Soll man Thera überhaupt sagen dass man 'verliebt' ist?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Mondin
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Beitrag So., 31.07.2016, 16:33

isabe hat geschrieben:Lockenkopf ist kein Psychotherapeut...
Jetzt bin ich verwirrt. .........

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isabe
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Beitrag So., 31.07.2016, 16:36

Physiotherapeut, wenn ich nicht irre. Frag mich nicht, wieso Lockenkopf immer wieder von sich als "Therapeut" spricht, wenn es um die psychotherapeutische Beziehung geht. Es wird einen Grund haben...

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Mondin
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Beitrag So., 31.07.2016, 16:37

Ah, okay....
Danke isabe, für die Aufklärung.
Dann war das ein Missverständnis.

.....

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Lockenkopf
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Beitrag So., 31.07.2016, 16:57

Mondin hat geschrieben:Ui, Lockenkopf, das ist jetzt spannend, finde ich! Jetzt bekommt man es dann ja quasi aus "erster Hand". Verzeih wenn ich Dich jetzt löchere.....
Lockenkopf hat geschrieben:Ich denke, das es nichts ungewöhnliches ist, seine Pat. auf ein bestimmte Art zu lieben.
Könntet Du das präzisieren, bitte? Ist das eine eher generelle oder doch mehr persönliche Art?
Also eher sowas wie: "Ich liebe es, diesen Menschen helfen zu können. Ich liebe (generell) Menschen, besonders die, denen ich helfen kann."
Menschen helfen zu können, ist die Liebe zum Beruf. Die habe ich auch.
Aber was ich meine ist diese besondere Verbundenheit zu den meisten Menschen welche ich therapiere. Und ich würde es durchaus als ein Art Liebe bezeichnen.

Oder ist es ein: "Ich liebe Patient XY als Person und XZ auch und XX ebenfalls."
Ja.
Ich jedenfalls spüre diese besondere Verbundenheit zu sehr vielen meiner Pat.
Ich teile sie aber meinen Pat. nicht mit.
Was würdest Du als Grund für dieses "nicht Mitteilen" benennen?
Die Menschen würde es falsch verstehen, als Aufforderung zu einer privaten Beziehung. Das möchte ich wiederum nicht. Meine Pat. haben ihr Leben und ich meines und das ist gut so.


Da frage ich mich eben wieder, wie persönlich diese Bindung ist? Würdest Du mit solch einem Patienten, bei dem Du diese "besondere Verbundenheit" spürst, auch privat ein Verhältnis (Freundschaft/Parnerschaft) unterhalten wollen?

LG
Mondin
Eine private Beziehen käme für mich nur in Frage, wenn es außerhalb der Therapie für mich Anknüpfungspunkte gab oder gibt. Ich diesen Mensch also bereits vorher privat kannte oder ihn außerhalb der Therapie privat kennen lerne.
Also ganz normal, so wie man sonst auch Freundschaften anknüpfen würde.

Ich bin übrigens Physiotherapeutin von Beruf.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Lockenkopf
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:06

Ach ja, was ich der Unterschied zum Psychotherapeuten ist im übrigen nicht die Pat-Therapeut-Beziehung auf Th.-Seite, sondern das Objekt der Therapie, die Psyche und bei mir die Physis.

Psychotherapeuten benutzen die Sprache sehr virtuos um die Psyche des Pat. zu beeinflussen.
Diese Virtuosität lege ich im Umgang mit den Körper an den Tag.
Nur das ist der Unterschied zwischen Psychotherapeut und Physiotherapeut.
Liebe Grüße
Lockenkopf


ziegenkind
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:08

eine private beziehung käme für mich auch nicht in frage. das geht aus meiner sicht bei so viel alter assymetrie nicht. kontakt aber schon, hin und wieder. meine therapeutin war und ist ein wichtiger mensch für mich. ich bin froh, dass ich sie ab und an sehe.

das machen viele so.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


mio
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:12

Ich beziehe mich hier jetzt auch noch mal auf das verlinkte Video um damit ein wenig den Aspekt zu verdeutlichen, der für meine Begriffe eben NICHT gegeben ist in einer Therapie:

"...und möchte mir Dir alles teilen soweit möglich." (Denn ein Ende ist immer mit "einprogrammiert" und das Ziel.)

Das ist für mich der entscheidende, trennende Unterschied zwischen "privater" und "Setting-gebundener" "Liebe", weshalb mir der Begriff Liebe eben auch nicht wirklich passend erscheint.

Das allgemeine Verständnis im Sinne von "Ich will dass Du bist" (in Deinem Sein) empfinde ich als "Grundvoraussetzung" für das Gelingen einer Therapie und für meine Begriffe spiegelt es eine freie, dem anderen (Leben) zugewandte, wohlwollende Haltung wieder. Man stelle sich nur mal eine Therapie unter dem Credo: "Ich will nicht dass Du bist." (ich will Dein Sein vernichten/meinem Unterwerfen) vor? Die wäre a) missbräuchlich und b) wohl kaum hilfreich. Mir fehlt nur bei diesem "(An)Satz" schlicht die oben genannte Komponente, weshalb es für mich auch eher ein "allgemeines" (Lebens-/Menschenliebe) Verständnis darstellt als das, was ich als "vollumfängliche Liebe zwischen zwei Individuen" sehen würde.

