Gottsuche: Reizthema und Möglichkeit

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Blaubaum
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 18:07

forcefromabove hat geschrieben: In diesem Sinn halte ich die aus dem Sündenfall ableitbaren selbsterfüllenden Prophezeihungen für äußerst nützlich.
Hört sich für mich irgendwie masochistisch an.

Ich leite die selbsterfüllenden Prophezeihungen nicht aus dem angeblichen Sündenfall ab, sondern umgekehrt den Sündenfall aus den Prophezeihungen.
Wenn man einem unschuldigen Kind ständig einredet, es sei mit ca. 95% seiner selbstbestimmten, natürlichen, spontanen Handlungen schuldig schuldig schuldig, dann verändert diese blödsinnige Botschaft seinen Hirnstoffwechsel derart, dass selbst unter ansonsten günstigsten Umweltbedingungen (materieller Wohlstand) eine verschüchterte, lustfeindliche Krüppelkreatur dabei rauskommt, und unterdrückte natürliche Triebe suchen sich einen alternativen Weg, sich auszudrücken, z.B. in Form von mentaler Verwirrtheit und/oder Sadismus.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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krabath
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 18:16

Blaubaum hat geschrieben:Erteile Dir hiermit widerruflich die Lizenz zur weiteren +-0-Nutzung.
Bitte um Ausgleich (z.B. ein Mangalitza am Spiess)
bitteschön!

vorher

nachher!
Schön, zu beobachten, wie sich meine Denkanstösse still und leise in die Hirnwindungen meiner Mitposter schleimen. Das gibt mir das Gefühl von Macht und Nicht-mehr-wegzudenken-heit.
Wow, ich bin beeindruckt! Das habe ich nämlich nicht gelesen, Ehrenwort! Das kollektive Gedächtnis wirkt also doch...

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 18:29

Saul hat geschrieben:
dass diese "ach so heiligen Leute" nicht weniger profan sind als du oder ich.
ein buchtip dazu: tilmann moser "gottesvergiftung"

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 18:30

Blaubaum hat geschrieben:Danke, Aditi! Bitte mehr davon, wenn Du magst. Ich finde es interessant und es tut mir gut.
sumerer, ägypter, griechen, römer –
wenn wir von altertum sprechen, so meinen wir das griechische und das römische altertum. von unseren eigenen vorfahren spricht man nur aus distanz. noch heute glauben wir, diesseits der alpen hätte vor den römern geschichtsloses dunkel geherrscht, das nur barberei heißen kann, in dem wilde mit bärenfell herumtappen. das hat seine ursache darin, dass wir die welt mit römischen augen betrachten. dem mitteleuropäer ist seine eigene vergangenheit abhanden gekommen und übernimmt diese vergangenheit aus den hochkulturen anderer welten. das wirklich historische interesse beginnt, nachdem die kirche sich etabliert hatte und dabei achtet man besonders darauf, alles, was es vor den römern an kultur nördlich der alpen gab, in den bereich der märchen und des aberglaubens zu verweisen. das bild des grobschlächtigen wilden wird gezeichnet, der wildschweine halbroh und am stück verschlang. es war, wie fast alles im leben, in wahrheit ganz anders.
einst lebten in den nördlichen breitengraden die protokelten. sie waren mit dem lauf der sterne ebenso vertraut, wie mit den kräutern der mutter erde. die kelten sprachen ihnen zauberkraft zu. sie müssen also eine hochentwickelte kultur gehabt haben. auch waren sie offenbar äußerst friedfertig und freundlich. es ist anzunehmen, dass die kelten viel von den urbewohnern übernahmen, die astromonie ebenso wie das religiöse weltbild, das ein zutiefst spiritueller gottmutterglaube war. über jahrtausende lebten die menschen nördlich der alpen in sippen, verbänden und stämmen. ein reich, ein staat oder eine nation waren unbekannte patriarchale begriffe. diese alten völker lebten ursprünglich in einer matrilinear organisierten gesellschaft. es gab keine monogamen bindungen, also auch keine folgsamen frauen und keine unehelichen kinder. ihre zeitrechnung entstand nach dem weiblichen zyklus und kannte 13 monde statt 12 monate. das männliche prinzip wurde im heiligen weißen hirsch verehrt. der geschlechtsakt wurde als gottesdienst verstanden.
es fiel den römern schwer, diese völker in ihr eigenes weltbild einzupassen, aber sie taten ihr bestes. unser bild von unseren vorfahren ist danach. um zu verhindern, dass die sturköpfigen heiden auch weiterhin ihre heiligen stätten ehrten, setzte man auf jede gleich eine kirche, mit vorliebe eine der maria geweihte. da vermissten die unfreiwilligen christen die gottmutter nicht zu sehr.
ich empfehle jedem, mal in eine kirche mit der absicht zu gehen, die energieströme aufzuspüren. man muss dabei gar nichts tun. nur stehen bleiben und „fühlen“. die energie ist immer dort am stärksten, wo der altar steht. nur mut, stell dich hinter den altar, dort wo erlaubterweise nur der priester steht: eine unglaubliche energie herrscht dort. die „heiden“ hatten ihre kultstätten an besonderen energieplätzen oder energie-kreuzungslinien.

