Hat jemand Gott gefunden?

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Gärtnerin
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Beitrag So., 30.08.2009, 16:05

münchnerkindl hat geschrieben: Wenn alle Seelen sozusagen unbeleckte Neuware, aus der selben Produktionsserie stammen sind und daher die selben Voraussetzungen haben.
Weshalb sollten alle Seelen, nur weil sie vom selben Schöpfer stammen, identisch sein? Das hieße ja, dass kein Mensch von Anfang an eine Individualität hätte und wir daher alle exakt das gleiche benötigten würden.

Gut, auch ich persönlich tendiere auch zu der Vorstellung von Reinkarnation, aber einen zwingend logischen Grund für diese Annahme sehe ich nicht. Übrigens betrachte ich die Reinkarnation nicht als ein schulisches "Sitzenbleiben", weil ich im letzten Leben zu wenig gelernt hätte, sondern als freiwillige Angelegenheit. Ich gehe davon aus, dass ich (wieder) auf dieser Erde inkarniert bin, weil ICH mich dafür entschieden habe.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 30.08.2009, 16:57

Eve... hat geschrieben: Er hat seine eigene Gerechtigkeit, die von einem viel höheren Standpunkt ausgeht = meine Sicht.
Ja, das ist so eine Sicht, wie kleine Kinder sie von ihren unfehlbaren und unfassbar wissenden Eltern haben...

Und wir wissen ja, zu was die "unfehlbaren" Eltern bisweilen fähig sind...

Es ist sooo weit über mir, daß es mit meinem Ameisenverstand nicht begreifbar ist, und deshalb muss ich auf blindem Glauben zurückgreifen..Das ist ziemlich bequem. Damit könnte man fast alles rechtfertigen wenn man will.

Ne, das ist mir nicht erwachsen genug...

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Eve...
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Beitrag So., 30.08.2009, 17:11

Das ist ziemlich bequem. Damit könnte man fast alles rechtfertigen wenn man will. Ne, das ist mir nicht erwachsen genug...
Seufz, damit wären wir wieder bei "Für und Gegen" in der altgewohnten Weise: beim Werten.

Entspricht leider aus meiner Sicht nicht mehr dem vor drei Beiträgen noch als so angenehm empfundenen Stil der Diskussion.

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Phönixia
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Beitrag So., 30.08.2009, 17:25

@münchnerkindle,
Es ist sooo weit über mir, daß es mit meinem Ameisenverstand nicht begreifbar ist, und deshalb muss ich auf blindem Glauben zurückgreifen..Das ist ziemlich bequem. Damit könnte man fast alles rechtfertigen wenn man will.
Nein, also ich finde diese Haltung gerade nicht "bequem", sie ist sogar höchst "unbequem".
Ich bin selbst Rationalist (ob man es glauben mag oder nicht). Für einen rationalen Verstandesmensch ist es "unbequem" zu glauben ohne gesicherte Wissensgrundlage.

Was allerdings passieren kann ist, dass "Religionen" oder Menschen, diese Forderung nach "blinden Glauben" für sich selbst ausnützen können ("du musst einen Buss- und Sündenbetrag zahlen und dann bekommst du ein Ticket ins Himmelreich" z.B. u.ä.). Hier kommt der erwachsene Mensch dann zum Zug, er entscheidet, was für ihn selbst an Glauben sinnvoll und bereichernd ist, und auch für andere Menschen gut ist, er lässt sich nicht wie eine Marionette der "Religionsführer" und "Gurus" missbrauchen, die diesen "blinden Glauben" in ihre Richtung und für ihre Zwecke instrumentalisieren.
Zuletzt geändert von Phönixia am So., 30.08.2009, 17:28, insgesamt 1-mal geändert.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 30.08.2009, 17:26

Eve... hat geschrieben: Entspricht leider aus meiner Sicht nicht mehr dem vor drei Beiträgen noch als so angenehm empfundenen Stil der Diskussion.
Was, wenn man Argumente einbringt die nicht mit besseren Argumenten von der Hand zu weisen sind und die nicht so ganz bequem sind, da sie eigene, unhinterfragte Muster eben mal hinterfragen das kein "angenehmer Diskussionsstil" mehr?

