Therapeutin möchte Therapie abbrechen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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IntoDust
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 22:07

cat42 hat geschrieben: Mo., 14.01.2019, 21:21 Das schlimme ist , dass hier jeder sagt, dass ich aufhören sollte bei ihr, ich jetzt aber schon wieder denke was ich nächstes mal sagen kann damit ich bei ihr bleiben kann.
Öhm - was hattest du denn erwartet? Dass alle Hurra schreien und dir raten, unbedingt in einer Therapiesituation zu bleiben, die dir so eindeutig nicht gut tut?

Letztlich ist hier ja alles schon gesagt worden, aber entscheiden kannst du nur selbst. Wenn deine Entscheidung lautet, dass du in dieser fürchterlichen Lage bleiben möchtest, dann bitteschön - du bist ein freier Mensch. Es wäre allerdings deutlich sinnvoller, diese Wahlfreiheit dafür zu nutzen, gut zu dir zu sein.

"Es ist sehr einsam im Sattel, seit das Pferd tot ist" - gab es da nicht mal einen Song mit diesem Text? Fällt mir gerade dazu ein. Du kannst jetzt im Sattel sitzen bleiben, aber das Pferd wird dadurch nicht mehr lebendig. Und ganz sicher fängt es irgendwann fürchterlich an zu stinken.

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Montana
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 22:24

Mio, das finde ich total interessant. Mir fehlt ebenfalls die Objektkonstanz und darum gucke ich durch die entsprechende "Brille". Ich habe allerdings keine emotional instabile Persönlichkeitsstörung. Aber bei mir ist es so, dass ich oft feststelle, dass mein Therapeut die Augen geschlossen hat, weil ICH aus dem Kontakt gegangen bin. Wenn ich dann wieder da bin, bin ich allein. Als wäre er nicht im Raum. Das empfinde ich sehr extrem. Ich habe lange gebraucht um zu verstehen, dass ich auf die Art erlebe wie es ihm geht, wenn ich dissoziiere. Aber das ist etwas, was in MEINE Therapie passt. Mir sagt das etwas. Und vor allem: das ist absolut kontextabhängig und kein Dauerzustand. Wenn ich bei einer Person (oder meinetwegen auch einem Tier) etwas erreichen will, dann setze ich doch viele kleine Reize und nicht einen einzigen, den ich nie wieder wegnehme. Wie das Dröhnen aus dem Serverraum auf Arbeit, das man irgendwann nicht mehr wahrnimmt.
Zum Thema Diagnosen liebe TE: das war echt, puh, ich versteh das, aber das war nicht gut. Besser wäre gewesen "Ich habe Diagnose X, aber die hab ich von dem und dem und der kennt mich doch kaum. Ich bin mir gar nicht sicher ob das so richtig ist und habe Angst in eine falsche Schublade gesteckt zu werden. Bitte lassen Sie uns das anschauen und erklären Sie mir mehr dazu." Oder sogar: "Da gibt es noch eine Diagnose, aber darüber zu sprechen ist mir so peinlich, dass ich das lieber erst tun möchte, wenn wir uns besser kennen." Alles das ist möglich.
Davon abgesehen hätte ich aber auch die Erwartungshaltung, dass die Therapeutin die Qualität der Diagnose einschätzen kann und sich unabhängig von allem anderen eine eigene Meinung bildet. Oder anders gesagt: Wenn mich jemand um Reitunterricht bittet um seinen Sitz zu verbessern und ich sehe denjenigen die ganze Zeit am Maul ziehen, dann ist der Sitz für MICH zweitrangig und derjenige kriegt einen Vortrag zu seinem Umgang mit dem Zügel. Das erlaube ich mir dann. Und von einer Therapeutin erwarte ich, dass sie die Depression als Symptom einer viel tiefer reichenden Störung erkennt. Wer sonst sollte das tun. Sie verbringt doch so viel Zeit mit dir.


mio
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 22:34

Montana hat geschrieben: Mo., 14.01.2019, 22:24 Davon abgesehen hätte ich aber auch die Erwartungshaltung, dass die Therapeutin die Qualität der Diagnose einschätzen kann und sich unabhängig von allem anderen eine eigene Meinung bildet.
Na ja, sie scheint es ja mittlerweile erkannt zu haben. Einzig die Qualifikation damit passend/gut regulierend umzugehen fehlt ihr. Sagt sie so ja auch durchaus.