In dem Mutter-Kind-Liebe Kontext trifft das für mich noch am ehesten zu: Die Mutter liebt das Kind und macht es stark, so dass es die Mutter irgendwann verlassen kann. Nur sehe ich mich eben in erster Linie als erwachsenen Menschen und nicht als Kind in der Therapie, auch dann, wenn es um die Bearbeitung frühkindlicher Verletzungen und Kindanteile geht. Alles andere empfände ich auch als zu wenig gleichwertig, weshalb mir wohl auch ein "meine Liebe wird Dich heilen/stark machen" zu "mütterlich" wäre und ich es als unpassend empfände. Die für mich wichtigere "Schnittstelle" ist hier die "Selbstlosigkeit" aufgrund der therapeutischen Rolle/Aufgabe (Die ja nicht wirklich selbstlos ist, weil sie den Broterwerb darstellt. Aber eben gewährleistet, dass es wirklich um MICH und MEINS dabei geht und zwar nur um mich und meins und darum, dass ich da den besten Weg für mich finden kann.)

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Lockenkopf
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:14

isabe hat geschrieben:Physiotherapeut, wenn ich nicht irre. Frag mich nicht, wieso Lockenkopf immer wieder von sich als "Therapeut" spricht, wenn es um die psychotherapeutische Beziehung geht. Es wird einen Grund haben...
Weil ich Therapeut bin und Menschen therapiere!
Somit besteht zwischen mir und meinen Pat. eine therapeutische Beziehung!
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Mondin
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:15

Hm..... Lockenkopf, wenn ich das richtig verstehe, dann sagst Du, dass Du einige Deiner Patienten durchaus als Person liebst. Aber kennst Du sie denn gut genug um das zu tun? Also ich definiere Liebe so, dass eine gewisse Intimität, ein "Wissen um den Anderen", immer eine Grundvoraussetzung für Liebe ist. Sei diese freundschaftlicher oder auch erotischer Natur. Immer braucht es ein gewisses Kennen des Inneren einer (geliebten) Person.

Nun bist Du Physiotherapeutin. Ich bekomme das in meinem Verständnis gerade nicht zusammen.

Wie würdest Du denn reagieren, würde einer Deiner Patienten, mit dieser "besonderen Bindung" zu Dir, was Du, so wie Du schreibst mit persönlich ihm geltenden Liebesgefühlen gleichsetzt, Dir seine Verliebtheit in Dich gestehen?

LG
Mondin

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**AufdemWeg**
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:19

Mio,

danke, danke, danke dafür:

weshalb es für mich auch eher ein "allgemeines" (Lebens-/Menschenliebe) Verständnis darstellt

das, was du hier viel besser beschreibst verstehe ich unter dem Begriff weit

oder für mich auch: die Herstellung von Liebesfähigkeit in diesem Sinn.
Zuletzt geändert von **AufdemWeg** am So., 31.07.2016, 17:27, insgesamt 3-mal geändert.
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candle.
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:19

ziegenkind hat geschrieben: das machen viele so.
Nö, viele machen das sicher nicht. Es sei denn- wie ich- dass ich den Thera mal im Auto an mir vorbeifahren sehen habe.

candle
Now I know how the bunny runs! Bild

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Mondin
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:23

candle. hat geschrieben: Nö, viele machen das sicher nicht.
Das will ich schwer hoffen! Ich habe es glücklichweise auch noch nicht erlebt, auch nicht im Bekanntenkreis. Ich würde mich eindeutig nicht wohlfühlen mit sowas.

.............


ziegenkind
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:29

dein wiederauftauchen gibt mir die gelegenheit, mich auch bei dir für meine harten worte am anfang zu entschuldigen. ich hätte dasselbe gerne weniger aggressiv gesagt.

[quote="mio"] meine Liebe wird Dich heilen/stark machen".

das hier fände ich fast gruselig. gar nicht mal, weil es mütterlich wäre, sondern weil es vielleicht auch ein wenig von allmachtsphantasien geprägt wäre. ich mag und ich mochte etwas in dem sinne von "dein moment des frei werden, von dem ich weiß, wie hart du dich zu ihm durchringen musstest, lässt mich liebe zu dir fühlen."

ich kenne viele patientinnen, die nach einer langen therapie hin und wieder zu ihren therapeutInnen gehen. was ist daran schlecht? mir bringt es freude. ein, zwei mal im jahr. ich denke das muss nicht sein. ich kann aber nicht sehen, wie das schaden sollte.
Die Grenzen meines Körpers sind die Grenzen meines Ichs. Auf der Haut darf ich, wenn ich Vertrauen haben soll, nur zu spüren bekommen, was ich spüren will. Mit dem ersten Schlag bricht dieses Weltvertrauen zusammen.


