Therapie beenden - auf anderer Ebene fortsetzen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle.
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 12:41

Sidney-b schreibt besser als ich was auch ich meine.
LuciaÉtoile hat geschrieben: Sa., 16.03.2024, 12:01 Sidney-b, was meinst du mit profitieren von der Situation?
Dass bedeutet, dass du auch etwas davon hast, wenn ihr stundenlang telefoniert. Was das ist mußt du wohl selber herausfinden.

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SinnIch
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 12:51

Ja, aber jeder geht anders mit Situationen um! Flucht, Erstarrung, nach vorne bzw meistens ist man ja meist irgendwo dazwischen, aber näher an dem einen als an dem anderen.
An Hunden lernt man viel ;-)
Und es rausschreiben kann auch Distanz schaffen zu dem Geschehen. Es für sich begreifbarer machen, laut reflektieren (kann ich schriftlich z B. besser!)
Solche Vermutungen können auch viel kaputt machen. Ich weiß noch, wie ich mal vor Jahren überlegte, was passiert, wenn ich meine Geschichte schreibe. Da dachte ich, weil ich es da häufiger las, das dann eh kommt, ich wäre ein Troll oder Fake-User oder so.
Das mit dem Profitieren glaube ich auch. Aber ich meine das nicht als Schuldumkehr. Aus solchen Dingen kann man super in Therapie lernen, wenn so Wünsche auftauchen, man auch mal über die Strenge schlägt, aber es besprechen kann.
Und das ist aber das Fatale: dass es eben keine Therapie ist, aber man darüber in die Fänge geraten ist und er es ausgenutzt hat und selbst jetzt das weiter treibt!

Luca, dir einen schönen Tag heute! Abstand über Ablenkung ist auch mal gut!

Übrigens: Jeder hat doch seinen Eigennutz, oder? Warum schreib ich, warum schreibst du? Vielleicht auch um meine Dinge auch besser zu begreifen, anderen mit meinen/deinen Erfahrungen zu helfen, vllt ja auch was weniger altruistisches, was ich/wir gerade noch nicht sehen.
Und? So ist das doch immer.
Zuletzt geändert von SinnIch am Sa., 16.03.2024, 13:02, insgesamt 2-mal geändert.

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Tobe
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 12:59

Hallo candle,

der Unterschied zwischen Deinem und Lucia´s Fall ist doch ganz eindeutig...
Dein Therapeut ging aggressiv vor und Lucia´s Therapeut eben nicht.
Und genau dies macht es verständlicher Weise schwierig, da eben nicht zwangsläufig dabei Ängste entstehen müssen.

Der Therapeut von Lucia wickelt sie langsam ein und geht nicht so offensichtlich vor, sondern lässt viel Interpretationsspielraum. Somit gibt es für sie gefühlsmäßig auch nicht so offensichtliche Grenzüberschreitungen. Es spielt sich alles ziemlich verwaschen ab.

Gerade in solchen Fällen ist es schwierig selber diese Grenzüberschreitungen wahrzunehmen.
Und ich finde Lucia hält sich ganz gut dabei.
Sie begreift das dies schon Grenzüberschreitungen waren und hat noch rechtzeitig ihre Grenzen gefunden, sodaß nichts schlimmeres passieren konnte.

Der Einzige Schritt der noch fehlt ist, daß sie ihm unmissverständlich (schriftlich) die Grenze mitteilt.

Jeder Fall ist unterschiedlich und jeder Mensch und seine Reaktionen eben auch.
Du kannst nicht einfach voraussetzen, daß Lucia wie Du empfindet und wie Du handelt.
Bei Lucia wirken vielleicht ganz andere Voraussetzungen (Resilienzen) und Mechanismen, als bei Dir.
Ich hätte auch manches anders gemacht als Lucia, aber ich bin eben auch nicht Lucia.
Zudem bin ich auch einiges älter als sie und habe schon früh (mit 17 Jahren) ähnliche Erfahrungen mit einer Vertrauensperson machen müssen.
Damals habe ich anders gehandelt, als ich es heute tun würde.

Du (candle) scheinst offensichtlich Schwierigkeiten zu haben, Dich in andere Personen hineinzuversetzen und gehst bei Allem immer von Dir aus, wie Du fühlen und handeln würdest.


L.G. Tobe
Haltet die Welt an, ich will aussteigen.
Wenn du den Tag wie die Nacht empfindest,
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candle.
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 13:07

Tobe hat geschrieben: Sa., 16.03.2024, 12:59 Dein Therapeut ging aggressiv vor und Lucia´s Therapeut eben nicht.
Tobe, das ist einfach falsch was du schreibst.

Auch wenn Übergriffigkeit sanft ausgedrückt wird, ist es auch aggressiv.

