Definitionsmacht und Psychotherapie / @EinTherapeut

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(e)
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 19:51

@candle: Ich spreche aus Patientensicht, für die Assistentin mag es andere Prioritäten geben.
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elana

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candle.
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 19:59

(e) hat geschrieben: Ich spreche aus Patientensicht, für die Assistentin mag es andere Prioritäten geben.
Das ist mir klar! Nur drei dominante exzentrische Ärzte in einer Gemeinschaftspraxis sind dann doch anstrengender als ein solcher Arzt. Das Klima war für mich auch gleichsam unangenehm.

Vorhin dachte ich ja, dass du auf Kontrolle der Arbeitsqualität hinweisen wolltest, aber auch das würde nicht gegenseitig kontrolliert werden. Da sind Ärzte dann auch nur Menschen und können sich teilweise nicht zusammenreißen- auch vor Patienten nicht.

Momentan ist mir das jetzt auch egal, Hauptsache ich werde ordentlich behandelt- medizinisch, will ja mit denen kein Kaffeekränzchen abhalten. Vielleicht ist das für dich ja auch eine Perspektive?

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BillieJane
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:00

Ich muss es loswerden, Ein Therapeut, das lässt mich jetzt einfach nicht los, vielleicht weil du dich hier als werdender Therapeut äußerst. Mit Letzterem habe ich kein Problem, jedoch mit deiner Genauigkeit. In diesem Sinne muss ich doch mal belehrend werden....... Es heißt nicht Prokastrination, sondern Prokrastination.

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(e)
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:02

@stern: Der nicht-ärztliche Psychotherapeut muss innerhalb der ärztlichen Praxis-Räumlichkeiten arbeiten, sonst wird es nicht bezahlt von der Grundversicherung der Krankenkassen. Die Tendenz zu ärztlichen Gemeinschaftspraxen nimmt in der Schweiz zu, weil die Geräte für einen einzigen Arzt kaum mehr bezahlbar sind und aufgrund des Ärztepraxenstopps. Außerdem hat es viele Vorteile für Ärzte in Gemeinschaftspraxen, sie können jederzeit ein- und austreten und ihre Praxis weitergeben an den nächsten. Wenn einer in Urlaub geht, kann sein Kollege übernehmen etc. Das Organisatorische läuft in einem einzigen Sekretariat zusammen, wo außerdem noch Medikamente ausgegeben werden wie in einer Apotheke, was die Gemeinschaftspraxis finanziell auch wieder stärkt. Das Risiko für den einzelnen Arzt ist auf alle Partner verteilt. Es können auch Ausbildungen und Praktikum angeboten werden für Ärzte, Medizinstudenten und Arzthelferinnen etc.

@Candle: Drei dominante Ärzte dämpfen sich gegenseitig, sodass der Patient am wenigsten abbekommt von dieser "Aura der Macht".
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elana

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candle.
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:07

(e) hat geschrieben: Drei dominante Ärzte dämpfen sich gegenseitig, sodass der Patient am wenigsten abbekommt von dieser "Aura der Macht".
Glaube ich zwar nicht, hat aber sicher mehr Trash TV Charakter.

candle
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EinTherapeut
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:15

BillieJane hat geschrieben:Hallo Ein Therapeut,
EinTherapeut hat geschrieben: Aber meiner Erfahrung als Patientin nach spielt Authentizität in einer guten und erfolgreichen therapeutischen Beziehung eine sehr große Rolle. Und da muss meiner Meinung nach ein guter und authentischer Therapeut nicht nur in der Theorie sondern auch aus sich selbst und aus seinem eigenen Leidensweg heraus selbst das liefern können worin er seine Patienten begleitet.
Das ist eben auch ein Problem von mir bzgl. meiner Prokastrination: Momentan habe ich gute Rahmenbedingungen um sehr authentisch mit meinen Patienten Therapie zu machen. Nach meinem Empfinden ist das für beide sehr stimmig.

Nun habe ich aber noch meine Fälle, die ich nachweisen muss und meine Therapieplanungen, nachdem ich schön nach dem Schema X meiner Weiterbildung dann die Therapien durchführen soll. Ich fühle mich durch diese Vorgaben eher boykottiert als für den Therapieprozess unterstützt. Eine Supervisorin von mir hat mich auch schon (wohl aus einer schlechten Laune heraus) dafür gerügt, dass ich in der Behandlung eines Falles eine Methode verwendet habe, die ihr nicht bekannt war (ich soll mich dann von jmd. supervidieren lassen, der sich darin auskennt. Als ob man da die Wahl hätte bei den 200h vorgegeben).

