Die Arbeit mit dem inneren Kind

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Aditi
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 15:45

Wildkatze hat geschrieben: Genau diese Formulierung "kurz vor Schluß" ist es, die mich in Angst und Panik versetzt.
Hätte meine Thera gesagt: "Aber ich werde Sie doch so kurz vor Schluss nicht aufgeben",
dann hätte mich das sehr getriggert.
Das Wort "Schluss" im Zusammenhang mit nahen, zwischenmenschlichen Beziehungen ist für mich unerträglich. Da sehe ich im Geiste mein inneres Kind vor mir, wie es wild schreiend und weinend im Kreis springt und sich vor Schmerzen am Boden windet.
liebe wildkatze,
ist es dir denn manchmal auch möglich, darin eine chance zu sehen? wie du richtig schreibst, kann niemand wissen, welche wörter dich triggern und welche nicht. ich denke, dass das vermeiden bestimmter wörter zwar das gefühl von sicherheit vermitteln kann - aber was ist das für eine sicherheit, eine trügerische, oder? du kannst dir nie sicher sein, ob diese wörter nicht doch wieder mal irgendwo auftauchen.
deswegen fände ich es sicherer, die realität mit den inneren verwirrungen abzuklären. wirst du im jetzigen leben auch immer noch verlassen/aufgegeben oder ist das eine alte "geschichte"? wie kannst du als erwachsene frau deinem inneren klagenden, schreienden kind klar machen, dass jetzt das jahr 2010 ist? das unterbewusstsein kennt ja weder zeit noch raum. in solchen situationen ist der verstand gefordert, der dem gefühl sagt, was in der gegenwart real ist. die überflutenden emotionen brauchen als verbündeten den verstand. beide müssen in balance kommen.

liebe grüße
aditi
Zuletzt geändert von Aditi am Fr., 05.02.2010, 15:48, insgesamt 1-mal geändert.

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Aditi
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Beitrag Fr., 05.02.2010, 15:47

zweimal gepostet - das ist ja wirklich nicht nötig
Zuletzt geändert von Aditi am Sa., 06.02.2010, 09:47, insgesamt 1-mal geändert.

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Wildkatze
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 07:55

Aditi hat geschrieben:ist es dir denn manchmal auch möglich, darin eine chance zu sehen?
Ja, das ist mir sogar oft möglich.
Aditi hat geschrieben:wie du richtig schreibst, kann niemand wissen, welche wörter dich triggern und welche nicht. ich denke, dass das vermeiden bestimmter wörter zwar das gefühl von sicherheit vermitteln kann - aber was ist das für eine sicherheit, eine trügerische, oder? du kannst dir nie sicher sein, ob diese wörter nicht doch wieder mal irgendwo auftauchen.
Ich bemühe mich, in Verhaltensweisen anderer eine Chance zu sehen.
Ich versuche, mich dann zu hinterfragen, warum ich getriggert reagiere und was ich daraus für mein heutiges Leben lernen kann.
Ich will gar nicht in einer trügerischen Sicherheit leben.

Dies gelingt mir auch immer besser. Im Umgang mit anderen Menschen, besonders mit Menschen, die mir nahe stehen, habe ich da auch schon viel gelernt. Ich bin da viel gelassener geworden und schaffe es auch zunehmend mich auszudrücken, wenn ich mit einer Reaktion nicht klar komme.
Es ist sehr hilfreich für mich zu sehen, dass Bemerkungen, die mich sehr verletzen, von meinem Gegenüber gar nicht so gemeint sind, wie ich befürchte.
Das hat mir zum Beispiel eine ganz neue Nähe zu meinem Mann ermöglicht.

Nur bei meiner Therapeutin habe ich da nach wie vor große Probleme.
Obwohl es mir in den vergangenen 2 Tagen erstaunlich gut gelungen ist, auch hier mit einer vermeintlich abweisenden Bemerkung von ihr, so umzugehen, dass ich nicht gleich wieder in Angst und Panik verfalle.
Ich war (und bin ) da richtig stolz auf mich.
Ich hatte eine sehr positive neue Erfahrungen mit meinem inneren Kind.
ICH konnte es nämlich auf einmal trösten.

