Freundschaft mit Therapeutin möglich?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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yamaha1234
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Beitrag Do., 04.04.2013, 12:10

candle. hat geschrieben:Da drehst du dich gerade im Kreis oder du sagst das selbe um es im nächsten Moment abzulehnen, also brauchst du da doch etwas Klärung, was ja auch legitim ist. Nur muß es ja nicht zum Therapieende führen, wenn deine Liebe abgelehnt wird.

candle

ich habe nicht das Gefühl mich im Kreis zu drehen, aus meiner Sicht ist alles im fluss, alles im Prozess und alles in der Veränderung, was am Ende dabei herauskommt, wohin die Reise geht, weiß ich heute noch nicht, aber dass sich etwas verändert, da bin ich sehr sicher, und ich habe momentan nicht das Bedürfnis oder den Drang mit ihr über meine Gefühle so direkt sprechen zu müssen.

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ExVoto
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Beitrag Do., 04.04.2013, 13:00

Liebe Titus,

danke für deine sehr klaren Ausführungen.
Du triffst die Sache sehr gut, ich gehöre wirklich zu den von dir beschriebenen Patientinnen mit missbräuchlichen Beziehungen in der Familie. Mit meiner "Emanzipation" habe ich aber lange vor der Therapie bereits begonnen, vielleicht nicht mit durchschlagendem Erfolg, aber ich würde mich keinesfalls als abhängige Persönlichkeit bezeichnen. Durch die Therapie habe ich vor allem gelernt, derartige Muster zu erkennen, meine eigenen Bedürfnisse besser wahrzunehmen und auch auf Distanz zu gehen, wenn nötig. Schuldgefühle habe ich dabei nach wie vor, nur längst nicht mehr so stark wie früher, und ich kann sie besser erkennen, sie quasi "von außen" betrachten und sie einfach aushalten, weil ich weiß, wo sie herrühren und wie ich ihnen ihre Wucht nehmen kann. Ich will darauf hinaus, dass ich schon eine gewisse Entwicklung durchlaufen habe. Mehr als ich mir selbst anfangs zugetraut habe. So gesehen würde mein Thera nicht an dieser sehr empfindlichen Seite unmittelbar anknüpfen, da wir beide im Therapieverlauf ja genau DARAN gearbeitet haben. Ich empfinde es so, dass unsere Beziehung auf Augenhöhe ist. Das Ergebnis eines Wandlungsprozesses.
Deine Bedenken sind sicher absolut berechtigt und stichhaltig, aber wie du selbst sagst, ist es in der Praxis immer etwas anders, vor allem wenn Gefühle im Spiel sind. Ich werde aber noch sehr gründlich darüber nachzudenken haben, und ich danke dir für deine klaren Worte!
Liebe Grüße

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yamaha1234
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Beitrag Do., 04.04.2013, 13:19

ExVoto hat geschrieben:Ich empfinde es so, dass unsere Beziehung auf Augenhöhe ist. Das Ergebnis eines Wandlungsprozesses.
Dass so etwas möglich ist hätte ich pauschal bis vor kurzem auch nicht geglaubt, aber heute möchte ich es nicht mehr ausschließen....ich bin gespannt wie sich alles entwickeln wird. Als sozusagen beste Voraussetzung für diesen Prozess erachte ich übrigens die Fähigkeit sich selbst gut genug kennengelernt zu haben um die eigenen Motive, die im Zusammenhang mit dem weiteren Kontaktwunsch stehen, selbstkritisch zu hinterfragen.

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ExVoto
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Beitrag Do., 04.04.2013, 13:38

Liebe Yamaha,

genau darüber denke ich auch nach. Ich frage mich, warum ich mir das vorstellen könnte und welche Bedürfnisse dahinter stehen. Bisher kann ich nur eines ausschließen, nämlich dass ich ohne Thera nicht auskommen könnte. Das ist es sicher nicht. Ich finde es auch zunehmend spannend zu sehen, wie meine ersten Schritte auf eigenen Füßen werden. Anfangs hat es mir ein wenig davor gegraut, da war ich einfach noch nicht so weit. Aber allmählich erfüllt mich diese Aussicht mit Neugier, Freude, einer gewissen Aufbruchstimmung. Zweifel habe ich natürlich auch, ich rechne auch mit Rückschlägen, aber ich spüre irgendwie, dass ich es bald auch allein schaffe. Ich glaube, wenn es tatsächlich zu Kontakten nach der Therapie kommt, dann steht bei mir primär das freundschaftliche Interesse an einem liebgewonnenen Menschen dahinter. Ich fühle auch diese Nähe der Seelen, die für eine Therapie vermutlich gar nicht notwendig ist, und ich fände es sehr traurig, dies aufzugeben, nur um der Prinzipien willen. Aber wie gesagt, das ist bei mir alles noch im Flow, ich muss noch mehr Klarheit bekommen.

