Gefühle für sie - wie sag ich das meiner Therapeutin ?

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Vinterbarn
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Beitrag Di., 28.11.2017, 15:36

Gedankentanz hat geschrieben: Mo., 27.11.2017, 17:58 Wieviel Stunden hast du noch? Was wäre schlimm daran es zu genießen? Ist es das Gefühl der Abhängigkeit?
Ich glaube, es müssten so um die 20 sein. Ich hatte davor ja schon Therapie bei ihr, aber eben in der Gruppe. Die jetzt ist neu und kann auch verlängert werden auf 50h.

Ja, das Gefühl der Abhängigkeit. Dass ich am Ende nicht mehr herausfinde, wenn ich so intensive Nähe zulasse, oder dass ich enttäuscht werde. Sind halt die alten Ängste von früher...
Ein Gedanke: Kinder sind auch abhängig von ihren Eltern. Wenn die Beziehung liebevoll und voller vertrauen ist, also auch eine sogar sehr tiefe Nähe besteht, können sich Kinder später sehr gut aus ihrer Abhängigkeit lösen. Sie haben gelernt, auf ihr eigenes Gefühl zu hören, sichselbst als Individuum wahrzunehmen. Sie brauchen die Eltern, zum Schutz nicht mehr.
Das hast du echt gut geschrieben und das leuchtet ein.
Hat dir die Nähe bisher geschadet? Hast du Angst zu viele Gefühle zu investieren und dann enttäuscht zu werden?

Würdest du es bei ihr ansprechen?
Geschadet... ich glaube nicht, weil ich sie nur selten nah an mich herangelassen habe. Aber was bedeutet das überhaupt? Ihr meine Gefühle zu offenbaren, vor ihr zu weinen, ganz intime Dinge zu erzählen? Dann schon. Dann habe ich sie bereits nah an mich herangelassen. Habe ihr auch einige meiner Zeichnungen gezeigt, was mir sehr unangenehm war, wo sie aber richtig gut drauf reagiert hat. Okay, dann habe ich sie wohl doch schon sehr nah an mich gelassen. Wobei mich der Gedanke immer noch abschreckt, sie weiterhin ranzulassen, obwohl ich es ja anscheinend schon getan habe. Ich eiere ziemlich herum, aber es ist eben irgendwie auch schwer...
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Gedankentanz
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 01:03

Hi Louisenkind,

20 Stunden sind nicht viel. Möchtest du eine Verlängerung?

Ich denke nochmal laut:
Wieviel Zeit haben wir Menschen eingeräumt uns zu verletzen, uns zu schädigen und uns unseres selbst zu entfremden?
Wie viele Enttäuschungen haben wir hingenommen um gemocht zu werden? Wie viele Chancen haben wir gegeben nur damit wir uns trügerisch sicher fühlen konnten? Wie oft wurde unser Vertrauen ausgenutzt?

Doch dann ist da plötzlich ein Mensch, der uns wirklich sieht. Unsere Narben, unser Schmerz, unsere unsichtbaren Wunden. Dieser Mensch meint es ehrlich, möchte Helfen, uns endlich das Gefühl geben das wir nicht länger alleine sind. Dieser Mensch wird Zeuge unseres Schmerzes. Dennoch so sehr dieser Mensch sich bemüht, wir bleiben auf der Hut, warten, warten und warten. Manchmal trauen wir uns vor, strecken uns, hoffen auf wahre Ehrlichkeit. Werden wir dann berührt ziehen wir uns ganz schnell wieder zurück, zu oft haben wir uns täuschen lassen. Wir warten, warten, ja worauf denn?
Wir warten darauf das genau dieser Mensch, seine Maske abzieht und wir sein wahres Gesicht sehen. Hinter der Maske steck auch nur ein bösartiger Mensch, hinterlistig und Narzisstisch. Wie soll es auch anders. Die Erfahrung hat es uns gelehrt.
Aber was bringt es uns? Natürlich ist auch dieser Mensch nicht frei von Fehlern und es gibt auch genug schwarze Schafe, aber geht es nicht genau darum endlich nicht mehr allein zu sein? Sich fallen zu lassen?
Wieviel Zeit gaben wir unseren Peiniger? Und wieviel Zeit geben wir genau diesen einen Menschen uns zu beweisen das wir ihm vertrauen können? Ist diesen Verhältnis gerecht?