Nur leider habe ich gestern ganz plötzlich aus heiterem Himmel körperlich gemerkt, dass
mich die Panik doch wieder einholt, denn ich fing von einer Minute auf die andere innerlich an zu zittern und dann war es wieder so weit, dass gar nichts mehr ging.
Meine innere Welt stürzt dann einfach so ohne Vorwarung wieder komplett ein.

Da habe ich mich die letzten 2 Tage wohl doch wieder etwas überfordert.

Das Interessante daran ist, dass ich in guten Phasen immer denke, ich bin jetzt so weit gekommen, dass mir DIES nicht mehr passieren kann.
Doch Pustekuchen, es passiert immer doch wieder. Naja, bei so einer druckvollen Denkweise ist das ja auch kein Wunder.
Aditi hat geschrieben: das unterbewusstsein kennt ja weder zeit noch raum. i
Nee, das kennt es wirklich nicht.
Aditi hat geschrieben:in solchen situationen ist der verstand gefordert, der dem gefühl sagt, was in der gegenwart real ist. die überflutenden emotionen brauchen als verbündeten den verstand. beide müssen in balance kommen.
Ja, ja, bin ja dabei.
Wenn ich nicht vorher durchdrehe....

Danke, liebe Aditi! Deine Beiträge sind für mich immer sehr hilfreich!

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Aditi
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Beitrag Sa., 06.02.2010, 17:12

vielleicht hilft die kenntnis darüber, was physiologisch im körper abläuft, verständnisvoller mit sich selber umgehen zu können bzw. sich selbst besser zu verstehen.
die aufgabe unseres emotionalen gehirns ist, aus dem hintergrund alles zu überwachen. sobald es eine gefahr oder aber eine aussergewöhnlich gute gelegenheit – vom standpunkt des überlebens aus – entdeckt, löst es augenblicklich einen alarm aus, der sämtliche vorgänge im kognitiven gehirn in millisekunden storniert/abschaltet. das kognitive gehirn verliert die fähigkeit, das verhalten zu steuern.
werden die gefühle zu übermächtig, dann übernimmt das emotionale gehirn allmählich die herrschaft über unser denken. man verliert die kontrolle über den gedankenfluß. das erklärt z.b. die „überempfindlichkeit“ von menschen, die körperlich, sexuell oder emotional missbraucht wurden. ich war früher unglaublich leicht kränkbar. so vieles verletzte mich zu schnell und zu tief. erst als mir klar wurde, dass die größte verletzung meine selbstverletzung war, die darin bestand, dass ich mich selber sofort als person in frage stellte, war veränderung möglich.
die zwei bekanntesten beispiele für emotionalen kurzschluß sind die posttraumatische belastungsstörung und die panikattacken.
das emotionale gehirn verhält sich wie ein rechtschaffener wachposten, der sich überrumpeln hat lassen. danach schlägt er viel zu oft alarm, so als sei er nicht in der lage, sich zu vergewissern, dass keine gefahr droht.
bei panitattacken übernimmt von einem augenblick auf den anderen das limbische gehirn die kontrolle über sämtliche körperfunktionen. durch die ausschüttung von adrenalin wird das kongnitive gehirn völlig abgeschaltet und kann nicht mehr angemessen auf eine situation reagieren, auch wenn es keinerlei grund für einen derartigen alarmzustand erkennen kann.

das wirft die frage auf, was ist wichtiger: fühlen oder denken?

eine zweischneidige angelegenheit.
die steuerung der gefühle durch das denken bewahrt uns vor einer möglichen tyrannei der gefühle. eine übertriebene kontrolle kann allerdings zu unempfindlichkeit führen. man verliert möglicherweise die fähigkeit, die hilferufe des emotionalen gehirns zu hören. da der körper das wichtigste betätigungsfeld des emotionalen gehirns ist, äussert sich die unterdrückung der gefühle in körperlichen problemen.

so geht es auch hier darum, gegensätzliches in balance zu bringen/zu halten. ist das system im gleichklang, wachsen ungeahnte kräfte.

mlg
aditi

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jennyfer
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Beitrag So., 07.02.2010, 17:32

Liebe Wildkatze,
Wildkatze hat geschrieben:
(...), es passiert immer doch wieder. Naja, bei so einer druckvollen Denkweise ist das ja auch kein Wunder.
Ja, es ist Druck zu glauben, dass solche Reaktionen nicht mehr kommen!

