzlich, und ich denke, das geht allen so, wenn ich hier etwas persönliches berichte, wie sich das (wenn auch nur ungefähr) in meinem Inneren abspielt.
Es interessiert mich aber, ob es anderen auch so geht wie mir, und wie die das machen. Was andere erleben und was ihnen hilft.


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Fr., 10.10.2014, 16:40

@ Jenny Doe
Sämtliche Therapien, in denen Klienten nicht wie eine Person behandelt werden, finde ich bedenklich. Eine Therapie sollte die Dissoziation nicht fördern, auch wenn Frau Huber der Ansicht ist, dass das erst mal sein muss. Eine Therapie sollte darauf abzielen, dass der Klient lernt zu akzeptieren, dass es das selber ist und selber erlebt hat. Aber das ist meine Meinung.
Das sehe ich auch so.
Ich vermute, das "auseinander halten" der Teile hilft als erstes dem Therapeuten, sich da im Innenleben und den meistens sehr komplizierten Strukturen und den verschiedenen Beziehungen zurecht zu finden. Er sollte jedoch unbedingt nehmen was da kommt, und nicht auf Teilchensuche gehen oder gar dem Patienten weismachen, dass es Teile gibt, und welcher Teil was wie tut und will, und ob der grad anwesend ist oder nicht. Das obliegt der Wahrnehmung des Betroffenen!

Ich erlebe meine Therapie so, dass sich Teile unkontrolliert nach vorne drängen und sich ziemlich klar von einigen oder allen anderen distanzieren wollen, lieber ein Leben ohne die führen wollen, und der Therapeut macht mir dann klar, dass das eben alles zu einer, nämlich meiner Person gehört.
Auch sagt er mir nie, "sie sind jetzt im Kind so und so", sondern ich stecke in einem fest, und er macht mich darauf aufmerksam, dass ich eigentlich auch erwachsen und selbständig bin. Er versucht immer, mich mit mir selbst zu verbinden, darum empfinde ich es auch als hilfreich.

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Fr., 10.10.2014, 17:51

Igelkind hat geschrieben:Auch sagt er mir nie, "sie sind jetzt im Kind so und so", sondern ich stecke in einem fest, und er macht mich darauf aufmerksam, dass ich eigentlich auch erwachsen und selbständig bin. Er versucht immer, mich mit mir selbst zu verbinden, darum empfinde ich es auch als hilfreich.
Darum geht es auch bei entsprechender Arbeit... alles andere ist Fehlverständnis (sei es des Therapeuten oder auch des Patienten, der musterentsprechend agiert) oder Falschanwendung... also es geht nicht darum, möglichst immer tiefer "ins Kind" zu gehen und dabei einen Lolli zu lutschen bis man sich irgendwann einen Strampler zulegt und sich diesen anzieht. Das entspräche vielmehr lediglich Förderung der Abhängigkeit und Aufteilung... bzw. es kommt halt darauf an: Wer höhere Kompetenzen hat, dem würde es (platt gesagt) sicherlich auch nicht schaden ab und an einen Strampler überzuziehen (nur hätte diese Person vermutlich nicht einmal den Bedarf, das zu tun)... bzw. mit einigermaßen reifen Patienten kann man anders arbeiten, weil dann bestimmte Risiken (wie maligne Regression, Aufteilung) eher nicht oder nicht so ohne weiteres zu erwarten sind. Falschanwendung bei whatever kann aber natürlich immer und jeden schaden... je reifer, desto besser kann man das vermutlich ausbügeln bzw. sagen: no, thanks... hier läuft etwas gewaltig schief. Ich steige aus.

Ich finde auch nicht sooo wichtig, wie man etwas nennt... sondern wichtiger ist, aus meiner Sicht, dass die Dynamik einigermaßen klar ist... DIS ist nur eine besondere Aussprägung von Dissoziation. Daher sehe ich es auch nicht als so besonders an, sondern bin eher bei Memory. Was ich jedoch als logisch ansehe: Was nicht bewusst ist, ist kaum bearbeitbar. Daher kann es zunächst wichtig sein, etwas aufdeckend zu arbeiten, um dann zu verbinden. Und das kann sich natürlich erstmal wie Förderung der Dissoziation anfühlen, obwohl es wichtiger Zwischenschritt ist.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)

Benutzeravatar

stern
[nicht mehr wegzudenken]
[nicht mehr wegzudenken]
weiblich/female, 99
Beiträge: 25012

Beitrag Fr., 10.10.2014, 18:22

Igelkind hat geschrieben:Für mich war der Moment, als mein Therapeut nach einer Weiterbildung bei Nijenhuis erklärt hatte, er verstehe mich jetzt endlich, und sich entschuldigt hat für seine Monatelange Falschbehandlung wie Weihnachten für mich.
Trotzdem gingen mir dann seine Fragen wie "wer ist jetzt da?" und auch "wie alt sind sie jetzt?" auf den Wecker.
Auf die erste Frage antwortete ich konsequent immer mit "ich", und was die Frage nach dem Alter betrifft, habe ich ihn "umerzogen" damit er fragt" wie alt FÜHLEN sie sich?"
Ich hab mich auch geweigert, den Teilen verschiedene Namen zu geben.
Cooler Umgang von dir damit. Ich glaube auch, dass solche Fortbildung etwas heikles haben können... und sich Therapeuten dann umso sensibilisierter sind, etwas zu sehen, was sie dort gelernt haben... bzw. schlimmer noch: Etwas in den Patienten legen, was vielleicht eher zu einer Fortbildung oder zur Fantasie oder Angst, etc. des Therapeuten gehört als zum Patienten. Auf letzteres reagiere ich auch hochgradig allergisch, wenn ich denn verdacht habe, sowas könnte passiert sein. Das will ich in einem Punkt mit meiner Thera auch noch klären, wie eine bestimmte Wahrnehmung zustande gekommen sein könnte. Aber wichtig finde ich Abgrenzung davon, was schlichtweg nicht passt. Vielleicht resultiert das bei manchen Theras auch daher, dass das für sie nicht so gut durchschaubar ist, dass sie sich dann eher an Schablonen orientieren als am Patienten, der ja im Normalfall für sich sprechen kann. Oder Unerfahrenheit, die dann zur Falschanwendung führt. Keine Ahnung.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
«

(alte Weisheit)


Igelkind
Forums-Insider
Forums-Insider
weiblich/female, 43
Beiträge: 264

Beitrag Fr., 10.10.2014, 18:29

Danke Stern für Deine Antworten.
Es gibt noch so vieles an mir, was ich nicht verstehe... das auszuhalten finde ich manchmal schwer.
Ich leide in der Therapie vor mich hin, und wir beide, der Therapeut und ich wissen nicht genau, was wir tun sollen.
Immerhin geht es mir jetzt zwischen den Sitzungen viel besser.

Meine Tochter motzt, weil sie den Computer benutzen will, und ich lese und suche da rum, ob jemand ähnliches erlebt wie ich.

Werbung

Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag