Erfahrungen istdp, Davanloo, is-tdp

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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münchnerkindl
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Beitrag Do., 30.09.2021, 20:40

lisbeth hat geschrieben: Do., 30.09.2021, 18:29 in meinen Augen ziemlich daneben. Ist so ähnlich als würdest du Gewaltopfern vorwerfen, dass sie sich nicht genug gewehrt haben. Nennt man auch Victim-Blaming und ist genauso manipulativ wie das, was diese ISTDP-Therapeuten abziehen, die haben diese Nummer auch voll drauf.

Es ist aber halt leider so, dass wenn man sich nicht selbst schützt, ÜBERALL Leute lauern, die einen mies behandeln wenn man sie lässt. Und das ist definitiv auch im Gesundheitssystem, und dem Psycho-Gesundheitssystem der Fall. Die gibt es da genauso wie in jeder Firma. Ich habe nun bereits zwei Leute getroffen, denen die Therapeuten als sie in einer akuten Krise waren die Therapie per Email beendet haben. In der Branche läuft so viel scheisse....

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diesoderdas
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Beitrag Do., 30.09.2021, 21:10

münchnerkindl hat geschrieben: Do., 30.09.2021, 20:40 In der Branche läuft so viel scheisse....
Gar keine Frage, dass das so ist. Leider.

Nur ist es halt schon schwierig, wenn man in eine Therapie gehen soll und da Vorsicht walten lassen muss/sollte.
Denn eigentlich muss man ja - zumindest so irgendwie - vertrauen. Und man geht doch auch davon aus, dass da eine Fachperson sitzt, die hoffentlich weiß, was sie tut.

Gut, ich werde in Zukunft skeptisch werden, wenn jemand von mir verlangen wird "mich einzulassen". Denn ehrlich, ich denke, wenn es passt zwischen zwei Menschen, dann passiert das einlassen ganz automatisch. Ich denke, einlassen ist etwas, das passiert oder auch nicht, das nicht unbedingt willentlich passieren kann. Genauso wie Vertrauen oder Sympathie. das entsteht eben . Oder auch nicht.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 11:35

diesoderdas hat geschrieben: Do., 30.09.2021, 21:10
Nur ist es halt schon schwierig, wenn man in eine Therapie gehen soll und da Vorsicht walten lassen muss/sollte.


Muss man aber. Sonst läuft man Gefahr zum Opfer eines unfähigen oder sogar narzisstsch-eigennützig motivierten Therapeuten zu werden. Ich meine, es muss nicht passieren, aber es gibt so viele von der Sorte dass immer die Möglichkeit gegeben ist.

Einer fremden Person einfach so einen blinden Vertrauensvorschuss zu geben ist auch bei Psychotherapeuten immer an die Möglichkeit gekoppelt so richtig baden zu gehen damit.
Vertrauen sollte man nur darauf basieren, dass man sich persönlich überzeugt hat dass die Person das auch verdient. Vertrauen "entsteht" nicht einfach so.
Da gibt es klare Faktoren die einen Menschen vertrauenswürdig machen. ZB persönliche Authentizität, Kritikfähigkeit, Transparenz, Respekt vor der Autonomie des anderen Meschen, Glaube an die Fähigkeiten und grundlegende Gutheit des anderen Menschen, keine vorgefertigten Meinungen, emotionale Reife (jemand der nicht jede eigene Regung sofort auf sein Gegenüber projiziert sondern der anderen Person Raum gibt er selbst zu sein)

Das sollte man eigentlich in den probatorischen Sitzungen klären. Es gibt Wege die zuverlässig aufzuspüren, zB indem man dem Therapeuten kritische Fragen stellt und sich dessen Therapieverfahren erklären lässt und schaut wie er/sie da drauf reagiert. Das sagt dann zwar immer noch nichts darüber aus ob der Therapeut wirklich zu einem passt, aber die gröbsten Charakterprobleme und allgemeine Inkompetenz oder fehlendes Engagement kann man so aufdecken.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 20:19

Was man auch bedenken muss: Die Ausbildung von Psychotherapeuten.