Aha....

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Eve...
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Beitrag So., 30.08.2009, 17:44

Nee, aber ich könnte entgegnen, was ich wollte, es würde immer auf eine Wertung hinausgelaufen.

Wer das so sehen möchte, sieht es eben so. Das kenne ich zur Genüge, und auf solche "Argumente", auf eine solche Diskussion hab ich für mein Teil schlicht keinen Bock.

"Das ist mir nicht erwachsen genug." Was soll sowas bitte? Und das:
wenn man Argumente einbringt die nicht mit besseren Argumenten von der Hand zu weisen sind und die nicht so ganz bequem sind, da sie eigene, unhinterfragte Muster
ist reine Polemik Vielleicht möchte jemand auf der Basis weiterdiskutieren? Ich jedenfalls nicht.

Dass es vorher ging ohne jegliche Wertung bzw. Abwertung, ist Fakt.

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Beitrag So., 30.08.2009, 18:16

Im christlichen Glauben heißt es, wir müssten werden wie die Kinder, um Gott begegnen zu können. Damit ist aber nicht kindliche Naivität gemeint, sondern die kindliche Fähigkeit zu bedingungslosem Vertrauen, denke ich. Mit dem Unterschied, dass wir als Kinder keine Wahl haben, ob wir uns unseren Eltern ausliefern wollen oder nicht. Glaube hingegen bedeutet, sich von einer erwachsenen Ebene aus bewusst für dieses kindliche Vertrauen zu entscheiden.

Vertrauen ist immer ein Risiko, ganz klar. Wenn man, wie du, münchnerkindl, anscheinend von vornherein davon ausgeht, dass Gott ebenso fehlbar ist wie die eigenen Eltern, dann ist es wirklich blöd und unerwachsen, ihm bedingungslos zu vertrauen. Da muss ich dir zustimmen. Der Gläubige aber geht von der umgekehrten Annahme aus, dass Gott bedingungslos liebt und dass alles, was von ihm kommt, zum eigenen Besten ist. Das lässt sich ebensowenig beweisen wie das Gegenteil. Deshalb bleibt Glaube ein Risiko, aber eins, das im Idealfall bewusst und sehenden Auges eingegangen wird.
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münchnerkindl
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Beitrag So., 30.08.2009, 18:26

Wieso? Blinder Glaube an ein intellektuell unfassbares, höherstehendes Wesen ist doch der Sache nach fast identisch dem unhinterfragten Glauben an die Unfehlbarkeit und unfassbare Gutheit der Eltern bei einem kleinen Kind.

Und beides hat sogar die selbe Ursache: Sicherheitsbedürfnis ohne sich selbst Gedanken machen zu müssen. Und alles Unlogische mit dem Todschlagargument "höhere Macht" entkräften.
Das ist so wie
§1: Der Chef hat immer Recht
§2: Wenn der Chef mal nicht Recht hat tritt (unhinterfragt) § 1 in Kraft.

Nur, das kleine Kind KANN es nicht hinterfragen, von daher ist es durchaus biologisch sinnvoll, daß kleine Kinder so einen Mechanismus haben, so zu fühlen. Aber ab einem Alter, als Erwachsene kann es schon.

Und von daher ist diese Form von Glaube sowas wie eine spirituelle Regression zurück in ein Kinderalter, in dem es eine Heile Welt gab, und unerreichbar überlegene, errettende Eltern.

Das ist jetzt keine persönliche Beleidigung, sondern nur eine psychologsiche Analyse von blindem Glauben an ein unerreichbar überlegenes Wesen.

Und da das Thema hier ist "hat jemand Gott gefunden" ist das doch durchaus passend.