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yamaha1234
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Beitrag Do., 04.04.2013, 13:54

ExVoto hat geschrieben: Aber wie gesagt, das ist bei mir alles noch im Flow, ich muss noch mehr Klarheit bekommen.
Ja, bei mir auch, aber ich schließe ebenso wie du aus, dass ich ohne sie nicht leben könnte. Ich glaube wenn man sozusagen "alles pathologische", obwohl dieses Wort womöglich falsch gewählt ist, ich meine, so etwas wie "emotionale Abhängigkeit", "symbiotischer Verschmelzungswunsch" etc. ausschließt, sich wirklich mit sich selbst, seinen Bedürfnissen und Motiven auseinandersetzt, alles abwägt und dabei ehrlich zu sich ist und am Ende nur so etwas wie "ich will diesen Kontakt, weil ich diesen Menschen aus tiefstem Herzen liebe" bleibt, dann fände ich privaten Kontakt nicht falsch. Wie dieser sich entwickelt, ob das überhaupt geht, steht sicher auf einem anderen Blatt und ist ein Wagnis aber ich würde mich sozusagen trauen diesen Schritt mit meiner Thera zu gehen. Mal sehen ob sie mitgeht.....

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candle.
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Beitrag Do., 04.04.2013, 14:41

yamaha1234 hat geschrieben: ich habe nicht das Gefühl mich im Kreis zu drehen,
Mag ja sein, das alles im Fluß ist, zu diesem Thema ja nicht, sonst würde es nicht diskutiert werden seit geraumer Zeit.

candle
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yamaha1234
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Beitrag Do., 04.04.2013, 15:13

candle. hat geschrieben:
yamaha1234 hat geschrieben: ich habe nicht das Gefühl mich im Kreis zu drehen,
Mag ja sein, das alles im Fluß ist, zu diesem Thema ja nicht, sonst würde es nicht diskutiert werden seit geraumer Zeit.

candle
auch ein Thema über das viel diskutiert wird, kann im Fluss sein, vielleicht ist das sogar der Grund, zudem gehöre ich in emotionalen Dingen eher zur langsamen, vorsichtigen Sorte

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Tristezza
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Beitrag Do., 04.04.2013, 15:23

yamaha1234 hat geschrieben:Ich glaube wenn man sozusagen "alles pathologische", ... ausschließt ... und am Ende nur so etwas wie "ich will diesen Kontakt, weil ich diesen Menschen aus tiefstem Herzen liebe" bleibt, dann fände ich privaten Kontakt nicht falsch.
Aber wäre dann nicht die Voraussetzung für einen privaten Kontakt, dass dich deine Thera auch aus tiefstem Herzen liebt? Wie soll das sonst funktionieren?

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yamaha1234
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Beitrag Do., 04.04.2013, 15:34

Tristezza hat geschrieben:
yamaha1234 hat geschrieben: Aber wäre dann nicht die Voraussetzung für einen privaten Kontakt, dass dich deine Thera auch aus tiefstem Herzen liebt? Wie soll das sonst funktionieren?
richtig, das ist die Voraussetzung und um das Herauszufinden braucht es (für mich) diesen Prozess in dem ich mich seit geraumer Zeit befinde und den wir beide zusammen (er) leben.

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ExVoto
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Beitrag Do., 04.04.2013, 15:48

Yamaha, ich wünsche dir sehr, dass eure Beziehung weiter reift und sich alles so entwickelt, wie es für dich am besten ist.
Ich glaube, wenn dich deine Thera aus tiefstem Herzen liebt, spürst du das.

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yamaha1234
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Beitrag Do., 04.04.2013, 15:52

ExVoto hat geschrieben: Ich glaube, wenn dich deine Thera aus tiefstem Herzen liebt, spürst du das.
Ja, ich meinte das auch schonmal an anderer Stelle, ich glaube "Liebe" kann nicht entstehen, wenn sie einseitig ist, damit sie entstehen kann Bedarf es gewissermaßen immer einer Art Resonanz. Diese Resonanz spüre ich in unserem Kontakt/Prozess sehr deutlich. Jedoch bedeutet dies für mich nicht, dass sie automatisch privaten Kontakt, oder meine "Freundin" werden möchte. Ich möchte aber herausfinden was es für sie bedeutet.