Kassenzugelassene Psychotherpeuten müssen ein Studium von Medizin oder Psychologie haben. Da gibt es keine Selektion für Charakter. Dann eine Psychotherapieausbildung machen, da gibt es keine Selektion für Charakter. Dann müssen sie eine Eigentherapie machen, das macht aus einem emotional unfähigen Menschen keinen kompetenten Empathen, dann die Kassenzulassung, da gibt es keine Selektion auf charakterliche Qualitäten.

Es gibt also keinen Grund zu glauben, dass irgendeinem Psychotherapeuten mit persönlichen Angelegenheiten zu vertrauen eine bessere Erfolgsaussicht hätte als zB wahllos jemandem von der Strasse.

Weil die sind nirgendwo auf menschliche Reife und Empathie selektiert worden. Jeder egoistische Idiot mit gutem Abitur und genug Geld kann problemlos die entsprechenden Ausbildungen bestehen.

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Sydney-b
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 21:19

münchnerkindl: wie negativ bist du denn drauf?
Du hast wohl nur schlechte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht?
Nein, nicht jeder Idiot mit genug Geld kann problemlos das Studium schaffen.
Da gehört schon etwas mehr dazu.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 21:31

Sydney-b hat geschrieben: Fr., 01.10.2021, 21:19 Nein, nicht jeder Idiot mit genug Geld kann problemlos das Studium schaffen.
Da gehört schon etwas mehr dazu.
und vor allem wird in den Ausbildungsinstituten sehr wohl auf die charakterliche Eignung, auf Empathiefähigkeit etc. geschaut.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 21:52

Sydney-b hat geschrieben: Fr., 01.10.2021, 21:19 münchnerkindl: wie negativ bist du denn drauf?
Du hast wohl nur schlechte Erfahrungen mit Therapeuten gemacht?
Nein, nicht jeder Idiot mit genug Geld kann problemlos das Studium schaffen.
Da gehört schon etwas mehr dazu.

Fakt ist, man braucht ein Einser-Abitur um Medizin oder Psychologie zu studieren und in dem Studium muss man gut Faktenwissen pauken können. Beide haben null qualifiziertende Faktoren für die Arbeit mit Menschen in psychischen Krisen.

Für die Psychotherapeutenauslbildung brauchst du vor allem Geld. Die musst du selbst zahlen.

Nichts davon selektiert auf charakterlich geeignete Menschen für einen helfenden Beruf. Weder das Einserabitur, noch das abgeschlossene Psychologiestudium noch die Psychotherapeutenausbildung.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 21:55

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 01.10.2021, 21:31
und vor allem wird in den Ausbildungsinstituten sehr wohl auf die charakterliche Eignung, auf Empathiefähigkeit etc. geschaut.
Die schmeissen keinen zahlenden Kunden raus. Und wie wollen sie das überhaupt so genau feststellen. Gegenüber den Kollegen und Trainern dort kann sich der narzisstisch veranlagte zukünftige Therapeut gut verstellen. Viele A-löcher sind in entsprechenden Settings extrem gute Selbstdarsteller, die in passenden Kreisen auf Knopfdruck den Albert Schweizer raushängen lassen können.

Deswegen wird den Opfern von sowas häufig nicht geglaubt, weil von dem charmanten, selbstbewussten und eloquenten Täter niemand der ihn eher oberflächlich kennt annehmen würde was für ein Charakterschwein er sein kann.

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chrysokoll
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 22:04

das hat so keinen Sinn mk, du hast eine extrem negative Sicht und bis so festgefahren in deinen Vorurteilen, dass ich da nicht weiter diskutiere.

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münchnerkindl
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 22:11

chrysokoll hat geschrieben: Fr., 01.10.2021, 22:04 das hat so keinen Sinn mk, du hast eine extrem negative Sicht und bis so festgefahren in deinen Vorurteilen, dass ich da nicht weiter diskutiere.