Es geht (auch) um deinen Lernprozess, wie du in solchen Situationen - drauf - reagierst.

Wenn du für dich ein Konzept erschaffst, dürfen diese Körperreaktionen einfach kommen, weil du verankern kannst, wie und was du jetzt damit machst. Mit welchem Prozess du das innerlich verknüpfen kannst. Somit fällt der Druck weg, und diese Momente werden immer seltener, und immer kleiner (kürzer) weil du dir selber helfen, selber auf dich achten kannst.

Bei mir kommen sie jetzt eher selten, doch auch solche Momente wo ich innerlich zittere (auch äußerlich sichtbar) obwohl es mir schon eine längere Zeit wirklich gut geht, gibt es auch heute noch.

Bei mir kommt das, weil ich jetzt auch meinen Verstand zulasse. Weil ich meine Verankerungen mit meinem Verstand fixiert habe, um einzuschreiten. Das ist dann als ob ich mir innerlich selber auf Knopfdruck vorzeige, was, warum war, und was warum und wie es von mir schon Beachtung und Heilung erhalten hatte. Das holt mich dann in meine Realzeit, denn ich weiss das meine Kleine diese Erinnerungsreaktion auslöste.

Sie wird ja immer ein Teil von mir bleiben, meine Kleine. Jahrelanges Quälen und nicht erkennens falscher Liebe, braucht eben einen längeren, wenn nicht ewigen Auffangprozess. Ich fühl die Heilung in mir. Auch das sie noch lange andauern wird. Sie trägt mich durch meinen Tag, durch mein Leben. Mittlerweile gibt mir meine Heilung die Kraft die ich brauche. Ich war immer sehr bauchlastig, und bin heilfroh, dass ich meinen Verstand für meine Verarbeitung emotional auch aktivieren konnte.

Ich glaube darin liegt ein sehr wichtiger Schlüssel. Für mich war und ist das so. Ich verglich das mal mit einem Nagelbild. In Kurzform, die Schnüre sind meine Emotionen, und Übergriffe. Die Nägel, die ich selber fixierte, mein Verstand. Somit bleiben die Zusammenhänge, auch wenn sich das ganze Bild verändern darf. Doch mein Verstand vermag es einzureihen, da er nicht verschwimmt. Doch was ich bemerkt habe ist, dass die Übergriffsbilder, und Übergriffsemotionen verblassen. Vllt verschwinden da auch mal die Nägel dazu. Dort, wo ich meinen Verstand ganz genau an gewissen Emotionen in einem Entwicklungsprozess verankern musste.

Ich bin so gut wie eine selfmade Psyche. Kann das nicht anders formulieren. Daher hat das nichts mit Therapie im üblichen Sinne zu tun. Daher habe ich keine Ahnung, ob es für dich nachvollziebar ist, wie ich das meine, und wie das bei mir funktioniert.

Es hat sich bei mir einfach so ergeben. Ich habe darin meinen Weg erkannt. Vllt kannst du etwas für dich rausnehmen, oder auch nicht. Mich hat das ganze trotz Schwerstarbeit, sehr stabilisiert.

Ich hoffe, dass ich nicht zu wirr geschrieben habe. Noch gestern lag ich mit Halluzinationen durch eine Lebensmittelvergiftung im Bett. Daher etwas nachsichtig sein .

Liebe Grüße

jennyfer
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jennyfer
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Beitrag So., 07.02.2010, 17:36

...Nachtrag

ich habe auch gemerkt, dass ich mein Nagelbild früher in seiner Entstehung anders verstand. Anders auslegte.