Was ich damit sagen will, du kennst sie jetzt "schon" 2 Jahre und hast ein gutes Gefühl bei ihr. Warum genießt du es nicht einfach? Du hast ihr deine Bilder gezeigt, sie sind ein Teil von dir. Du hast deinen ganzen Mut aufgebracht und hast ihr, durch deine Bilder, ein Blick auf dir gewährt. Sie ist damit sehr respektvoll umgegangen (zumindest würde ich deine Worte so interpretieren)das ist ein sehr schöner Schritt für euch beide.

Ein kleines Bild: Ein kleines Vögelchen hat sich den Flügel gebrochen. Du nimmst es in die Hand und möchtest es helfen. Es ist schreckhaft, versucht sich vor deinen Fingern zu verstecken, aber du willst es dennoch helfen. Du flüsterst beruhigende Worte und bist ganz vorsichtig, schienst den Flügel. Immer mal wieder musst du die Schiene und den Verband wechseln. leider schmerzt es dem kleinen Vögelchen und es zuckt bei jeder Berührung wieder zurück. Doch nach und nach immer weniger, es fängt an dir zu vertrauen, zu verstehen das du nur helfen möchtest. Du bleibst geduldig, wirst nicht böse, denn du verstehst wie sehr das weh tun muss. Vielleicht fütterst du es sogar. Am ende darfst du sogar mal das Köpfchen streicheln. Es vertraut dir und ist von dir Abhängig. Denn es braucht dich zum wechseln der Schiene, für Nahrung und für die liebevolle Berührung. Diese Nähe braucht das Vögelchen um dir zu vertrauen. Und dann eines Tages, kann es wieder fliegen. Es spreizt die Flügel und lässt sich durch den Wind tragen. Es ist nicht mehr abhängig, nicht mehr verletzt und kann wieder vertrauen....

Jede Beziehung braucht seine Zeit, egal welche, liebes, arbeits, Therapeutische Beziehung. Und jede hat auch seine Fehler, denn wir sind Menschen. Keiner ist perfekt, superwoman oder Superman sind nur eine Illusion.
Und sollten es wirklich Superhelden geben, dann gehören wir dazu!

LG
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hopeless33
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 06:57

Liebe Gedankentanz,

vieleb Dank für diesen Beitrag, er hat mich gerade mitten ins Herz getroffen und mir so manche Schuppen von den Augen fallen lassen 😊
Danke !!


Vinterbarn
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 09:05

Gedankentanz: Wirklich sehr süß geschrieben, danke dafür.

Man denkt immer so "Och, noch 20 Sitzungen", aber nein, wirklich viel Zeit ist keine mehr da. Ich weiß auch noch, dass sie vor knapp zwei Monaten meinte "wir haben jetzt erstmal viel Zeit, Frau Louisenkind. Setzen Sie sich nicht unter Druck... kommen Sie erstmal nach dem Kassen-Kampf wieder hier an." und hat auch von Verlängerung gesprochen. Wirklich viel Zeit ist das aber nicht, das war mir auch in dem Moment klar und ich setze mich weiterhin unter Druck und bin sehr streng mit mir selbst, was sie vorgestern auch wieder angesprochen hat. Ich behindere mich ziemlich selbst und stehe mir unglaublich im Weg, das ist furchtbar...

