Diagnostik, Diagnose und passende Therapie
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- Forums-Gruftie
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Ich mag auch noch mal etwas dazu sagen, wie ich Traumatherapie verstehe:
In der Ausbildung zum/zur Psychotherapeut:in packen sich die zukünftigen Therapeut:innen einen buntgemischten Koffer voller Methoden, aus dem sie in ihrer zukünftigen Arbeit schöpfen können.
Der Methoden-Koffer von Traumatherapeuten ist durch ihre Zusatzqualifikation(en) (Traumatherapie + evtl. EMDR, SE, IRT, PITT, EgostateTherapie, Hypnose, NARM ...) um einiges größer als der derer, die ausschliesslich in ihrem Richtlinienverfahren ausgebildet wurden. Daraus folgt, dass sie viel mehr Handwerkszeug und andere Blickwinkel auf und für ihre Patient:innen haben und mitbringen.
Eine sehr viel individuellere Behandlung wird möglich, weil viel mehr explizit auf einzelne Bedürfnisse und Unterstützungsnotwendigkeiten (was kann DIR helfen) eingegangen werden kann.
Dementsprechend würde für mich persönlich z.B. niemand in Frage kommen, der/die ausschließlich in EMDR weitergebildet ist, denn da fürchte ich, ist der Methodenkoffer nur um diese eine Methode reicher, die mir (zumindest momentan noch) nicht viel bringt. Für jemand anderen kann das aber genau das richtige sein. Auch die Behandlung mit EMDR ist EINE Methodik aus der Traumatherapie, aber eben nur eine, die nicht für alle passend ist. Jemand anderes kann vielleicht von SE nicht profitieren usw. Für mich ist das der Grund, warum man nicht von DER Traumatherapie sprechen kann. Je größer der Koffer meiner Therapeutin umso besser für mich, denn umso mehr kann probiert werden. Aber, das hängt natürlich immer von den Interessen des/der Therapeut:in ab, wie groß das Köfferchen dann schlußendlich ist.
Viele Interventionen, die aus der Traumatherapie stammen, finden sich auf dieser, wie ich finde sehr guten Website:
https://www.dis-sos.com/inhalt/
Keine Sorge, auch wenn die DIS im Titel enthalten ist, so gibt es ganz viel interessantes für (komplex-)traumatisierte Menschen zu finden, die nicht nur für DIS-Betroffene hilfreich sind.
In einem vorherigen Post wurde gefragt, warum DIS immer mit kPTBS in ZUsammenhang gebracht wird, oder beides so oft gemeinsam genannt wird. Das liegt in meinen Augen daran, dass eine DIS immer auch mit einer kPTBS einhergeht.
In der Ausbildung zum/zur Psychotherapeut:in packen sich die zukünftigen Therapeut:innen einen buntgemischten Koffer voller Methoden, aus dem sie in ihrer zukünftigen Arbeit schöpfen können.
Der Methoden-Koffer von Traumatherapeuten ist durch ihre Zusatzqualifikation(en) (Traumatherapie + evtl. EMDR, SE, IRT, PITT, EgostateTherapie, Hypnose, NARM ...) um einiges größer als der derer, die ausschliesslich in ihrem Richtlinienverfahren ausgebildet wurden. Daraus folgt, dass sie viel mehr Handwerkszeug und andere Blickwinkel auf und für ihre Patient:innen haben und mitbringen.
Eine sehr viel individuellere Behandlung wird möglich, weil viel mehr explizit auf einzelne Bedürfnisse und Unterstützungsnotwendigkeiten (was kann DIR helfen) eingegangen werden kann.
Dementsprechend würde für mich persönlich z.B. niemand in Frage kommen, der/die ausschließlich in EMDR weitergebildet ist, denn da fürchte ich, ist der Methodenkoffer nur um diese eine Methode reicher, die mir (zumindest momentan noch) nicht viel bringt. Für jemand anderen kann das aber genau das richtige sein. Auch die Behandlung mit EMDR ist EINE Methodik aus der Traumatherapie, aber eben nur eine, die nicht für alle passend ist. Jemand anderes kann vielleicht von SE nicht profitieren usw. Für mich ist das der Grund, warum man nicht von DER Traumatherapie sprechen kann. Je größer der Koffer meiner Therapeutin umso besser für mich, denn umso mehr kann probiert werden. Aber, das hängt natürlich immer von den Interessen des/der Therapeut:in ab, wie groß das Köfferchen dann schlußendlich ist.