Da waren die Nägel die Übergriffe, und die Fäden meine Verstandseinreihung/Zuordnung.

Das war ein Trugschluss, oder dies wandelte sich mit der Zeit.

Vllt weil die Übergriffe nicht mehr von Bedeutung sind, sondern nur noch mein Umgang damit.
...

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Wildkatze
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Beitrag So., 07.02.2010, 21:21

Liebe Aditi,

vielen Dank für Deine Antwort.
Aditi hat geschrieben:die zwei bekanntesten beispiele für emotionalen kurzschluß sind die posttraumatische belastungsstörung und die panikattacken
Ich habe Berichte über die Entwicklung des Gehirns im Kindesalter gelesen und gesehen.
Das Gehirn eines Kindes ist ja ständig am Wachsen und Entwickeln.
Erlebt das Kind nun permanent Angst und Stress verengen sich die Nervenbahnen im Gehirn. Die Nerven im Gehirn können sich nicht richtig entwickeln.
Mal ganz einfach gesagt: Es stimmt der Informationsfluss im emotionalen Teil nicht, weil die Nerven an den Synapsenenden nicht richtig funktionieren.

Mit Hilfe der Psychotherapie können die Informationsflüsse umgeleitet werden.
So weit die Gehirnforschung.

Ich glaube, das ist mir in vielen Bereichen schon ganz gut gelungen.
Aber in entscheidenden noch nicht.

Liebe Jennyfer,
jennyfer hat geschrieben:In Kurzform, die Schnüre sind meine Emotionen, und Übergriffe. Die Nägel, die ich selber fixierte, mein Verstand. Somit bleiben die Zusammenhänge, auch wenn sich das ganze Bild verändern darf. Doch mein Verstand vermag es einzureihen, da er nicht verschwimmt
Das ist ein schönes Bild, mit dem Du arbeitest.
Vielen Dank für Deine Worte.

Am Freitag ging es mir so schlimm, dass ich befürchtete, es liegt wieder eine Woche vor mir, in der ich auf dem Zahnfleisch gehen muss.
Aber ich habe seit gestern das Gefühl, als wenn ich meine Ängste diesmal besser in den Griff bekomme.
Ich bin jetzt ja auch schon so weit in meiner Therapie gekommen, dass ich einen großen Fundus an Erkenntnissen und Erfahrungen habe, auf die ich immer zurückgreifen kann und die mir auch niemand mehr nehmen kann.
jennyfer hat geschrieben:Noch gestern lag ich mit Halluzinationen durch eine Lebensmittelvergiftung im Bett.
Au weia, was hast Du denn gegessen?

Ich hoffe, es geht Dir wieder gut!

Liebe Grüße

Wildkatze

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jennyfer
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Beitrag Fr., 23.04.2010, 19:09

Ich wollte hier kurz festhalten wie sehr ich heute froh bin mit meiner "Kleinen" zusammenzuarbeiten. Das ist zeitweise wirklich harte Arbeit. Ich hatte heute das Gefühl, dass

"meine kindliche Angst die durch einen flashback entstand "
"meine Angst die sich dadurch in die Gegenwart bohrte"
"mein Verstand, der vermittelte" (du wirst es bitter bereuen, wenn du nicht handelst, und es wird dich aus Erfahrung jagen) an Ort und Stelle zusammen gearbeitet haben. Wie ein Handeln im flashback. Kein überstehen oder zulassen, sondern eine für mich sehr wichtige Handlung indessen.

Das Ergebniss war trotz einer Stunde "danach" noch wackliger Knie, weiterer Mut mich selber zu achten, und mich weiterhin ernst zu nehmen. Ich brauchte etwas Anlauf, doch es ging fließend über. Aus Weggehen trotz Angst ein Zugehen um mir selber damit zu helfen. Heftig, und so wichtig für mich.

jennyfer
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jennyfer
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Beitrag Mi., 05.05.2010, 10:12

Nachtrag

Da mir wie im vorherigen Beitrag geschrieben etwas wichtiges gelang, möchte ich nun auch die Kehrseite - emotionale Strapazen - die damit für mich verbunden waren, angehen/ansehen.