Ich hoffe auch, dass sie die Verlängerung noch im Kopf hat, denn ich wäre schon dafür. 20 Sitzungen reichen dafür einfach nicht aus, das müsste ihr eigentlich auch klar sein...
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Speechless
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 10:16

Gedankentanz, das ist die schönste Beschreibung einer therapeutischen Beziehung, die ich je gelesen habe

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Sausewind
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 12:51

Gedankentanz hat geschrieben: Mi., 29.11.2017, 01:03 Diese Nähe braucht das Vögelchen um dir zu vertrauen. Und dann eines Tages, kann es wieder fliegen. Es spreizt die Flügel und lässt sich durch den Wind tragen. Es ist nicht mehr abhängig, nicht mehr verletzt und kann wieder vertrauen....
Ich finde deine Beschreibung auch sehr schön.
Dennoch möchte ich anmerken, dass sie - leider - von einem Idealverlauf und einer Idealidee von Therapie und Heilung in und durch Therapie ausgeht.
Was ist, wenn genau das, was du oben beschreibst (s. Zitat) eben nicht eintritt? Wenn dafür nicht 20, nicht 40 und nicht 400 Stunden reichen?
Es wäre natürlich absolut wünschenswert, dass Therapeuten für eine Zeitlang über die Maßen nahe sind, den Patienten nachfüttern, dieser dann nachreift und - wie Kinder nach einer gesunden Kindheit und Jugend - sich vertrauensvoll ins Leben stürzt. Dann wäre alles gut gewesen.

Und wenn nicht? Dann gibt es am Ende einen Therapeuten oder eine Therapeutin, die die Geister, die sie rief, nicht mehr loswird, einen über die Maßen abhängigen Patienten, der weder ein noch aus weiß vor Schmerz und sich bewusst machen muss, dass es eben alles nicht echt war und diese Nähe die kaputte Kindheit nicht wieder gut machen kann, und eine Unauflösbarkeit des ganzen Szenarios, da die Therapeutin die versprochene Nähe nicht dauerhaft einlösen kann - sonst würde es eine private Beziehung.

Ich bin nicht gegen Abhängigkeit oder für totale Abstinenz und kann auch bislang bei deiner Therapeutin, @Louisenkind, nichts Unprofessionelles feststellen, aber ich glaube schon, dass sie - unabhängig von deiner Bedürfigkeit, und neben ihren sicherlich guten und wertvollen therapeutischen Intentionen-, ein großes eigenes Thema (und Schema?) hat, das wahrscheinlich aus Aufopferung, jemanden-retten-wollen und Angst (vor deiner Suizidalität) besteht.


isabe
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 13:09

...und es können auch eigene abgewehrte Schuldgefühle und Aggressionen sein, die man "gut" überdecken kann mit viel Zuwendung (ohne sich dessen bewusst zu sein).

Ich denke auch, dass es nicht ungefährlich ist, das Idealbild von Therapie in sich zu tragen. Weil die Realität leider wirklich anders ist, was an den Institutionen liegt (eine TfP ist ja dann doch relativ begrenzt); was ebenso an den Grenzen des Therapeuten liegt (der eigene Neurosen mitbringt, eigene Schuldgefühle und Wünsche hat) und an den Grenzen des Patienten (sehr vieles KANN nicht mehr verändert werden).

Man kann sich noch so sehr bemühen: Es ist nicht so, dass eine Therapie umso erfolgreicher ist, je mehr der Therapeut sich bemüht. Natürlich MUSS er sich bemühen, aber man kann die o.g. Grenzen nicht austricksen, indem man noch mehr tut.

Kein Patient ist immer nur - wie es das Ideal vorgibt - veränderungswillig, motiviert, reflektiert und einsichtig. Und kein Therapeut handelt und fühlt immer nur "therapeutisch wertvoll". Und das System sieht erst gar nicht vor, dass das Individuum in seiner Bedürftigkeit wirklich gesehen wird.

Und abgesehen davon, ist ein Patient auch nicht nur ein verletztes Vögelchen, sondern er hat auch "Täteranteile" in sich. Sonst wäre es ja vergleichsweise einfach. Aber wenn du wirklich (relativ) heilen willst, dann kann sich der Th. nicht nur darauf beschränken, dich zu verwöhnen (es sei denn, er möchte, dass ihr beide einer Illusion aufsitzt).