Also wenn ein Therapeut mir sagt wie toll ich aussehe und die Haare so wunderschön hochgesteckt habe, dann ist es bei mir aggressiv und bei Lucia ist es das nicht? :anonym: Ähhhhhh..........

Da muß ich jetzt sagen, dass du die Inhalte bei mir nicht kennst und wundere mich über deine fixe Analyse.

Ich hatte ANGST!

Kannst du mir sagen warum ein Mensch keine Angst hat?

Ich hatte die. Wir waren ganz allein in einem Therapiezimmer in einen Haus wo auch niemand war außer uns. Und so naiv schätze ich niemanden ein, nicht zu wissen was passieren kann.

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Tobe
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 13:29

Hallo candle,

natürlich kenne ich nicht die kompletten Einzelheiten aus Deinem Fall.
Aber Dein Therapeut hat nach Deiner Aussage z.B. Telefonterror betrieben und dies ist für jeden ganz offensichtlich ein aggressives Vorgehen.
Dies ist bei Lucia nicht der Fall.

Bei Dir scheint Dein Therapeut Komplimente und Annäherungsversuche im geschützten Raum (Therapieraum) gemacht zu haben und Du warst mit ihm alleine.
Logisch, daß man da Angst bekommt.

Bei Lucia war dies ebenfalls nicht der Fall.
Die Annäherungsversuche und “Komplimente“ fanden bei ihr im öffentlichen Raum statt.
Sie war also nicht alleine mit ihm.

Erkennst Du den Unterschied?


Als ich damals 17 Jahre Alt war, hatte ich schon jahrelangen Kontakt zu einem Freund (63J) meiner Familie. Er half mir viel bei Dingen, die eigentlich meine Eltern hätten machen müssen. Er war für mich wie ein Vaterersatz geworden. Und nein, ich hatte sehr viel Vertrauen zu ihm, war auch oft alleine bei ihm und brauchte bis dato auch keine Angst vor ihm haben.
Bis er mir dann eines Tages und für mich vollkommen überraschend “an die Wäsche ging“.
Wie weit dies ging möchte ich hier jetzt nicht schreiben.
Ich erstarrte vor Angst und konnte mich nicht wehren.


So und jetzt kommst Du vermutlich damit...
Ja, aber...
als junges Mädchen muss man doch automatisch Angst haben, mit einem älteren alleinstehenden Mann alleine zu sein.


Nein, muss man nicht immer.
Und für mich war es damals eben nicht so offensichtlich, daß dies irgendwann gefährlich für mich werden könnte.

L.G. Tobe
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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 13:33

LuciaÉtoile hat geschrieben: Sa., 16.03.2024, 11:54 Ich werde ihm diese Kontakt-Abbruchs-Mail und den Brief definitiv schreiben, nur vielleicht brauche ich ein paar Tage Ruhe und Ablenkung, um es dann mit einem gestärkten Gefühl zu tun.


Mehrere Tage in denen er dir permanent wieder Kontakt aufdrängen kann. Das ganze sollte auch keinerlei Erklärungen enthalten. Im Grunde reicht ein einziger Satz:

"Ich wünsche keinen Kontakt mehr zu ihnen und erwarte, dass sie keinerlei weitere Versuche starten zu mir Kontakt aufzunehmen." Unterschreiben. Fertig.

Das Email ist in 20 Sekunden geschrieben und abgeschickt und der Brief in einer Minute fertiggemacht (und dann zeitnah abgeschickt)

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candle.
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 13:40

Tobe hat geschrieben: Sa., 16.03.2024, 13:29 Erkennst Du den Unterschied?
Für mich gibt es keinen Unterschied. Wir wissen nicht was sie gesprochen haben in Therapie.
Und die Mails sind dann auch "Terror".

Da neigst du gerade dazu Lucias Problem kleinzureden.
Ich erstarrte vor Angst und konnte mich nicht wehren.


So und jetzt kommst Du vermutlich damit...
Ja, aber...
als junges Mädchen muss man doch automatisch Angst haben, mit einem älteren alleinstehenden Mann alleine zu sein.
Ja, du kanntest ihn lange, Lucia erstmal wohl nur ein dreiviertel Jahr.
Der Punkt ist doch der, dass danach offenbar keine Angst einsetzt.

Ich weiß ja auch, dass Klientinnen sich geschmeichelt fühlen, wenn sie das Kompliment bekommen. Ich bin auch erstarrt und zum Ende der Stunde gegangen UND DANN habe ich beschlossen nicht mehr hinzugehen.

Es war am Telefon selbst ein Inhalt von Komplimenten, Gejammer wie schwer man es selber hat im Leben und Geheule ich solle "zurückkommen". Das ist dem wahrscheinlich ähnlich was Lucia erlebt. Und das wickelt offenbar manche Klientinnen ein. Da wo bei mir die Angst einsetzt, läuft es bei anderen weiter... Warum?