Ich kenne durchaus auch einige Psychotherapeuten auch persönlich aus 2 buddhistischen Vereinen. Nicht die Leute zu denen ich gehen würde um zu reden wenn es mir nicht gut geht und zwei davon wirklich selbst nicht ganz knusprig in der Birne. Ich hab kein Problem mit solchen Leuten in meinem Umfeld aber wenn ich mir überlege dass die Leute mit psychischen Problemen "therapieren" wird mir übel.

Bin auch schon mal in Therapie verbal sexuell belästigt worden.

Im Schnitt viel mehr gute Leute findet man unter Sozialarbeitern, die Sozialpädagogik studiert haben. Da gibt es meiner Erfahrung nach auch Leute die nicht in einen helfenden Beruf gehören, aber sehr viel weniger als unter Psychotherapeuten.

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Montana
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 22:28

Ein Einser-Abitur ist nicht nötig, wenn man genug Warte-Semester investiert. Das hatte mein zweiter Therapeut gemacht. Und in einer somatischen Reha stand ich in einer Runde quatschender Frauen, in der es u.a. darum ging, wie man es als Klinik-Therapeutin schafft, dass die essgestörten Patienten beim gemeinsamen Essen nicht merken, dass man selber eine Essstörung hat. Die allerdings in einem Fall extrem offensichtlich war, rein optisch. Die betreffenden Damen waren so daneben, dass ich mit denen keine drei Worte darüber hinaus gewechselt habe.

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diesoderdas
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 22:51

münchnerkindl hat geschrieben: Fr., 01.10.2021, 22:11 Im Schnitt viel mehr gute Leute findet man unter Sozialarbeitern, die Sozialpädagogik studiert haben. Da gibt es meiner Erfahrung nach auch Leute die nicht in einen helfenden Beruf gehören, aber sehr viel weniger als unter Psychotherapeuten.
Das ist tatsächlich so auch meine Erfahrung.

Und was Einser Abi und so angeht,
muss zugeben, dass ich mir durchaus schon folgendes dachte:
Bei uns früher in der Schule gab es einige, die psychische Probleme hatten. Eigentlich zwei Gruppen. Die eher ruhigen und netten. Und die mobbenden Idioten.
Die mobbenden Idioten waren in der Mehrzahl diejenigen, die die Einser Abis hinlegten. Klar gab es da auch Nette, aber so die Mehrheit war schon .... äh... speziell....
Vielleicht ist tatsächlich etwas dran, dass die besten im Abi oft auch irgendein Problem haben/sie speziell sind.
Will es nicht verallgemeinern. Bei uns damals war es aber so.

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Fairness
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Beitrag Fr., 01.10.2021, 23:08

Ich denke, neben dem, dass es unter Schülern mit Einser-Abitur verschiedene Menschen gibt und sie keine homogene Masse sind, geht auch nach der Abitur das Leben weiter.

Ich glaube, dass die eher hilfreichen Therapeuten sich durch ihre Menge an Lebenserfahrungen kennzeichnen und ihrem Umgang mit diesen, als dadurch, welches Studium sie absolviert haben. Ein hilfreicher Therapeut ist für mich jemand, wer sich selber traut, zu leben, neben dem Wissen aus den Lehrbüchern, welche er im Studium durchgearbeitet hat und auch dann weiterhin die Fähigkeit behält, seine Weltbild zu hinterfragen.
Sometimes your heart needs more time to accept what your mind already knows.

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mita
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Beitrag Di., 19.10.2021, 09:39