Und es kann auch nur "erkannt" werden was ehrlich gezeigt wird. Wenn ich Aussagen wie diese: "Ich überlege jetzt schon was ich sagen soll damit ich bei ihr bleiben kann..." lese, dann tut mir die Therapeutin leid. So kann sie gar nicht professionell arbeiten weil jede ehrliche Basis fehlt und alles auf einer "Täuschung" beruht deren einziger Zweck zu sein scheint: Ich will Sie aber nicht verlieren!!! Und dafür tue ich alles!!! Spiele Ihnen vor, was sie wollen...

Ehrlich: So kann keine Therapie funktionieren. Und DAS müsste Cat erkennen wenn sie möchte, dass jemand wirklich IHR hilft da was zu verändern. Auf Lügen baut es sich schlecht.

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Montana
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 23:10

So verhält man sich aber nur, wenn man entsprechend gestört ist. Das kann man durchaus erkennen. Klammerverhalten ist gerade für diese Störung absolut typisch und darum reduziert die Therapeutin auch den Kontakt. Die TE verhält sich absolut echt, so wie es ihrem Problem entspricht. So sollte es gerade in einer Analyse auch sein. Der nächste Schritt wäre, das zu beleuchten was da passiert, während es passiert. Dazu müssen beide die Situation aushalten. Und ich bin sicher, dass das für die TE noch sehr viel unangenehmer ist als für die Therapeutin. Ich bin selbst beziehungsgestört und mache schon lange eine Analyse. Daraus kann man eine ganze Menge mitnehmen. Aber es ist nicht, wie man denken könnte, theoretisches Gelabere, sondern ein intensives Auseinandersetzen mit jeder Menge unangenehmen Gefühlen. Sicher bedeutet das bei einer emotional instabilen Persönlichkeitstörung, dass man ständig von einem Extrem ins andere pendelt. Bis die Pendelausschläge weniger stark werden. Das ist nicht für jeden Patienten etwas, das muss man ganz klar sagen. Und ich hatte z.B. auch KEINE Ahnung, worauf ich mich bei einer Analyse einlasse. Hätte ich das gewusst, ich hätte mich nicht getraut. Und die Therapeutin scheint mir das ganz klar nicht im Griff zu haben. Sie hat eine Patientin, die so stark in der negativen Sicht ist, dass sie wegzulaufen droht. Wie ernsthaft vermag ich nicht einzuschätzen. Aber da das schon länger so geht und nach all ihren Äußerungen vermute ich da keinen genialen Masterplan. Deswegen würde ich das beenden. Nicht, weil eine Analyse da generell nicht gut ist. Aber gut, ich habe meinen Therapeuten zeitweise auch für ein A* gehalten. Hab ja den Plan in meiner beschränkten Sicht nicht ansatzweise sehen können. Also, ganz vielleicht könnte ja die TE aus der Therapiesituation heraustreten und mit der Therapeutin auf einer Meta-Ebene über den "Master-Plan" sprechen. Das muss aber klar kommuniziert werden, dass das der Wunsch ist. Die Therapeutin sollte dazu in der Lage sein. Aber Patienten sind das nicht unbedingt.

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mio
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 23:16

Montana hat geschrieben: Mo., 14.01.2019, 23:10 Also, ganz vielleicht könnte ja die TE aus der Therapiesituation heraustreten und mit der Therapeutin auf einer Meta-Ebene über den "Master-Plan" sprechen. Das muss aber klar kommuniziert werden, dass das der Wunsch ist. Die Therapeutin sollte dazu in der Lage sein. Aber Patienten sind das nicht unbedingt.
Ich bezweifle leider mittlerweile dass es darum geht den "Masterplan" der Therapeutin verstehen zu wollen. Vielmehr scheint es darum zu gehen den eigenen "Masterplan" durchzusetzen. Was zum Scheitern verurteilt ist meiner Meinung nach. In JEDER Therapie. Aber in anderen Therapieformen würde sich diese "Dynamik" unter Umständen von vorne herein so nicht entwicklen, weil diese weit mehr auf die "erwachsene Ebene" ausgerichtet wären. Da käme dann entweder ganz schnell der "Abbruch" aus freien Stücken oder aber es würde vielleicht ein Umdenken stattfinden weil mehr die "Erwachsene" (so es sie gibt und sie erreichbar ist?) angesprochen würde.