Viele Interventionen, die aus der Traumatherapie stammen, finden sich auf dieser, wie ich finde sehr guten Website:
https://www.dis-sos.com/inhalt/
Keine Sorge, auch wenn die DIS im Titel enthalten ist, so gibt es ganz viel interessantes für (komplex-)traumatisierte Menschen zu finden, die nicht nur für DIS-Betroffene hilfreich sind.
In einem vorherigen Post wurde gefragt, warum DIS immer mit kPTBS in ZUsammenhang gebracht wird, oder beides so oft gemeinsam genannt wird. Das liegt in meinen Augen daran, dass eine DIS immer auch mit einer kPTBS einhergeht.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)
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Danke, naja, dass es doch unterschiedlich ist zwischen den Geschwistern. Ich hätte mir da tatsächlich Verständnis erhofft, das ist aber nicht möglich. Man kann sich ja gegenseitig tröstende Worte spenden. Jedenfalls dachte ich das mal so, dass man sich auch als Geschwister ein bißchen gegenseitig "heilen" kann.
Danke, dass du das geschrieben hast Montana.
candle
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Gibt es das eigentlich, dass man gut über ein Trauma reden kann und dabei weder austickt noch krass abschaltet noch sonstwas? Oder ist das dann kein Trauma?
Wenn vergangene Situationen als übel empfunden wurden oder ganze Zeiträume als sehr überfordernd mit vielen Gefühlen von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit und diese Gefühle in Situationen im Hier und Jetzt wieder entstehen? Auch wenn diese neuen Situationen an sich gar nicht soooo ganz krass sind, aber einen in so eine Art Schreckstarre und ich-mache-einfach-nichts-Stimmung bringen, weil handeln ja bedeuten könnte, dass alles schlimmer wird? Wenn handeln als bedrohlich empfunden wird?
Irgendwie verständlich was ich meine? Ich habe zwar auch schon ein zwei Bücher über Trauma gelesen, aber so wirklich einen Durchblick habe ich, glaube ich, noch nicht wirklich.
Wenn vergangene Situationen als übel empfunden wurden oder ganze Zeiträume als sehr überfordernd mit vielen Gefühlen von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit und diese Gefühle in Situationen im Hier und Jetzt wieder entstehen? Auch wenn diese neuen Situationen an sich gar nicht soooo ganz krass sind, aber einen in so eine Art Schreckstarre und ich-mache-einfach-nichts-Stimmung bringen, weil handeln ja bedeuten könnte, dass alles schlimmer wird? Wenn handeln als bedrohlich empfunden wird?
Irgendwie verständlich was ich meine? Ich habe zwar auch schon ein zwei Bücher über Trauma gelesen, aber so wirklich einen Durchblick habe ich, glaube ich, noch nicht wirklich.
Hm, ich kann dir dazu wohl keine Auskunft geben, aber ich hatte mal so eine Phase wo ich davon irgendwie abgeschnitten und distanziert war, aber ich habe wohl auch noch nie wirklich detailliert über etwas gesprochen.diesoderdas hat geschrieben: ↑Do., 14.09.2023, 22:44 Gibt es das eigentlich, dass man gut über ein Trauma reden kann und dabei weder austickt noch krass abschaltet noch sonstwas? Oder ist das dann kein Trauma?
Bei mir treten Panikattacken auf.Wenn vergangene Situationen als übel empfunden wurden oder ganze Zeiträume als sehr überfordernd mit vielen Gefühlen von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit und diese Gefühle in Situationen im Hier und Jetzt wieder entstehen? Auch wenn diese neuen Situationen an sich gar nicht soooo ganz krass sind,
Schreckstarre ja, aber ich glaube, dass ich nie bewußt gedacht habe, dass es schlimmer wird.aber einen in so eine Art Schreckstarre und ich-mache-einfach-nichts-Stimmung bringen, weil handeln ja bedeuten könnte, dass alles schlimmer wird? Wenn handeln als bedrohlich empfunden wird?