Das alles demotiviert mich eben stark. Ich würde mir gerne meine Supervisoren frei auswählen können und auch meine Selberfahrungstherapeuten. Das ist auch ein enormer finanzieller Aufwand, welche ich für das alles betreiben muss. Da fühle ich mich entmündigt. Ich hatte übrigens immer noch zusätzlich zu meinen Supervisionen vom Ausbildungsinstitut zusätzliche Super- und Intervisionen von den Institutionen her, in denen ich arbeitete. Grundsätzlich habe ich dermassen den Supervisionskoller. Empfinde es daher nicht mehr als Bereicherung, sondern als Belastung.

Ich kann ohne Probleme sagen, dass ich meinen Beruf liebe und auch hochmotiviert bin, mich darin weiterzuentwickeln. Bei all den scheinbar qualiitätssichernden Vorgaben dreht es mir jedoch eher den Magen um.
"Einer der wunderbarsten Beispiele für den Ausgleich, den das Leben uns schenkt, ist, dass niemand aufrichtig versuchen kann, einem anderen Menschen zu helfen, ohne sich selbst zu helfen." - Ralph Waldo Emerson

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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:19

BillieJane hat geschrieben: Es heißt nicht Prokastrination, sondern Prokrastination.
Bei all diesen Kastrationsmassnahmen, die mir das Zertifizierungssystem vorgibt, werde ich sogar schon in Rechtschreibefehler hineingetrieben! Opfererleben pur!
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:33

EinTherapeut hat geschrieben: Ich fühle mich durch diese Vorgaben eher boykottiert als für den Therapieprozess unterstützt. Eine Supervisorin von mir hat mich auch schon (wohl aus einer schlechten Laune heraus) dafür gerügt, dass ich in der Behandlung eines Falles eine Methode verwendet habe, die ihr nicht bekannt war
Wenn du das schon als Rüge wegen schlechter Laune empfindest wie magst du wohl mit mehr echter Kritik umgehen?
(ich soll mich dann von jmd. supervidieren lassen, der sich darin auskennt. Als ob man da die Wahl hätte bei den 200h vorgegeben).
Und dieses sehr gute alternative Angebot wird dann auch noch beklagt. Nun ja, man wird nie als Therapeut oder Arzt wie ein Bürohengst den Stift pünktlich fallen lassen können.
Das alles demotiviert mich eben stark. Ich würde mir gerne meine Supervisoren frei auswählen können und auch meine Selberfahrungstherapeuten. Das ist auch ein enormer finanzieller Aufwand, welche ich für das alles betreiben muss.
Hier auch wieder zwei Sachen in einem Pott. Was hat der finanzielle Aufwand denn wohl gemein mit freier Auswahl von Supervisoren zu tun?
Bei all den scheinbar qualiitätssichernden Vorgaben dreht es mir jedoch eher den Magen um.
Also auch da unzufrieden, nun ja Qualitätssicherung muß eben auch sein.

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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:38

Patienten werden entmündigt durch die Einschränkung der Therapeuten, aus denen sie aussuchen können. Therapeuten werden entmündigt durch die Einschränkung der Supervisoren, aus denen sie auswählen können.

Entweder man glaubt an die Weisheit jedes Einzelnen, oder man glaub an die Weisheit von Experten. Meine therapeutische Haltung identifiziert sich stark mit Ersterem, mein Verständnis von Missbrauch stark mit Zweiterem.
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candle.
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:46

Das sind mir jetzt aber wenig kreative Antworten, die du da bringst. Sehr stereotyp leider.

Wenn du was lernen willst, dann mußt du dich an Gepflogenheiten weitgehend halten oder unterordnen. Das ist nicht nur als Therapeut so.

Ich finde es z. B. mit den Neuentwicklungen des Bachelors auch nicht toll, dass ich nicht mehr meine Praktikumsplätze frei wählen kann, sondern jetzt an universitätsgebundene Institute und Einrichtungen gehen muß. Das ist nun mal so, kann ich nichts machen. Aber ich kann das Beste für mich daraus machen.

Ich habe mich durchaus schon bei Obrigkeiten in die Nesseln gesetzt und Mißstände aufgezeigt, da gab es dann einen Tag entsetzte Resonanz, am nächsten Tag war man aber doch schon wieder davon angetan. Man muß sich halt und seine eigenen Vorstellungen schon auch verkaufen können.

Eigentlich ist das aus meiner Sicht totale Energieverschwendung was du da machst.

candle
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 20:56

Nur weil ich es Scheisse finde, heisst das noch nicht, dass ich meine Ausbildung nicht durchziehe.

Ich verleugne dabei aber nicht mich selbst und was mir wichtig ist.