Also, ich würde das Vögelchenbild insofern ergänzen, als das Vögelchen manchmal selbst das Nest zerrupft, der Therapeutenvogel gelegentlich lieber in einem anderen Nest sitzen würde, wo es gerade friedlicher zugeht; oder zu seinem Vogelpartner gehen möchte, anstatt sich um das verletzte Vögelchen zu kümmern; oder der Therapeutenvogel hat Angst, dass er selbst verletzt wird oder er stellt bestürzt fest, dass sein eigener Flügel gebrochen ist; und das Nest wird zusätzlich besucht von Raubvögeln, und unten am Baum sägen Menschen; und es gewittert und stürmt und ist kalt. - Und wenn dann das verletzte Vögelchen und der Therapeutenvogel gemeinsam schauen können, was geht und was nicht geht, dann hat man eine Chance, dass aus dem Vögelchen mal ein Vogel wird. Aber ohne das Hinschauen wird's schwer, denke ich: Denn kalt und gefährlich ist es immer auch da, wo verletzte Flügel sind.


Vinterbarn
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 13:46

Wow, ich hab mir das jetzt von Euch 2x durchgelesen, werde es mir gleich nochmals durchlesen.
Jeder Mensch hat sein Päckchen zu tragen, der eine ein größeres, der andere vielleicht ein kleineres. Und ja, auch Therapeuten haben sicher ihre Päckchen, denen sie sich dann aber privat widmen sollten(?!). Also ich meine, dass sie das dann eben nicht inmitten der Therapie ausagieren sollten... was auch immer für Baustellen das beim Therapeuten sind
Sausewind hat geschrieben: Mi., 29.11.2017, 12:51 ...und neben ihren sicherlich guten und wertvollen therapeutischen Intentionen-, ein großes eigenes Thema (und Schema?) hat, das wahrscheinlich aus Aufopferung, jemanden-retten-wollen und Angst (vor deiner Suizidalität) besteht.
Ich weiß nicht... sicherlich wird auch meine Therapeutin ihre Dingerchen haben. Aber ich dachte, die werden tagsüber eher zu Hause gelassen und nicht am Patienten "ausgelebt"...
Sie ist wirklich sehr, sehr lieb und nett und ich habe auch schonmal überlegt, ob sie vielleicht ein Helfersyndrom hat. Soll ja viele Menschen in helfenden Berufen betreffen.
isabe hat geschrieben: Mi., 29.11.2017, 13:09 ...und es können auch eigene abgewehrte Schuldgefühle und Aggressionen sein, die man "gut" überdecken kann mit viel Zuwendung (ohne sich dessen bewusst zu sein).
Also quasi die eigenen Sachen, wie eben abgewehrte Schuldgefühle und/oder Aggressionen, mit Zuwendung für den Patienten überdecken?! Wenn das unbewusst passiert, okay... wenn es bewusst gemacht wird, hat das ja schon wieder einen Beigeschmack von "eigene Bedürfnisse verfolgen/befriedigen", also sozusagen "wenn ich ihr (der Patientin) viel Zuwendung, Fürsorge usw. gebe, befriedigt das auch meine Bedürfnisse, weil ich damit meine Baustellen überdecken kann". Das dann aber vielleicht irgendwann auf Kosten des Patienten/der Patientin.
Hoffe ihr wisst, was ich meine. Vielleicht liege ich auch falsch, ich weiß nicht recht.
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Gedankentanz
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 14:06

Ihr Lieben,

darf ich schreiben was ich bei euren Geschriebenen fühle Isabe und Sausewind?

