Wirklich schade, wo ich doch gerade versuchen wollte, noch ein paar "abgefahrene Behauptungen" in die Welt zu setzen, um sie dann mit einem Beweis zu untermauern.
Wie wäre es da z.B. mit: "Die Erde ist doch tatsächlich eine Scheibe!"
Also, auf die letzte Frage zuerst: "Völlige Passivität" ist wohl das, was man im Volksmund auch den "Zahn der Zeit" nennt. Physikalisch gesehen, also der Entropiesatz. Demzufolge kann es das bei lebenden Objekten gar nicht geben, da Leben ja an einer Art Selbstorganisation (Autopoiese) definiert werden kann. Ich bevorzuge da dann eher "Inaktivität" für einen anscheinend passiven Daseinszustand...Blaubaum hat geschrieben:das interessiert mich brennend: wie empfindest Du Dein tai chi-training unter dieser voraussetzung, und wie unterscheidet sich Deine wahrnehmung dabei von Deiner (taktilen) wahrnehmung in situationen, bei denen Du "völlig passiv" bist und z.b. lediglich von einer anderen person berührt wirst?
...
andere (oder nicht andere) frage: gibt es völlige passivität?
Die Frage über das Tai-Chi finde ich wahnsinnig interessant, kann aber keine abschließende Antwort geben:
In aller Regel ist es so, daß meine Übungspartner zumeist viel mehr erspüren, als ich. Scheint aber umgekehrt auch so zu sein... Das kann also gut ein allgemeines Merkmal der Methode sein.
Mir fällt es aber wesentlich schwerer als den Mitstreitern etwas zu entwickeln, was unser Meister "Absicht" nennt. Da geht es also um eine klare Vorstellung von dem, was ich erreichen will, die sich dann umgehend etwa in einer Art "selbsterfüllender Prophezeiung" manifestiert. (Einmal meinte jemand zu mir, ich müsse ihr nicht erst ein Loch einbrennen, bevor ich sie pushe... ) Erst an der Wirkung wird also die "Absicht" deutlich. Auffällig dabei ist, daß es mir trotzdem vergleichsweise leicht fällt, eine reale Wirkung zu erzielen, während ich aber nicht wirklich etwas spüre dabei, sozusagen im "Blindflug" und ohne echte Kontrolle.
An anderen Tagen nehme ich mich und den Partner dann wieder wie "gläsern" war. Dieses Gefühl einer Präsenz ist zwar selten, kommt mir aber extrem aktiv vor und ist dabei immer mit einem Durchbruch vom bloßen Verstehen zum echten Begreifen verbunden - und daher sehr beglückend.
Die taktile Wahrnehmung dabei: "Normal" "passiv" reagiert man da ja wohl auf den Druck, der auf die Haut ausgeübt wird. Das ist mir übrigens fast unerträglich kitzelig, wenn es nicht flüchtig ist und ich mich dabei in meinem Körper anwesend fühle. (In solchen Fälle wird meine Körper häufig taub, was wohl auch der Grund für die oben erwähnten "Blindflugerfahrungen" ist.) Beim Tai Chi erlebe ich Berührungen inzwischen aber eher wie eine Art "Sog" - also das, was die Theorie "klebend anhaftend" nennt. Und in letzter Zeit gibt es da in meiner aktiven Wahrnehmung noch so ein "unter dem Radar durchfliegen": Das ist so ein "nichts spüren", aber mit gewissem intuitiven Durchblick, der doch noch eine Kontrolle ermöglicht. Das empfinden die Übungspartner zumeist als verwirrend und ermüdend. Und in der Übungssituation ist das wohl auch nicht so sehr erwünscht....