Wie gesagt, vielleicht bist du beim Erzählen distanziert und es zeig sich nur, wenn du in irgendeiner Situation irgendwie getriggert wirst? Oder es gibt da somatische Beschwerden?
LG candle
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Da gibt es dann die üblichen Paniksymptome. Unwohlsein, Angespanntheit, innerliches Zittern,Übelkeit bis Würgereiz, hoher Puls (oder bei mir ulkigerweise auch sehr niedriger), nicht mehr wirklich denken können bzw im Kreis denken. Aber ohne dass es bis zu einer wirklichen Panikattacke kommt.
Das sind klassische Flashbacks. Entweder ganz konkret (Feuerwerk triggert die Körperreaktionen die zb ein Soldat im Krieg in seiner Todesangst hatte). Oder als emotionaler Flashback: aktuelle, harmlose Situation bzw deren emotionale Dynamik triggert deine Gefühle die du in solchen bzw ähnlichen Situationen hattest als du jünger warst (und der Situation entsprechend ausgeliefert warst, weil du dich nicht wehren konntest) und du empfindest unendlich große Verzweiflung, Ohnmacht, Panik usw die in keinem Verhältnis zur aktuellen Situatuon stehen.diesoderdas hat geschrieben: ↑Do., 14.09.2023, 22:44 Wenn vergangene Situationen als übel empfunden wurden oder ganze Zeiträume als sehr überfordernd mit vielen Gefühlen von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit und diese Gefühle in Situationen im Hier und Jetzt wieder entstehen? Auch wenn diese neuen Situationen an sich gar nicht soooo ganz krass sind, aber einen in so eine Art Schreckstarre und ich-mache-einfach-nichts-Stimmung bringen, weil handeln ja bedeuten könnte, dass alles schlimmer wird? Wenn handeln als bedrohlich empfunden wird?
Und da wird's dann oft auch therapeutisch kompliziert, wenn der Therapeut oder die Therapeutin da ganz klassisch mit kognitiven Methoden rangehen (Du bist sicher, kein Grund zur Aufregung) ohne die traumatische (Flashback-)Dynamik dahinter zu adressieren, denn dann wird man sich als Patientin völlig unverstanden fühlen was möglicherweise eine weitere (emotionale) Flashbackschleife nach sich zieht...
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott
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diesoderdas hat geschrieben: ↑Do., 14.09.2023, 22:44 Gibt es das eigentlich, dass man gut über ein Trauma reden kann und dabei weder austickt noch krass abschaltet noch sonstwas? Oder ist das dann kein Trauma?
Ich hatte nie ein Problem darüber zu reden.
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lisbeth hat geschrieben: ↑Fr., 15.09.2023, 06:37Das sind klassische Flashbacks. Entweder ganz konkret (Feuerwerk triggert die Körperreaktionen die zb ein Soldat im Krieg in seiner Todesangst hatte). Oder als emotionaler Flashback: aktuelle, harmlose Situation bzw deren emotionale Dynamik triggert deine Gefühle die du in solchen bzw ähnlichen Situationen hattest als du jünger warst (und der Situation entsprechend ausgeliefert warst, weil du dich nicht wehren konntest) und du empfindest unendlich große Verzweiflung, Ohnmacht, Panik usw die in keinem Verhältnis zur aktuellen Situatuon stehen.diesoderdas hat geschrieben: ↑Do., 14.09.2023, 22:44 Wenn vergangene Situationen als übel empfunden wurden oder ganze Zeiträume als sehr überfordernd mit vielen Gefühlen von Ausweglosigkeit, Hilflosigkeit, Machtlosigkeit und diese Gefühle in Situationen im Hier und Jetzt wieder entstehen? Auch wenn diese neuen Situationen an sich gar nicht soooo ganz krass sind, aber einen in so eine Art Schreckstarre und ich-mache-einfach-nichts-Stimmung bringen, weil handeln ja bedeuten könnte, dass alles schlimmer wird? Wenn handeln als bedrohlich empfunden wird?
