Übertragung aushalten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:18

@Federchen: Ein 6-stündiges Telefonat ist auch echt krass... so was würde ich mir nicht (mehr) geben.
Das sehe ich genauso wie Philosophia. Das ist echt krass. Ich würde schon während des Telefonats durchdrehen, wenn es so kaum um mich gehen würde. Und das finde ich dann auch berechtigt.
Aber gerade bei meinem Beispiel mit der Freundin und dem SVV hätte ich mir eben doch gewünscht, dass sie nochmal irgendwann darauf eingeht. Heute haben wir Kaffee getrunken und es ging nur sie. Das ist auch okay und gut so. Ich warte einfach ab, werde es aber nicht mehr ansprechen.
Natürlich ist es okay, wenn es mal um sie geht. Aber vielleicht musst du auch lernen, dir da einen Platz zu erkämpfen. Vielleicht auch darüber, dass du sagst "Hey, ich habe dir ja letztens diesen Artikel geschickt. Irgendwie würde ich gerne mal mit dir darüber reden, weil mich das alles beschäftigt..." Für mich klingt es so, als ob es irgendwie für deine emotionale Befindlichkeit keinen Platz bei FreundInnen gibt. Und da musst du vielleicht versuchen, mehr für dich einzustehen?!

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Philosophia
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:24

Annica hat geschrieben: Mo., 18.02.2019, 20:12 Naja, erwarten tue ich uneingeschränkte Aufmerksamkeit auch nicht so recht. Aber wenn es mir schlecht geht, bin ich auf die Aufmerksamkeit meiner Freunde angewiesen, um irgendwie klarzukommen und nicht vollkommen durchzudrehen. Also erwarte ich das vielleicht schon, weil ich da eben nicht selber rauskomme. Aber ich versuche dann trotzdem irgendwie, dem anderen Raum zu geben, was mir meist leider nicht gelingt. Und dann fühlt es sich so an, als ob ich mir so emotionale Mülleimer schaffe und ich entschuldige mich. Aber brauchen (und darum auch erwarten?) tue ich die Aufmerksamkeit schon, was aber ja auch normal ist, denke ich.
Und das ist der Punkt. Und wichtig ist, dass du dir deinen Mangel eingestehst. Und dass du mal für dich traurig bist, anstatt das auf andere abzuwälzen. Bzw. sie können dir ja zur Seite stehen - wenn sie denn wollen. Jeder Mensch braucht ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit - bei dir scheints sehr hoch zu sein. Ich erwarte von meinem Gegenüber meist keine Aufmerksamkeit, aber ich freu mich dennoch wenn ich sie bekomme. Sterbe aber auch nicht, wenn ich sie nicht kriege. Es macht mich auch nicht sauer. Das passiert mir nur, wenn ich mich übelst bedürftig fühl in mir.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Philosophia
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:27

Annica hat geschrieben: Mo., 18.02.2019, 20:18 Ich würde schon während des Telefonats durchdrehen, wenn es so kaum um mich gehen würde. Und das finde ich dann auch berechtigt.
Ich würde nicht durchdrehen, wenns da nicht um mich geht - aber wenn ich das Gefühl hätte, dass der Gesprächspartner quasi mit ner Wand redet und da null Resonanz, also kein wirkliches Gespräch entsteht - hach, das würde mich laaaaangweilen. Mal davon abgesehen, bin ich wirklich nur so 2 Stunden gut zuhörfähig und dann muss ich mal aufs Klo, was essen, oder will mal was Schönes machen.
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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:29

Und das ist der Punkt. Und wichtig ist, dass du dir deinen Mangel eingestehst. Und dass du mal für dich traurig bist, anstatt das auf andere abzuwälzen. Bzw. sie können dir ja zur Seite stehen - wenn sie denn wollen. Jeder Mensch braucht ein gewisses Maß an Aufmerksamkeit - bei dir scheints sehr hoch zu sein.
Ja, das weiß ich. Nur das aushalten meines Mangels ohne eine Person mir gegenüber ist halt quasi unerträglich. Das muss ich wohl noch lernen und das wird wohl auch noch eine Weile brauchen.

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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:34

Ich würde nicht durchdrehen, wenns da nicht um mich geht - aber wenn ich das Gefühl hätte, dass der Gesprächspartner quasi mit ner Wand redet und da null Resonanz, also kein wirkliches Gespräch entsteht - hach, das würde mich laaaaangweilen.
Ich finde es schön, wie du dieses laaaangweilen so lautmalerisch (passt nicht so ganz als Beschreibung, aber vielleicht weißt du, was ich meine?) untermalst. Aber mich würde dieses laaaaangweilig an sich schon richtig unruhig machen und meist auch meinen Kopf innerlich durchdrehen lassen.