aditi

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 18:44

Blaubaum!

Etwas verstehe ich nicht.
Wenn ich dich richtig verstanden habe, dann bist Du vom christlichen Konzept, Gott auf der einen Seite der Teufel auf der anderen nicht sonderlich angetan.
Und zwar weil die Kirche dadurch Angst erzeugt und eine Zwangslage in den Menschen provoziert wo eigentlich keine ist.
Daraus ergeben sich dann soziokulturelle und quasi als Vorstufe innerpsychische Konflikte, welche wenn überhaupt, nur auf krankmachende Weise in die eigentliche Realität des Lebens zu integrieren sind.
Wenn ich Deinen Standpunkt somit in einigermaßen akzeptabler Form beschrieben haben sollte, dann stimme ich soweit damit überein.

Trotzdem erscheint mir Deine Kritik, wie zum Beispiel
jetzt zum Thema Sündenfall in den christlichen Gesamtkontext eingebettet.
Woraus sich für mich die Gretchenfrage ergibt, auf die es Dir freisteht zu antworten oder eben nicht.
Ich werde diese Frage nur einmal stellen und solltest Du es vorziehen nicht darauf einzugehen, sie nicht wiederholen.

mfG

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 18:49

Saul hat geschrieben: Wie wurde der Nationalsozialismus möglich?
ich darf da alice miller aus "der geheime schlüssel" zitieren und bitte um verständnis für meine begrenzte zeit.

wenn die züchtigung des kindes als ein liebesbeweis ausgegeben wird, führt das zu einer verwirrung, die später ihre früchte trägt. wenn sich diese kinder auf der politischen ebene betätigen, setzen sie das einst an ihnen begonnene zerstörungswerk fort und tarnen dies ebenfalls mit ihrer rolle als heilsbringer, wie einst ihre eltern taten. sowohl stalin als auch hitler wollten angeblich nur gutes. das morden war ja nur ein notwendiges mittel zum guten zweck. diese ideologie haben sie von beiden eltern vermittelt bekommen. wäre dies nicht so, wäre ien elternteil als helfender zeuge aufgetreten und hätte das kind vor brutalität und lieblosigkeit des anderen geschützt, diese kinder wären später nicht zu verbrechern geworden.

lg
aditi

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 19:15

Alice Miller - Du sollst nicht merken.
Lese ich gerade. Außergewöhnlich mutige Frau (außergewöhnlich nicht weil sie eine Frau war, sondern außergewöhnlich als Mensch im allgemeinen)
Glaube Sie hatte damit wirklich recht.
Aus dem Zusammenhang gerissen kann diese Textstelle aber auch zur Schlussfolgerung verleiten, dass aus Opfern überdurchschnittlich häufig Täter werden, was mE nicht der Fall ist. Wohl aber könnte es sein, dass wenn Opfer Täter werden, dies in besonders ausgeprägter Form passiert. (Zur Identifikation mit dem Aggressor addiert sich dann vielleicht noch was hinzu)

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 19:22

Nitrat hat geschrieben: dass aus Opfern überdurchschnittlich häufig Täter werden,
alice miller betont und vlt hätte ich das besonders hervorheben sollen: wäre ein elternteil als helfender zeuge aufgetreten und dieser zeuge muss nicht zwingend ein elternteil sein, wie miller in ihren büchern schreibt, irgendjemand - nachbarIn, lehrerIn, bekannte/r, geschwister, freundIn - als zeuge.