Belohnt werde ich dafür ausserhalb der Auseinandersetzungen mit dem "System" im alltäglich erlebten Glück.
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stern
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 21:00

EinTherapeut hat geschrieben:Patienten werden entmündigt durch die Einschränkung der Therapeuten, aus denen sie aussuchen können. Therapeuten werden entmündigt durch die Einschränkung der Supervisoren, aus denen sie auswählen können.
Gibt es bei euch keine frei Arztwahl? Oder ist es so, dass man sich (als Patient) zwar den Arzt wählen kann, der dann aber einen bestimmten Psychologen/PT beauftragt?

Dass nur qualifizierte Behandler eine Behandlung übernehmen können, finde ich richtig.

Ansonsten glaube ich, Frustphasen gibt es in jeder Ausbildung. Oder dass man die Sinnhaftigkeit von etwas anzweifelt. Etwas tun muss, was widerstrebt oder auf etwas keine Lust hat.

Was die Energieverschwendung angeht, bin ich bei candle. Also wenn man sich aufregt, wie schlecht oder sinnlos etwas ist, bindet das evtl. nur Energie, wenn nicht auch etwas getan wird, den Zustand zu ändern. Umso mehr, je weniger man etwas ändern kann. Also wenn eine Ausbildung die Anfertigung von Arbeiten, Berichten oder whatever vorsieht, dann ist das halt zu tun... ansonsten besteht man nicht... so stupide es auch erscheinen oder wirklich sein mag. Zu fluchen mag mglw. etwas Frust abbauen... aber es wird dann niemand sagen: O.k., weil's sie sind, entbinden wir sie von ihren Pflichten. Getan werden muss es trotzdem.

Was anderes ist es, wenn man sagt: o.k. ich suche eine Lobby, um das System zu ändern. Nur sollte man sich dann auch Fragen, ob man die Kapazitäten, die man ZUSÄTZLICH aufbringen muss, wirklich frei hat.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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Beitrag Mo., 30.09.2013, 21:59

@stern: Klar haben in der Schweiz Patienten mit normaler Grundversicherung die freie Arzt- und Psychotherapeutenwahl, solange die Psychotherapie ärztlich (delegiert) durchgeführt wird. In der Schweiz ist das sogar viel leichter als in D, denn hier kann ich direkt die Fachleute anschreiben und brauche nicht unbedingt eine Verordnung durch den Hausarzt. Es ist sogar so, dass gerade bei Therapie die Initiative vom Patient kommen muss, wird auch den Hausärzten so gesagt, da wird niemand einfach nur hingeschickt.
Lieben Gruß
elana

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EinTherapeut
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 22:06

Die freie Arztwahl ist eher durch einen Mangel an Kapazitäten gefährdet.

Aber delegiert zu arbeiten ist eigentlich ganz ok, sobald man ne taugliche Psychiaterin (oder mit Fachtitel nen guten Hauarzt) gefunden hat. Natürlich geht etwas vom Lohn ab, aber mir persönlich reicht es gut zum Leben. Dank elterlicher Unterstützung musste ich mich auch nicht verschulden. Und in der CH ist es nicht ganz so schlimm wie in D-Land bzgl. Lohn.

Und das Frust zu jeder Ausbildung gehört ist klar. Aus meiner Sicht ist es eher eine geschaffene Kultur, die ich problematisch finde. Therapeuten, die aus Angst den Job zu verlieren, ins Burnout fallen sollen Patienten beibringen, sich besser für ihre Bedürfnisse einzusetzen. Das ist einfach absurd. Und viele Patienten echt nicht so dumm, dass die gewisse Dinge nicht durchschauen.

Und zum "sinnlosen" Aufregen: Aufregen ist besser als verleugnen. Trauern ist aber noch besser. Aber zu jedem Trauerprozess gehört Wut; Verleugnung und Traurigkeit. Mal nach Znoj, für die welche sich entweder durch Namedropping oder lustige Namen beeindrucken lassen.

Danke für die Beiträge hier, die mich auch in meiner Trauer nicht alleine lassen. Das gibt mir Mut und lässt konstruktivere Energien in mir wachsen.
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Tigerkind
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Beitrag Mo., 30.09.2013, 22:19

@waldschratin (seite 19): Ja, sollte ich mich daran erinnern? Tue ich aber nicht, dies Forum ist für mich eher nebensächlich, bin ich auch ganz froh drüber.

Nein, diskussionsuntauglich ist für mich selbstverständlich niemand.

Aber ich merke gerade ich habe das dringende Bedürfnis mich mit Menschen auszutauschen die sich auch mit GFK intensiv auseinandergesetzt haben.



Noch nicht alles gelesen.
Je weiter sich eine Gesellschaft von der Wahrheit entfernt, desto mehr wird sie jene hassen, die sie aussprechen.

-George Orwell-

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