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(e)
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Beitrag Do., 04.04.2013, 16:36

Huhu

Also ich weiß nicht, ob ich meinen Thera liebe. Das Wort "Liebe" verwende ich eigentlich nur in Bezug auf meine engsten Familienangehörigen, schon bei meinen Brüdern sage ich das eigentlich ungern, obwohl ich sie mag. Es ist ein großes Wort, das für mich irgendwo den Beweis der jahrelangen Verbindung braucht. Ich liebe eindeutig meine Eltern und meine Schwester und ihre Kinder. Aber ich bin sehr anhänglich und nannte es bei meinem Thera "Arzt-Patientenverbindung", die ich deutlich spüre. Und ich gebe meine Ärzte nicht gern auf und kann nur sehr schwer wechseln zu einem neuen. Mein Thera bedeutet mir viel, das auf alle Fälle, aber das Wort Liebe gilt meiner Familie. Da müsste schon noch mehr dazukommen, wenn ich das bei jemand anderem sage. Ich kann da meine Gefühle sehr schwer einschätzen und denke manchmal schon, ob es Übertragung ist, was sich da so gut anfühlt. Es ist schon so, dass Menschen bei mir unbewusst auch gewisse Funktionen ausfüllen, nicht nur, aber eben auch. Aber ich muss auch sagen, dass mein Thera mir auch in anderem Kontext sehr sympathisch wäre, weil er eine sehr bescheidene, intelligente Art hat, und das gefällt mir sowieso schon an Menschen. Er ist aus sich heraus liebenswert, ich muss ihn nicht lieben, weil das alles in ihm liegt.
Lieben Gruß
elana

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ExVoto
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Beitrag Do., 04.04.2013, 18:05

Liebe Elana,

ich kann nachvollziehen, wie du das siehst.
Aber wenn Liebe den Beweis einer jahrelangen Verbindung braucht, hieße das doch, dass Liebe erst nach Jahren entstehen kann, oder? Die Frage ist sowieso, ob Liebe einen Beweis braucht. Das wiederum glaube ich nicht. Liebe ist für mich eher etwas, das man in sich fühlt, und das nicht objektiv belegbar ist. Wie würde man denn dann die Mutter aller Lieben, die Mutterliebe, erklären? Ich denke, die Gemeinsamkeit zwischen (dem Idealfall der) Mutter/Kind-Liebe und der Liebe zwischen Erwachsenen, welcher Art auch immer, ob romantisch oder platonisch, besteht in dem Bedürfnis, sich aufeinander zu beziehen.
Und wenn man das so sieht, kann man eben auch den Thera oder seinen Bruder lieben.

Ist das zu "romantisch" für dich, Elana?
Ich arbeite ja laufend daran, von der Verstandesebene etwas weg zu kommen ...

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(e)
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Beitrag Do., 04.04.2013, 18:40

Liebe ExVoto

Ich habe den Eindruck, dass viele Menschen Gefühle mit Liebe verwechseln, aber Liebe äußert sich für mich in Taten. Dafür braucht es einfach mehr. Ich muss sagen, dass alle, die ich liebe, auch meine Liebe verdienen, weil sie in sich selbst liebenswert sind, d. h. irgendwo konnte ich gar nicht anders, als sie zu lieben. Es ist natürlich klar, dass all die liebenswerten Eigenschaften meines Theras mich nicht unberührt lassen. Schon allein dafür, dass er sich "für mich" aufregt, liebe ich ihn bzw. ich liebe diese Eigenschaften an ihm. Aber das kann ich auch bei meinem Hausarzt sagen und noch bei einem Beamten, der mich begluckt. Aber diese große, eindeutige Liebe hat für mich eher etwas mit einer lebenslangen Bindung zu tun, wie ich sie zu meinen Eltern, meiner Schwester und ihren Kindern kenne. Das kann bei meinem Thera noch gar nicht sein, dafür kenne ich ihn zu wenig lange. Er hat mir auch nicht das Leben gerettet, sodass da jetzt eine Schicksalsgemeinschaft oder so wäre. Ich glaube auch nicht, dass er das so sieht, obwohl er sicher auch Eigenschaften an mir liebenswert findet, sonst würde er sich wohl kaum für mich aufregen.

Vielleicht kommt das nach Jahren, könnte schon sein, wär auch schön, so eine lebenslange Freundschaft. Aber die Realität ist leider oft anders. Meine Erfahrung sagt mir, dass solche schönen Verbindungen sich verlieren, sobald es kein gemeinsames Thema mehr gibt, auch bei privaten Freundschaften. Ich nenne es Wegbegleiter, das ist sehr wichtig und ich nenne es sogar Führung von oben, aber irgendwann kommt die Weggabelung und die Wege trennen sich, innerlich und äußerlich. Nicht dass ich von mir aus gehe, sondern die Leute verabschieden sich durch ihr Verhalten, melden sich nur noch selten und kurz. Ich fühle dann ganz deutlich, er/sie geht nun seinen Weg. Und das ist auch gut so! Meine Familie wird aber immer bei mir bleiben. Wir haben einen gemeinsamen Weg.
Lieben Gruß
elana

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candle.
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Beitrag Do., 04.04.2013, 18:49

elana, da verstehe ich dich ganz gut. Für mich ist der Begriff "Liebe" zum Therapeuten auch etwas hochgestochen, aber jeder kann es nennen wie er mag.

Ich spürte eine Sympathie, ja man hat sich irgendwie gerne, das fühlt frau schon, aber für Liebe reicht es nicht und sieht für mich auch anders aus.

candle
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