Kreativus50 hat geschrieben: Do., 30.09.2021, 10:13 Puhhh, Mita, das mit den Schuldzuschreibungen und dem Druck ausüben - hört sich nach perfekter Gehirnwäsche an.
Erkannt, dass es Dir nicht hilft und guttut hast Du ja.
Was ich noch nicht verstanden habe: Warum ist das mit dem " das Weite suchen " nicht so einfach bzw. unmöglich?
Willst Du weg? Was brauchtest Du dafür an Unterstützung? Was hält Dich?
( Bitte nicht als Vorwurf verstehen, eher als Interesse/ Anregung. Ich weiß aus eigener Erfahrung, wie schwer bei mir ein Lösen aus einer schädigenden Therapiebeziehung war. Wie lange ich ausgehalten habe und gehofft, dass es tatsächlich an mir liegt und es noch "gut" wird. Ursache bei mir war eine Konditionierung von ganz klein auf. Ich konnte damals noch nichts anderes, es lag quasi außerhalb meines Horizontes. )
Das hat hauptsächlich damit zu tun, dass mein Therapeut quasi der einzige bisher war und ist, der meine Krankheit wenigstens halbwegs ernst genommen hat. Er ist der einzige gewesen, der mich aufgrund meiner Probleme bis jetzt krank geschrieben hat. Ich hab auch sehr große Angst das zu verlieren. Meine Probleme wurden bisher immer abgetan und verniedlicht. Die Diagnose "komplexe posttraumatische Belastungsstörung" (genau genommen "Fawn Response in Complex PTSD") wird kaum anerkannt. Vor allem, wenn sie von Vernachlässigung in der Kindheit kommt. Man sagt dann immer: "Das ist nur eine soziale Phobie, sie müssen das nur oft genug machen, dann geht das weg.". Dabei habe ich die Probleme schon seit dem ich denken kann, d.h. diese fingen schon im Alter von ~3 Jahren an.
Ich müsste mir einen Spezialisten für meine Sache suchen, diese sind aber kaum zu finden hier. Ich habe so gut wie keine Kraft mehr dass ganze immer wieder aufs neue Ärzten zu erzählen, die die Sache einfach nicht verstehen. Selbst der Leiter der Klinik für Angststörungen hat mich nicht ernst genommen. So nach dem Motto "sie sitzen ja hier und reden mit mir, wie schlimm kann es dann sein?!". So wie als könnte man 40 Jahre mit 3 Wochen Verhaltenstherapie glatt bügeln. Das macht einen Kaputt.

Die Sache mit is-tdp ist für meine Probleme nicht völlig falsch, das habe ich inzwischen mehrfach gelesen. Bei mir ist es schon so, dass ich mich mit meinen eigenen Gefühlen nicht auseinander setzen kann weil ich diese meistens nicht wahrnehme. Das Problem ist halt, dass mein Therapeut auch nicht besonders an diese kommt und das Bohren danach jede Woche mich eher noch mehr kaputt macht und ich dann eher das Gefühl habe ihm was vorzuspielen.

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diesoderdas
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Beitrag Di., 19.10.2021, 10:26

mita hat geschrieben: Di., 19.10.2021, 09:39 Die Sache mit is-tdp ist für meine Probleme nicht völlig falsch, das habe ich inzwischen mehrfach gelesen.
Die istdp-ler behaupten ja, dass ihre Methode für (fast) alle Störungen passend sei.
Also, ich meine damit, nur weil es irgendwo steht, dass es passend ist, muss es für dich persönlich noch nicht passend sein.
Es kann ja auch sein, z.B. jemand mit einer Essstörung geht zu einem Top-Spezialisten für Essstörungen - und es passt nicht. Sei es die Methode, die praktiziert wird oder aber die menschliche Passung.
mita hat geschrieben: Di., 19.10.2021, 09:39 Bei mir ist es schon so, dass ich mich mit meinen eigenen Gefühlen nicht auseinander setzen kann weil ich diese meistens nicht wahrnehme. Das Problem ist halt, dass mein Therapeut auch nicht besonders an diese kommt und das Bohren danach jede Woche mich eher noch mehr kaputt macht und ich dann eher das Gefühl habe ihm was vorzuspielen.
Ich würde da nur hoffen, dass du dir nicht die Schuld gibst fürs "nicht ran kommen". Ich bin sowieso der Ansicht, dass man Gefühle nicht willentlich herholen kann. Ich denke, die hat man oder nicht. Und die hängen auch vom Umfeld ab.
Ein Thera kann einen Satz zu mir sagen und der berührt mich und ich heule los. Ein anderer kann den gleichen Satz zu mir sagen und ich fühle nichts großartig, einfach auch weil der andere mich nicht berührt hat.
Ich denke, wenn jemand etwas nicht fühlen kann, z.B. Trauer, dann geht das im Moment halt (noch) nicht. Vielleicht fehlt noch etwas. z.B. vertrauen in das Gegenüber, Vertrauen in sich selbst. Und vielleicht ist die Trauer in dem Moment auch einfach nicht da.