Jepp. Ich habe zB das Problem dass wenn ich von Menschen die mir Ressourcen entziehen können irgendwie unter Druck gesetzt oder abgewertet werde, also zB auf einem Amt, von einem Arbeitgeber etc mit richtiger Todesangst reagiere. Ich verfalle dann in eine Art Schockstarre und bin dann natürlich auch nicht mehr in der Lage da angemessen drauf zu reagieren um Probleme abzuwenden.
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Erzählen triggert mich da nicht. Und interessanterweise triggern zB auch Psychotherapeuten das auch überhaupt nicht, weil ich da nie das Gefühl habe dass ich nicht einfach gehen kann. Also wenn mich ein Psychotherapeut unfair behandelt oder unter Druck setzt habe ich null Probleme dem gegenüber meine Meinung zu vertreten und ggf aufzustehen und einfach zu gehen.
Das ist aber auch logisch, denn du unterscheidest ganz klar zwischen Situationen, die gefährlich sind und solchen die es nicht sind. Wenn dir ein Amt oder ein Arbeitgeber den Geldhahn zudreht, dann ist deine Lebensgrundlage gefährdet. Ein doofer Therapeut kann dir in dieser Weise nichts tun.
Oh ja, und noch besser, wenn auf die Unverhältnismäßigkeit aufmerksam gemacht wird. Führt bei mir sicher dazu, daß ich dann nicht mehr darüber sprechelisbeth hat geschrieben: ↑Fr., 15.09.2023, 06:37 Und da wird's dann oft auch therapeutisch kompliziert, wenn der Therapeut oder die Therapeutin da ganz klassisch mit kognitiven Methoden rangehen (Du bist sicher, kein Grund zur Aufregung) ohne die traumatische (Flashback-)Dynamik dahinter zu adressieren, denn dann wird man sich als Patientin völlig unverstanden fühlen was möglicherweise eine weitere (emotionale) Flashbackschleife nach sich zieht...
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meine Traumatherapeutin war mal sehr betroffen als ich ihr erklärte dass ich mich nirgendwo sicher fühle, auch nicht in ihrer Praxis. Einfach weil es für mich (!) nirgendwo sicher ist und auch niemand dafür mit irgendwelchen Äußerlichkeiten sorgen kann
Zu mir hat ein Therapeut mal gesagt, nach ca. vier Jahren, mit entsetztem Tonfall: "Sie vertrauen mir ja ÜBERHAUPT nicht." Und ich hätte erwartet, dass er das weiß.
Ja, das Vertrauen!
Ich verstehe nicht, wie Therapeuten nicht begreifen, dass es sehr lange dauern kann zu vertrauen und dann auch nie zu 100 % , wem kann man schon zu 100 % vertrauen, niemand. Aber manchmal geht es eben gar nicht und das ist doch bei Patienten mit Traumahintergrund nur zu verständlich.
Ich verstehe nicht, wie Therapeuten nicht begreifen, dass es sehr lange dauern kann zu vertrauen und dann auch nie zu 100 % , wem kann man schon zu 100 % vertrauen, niemand. Aber manchmal geht es eben gar nicht und das ist doch bei Patienten mit Traumahintergrund nur zu verständlich.
never know better than the natives. Kofi Annan
Schon sehr unterschiedlich. Auch bei einem Therapeuten hätte ich die Angst nicht fliehen zu können, einfach weil es früher auch so war mit Konsequenzen. Es spielt also keine Rolle, ob das ein Therapeut ist oder ein Mensch vom Jobcenter.münchnerkindl hat geschrieben: ↑Fr., 15.09.2023, 09:42 Erzählen triggert mich da nicht. Und interessanterweise triggern zB auch Psychotherapeuten das auch überhaupt nicht, weil ich da nie das Gefühl habe dass ich nicht einfach gehen kann. Also wenn mich ein Psychotherapeut unfair behandelt oder unter Druck setzt habe ich null Probleme dem gegenüber meine Meinung zu vertreten und ggf aufzustehen und einfach zu gehen.
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