mita hat geschrieben: ↑Di., 19.10.2021, 09:39
Die Sache mit is-tdp ist für meine Probleme nicht völlig falsch, das habe ich inzwischen mehrfach gelesen.
Die istdp-ler behaupten ja, dass ihre Methode für (fast) alle Störungen passend sei.
Also, ich meine damit, nur weil es irgendwo steht, dass es passend ist, muss es für dich persönlich noch nicht passend sein.
Es kann ja auch sein, z.B. jemand mit einer Essstörung geht zu einem Top-Spezialisten für Essstörungen - und es passt nicht. Sei es die Methode, die praktiziert wird oder aber die menschliche Passung.
mita hat geschrieben: ↑Di., 19.10.2021, 09:39
Bei mir ist es schon so, dass ich mich mit meinen eigenen Gefühlen nicht auseinander setzen kann weil ich diese meistens nicht wahrnehme. Das Problem ist halt, dass mein Therapeut auch nicht besonders an diese kommt und das Bohren danach jede Woche mich eher noch mehr kaputt macht und ich dann eher das Gefühl habe ihm was vorzuspielen.
Ich würde da nur hoffen, dass du dir nicht die Schuld gibst fürs "nicht ran kommen". Ich bin sowieso der Ansicht, dass man Gefühle nicht willentlich herholen kann. Ich denke, die hat man oder nicht. Und die hängen auch vom Umfeld ab.
Ein Thera kann einen Satz zu mir sagen und der berührt mich und ich heule los. Ein anderer kann den gleichen Satz zu mir sagen und ich fühle nichts großartig, einfach auch weil der andere mich nicht berührt hat.
Ich denke, wenn jemand etwas nicht fühlen kann, z.B. Trauer, dann geht das im Moment halt (noch) nicht. Vielleicht fehlt noch etwas. z.B. vertrauen in das Gegenüber, Vertrauen in sich selbst. Und vielleicht ist die Trauer in dem Moment auch einfach nicht da.
Muss nun bei dir nicht so sein, aber bei mir war es so:
Der Thera hat mir natürlich auch ständig gesagt, man müsse an die Gefühle rankommen und auch "Sie wollen da ja ran kommen". Hatte ich so zwar nie gesagt, aber ich habe das alles brav abgenickt. Wird schon so sei, dachte ich.
Ich denke mir nur im Nachhinein. Hm - also eigentlich bin ich in der Lage zu fühlen. Ich fühle Wut, Trauer, Freude (aber dazu muss es natürlich auch etwas zum freuen geben - und die Fähigkeit zur Freude ist mir während Therapie sogar eher abhanden gekommen, da gab es dann freudiges, aber bei mir war es von anderen Sachen überschattet). Ich weiß auch, wann ich Ekel spüre oder Lust.
Ich "konnte" also durchaus fühlen.
Bei mir meinte der Thera, das wäre seine Aufgabe, dass ich zu Gefühlen käme. Wäre nicht meine Aufgabe. Er müsse "die Rohre dafür verlegen". Am Ende als wir uns quasi bekriegten, hieß es von ihm, es sei ja nicht seine Schuld, wenn ich nicht fühle, er könne mir das fühlen nicht abnehmen.
Ja, stimmt. Aber ne Widersprüchlickeit sind die Aussagen schon. Ich sagte durchaus ab und an "Himmel nochmal, ich fühle da nichts!" Wenn er wieder bohrte und bohrte und bohrte.... (du wirst wissen, was ich meine).
Und natürlich war mir klar, dass die Aussage so nicht stimmte. Klar, war ich dann wütend. Aber das war doch klar. Jeder wird wütend, wenn der Thera so mit einem umgeht. Was hat diese Wut dann unbedingt überhaupt mir mir zu tun!?!?
Mit meiner Aussage "ich fühle das nicht" meinte ich eher, dass ich nicht fühle, was auch immer ich da wohl fühlen "soll" . Und wenn ich das fühlen würde, was ich fühlen sollte, dann würde es ja diesen großen Knall geben und DIE große Erleichterung und blabla. Sowas habe ich nie erlebt. Er war halt so ein erzwungenes provoziertes Etwas.
Hau jemandem fünf mal in die Fresse - die Person wird auch wütend werden - ohne wahnsinnig tiefgreifende eigene Gründe, die dahinter stehen. Und beim sechsten Mal wird die Person vielleicht selbst zum Hieb ansetzen.
Da fällt mir noch ein, meiner sagte mal zu mir: "Wenn Sie Ihre Wut zulassen, werden Sie auch guten Sex haben."
Ah ja.... So einfach ist das also. Zu gutem Sex gehört ja auch kein bisschen mehr....
Ich muss noch hinzufügen, dass ich durchaus in dieser Therapie Sachen heftig gespürt habe, die ich vorher so noch nicht gespürt habe. Zum Beispiel habe ich ganz heftig Sehnsucht gespürt (nach einem liebevollen Vater), ziemlich schmerzlich. Aber das war nichts Schlimmes. Sogar irgendwie schön.
Das hatte aber ebenfalls nichts damit zu tun, dass ich vorher nicht in der Lage gewesen wäre, sowas zu fühlen. Es kommt nur in aller Regel nicht so oft vor (kam es zumindest bei mir nicht), dass da ein Mann vor einem sitzt, der (wenn er nicht gerade wie blöd bohrt und provoziert) einem in die Augen schaut, seine schier geflüsterten "Hm´s" raushaut und gefühlvolle Sachen sagt/fragt, von Nähe zwischen sich und mir labert usw.
Ich hatte sowas einfach vorher nicht in der Art erlebt. Man muss manchmal Sachen halt auch erstmal erleben, um zu merken, was einem fehlte, wie es früher hätte sein können und was das in einem bewirkt.
Heißt aber nicht, man ist nicht in der Lage zu fühlen.