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Philosophia
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:38

Ja, guck - und das ist so spannend. Guck mal, was das alles mit dir macht (ui, das klingt eklig therapeutisch...bä). Aber das Problem bei den anderen zu suchen, wird nicht besonders fruchtbar sein. Wenn dir wer zu blöd ist, musst du dich nicht mit ihm unterhalten. Wenn du traurig bist, ist der andere nicht verpflichtet, dich zu trösten - aber er kann. Und du bist dann auch nicht verpflichtet, den Trost gut zu finden. Vielleicht brauchst du ja was anderes. Aber wichtig ist, wenn der andere es nicht geben kann, darf die Enttäuschung sein, aber ich würds nicht dem anderen zum Vorwurf machen, denn als Erwachsene bist du für deine Gefühle verantwortlich und niemand anderes.
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:46

Philosophia Neee, das war schon okay. Sie macht gerade einiges durch und wir sehen uns kaum. Sie hat nicht pausenlos geredet, sondern ich habe meinen Input gegeben und das war schon eine „schöne“ und ehrliche Kommunikation. Und es gab einiges aufzuholen. Ich habe auch sehr viel erfragt, weil es mich interessiert hat. :->
Mit dieser Freundin kann ich auch über mich sprechen, aber wir sehen uns eben nicht oft.


Annica Ich kann schon über mich sprechen, aber meine Themen sind halt irgendwie „ernster“. Das setze ich jetzt in Anführungszeichen, weil das ja doch immer sehr subjektiv ist. Das kann man halt irgendwie schlecht mal kurz in der Mittagspause erzählen. Und die wissen ja auch, dass ich AD nehme und in Therapie bin, aber halt nichts genaues. Ich hab mir vllt einfach gewünscht, da mehr von mir preiszugeben und das ging nach hinten los. Ich mag auch nicht hingehen und das Thema jemandem aufdrängen, denn so kann es ja scheinbar rüberkommen. Ich warte einfach, bis mein Thera wieder da ist und erzähle es irgendwann meiner besten Freundin.

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Federchen
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:47

Philosophia hat geschrieben: Mo., 18.02.2019, 20:38 Aber wichtig ist, wenn der andere es nicht geben kann, darf die Enttäuschung sein, aber ich würds nicht dem anderen zum Vorwurf machen, denn als Erwachsene bist du für deine Gefühle verantwortlich und niemand anderes.
Ich würde sagen, wenn der andere es nicht geben kann oder will...

Aber das ist wohl ein zentraler Punkt, den Annica und ich vielleicht erst noch lernen und verinnerlichen müssen. Ich bin mal so dreist und spreche hier nicht nur für mich.

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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:49

Ja, guck - und das ist so spannend. Guck mal, was das alles mit dir macht
Jaa, irgendwie viel. Aber mein Vokabular für sowas ist noch begrenzt, ich würde es einfach unaushaltbarer Gefühlszustand nennen :lol: Was da genau mitmischt...Keine Ahnung, alles Themen, die ich früher oder später bearbeiten werde. Angst, Wut sind so die ersten Assoziationen. Aber ja, irgendwann in ein paar Monaten bin ich da vielleicht schon näher dran. Und irgendwann kann ich langweilen vielleicht auch ganz entspannt wie ein laaaaaangweilen ansehen.
(ui, das klingt eklig therapeutisch...bä).
Haha, ich finde therapeutische Fragen voll akzeptabel. Mir wird oft gesagt, dass ich gerade wieder sehr therapeutisch klinge, wenn FreundInnen mir Sachen erzählen, darum musste ich echt schmunzeln. Du hast einen sehr angenehmen und netten Schreibstil :-D

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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 20:57