Natürlich entspricht meine Vogelgeschichte eine Idealvorstellung. Doch bei euch spüre ich, so glaube ich, starke Verletzungen und auch schlechte Erfahrungen, denn ihr könnt die Geschichte nicht einfach annehmen und stehen lassen.
Und ich bin da ganz bei euch, jede Medaille hat seine Kehrseite.
Mir lag allerdings daran, mit meiner Geschichte Mut zu machen. Nicht immer und überall das schlimme hinter zu suchen. Und so sehr ihr/ wir auf die Therapeuten herum hacken/ in Frage stellen, ist es an uns mit dem zu arbeiten was wir bekommen. Es ist an uns zu entscheiden wie weit wir gehen wollen, wie sehr wir vertrauen, wie tief wir uns fallen lassen. Wir entscheiden ob wir hingehen und uns helfen lassen. Es ist an uns heraus zu finden, bei wem wir uns wohl und geborgen fühlen. Das kann keiner für uns übernehmen. Jede Art von Vertrauen birgt die Gefahr verletzt zu werden. Aber vertrauen müssen wir, sei es dem Bäcker das er nicht in den Teig gespuckt hat, den Friseur das er uns anständig frisiert,... . Wir haben die Wahl!
Ja, meine Vogelgeschichte ist eine Idealisierung, aber eine die ich verstehen und fühlen kann. So oft habe ich gegoogelt, was eine Therapeutische Beziehung ist, doch vieles davon ist so dermaßen abgehoben geschrieben, das es für mich nicht nachvollziehbar ist.
Aber ich freue mich so, auch wenn ihr es als Idealisierung wahrnimmt, habt ihr mich verstanden und das finde ich wunderbar. Dafür danke ich euch sehr!
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?


isabe
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 14:15

Ja, ich denke schon, dass ich dich verstehe. Ich wollte keinesfalls vor Therapie warnen oder davor zu vertrauen. Ich meinte eher, dass auch IM Vertrauen und IN guten Beziehungen Verletzungen entstehen und Enttäuschungen "eingebaut" sind. Also eher nicht so: "Ich gehe nicht aus dem Haus, weil es ja stürmen könnte - oder aber ich gehe erst dann, wenn ich ganz sicher bin, dass es nicht stürmt", sondern eher so: "Ich möchte lernen, wie ich mich im Sturm verhalten kann, denn natürlich wird es irgendwann stürmen, aber um einen Sturm von einer Windböe unterscheiden zu können, muss ich - eben in der therapeutischen Beziehung - lernen, wie sich beides anfühlt, und das kann mir am besten jemand zeigen, der selbst weiß, wie Sturm und Windböe sich anfühlen, und der keine Angst davor hat, dass mir mal Wind ins Gesicht bläst".

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Gedankentanz
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 14:22

Hi Louisenkind,

darf ich nochmal meinen Senf dazu geben?
Das meiste was hier geschrieben wird, sind Erfahrungen, subjektive Empfindungen. Jeder von uns trägt in dem was er schreibt auch ein bisschen seines Päckchens mit rein. Das kann helfen, einen neuen Blickwinkel geben, Verständnis wecken und einem vielleicht sogar in den eigenen Gefühlen bestärken.
Aber auch das setzt vertrauen voraus. Und in mir stellt sich da die Frage, warum geben wir so viel auf die Meinung anonymer User (davon schließe ich mich nicht aus, denn auch ich frage hier nach und freue mich über jede Antwort), anstatt auf den T. der uns Vis a Vis gegenübersitzt?

Wie glaubwürdig wäre ein Mensch, wenn er uns ausnahmslos die heile Welt vorspielen würde?
Was ist an einem Helfersyndrom so schlimm, vor allem wenn der im Rahmen bleibt? Haben wir den hier nicht irgendwie alle, alle die hier antworten? Wir machen das doch (zumindest ich) aus der Intention heraus zu helfen.
Warum sind wir da besser als unsere T?

Liebe Louisenkind, du sagst selbst das sie sehr sehr nett ist, warum also versuchst du sie dir selbst "madig" zu machen? Warum schubst du sie von dir weg?
Magst du sie nicht selbst um eine Verlängerung bitten?

Und auch hier möchte ich nichts beschönigen. Denn ich schreibe dies alles aus meiner eigenen subjektiven Erfahrung heraus. Und auch ich stelle meine T. oft in Frage, auch weil es selten perfekt läuft. Die Ideale Therapie gibt es nicht, aber wir können sie zur unsere machen...