Da das Thema inneres Kind für mich auch sehr damit verbunden ist, verlinke ich mit meinem neuen thread. Vllt mag mir jemand, der hier liest, etwas dazu schreiben. Ich würde mich sehr darüber freuen.

http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-f ... 97#p246797


Liebe Grüße

jennyfer
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Laura13
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Beitrag Do., 16.09.2010, 16:20

Allein

Warum bin ich so allein?
Ich wünsche mir so sehr eine Mami oder einen Papi....oder am besten beide.

Ich sehne mich so sehr danach liebevoll in den Arm genommen zu werden, beschützt, gehalten werden.....

Es tut so weh, immer so allein zu sein....es ist ein tiefer innerer Schmerz, der immer da ist, der nie vergeht...manchmal wird er nur mal eine zeitlang etwas überdeckt.....aber meistens ist er da......

Ich sehne mich so sehr nach "lieb -gehabt -werden"......
....doch diese Sehnsucht bleibt unerfüllt...................

mein Inneres Kind
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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jennyfer
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Beitrag Do., 16.09.2010, 17:23



jennyfer
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 18:02

Liebe Laura

Wie gerne würde ich dir Trost spenden. Diese so tiefe Sehnsucht nach Liebe, tut so schier unendlich weh. Das einzige was helfen kann ist sie anzunehmen. Auch sie darf sein, so schwer auch alles sein mag, und auch ist. Bei mir ist mir aufgefallen, dass sie mich weniger heftig heimsucht, wenn ich mich gleich neben ihr befinde. Diese Sehnsucht mal selber in meine Arme schliesse, und dann traurig bin. So komisch das klingen mag, ich fühle mich dann in mir drinnen nicht mehr so alleine. Wenn es dieser Sehnsucht "besser" geht, dann verabschiede ich mich wieder von ihr, im Wissen darum, immer für sie da zu sein. (für mich da zusein, auch wenn ich mir auch eine Mama und einen Papa gewünscht hätte)...


So ist es anders, auch einsam. Doch was bleibt uns übrig? Es wird besser werden, wenn wir nicht so sehr darauf hoffen, es doch noch haben zu können. Es wird besser, wenn wir uns eingestehen, dass das für immer in dieser Form fehlen wird. Wir werden dadurch starke Menschen, die auch traurig sein dürfen...Mehr können wir nicht...als uns trotzdem immer wieder lieben lernen...


Ach, wie gerne würde ich dich trösten. Dir sagen du kannst das alles noch bekommen...Leider kann ich das nicht...Mir half es diese eine so starke Sehnsucht als das zu nehmen was sie ist. Etwas, was mir verwehrt geblieben ist. Es wird nicht mehr kommen. So hart das klingen mag. Vergleichbar mit einem Verstorbenen. Es tut weh, doch es ist so, und es wird weiter gehen. Je mehr uns klar wird, dass es nur anders weiter gehen kann, um so eher lernen wir bei Bedarf zu trauern, damit wir auch dazwischen richtig leben können...

Jetzt sucht sie mich gerade heim. Sie darf sein, sie tut mir weh...

einatmen, ausatmen...

abwarten, sie willkommen heissen

sie gehört zu mir

und ich zu ihr

atmen

immer wieder

ein und

ausatmen

...


Liebe Grüsse
jennyfer
...

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Laura13
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 18:46

Hallo liebe Jennyfer,

vielen Dank für deine lieben (wie immer) sehr warmen verständnisvollen Worte....und doch tun sie mir sehr weh...es sind aber gar nicht die Worte, die wehtun, sondern die Tatsachen dahinter, mit denen du ja so recht hast (leider)....
jennyfer hat geschrieben: . Das einzige was helfen kann ist sie anzunehmen.