Ich kann schon über mich sprechen, aber meine Themen sind halt irgendwie „ernster“. Das setze ich jetzt in Anführungszeichen, weil das ja doch immer sehr subjektiv ist. Das kann man halt irgendwie schlecht mal kurz in der Mittagspause erzählen.
Ja, aber du musst ja vielleicht auch nicht mit der SVV anfangen. Ich habe das in den letzten Monaten auch ein paar Mal gemacht (nach Jahren wieder), gehe aber mit meinen Freunden eben eher über andere Dinge, die die vielleicht auch mehr greifen können, ins Gespräch. Also über Antriebsschwäche oder innerliches Durchdrehen, Themen, die es bei mir halt so gibt. Und damit können die was anfangen und das überfordert die vielleicht auch nicht. Weil das im Kleinen jeder kennt. Und wenn die darüber erstmal so ein bisschen mehr Gefühl für dich und was dich umtreibt bekommen, kannst du vielleicht auch mal von der SVV erzählen. Wobei das halt immer schwierig ist, weil das eben nicht alle kennen und darauf nicht zu reagieren wissen. Naja, was ich sagen wollte: Deine Themen sind vielleicht "ernster", aber es gibt immer auch Überschneidungspunkte mit anderen. Und die erleben die Sachen vielleicht nicht in deiner Intensität, aber die kannst du ja versuchen, zu beschreiben.

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Federchen
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 21:13

Haha, ich bin auch nicht mit der SV eingestiegen.. so sozial inkompetent bin ich dann hoffentlich doch nicht. :-D
Mit den ernsteren Themen meinte ich auch eher das Grundlegende.. das mit der SV hatte ich auch nur angesprochen, weil ich wusste, dass es schon bei den anderen Thema war. Und in dem Artikel ging es ja auch um unaushaltbare Gefühlszustände. Also mMn etwas, das andere schon auch irgendwo nachvollziehen können. Aber das war wohl einfach nicht die richtige Person zum falschen Zeitpunkt mit der falschen Vorgehensweise...

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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 21:23

Haha, ich bin auch nicht mit der SV eingestiegen.. so sozial inkompetent bin ich dann hoffentlich doch nicht. :-D
Sozial inkompetent wirkst du auch nicht ;-) Wusste nur nicht, wie genau das mit dem Reden über SVV abgelaufen ist und so.
Mit den ernsteren Themen meinte ich auch eher das Grundlegende.. das mit der SV hatte ich auch nur angesprochen, weil ich wusste, dass es schon bei den anderen Thema war. Und in dem Artikel ging es ja auch um unaushaltbare Gefühlszustände. Also mMn etwas, das andere schon auch irgendwo nachvollziehen können.
Jip, das können andere in der Regel, abgeschwächt aber immerhin etwas, nachvollziehen. Also unangenehme Gefühlszustände dann halt, eben keine unaushaltbaren.
Aber das war wohl einfach nicht die richtige Person zum falschen Zeitpunkt mit der falschen Vorgehensweise...
Jip, das stimmt wohl. Eine Verkettung ungünstiger Umstände. Also auf zum nächsten Versuch :cool:


mio
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 21:32

Federchen hat geschrieben: Mo., 18.02.2019, 21:13 Und in dem Artikel ging es ja auch um unaushaltbare Gefühlszustände. Also mMn etwas, das andere schon auch irgendwo nachvollziehen können
Ich glaube da täuschst Du Dich. Sowas ist für "normale" Menschen in der Regel nicht wirklich nachvollziehbar.

Es ist ja ein vollkommen überzogenes und irrationales Empfinden und als solches wird es eben auch erst mal wahrgenommen. Wenn Du da Verständnis schaffen möchtest, dann musst Du denke ich wirklich persönlich stärker in den Kontakt gehen diesbezüglich, aber eben auf einer eher erklärenden Ebene - also eher wenn es Dir gut geht und Du selbst ausreichend Distanz dazu hast - und nicht auf einer "agierenden" die im Grunde nur "aufgefangen werden" will.

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Federchen
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 22:04

mio Guter Punkt... so habe ich das noch nicht gesehen, macht aber Sinn. Ich habe ja erst letztens gelernt, dass ich scheinbar etwas...heftiger fühle..oder wie man das beschreiben mag. Ich kann mir halt so schwer vorstellen, dass andere nicht so fühlen...

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Annica
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Beitrag Mo., 18.02.2019, 22:10

Es ist ja ein vollkommen überzogenes und irrationales Empfinden und als solches wird es eben auch erst mal wahrgenommen.
Ja, da stimme ich zu. Aber ich denke trotzdem dass andere das im Ansatz verstehen und nachempfinden können. Weil ich denke, dass jeder das kennt, nur in der Regel halt gebunden an andere Situationen, die objektiv betrachtet "richtige, schwerwiegende" Auslöser (Todesfall...), haben. Und eben nicht als etwas, was eben immer wieder mal so aufkommt im Alltag aufgrund von Auslösern die teilweise nicht mal auszumachen sind.

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