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littlebuddha
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Beitrag So., 30.08.2009, 19:00

Egal welche Einstellung man zu solchen Fragen hat: Es wäre doch erfreulicher, wenn wir etwas mehr Respekt vor dem anderen Menschen walten lassen würden. Ich bin auch anderer Meinung zum Theismus, dennoch versuche ich nicht die Gottesfürchtigen zu verärgern. Das führt einzig zu Entfremdung und nicht zum Verständnis - was ja das Ziel sein sollte, denke ich.

Das Argument mit Gott/Eltern halte ich für maßlos überholt. Freud hat wohl so etwas behauptet. Denke nicht, dass irgendein moderner empirisch arbeitende Religionspsychologe diese Ansicht noch teilt: Sie ist platt, pauschal und völlig vereinfachend; die Wirklichkeit dürfte weit komplexer sein als so ein platter Kausalzusammenhang. Eine "psychologische Analyse" kann man das nicht wirklich nennen. Ich denke zB nicht, dass jeder Gottersgläubige in frühen Stadien regressiv gefangen ist, sondern denke schon, dass es eine gewisse Entwicklung gibt - oft auch eine positive zu einer entwickelteren Persönlichkeit. Dass diese Entwicklung anhand von Münchner Kindles und meiner Meinung nach unwahren Vorstellungen stattfindet, ändert aber nix an den Konsequenzen: Ein Mensch, der sich möglicherweise in der Entwicklung seiner Potentiale weiter gekommen ist als andere.
Phönixia hat geschrieben:Nein, also ich finde diese Haltung gerade nicht "bequem", sie ist sogar höchst "unbequem".
Ich bin selbst Rationalist (ob man es glauben mag oder nicht). Für einen rationalen Verstandesmensch ist es "unbequem" zu glauben ohne gesicherte Wissensgrundlage.
Das kann man so und so sehen. Ich finde es zB auch beides: angenehm und unangenehm ohne Gott zu leben. Einerseits fühle ich mich frei, andererseits schutzlos und (im ultimativen Sinne) ungeliebt. Die Frage ist, wie gehe ich mit der Freiheit um? Macht sie mir Angst oder sehe ich sie als Chance?
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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Beitrag So., 30.08.2009, 19:16

Glücklicherweise ist der Glaube (egal welcher) nicht gänzlich blind, sondern er beruht auf den überlieferten Erfahrungen von Jahrtausenden Menschheitsgeschichte.

Wenn du einen Psychotherapeuten suchst und viele Menschen sagen dir: "Geh zu dem, der ist gut", dann kannst du das blind glauben, ohne diesen Therapeuten je gesehen zu haben. Du kannst auch sagen: "Wenn so viele Leute nur Gutes von ihm erzählen, dann ist mir das suspekt. So etwas gibt es doch gar nicht. Nee, von dem will ich nichts wissen." Oder aber du lässt dich mit einem gewissen Grundvertrauen (aufgrund der guten Mundpropaganda) auf eine Therapie bei ihm ein und verschaffst dir selber ein Bild. Letzteres ist es, was die Gläubigen tun - wobei sicher auch viele beim blinden Glauben stehen bleiben.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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münchnerkindl
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Beitrag So., 30.08.2009, 19:17

Hm, ich hab da einen Vorteil. Ich hatte ein paar mal sowas wie "spirituelle Erfahrungen"

Einmal, wo mich im Traum jemand umgebracht und "über die Grenze" geschickt hat und einmal noch im Wachzustand.

Ich muss nicht mehr an irgenwas glauben. Ich weiß. Ich hab keinen persönlichen Diskussionsbedarf mehr.
Es gibt kein "unfassbares Wesen da draussen". Die Rettung ist (theoretisch, wenn man da hingelangt) in einem selbst zu finden. Das Unfassbare ist in einem selbst. Und zwar tief vergraben. Und die Hölle ist ebenso in einem selbst.

Und jede Religion kann einen nur dazu führen, das in sich selbst zu zum Klingen zu bringen.

Und ich denke, das kann durchaus auch eine theistische Religion. Wenn das Gottesbild nicht zu "veräusserlicht" ist sondern es um einen inneren Weg geht.