Es wäre ja auch wirklich schlimm, wenn man sich an gar keinen Menschen mehr herantrauen würde.

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SinnIch
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 13:50

Das eigene Körpersystem entscheidet, was man wann fühlt, das lässt sich nicht objektivieren (mein Hauptproblem ist Angst, aber ich habe manchmal in Situationen, in denen andere Angst haben, aber keine und kenne auch Menschen, für die Angst fast ein Fremdwort ist). Es ist totaler Unsinn darüber diskutieren.

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Takli
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 14:27

Ich würde auch davon ausgehen, daß Lucias Therapeut akzeptiert, wenn sie ihm explizit mitteilt, daß sie keinen weiteren Kontakt wünscht. Womöglich hatte er getrunken, als er das geschrieben hat.

Ob man Angst in so einer Situation hätte oder nicht, hängt sicher auch von den Vorerfahrungen ab.

Wie kommt es denn, Lucia, daß du noch zögerst den Kontakt ganz abzubrechen. Hast du noch Hoffnung, daß sich das vorher vertrauensvolle väterliche Verhältnis wieder herstellen läßt?

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SinnIch
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Beiträge: 479

Beitrag Sa., 16.03.2024, 15:01

Ich hätte persönlich, wenn ich mich da reindenke, keine akute Angst, aber ich wäre total angewidert. Ihre ".. Stimme hören" hat einen sexuellen Unterton in so einem Kontakt, das ist dir schon klar, Lucia?
Freundschaftlich wäre "Ich freue mich von dir zu hören". Kleiner, aber entscheidender Unterschied.

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Montana
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 15:26

Ich höre in der Formulierung keinen sexuellen Unterton. Sie ist mir schon in Situationen begegnet, die da ganz unbedenklich waren.

Aber mein erster Gedanke war auch, dass er getrunken haben könnte. Und das wäre, noch mehr als andere bisher, für mich ein Grund zum Kontaktabbruch. Aber das ist eben mein persönliches Ding, dass mir Menschen Angst machen die trinken und dann in diesem Zustand Dinge tun, die sie sonst nie machen würden.

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münchnerkindl
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 15:41

Takli hat geschrieben: Sa., 16.03.2024, 14:27 Ich würde auch davon ausgehen, daß Lucias Therapeut akzeptiert, wenn sie ihm explizit mitteilt, daß sie keinen weiteren Kontakt wünscht.

Na hoffentlich. Wenn er nach einer klaren Ansage immer noch Versuche startet müsste man sich schon fragen wie zurechnungsfähig er ist. :cool:

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SinnIch
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Beiträge: 479

Beitrag Sa., 16.03.2024, 15:45

Hmm, okay, wenn ich jetzt eine enge Freundin z.B. anrufen würde und die würde das sagen, würde ich natürlich auch nichts denken. Kommt wohl schon auf den Kontext an, da gebe ich Recht und ja auch wie so die sprachlichen Konventionen im Umfeld so sind... Man sieht, wie schwierig es ist von außen zu beurteilen wie es bei Lucia "ankommen sollte", zumal man ja nur Bruchstücke mitbekommt.
Ich hoffe jedenfalls, Lucia, du ringst dich durch und schreibst ihm wie empfohlen wurde solch eine knappe Mail oder Brief mit der Forderung den Kontakt abzubrechen, ohne großes Nachdenken, denn du weißt ja dass es das einzig Richtige ist.
Und dann kümmerst du dich darum, was da in dir los ist. Nicht umgekehrt...
Ich kann übrigens auch nur zum Aufarbeiten in weiterer Therapie raten, davon profitiere ich auch gerade (noch) sehr. Dann kann man aus dem blöden sogar manchmal noch was gutes machen, was einen persönlich weiterbringt.

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candle.
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 15:47

Takli hat geschrieben: Sa., 16.03.2024, 14:27 Ob man Angst in so einer Situation hätte oder nicht, hängt sicher auch von den Vorerfahrungen ab.
Nicht zwingend! Da gibt es auch andere Möglichkeiten.
LuciaÉtoile hat geschrieben: Fr., 15.03.2024, 23:13 Er hat mich vorhin angerufen. Ich bin nicht rangegangen und dann hat er mir ne Mail geschrieben, dass er gerne meine Stimme gehört hätte...

Bin gerade ein bisschen schockiert.
Schockiert ist sie ja. Was das aber hier emotional bedeutet, keine Ahnung.

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freeway
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Beitrag Sa., 16.03.2024, 16:05

Klingt als könntest du ihm langsam mal deinen 50-Minuten-Satz mitteilen LuciaÉtoile, ging ja nur darum dass du nicht mehr zahlen brauchst, vllt. hat er Bedarf.
"Es ist kein Zeichen geistiger Gesundheit, gut angepasst an eine kranke Gesellschaft zu sein." Jiddu Krishnamurti

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