Nur meine Gedanken...
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 14:32

Gedankentanz hat geschrieben: Mi., 29.11.2017, 14:22 Die Ideale Therapie gibt es nicht, aber wir können sie zur unsere machen...
Da pflichte ich dir bei. Das ist ein bissl ähnlich wie in einer Paarbeziehung - sie besteht aus Austausch und immer wieder Nachjustieren und Veränderung. Es ändern sich ja mitunter Ziele und Bedürfnisse im Laufe der Zeit.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer


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Beitrag Mi., 29.11.2017, 14:36

Gedankentanz hat geschrieben: Mi., 29.11.2017, 14:22 Die Ideale Therapie gibt es nicht, aber wir können sie zur unsere machen...
Vielleicht noch nicht mal zur eigenen idealen Therapie, sondern ÜBERHAUPT erst mal zur eigenen Therapie? Ich finde (für mich selbst gesprochen), dass das eine sehr, sehr große Herausforderung ist, diese Erfahrung (die für die meisten Menschen wirklich besonders ist) so in das Leben zu integrieren, dass es stimmig ist. Da spielen so viele Erwartungen, Hoffnungen, Enttäuschungen, Wünsche, Sehnsüchte, Qualen, Wut und Trauer eine Rolle, dass es schwierig ist, dem sozusagen DIE Bedeutung zu geben, mit der man nicht riskiert, einen wesentlichen Anteil der "anderen Bedeutungen" zu vernachlässigen, die da eben AUCH sind. In der Idealtherapie hätte alles dort Raum, aber in der Realität stößt man immer wieder irgendwo an. Und dann an dieser Stelle diesen Schmerz irgendwie "anzunehmen", ohne davon überwältigt zu werden, finde ich manchmal sehr schwer zu ertragen.


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Beitrag Mi., 29.11.2017, 14:37

Gedankentanz: Ich hätte da eine Idee, nur eine Idee, weshalb ich das evtl. mache. Vielleicht will ich sie Ent-Idealisieren, den "Zauber" nehmen, irgendeinen Fehler in dem ganzen System finden, damit ich einen Grund habe zu gehen und es nicht schmerzhaft ist. Aber das ist nur eine Vermutung, ich weiß es selbst nicht so ganz genau...

Ich verhalte mich sowieso ständig widersprüchlich, vor allem eben oft in der Therapie. Ich merke es manchmal gar nicht und ich will das auch nicht. Ich finde es einfach interessant zu lesen, was andere Menschen in ihren Therapien erlebt haben, was da evtl. schiefgegangen ist, möchte mir andere Sichtweisen einholen, die auch die andere Seite einer Therapie zeigen. Und eigentlich vertraue ich meiner Therapeutin auch, ich mag sie sehr, sehr gerne, wäre da nicht das "eigentlich". Ich bin immer skeptisch, habe trotzdem immer den Gedanken im Kopf, dass das alles fake ist, alles gespielt ist, alles nicht echt ist. Das habe ich aber auch meinen Freunden gegenüber. Und das ist sicherlich eine negative Übertragung in der Therapie, es gilt also bestimmt nicht ihrer Person. Es ist etwas altes und unangebrachtes von früher, soweit bin ich schonmal, dass ich das zumindest erkannt habe...
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Beitrag Mi., 29.11.2017, 19:19

Hi Louisenkind,

warum möchtest du denn gehen?

Die Skepsis kann ich nachvollziehen. Bin da recht ähnlich. Meine T. Ist auch nett und bemüht. Trotzdem warte ich darauf das sie ihre Maske abzieht. Taterata, doch eine von vielen, die es nicht ernst meinen. Aber auch bei mir, ist es was altes. Und das zu wissen macht es erträglich, denn das gibt mir den Mut weiter zu machen.
Auch dieses Wechselbad der Gefühle, keine Sitzung gleicht der Anderen. Ist die eine Gut, hocke ich bei der nächsten gefühlsmäßig im Keller. Manchmal habe ich tierische Angst überhaupt hinzugehen, so schlimm iSt mir die vorherige Sitzung im Gedächtnis geblieben.
Aber das schöne, in der Therapie darf ich sein wie ich bin. Skeptisch, vorsichtig, kritisch, traurig,... Sie nimmt es an. Und ob fake oder nicht, es tut mir gut. Sie tut mir gut und das soooo unglaublich beängstigend, denn ich kann dieses Gefühl null einordnen. Es ist mir schleierhaft warum sie so ist, wie sie ist, denn ich kann ihr nicht in Tausch zurück geben.....
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