DAS kann ich eben nicht...
]Auch sie darf sein, so schwer auch alles sein mag, und auch ist. Bei mir ist mir aufgefallen, dass sie mich weniger heftig heimsucht, wenn ich mich gleich neben ihr befinde. Diese Sehnsucht mal selber in meine Arme schliesse, und dann traurig bin. So komisch das klingen mag, ich fühle mich dann in mir drinnen nicht mehr so alleine.
Das gelingt mir nicht...vielleicht NOCH nicht.....
Ich fühle mich IMMER allein....und ich sehne, wünsche und träume immer noch davon, dass irgendwann jemand kommt, der mir diesen Schmerz nimmt und mir diese Liebe gibt, nach der ich mich sehne.....
Etwas, was mir verwehrt geblieben ist. Es wird nicht mehr kommen. So hart das klingen mag. Vergleichbar mit einem Verstorbenen. Es tut weh, doch es ist so, und es wird weiter gehen
.
Nein, nein, nein!!!!............Ich hatte es nie...ich hatte nie Eltern, die mich geliebt haben....ich WILL es aber haben und ich will das gar nicht hören, dass das nie sein wird....einen Verstorbenen hat man auch eine zeitlang "haben" dürfen und wenn dieser Mensch dann stirbt, hat man wenigstens die Zeit, die man mit ihm hatte und die schönen Erinnerungen.....aber tief in mir drin ist immer dieses schwarze Loch....diese Trauer, diese Dunkelheit....da kommt kein Licht hin, keine Sonne...da ist nur Schmerz.
Je mehr uns klar wird, dass es nur anders weiter gehen kann, um so eher lernen wir bei Bedarf zu trauern, damit wir auch dazwischen richtig leben können...
Das ist sicher der richtige Weg.....vielleicht lerne ich das noch...brauche eben noch Zeit....

Danke für deine Worte...

Liebe Grüße,
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Wildkatze
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Beitrag Fr., 17.09.2010, 20:39

Liebe Laura, liebe Jennyfer,

ich finde Eure Beiträge gerade sehr berührend.
Lasst Euch mal drücken.

Diese Sehnsucht nach Liebe und diese unendliche Traurigkeit darüber, dass ich das als Kind nicht so hatte, wie ich es gebraucht hätte ... ich kann das so gut nachvollziehen.

Und doch hat sich bei aller tiefen Traurigkeit, die geblieben ist, eine schöne Wandlung für mich ergeben: Ich kann mein inneres Kind endlich annehmen, ich kann es endlich lieben, ich kann es endlich beschützen.

Ich stelle mir die Situationen vor, die ich als Kind mit meinen Eltern erleben musste - diese hilflosen Momente, in denen ich so viel Liebe und Zuwendung gebraucht hätte, und in denen ich doch nur zerrissen wurde. Zerrissen zwischen meinen Eltern, die selber hilflos waren und so egoistisch.
Dann sehe ich mich als Kind vor mir, wie ich ausgesehen haben mag, so wie ich es von Bildern her kenne, und dann nähere ich mich diesem Kind als Erwachsene, knie mich zu ihm herunter, streichele ihm über den Kopf und sage ihm die Worte, die ich als Kind gebraucht hätte und die mir heute als Erwachsene einfallen. Ich greife in die Situationen von damals als heutige Erwachsene ein und mein inneres Kind beruhigt sich, es kommt in meinen Arm und verschmilzt mit mir als Erwachsene.
Ich halte es in meinem erwachsenen Inneren geborgen.
Es ist dort geschützt.

Und doch bleibt da diese Traurigkeit. Diese tiefe, unendliche Traurigkeit, die mir heute noch so oft das Gefühl gibt, dass ich einsam und allein bin.
Aber ich halte mein inneres Kind in mir geschützt und geborgen.
Es überfordert mich nicht mehr.
Ich liebe es.
Und doch fühle ich mich oft so traurig.