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 19:32

Aditi!

Naja, und wenn es nicht einmal einen helfenden Zeugen gibt. Meinst Du dann das Schicksal des Opfers sei damit besiegelt ohne Chance dem Teufelskreis zu entgehen.
Glaube/hoffe nicht, dass Du dieser Meinung bist, oder doch?

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Saul
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 19:33

Alice Miller in allen Ehren. Aber ich bezweifle, liebe Aditi, dass sie an dieser Stelle zu Recht zitiert ist, da es ja vor allem (sowohl im Nationalsozialismus als auch im massenhaften "Folgen" der kirchlichen Ideologie) um ganze Kollektive geht.

Weiter oben habe ich beide Ideologien (Nationalsozialismus und "institutionalisierter" Gott-Glaube) gegenübergestellt, da meines Erachtens die Ursachen solcher Massenphänome grundlegend dieselben sind.

Selbst wenn der potentielle Führer eine laut Alice Miller ungünstige Kindheit hatte - wie ist (ebenfalls nach Miller) dann das Verhalten der Massen zu erklären. Ich glaube, das ist eine ganz andere (psychologische) Logik, die Harald Welzer in "Täter - Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden" plausibler beschreibt.

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krabath
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 19:49

- auf später verschoben -
Zuletzt geändert von krabath am Mo., 28.03.2011, 20:00, insgesamt 1-mal geändert.

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 19:56

Saul hat geschrieben: Selbst wenn der potentielle Führer eine laut Alice Miller ungünstige Kindheit hatte - wie ist (ebenfalls nach Miller) dann das Verhalten der Massen zu erklären. Ich glaube, das ist eine ganz andere (psychologische) Logik, die Harald Welzer in "Täter - Wie aus ganz normalen Menschen Massenmörder werden" plausibler beschreibt.
magst du mir mitteilen, was welzer schreibt. ich habe sein buch nicht gelesen.
gelesen habe ich von rüdiger opelt "die kinder des tantalus" und schlüssig ist für mich, wenn opelt sagt: "gewalt frisst sich in die seelen von opfer und täter, die aus dem grauen resultierenden traumata werden - meist von einem mantel des schweigens bedeckt - unbewusst an kinder und kindeskinder weitergegen. und das über generationen."

die geschichte des abendlandes ist eine leidensgeschichte. massen von menschen haben erniedrigung, brutalität, gewalt erfahren. sie kannten nichts anderes, gaben es weiter und dann kommt einer und verspricht das heil und bezeichnet sie als "auserwählte", die der rasse angehören. wömöglich kam ihnen das bereits bekannt vor und dachten: der ist es jetzt aber, denn mit dem anderen, da war das nicht so toll.
Zuletzt geändert von Aditi am Mo., 28.03.2011, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 20:00

Nitrat hat geschrieben:Meinst Du dann das Schicksal des Opfers sei damit besiegelt ohne Chance dem Teufelskreis zu entgehen.
würde ich das meinen, würde ich einer lebensfremden annahme folgen, denn für mich ist nichts besiegelt und es gibt immer mindestens zwei (wahl-)möglichkeiten.

aditi

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Aditi
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 20:05

liebe krabath,

nicht auf später verschieben. ich bin auch schon weg aus dem thread.

lg
aditi

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 20:11

Krabath!

Ja genau so wie unendliche nicht periodische Dezimalzahlen. Werden immer "kleiner" ohne jemals aufzuhören oder sich zu wiederholen. So wie die Kreiszahl pi oder die Eulersche Zahl.
Beide wurden schon bis zur x-ten Dezimale berechnet ohne dass bisher eine Periode gefunden
werden konnte, was bedeutet dass mathemat. bisher kein Weg gefunden wurde vorherzusagen wie die Zahlen weitergehen.
So geht man halt davon aus, dass sie unendlich sind ohne jedoch unendlich groß zu sein.
Komische Sache.

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