Alyssa
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:31

Ziegenkind:
Entschuldigung angenommen, und Respekt, dass du das hier so schreibst und dazu stehst, dass du übers Ziel hinausgeschlagen bist. Auf eine Wellenlänge werden wir wohl trotzdem nicht kommen, aber das muss auch nicht sein - es soll ja spannend bleiben im Forum.

Auf dem Weg:
Danke, das nenn ich eine klare Aussage. Sex als ein "Symptom" von Verliebtheit hatte ich nicht auf dem Schirm. Mir ging es aber auch mehr um die Gefühlsebene.

Isabe:
Jetzt hast du mich durcheinander gebracht mit deiner für dich passenden Definition von Verliebtheit. Denn: Ich freue mich auch auf die Stunden (nicht immer), ich beschäftige mich ebenfalls oft gedanklich mit ihm (meist weil irgendwas schief läuft, und ich in Gedanken durchspiele, wie ich ihm das berichte und wie er das aufnimmt und dann zusammen mit mir versucht zu klären, was das eigtl. Problem ist - im Prinzip nichts anderes als eine "virtuelle" Stunde in meinem Kopf), nur sexuelle Phantasien habe ich nicht (mehr) (Was ganz zu Anfang der Therapie sehr anders war). Was das Gebundensein an die Situation (nur in der Therapiestunde) angeht, kann ich das nicht so klar abgrenzen. Liegt aber evtl. auch daran, dass er mir im Alltag bereits dreimal über den Weg gelaufen ist (kleinere Gemeinde, das lässt sich nicht vermeiden) und ich feststellen konnte, dass er als Mensch sehr wie als Therapeut ist (bzw. anders herum, als Therapeut zeigt er viel von sich als Mensch/seinem Wesen, das nennt man wohl authentisch sein). Aber das fühlt sich alles irgendwie nicht nach Verliebtheit an. Mehr nach Dankbarkeit und Zugehörigkeit (wie unter Geschwistern).

Manchmal frage ich mich, ob ich ihn auch sympathisch und gut zum Reden gefunden hätte, wenn ich ihn ganz zufällig in einer Kneipe kennengelernt hätte. Wahrscheinlich hätte ich ihn erst total doof und langweilig gefunden, dann bemerkt, dass er bei tausend Dingen anderer Meinung ist als ich, schnell erkannt, was mich an ihm nervt, und erst beim zweiten oder dritten Aufeinandertreffen festgestellt, dass ich gut mit ihm reden kann, und zwar so gut, dass ich über seine kleinen Macken hinweg sehen kann.

an den Rest:
Es klappt ja mit vernünftiger Kommunikation und ohne dass man sich gegenseitig den Kopf abreisst. Find ich gut


mio
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Beitrag So., 31.07.2016, 17:35

**AufdemWeg** hat geschrieben:Ich würde gerne dahinter gehen, hinter das warum ich nicht selbstlos lieben kann
und mich auch nie selbstlos geliebt fühle.
Für mich bedeutet "selbstlos" lieben dieses "allgemeine" Verständnis. Nur dass Nähe und Beziehungen so nicht ausschließlich funktionieren (können), wie ich finde. Es ist leicht jemanden "loszulassen" den man nicht braucht. Aber Menschen die man braucht (emotional, weil man sie liebt) loszulassen kostet sehr viel. Kraft, Schmerz, Verlust etc. So funktioniert "Bindung" nun mal. Es wäre auch schlimm, wenn es anders wäre, denn dann ginge eben der persönliche Bezug verloren.

Trotzdem lassen wir los wenn wir lieben, aber wir tun es meist nicht "freiwillig" sondern eben um des anderen Willen. Ein Thera muss freiwillig loslassen können, so er professionell ist. Andernfalls würde die Gefahr bestehen, dass er den Patienten in eine "ewige" Abhänigkeit hineinmanipuliert um die eigenen "Verlustängste" zu vermeiden.

Es tut nunmal weh, etwas zu verlieren was man aufrichtig liebt und Trennung (sei es auch nur räumliche) bedeutet immer auch ein Stück weit "Verlust" (Angst). Im Besten Falle handeln wir dass in dem Wissen, dass die Liebe an sich nicht verloren geht, aber wir werden trotzdem ein wenig leiden.

Ich weiss nicht, ob ich wirklich "selbstlos" lieben kann - bzw. in Beziehungen "selbstlos lieben" kann (für mich ein Unterschied), aber ich würde trotzdem immer loslassen, so es für den anderen das Beste ist. Nur eben nicht ohne einen gewissen Verlustschmerz/Mangel zu erleben, so ich die (auch räumliche) Nähe des geliebten Menschen gewohnt war/bin.

Weshalb ich persönlich sagen würde, dass es die Angst vor diesem Schmerz ist, die hindert. Aber ohne diesen Schmerz wahrscheinlich auch keine wirkliche (verbindliche) Bindung?

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