Du hast das sehr schön formuliert, liebe Jennyfer:
jennyfer hat geschrieben: Es wird besser werden, wenn wir nicht so sehr darauf hoffen, es doch noch haben zu können. Es wird besser, wenn wir uns eingestehen, dass das für immer in dieser Form fehlen wird. Wir werden dadurch starke Menschen, die auch traurig sein dürfen...Mehr können wir nicht...als uns trotzdem immer wieder lieben lernen
Ich habe heute meinen Mann und meine Kinder, die ich liebe, und doch fühle ich dieses Loch in mir.
Es wird immer da sein.
Ich habe es so akzeptiert.
Ich versuche, meinen Eltern ihren Egoismus und ihre Blindheit zu verzeihen.
Und doch ist es immer noch DAS, was mir so schwer fällt.

Ich kann dieses innere Kind endlich in mir erkennen UND ich kann es lieben.
Das ist so ein wichtiger Schritt: das Kind zu sehen und es lieben zu lernen.

Das habe ich in meiner Therapie gelernt.
Dafür werde ich meiner Thera immer dankbar sein. Dass sie mir das durch ihre Art ermöglicht hat.
Es war ein langer und harter Weg zu erkennen, dass meine Thera kein Ersatz für dieses Loch in mir ist, sondern "nur" ein Medium, um meine Gefühle zu erkennen.

Noch heute tut es mir so weh, dass sie nie der Mensch sein wird, der meine Sehnsucht stillt, aber sie hat mir gezeigt, wie ich es selber schaffen kann.
Und auch wenn ich auf diesem Weg oft verzagen will, es ist die einzige Möglichkeit, um als erwachsener Mensch ein halbwegs erfülltes Leben führen zu können.

Das Loch in mir wird immer bleiben. Da ist kein Fundament in meiner Kindheit gelegt worden, auf dem ich meine Gefühlswelt aufbauen kann.
Aber ich weiß jetzt, dass ich immer auf mich aufpassen kann.

Ich weiß das alles, was ich geschrieben habe, bald schon wieder anders aussehen kann.
Aber ich habe das Gefühl, als wenn ich endlich einen Weg gefunden habe, mein inneres Kind anzunehmen und somit ein halbwegs zufriedenes Leben als Erwachsene führen kann.

Ich wünsche Dir das auch so sehr, liebe Laura!

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Laura13
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Beitrag Sa., 18.09.2010, 09:16

Wildkatze hat geschrieben: Lasst Euch mal drücken.
Danke dir!....ebenso:
Und doch hat sich bei aller tiefen Traurigkeit, die geblieben ist, eine schöne Wandlung für mich ergeben: Ich kann mein inneres Kind endlich annehmen, ich kann es endlich lieben, ich kann es endlich beschützen.
Das freut mich total für dich!....Du hast so lange darum gekämpft....ich finde es toll, dass du das geschafft hast....ich glaube, nur das ist der Weg zur Heilung unserer Seele....Frieden schließen mit diesem inneren Kind und sich seiner annehmen können in allen seinen Bedürfnissen.....ich freu mich ehrlich für dich!!!

Ich wünschte, ich könnte das auch.....
....... und doch fühle ich dieses Loch in mir.
Es wird immer da sein.
Ich habe es so akzeptiert.
Akzeptieren kann ich das nicht.....ich bin immer noch auf der "Suche" nach "Erlösung"....

Ich kann dieses innere Kind endlich in mir erkennen

Erkennen kann ich es auch, Mitleid empfinden ab und zu auch schon.....ja.....aber LIEBEN?!....ne, niemals......geht gar nicht....

Das Loch in mir wird immer bleiben. Da ist kein Fundament in meiner Kindheit gelegt worden, auf dem ich meine Gefühlswelt aufbauen kann.
Das ist ein wahnsinnig treffendes Bild, liebe Wildkatze...genau so ist es...deshalb ist immer alles so labil und zerrissen in meinem Inneren, weil einfach kein Fundament da ist....so kann man es in einem Satz erklären....danke für diese gute Umschreibung...
Ich wünsche Dir das auch so sehr, liebe Laura!
Vielen dank, liebe Wildkatze.....ich wünsche mir das auch.....und die Tatsache, dass du deinen Weg mit deinem Inneren Kind auch gefunden hast, macht natürlich mir auch Mut, ....

Liebe Grüße
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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