Muss nun bei dir nicht so sein, aber bei mir war es so:
Der Thera hat mir natürlich auch ständig gesagt, man müsse an die Gefühle rankommen und auch "Sie wollen da ja ran kommen". Hatte ich so zwar nie gesagt, aber ich habe das alles brav abgenickt. Wird schon so sei, dachte ich.
Ich denke mir nur im Nachhinein. Hm - also eigentlich bin ich in der Lage zu fühlen. Ich fühle Wut, Trauer, Freude (aber dazu muss es natürlich auch etwas zum freuen geben - und die Fähigkeit zur Freude ist mir während Therapie sogar eher abhanden gekommen, da gab es dann freudiges, aber bei mir war es von anderen Sachen überschattet). Ich weiß auch, wann ich Ekel spüre oder Lust.
Ich "konnte" also durchaus fühlen.

Bei mir meinte der Thera, das wäre seine Aufgabe, dass ich zu Gefühlen käme. Wäre nicht meine Aufgabe. Er müsse "die Rohre dafür verlegen". Am Ende als wir uns quasi bekriegten, hieß es von ihm, es sei ja nicht seine Schuld, wenn ich nicht fühle, er könne mir das fühlen nicht abnehmen.
Ja, stimmt. Aber ne Widersprüchlickeit sind die Aussagen schon. Ich sagte durchaus ab und an "Himmel nochmal, ich fühle da nichts!" Wenn er wieder bohrte und bohrte und bohrte.... (du wirst wissen, was ich meine).
Und natürlich war mir klar, dass die Aussage so nicht stimmte. Klar, war ich dann wütend. Aber das war doch klar. Jeder wird wütend, wenn der Thera so mit einem umgeht. Was hat diese Wut dann unbedingt überhaupt mir mir zu tun!?!?
Mit meiner Aussage "ich fühle das nicht" meinte ich eher, dass ich nicht fühle, was auch immer ich da wohl fühlen "soll" . Und wenn ich das fühlen würde, was ich fühlen sollte, dann würde es ja diesen großen Knall geben und DIE große Erleichterung und blabla. Sowas habe ich nie erlebt. Er war halt so ein erzwungenes provoziertes Etwas.

Hau jemandem fünf mal in die Fresse - die Person wird auch wütend werden - ohne wahnsinnig tiefgreifende eigene Gründe, die dahinter stehen. Und beim sechsten Mal wird die Person vielleicht selbst zum Hieb ansetzen.

Da fällt mir noch ein, meiner sagte mal zu mir: "Wenn Sie Ihre Wut zulassen, werden Sie auch guten Sex haben."
Ah ja.... So einfach ist das also. Zu gutem Sex gehört ja auch kein bisschen mehr....

Ich muss noch hinzufügen, dass ich durchaus in dieser Therapie Sachen heftig gespürt habe, die ich vorher so noch nicht gespürt habe. Zum Beispiel habe ich ganz heftig Sehnsucht gespürt (nach einem liebevollen Vater), ziemlich schmerzlich. Aber das war nichts Schlimmes. Sogar irgendwie schön.
Das hatte aber ebenfalls nichts damit zu tun, dass ich vorher nicht in der Lage gewesen wäre, sowas zu fühlen. Es kommt nur in aller Regel nicht so oft vor (kam es zumindest bei mir nicht), dass da ein Mann vor einem sitzt, der (wenn er nicht gerade wie blöd bohrt und provoziert) einem in die Augen schaut, seine schier geflüsterten "Hm´s" raushaut und gefühlvolle Sachen sagt/fragt, von Nähe zwischen sich und mir labert usw.
Ich hatte sowas einfach vorher nicht in der Art erlebt. Man muss manchmal Sachen halt auch erstmal erleben, um zu merken, was einem fehlte, wie es früher hätte sein können und was das in einem bewirkt.
Heißt aber nicht, man ist nicht in der Lage zu fühlen.

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