heart hat geschrieben: Es geht um meinen mir sehr nahestehenden Freund, der sich heuer, während meiner schlimmsten Krise, zurückgezogen hat. Genauer gesagt, als ich ihm mitteilte, daß es mir sehr schlecht geht, habe ich sage und schreibe 6 Wochen nichts mehr von ihm gehört. .... obwohl wir vorher über fünf Jahre lang beinahe täglich in Kontakt waren. [...] Ich weiß wohl, daß er Streß um die Ohren hatte, doch das hatte er sonst auch immer, beruflich zumindest. Doch dieses Zurückziehen in meiner schweren Zeit hat mir den Rest gegeben.
Das kenne ich ebenfalls. Und ich finde es mittlerweile "unverzeihlich".
Es ist NICHT die Frage, ob gute Freunde überfordert sind und eigene Probleme und Zeitmangel haben. Natürlich haben sie auch ein eigenes Leben, und wenn einer von uns mal so ein richtiges Tief hat, dann kann uns außer einem professionellen Thera sowieso niemand helfen.
So weit, so gut. Was aber das Schlimme ist, ist das NICHT-Kommunzieren des Kontaktabbruchs! Einfach in der Luft hängen gelassen werden, von heute auf morgen. OHNE dass man weiß, woran man ist. Das ist die reinste Folter. Generell. Wenn einem gerade sehr schlecht geht, erst recht.
Also, nicht die Frage OB sich Freunde auch mal überfordert fühlen dürfen und zurückziehen, sondern eine Frage des WIE!
Da helfen auch keine Rechtfertigungen hinterher. Es tut weh. Und schmällert das Vertrauen in andere Menschen bzw. fördert das Misstrauen.
Jahrelang bin ich mit den "kommentarlosen Rückziehern" aus verschiedenen Richtungen immer wieder konfrontiert worden. Habe mir daraufhin sehr ungute Verhaltensmuster angewöhnt, wie z.B. zwanghaft darüber grübeln warum, wieso, weshalb und was wohl in ihnen vor sich gehen mag. Und ich meine streckenweise wirklich zwanghaft.
Am schlimmsten fand ich es letztendlich, dass ich so oft kommunziert habe, wie sehr mich diese immer wieder mal unkommentierten Rückzüge verletzen, und es dann trotzdem immer wieder vorkam... und diese Leute WÄHRENDDESSEN auch schlichtweg nicht verfügbar/erreichbar für mich waren... und trotzdem: immer wieder in die selbe Wunde. Spätestens seit auf genau diese Weise auch meine Ehe beendet wurde (per lapidarer Email, bis dato ohne Ansatz einer Aussprache oder richtigen Erklärung!!!) bin ich nicht mehr bereit, dieses Verhalten zu dulden. Es für mich
unverzeihlich geworden. Ganz ohne Diskussion.
Kurz gesagt, heart, ich finde, dass du zu Recht verletzt bist und emotional vorsichtig auf Distanz bleibst. Ich pflege mittlerweile nur noch zu sagen: "Keine Zeit gibt es nicht. Nur andere Prioritäten."