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Beitrag So., 30.08.2009, 19:20

münchnerkindl hat geschrieben:Die Rettung ist (theoretisch, wenn man da hingelangt) in einem selbst zu finden. Das Unfassbare ist in einem selbst. Und zwar tief vergraben. Und die Hölle ist ebenso in einem selbst.

Und jede Religion kann einen nur dazu führen, das in sich selbst zu zum Klingen zu bringen.
Na, da sind wir ja mal einer Meinung.
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Phönixia
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Beitrag So., 30.08.2009, 19:23

littlebuddha hat geschrieben:Ich finde es zB auch beides: angenehm und unangenehm ohne Gott zu leben. Einerseits fühle ich mich frei, andererseits schutzlos und (im ultimativen Sinne) ungeliebt
da hat du mich missverstanden, glaube ich. Ich meinte mit "unbequem" nicht, dass es unangenehm ist an Gott zu glauben.
Ich jedenfalls verbinde mit Gott "Das Gute". An einen bösen Gott zu glauben, vor dem ich Angst haben müsste, ergebe für mich keinen Sinn. Es ist allerdings schwierig und fordert jede Menge Disziplin ab, in einer Welt, in der es offensichtlich viel Leid gibt, die Ausrichtung auf das Gute=Gott beizubehalten.
Das meinte ich damit, dass es eben gerade nicht die "bequeme" und einfache Art ist. Sie ist schon etwas, dass einem jede Menge Disziplin abverlangt, so eine Geisteshaltung aufrecht zu erhalten . Und ähnlich sehe ich es im Buddhismus. Da wird versucht, das Leid zu überwinden oder stand zu halten, in dem man sich nicht an Vergängliches anhaftet, was der menschlichen Neigung entgegensteht, er will nun mal und er begehrt nun mal. Deshalb verlangt auch dies viel geistige Disziplin ab.

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Beitrag So., 30.08.2009, 19:28

müchnerkindl hat geschrieben:Das ist jetzt keine persönliche Beleidigung, sondern nur eine psychologsiche Analyse von blindem Glauben an ein unerreichbar überlegenes Wesen.
Ja eine von vielen möglichen und auch vorliegenden. Es gibt mehr in der Religionspsychologie als immer wieder die selbe bzw. nur eine Erklärung. - An wen oder was ich glaube mag hier dahingestellt bleiben, aber sicher nicht an die Psychologie.

Gruß
Anastasius

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Aditi
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Beitrag So., 30.08.2009, 21:34

als interessierte mitleserin möchte ich mich für den buchtip "triffst du buddha unterwegs ... (töte buddha) psychotherapie und selbsterfahrung" herzlich bedanken. ich habe mir das buch sogleich gekauft und gelesen. ganz tolle gedanken.
es ist die aufforderung, sich von alten autoritäten zu lösen.
zitat aus dem buch:
"ob pilger oder wanderer, wer auszieht, die wahrheit (oder so etwas) zu suchen, merkt bald, dass es nichts gibt, das irgendein anderer ihn lehren kann. wenn er es aufgibt, unterrichtet werden zu wollen, wird er sehen, dass er schon weiß wie er leben muß. dass es in seiner geschichte enthalten ist. das geheimnis ist: es gibt kein geheimnis. alles ist genau das, was es zu sein scheint. dies hier ist es! es gibt keinen verborgenen sinn. ... diese mahnung (begegnest du buddha, so töte ihn) weist darauf hin, dass kein sinn, der von ausserhalb unserer selbst kommt, wirklich ist. ... philosophie, religion, patriotismus sind leere götzen; der einzige sinn, den unser leben hat, ist der, den wir selbst ihm geben. den buddha töten heißt, die hoffnung zerstören, dass irgend etwas außer uns selbst unser meister sein kann. keiner ist größer als irgendwer sonst. es gibt für erwachsene keine mütter und väter, nur schwestern und brüder." zitat ende.

mlg
aditi

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