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Montana
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Beitrag Mo., 14.01.2019, 23:41

Es geht nicht darum, den Master-Plan zu verstehen. Ich würde nur die Überzeugung gewinnen wollen, dass es tatsächlich einen gibt. Dann könnte ich schwierige Situation mit diesem Wissen ertragen ohne alles hinzuschmeißen. Dann wüsste ich, das hat einen Sinn, ich werde das bewältigen und verstehen und daraus lernen, auch wenn sich das jetzt nicht so anfühlt. Ich habe mit meinem Therapeuten über solche Dinge gesprochen. Und ja, er sagte er ist manchmal ganz bewusst der A*. Das ist manchmal einfach sinnvoll. Er hält das aus, dass ich ihn dann hasse, auch wenn er das selber dann ebenfalls nicht total super findet. Das findet keiner super. Aber das ist einkalkuliert und ändert sich auch wieder. Therapeuten sind keine Seelenstreichler. Und wenn sie es für sich selber brauchen, dass ihre Patienten sie lieben und als Retter empfinden, dann sind sie für die Aufgabe nicht geeignet.


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Beitrag Mo., 14.01.2019, 23:47

Der Masterplan der Therapeutin ist aber doch offensichtlich? Sie möchte das Cat UNABHÄNGIGER wird. Nur dass Cat das eben so nicht möchte. Und da beisst sich die Katze selbst in den Schwanz. Kann so nicht funktionieren, weil die "Zielsetzung" viel zu unterschiedlich ist.

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Beitrag Di., 15.01.2019, 00:02

Ich würde nicht sagen, dass die wirklich unterschiedlich ist. Aber für die TE ist das ein langfristiges Ziel. Die Therapeutin verlangt sofort sehr viel. Auf die Art wird das bestimmt nicht funktionieren. Bevor die Patientin ihre Stütze ablegen kann, muss sie auf den eigenen Beinen einigermaßen stehen. Und unsere liebe TE hat noch gar nicht entdeckt, dass sie Beine HAT.

PS: Wenn sie immer getragen wird, wird sie das auch nie entdecken. Ist halt echt eine schwierige Aufgabe. Zum Glück bin ich keine Therapeutin.


mio
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Beitrag Di., 15.01.2019, 00:13

Montana hat geschrieben: Di., 15.01.2019, 00:02 Wenn sie immer getragen wird, wird sie das auch nie entdecken. Ist halt echt eine schwierige Aufgabe. Zum Glück bin ich keine Therapeutin.
Exakt so ist es. Und manchmal hilft "fallenlassen" da dann schon weiter. So hart es vielleicht im ersten Moment ist.

Hat auch was mit dem anderen etwas zutrauen/vertrauen zu tun. Das "Kind" traut sich selbst vielleicht noch nicht, aber die Mutter WEISS dass es das schaffen kann und ermutigt es deshalb einfach mal "allein los zu laufen" auf den "eigenen wackeligen Beinchen".

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Montana
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Beitrag Di., 15.01.2019, 00:24

Um bei dem Bild zu bleiben: die Therapeutin sagt gerade sowas wie "Komm, benutz mal deine Beine und lauf, ich halte dich auch an der Hand dabei." Und die TE sagt nicht "Ok, ich versuch mal." sondern: "Beine? Was zur Hölle sind Beine?" Nicht böswillig. Ich unterstelle beiden keine Böswilligkeit. Aber so passt das nicht.

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Wirbel-Uschi
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Beitrag Di., 15.01.2019, 07:32

„Fallenlassen“ sollte man aber kein Kind. Schon gar nicht so ein kleines, welches das laufen noch nicht entdeckt hat.
Und auch nicht zu sehr ermutigen. Das laufen lernen hat seinen Zeitpunkt, wenn das Kind bereit ist. Und wenn es das ist, dann möchte es auch. Unbedingt.
Spreche aus Erfahrung ;)
Konnte es wie wohl fast jede Mutter, kaum abwarten, dass meine Kinder die ersten eigenen Schritte machen. Und ich habe sie ermutigt und animiert und motiviert. Und je mehr ich das tat, umso mehr sträubten sie sich. Obwohl sie physisch ganz klar dazu in der Lage waren.
Erst als der echte Zeitpunkt gekommen war, da waren meine Ermutigungen hilfreich und wurden auch angenommen.

Man muss bereit sein. Für alles. Und „erzwingen“ kann das im außen niemand, diese Bereitschaft.
Lass immer ein wenig Platz im Herzen für das Unvorstellbare


mio
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Beitrag Di., 15.01.2019, 12:27

Cat ist aber ja kein Kind mehr sondern eine erwachsene Frau, die sogar bereits selbst ein Kind hat. Das ist es doch, dass die irgendwie völlig "hinten runter fällt".

Klar kann man niemanden zu etwas zwingen, es geht ja eben auch nicht darum etwas für die Therapeutin zu tun sondern für sich selbst. Und unter der Prämisse geht es dann ja nicht um zwingen sondern darum sich mal selbst "auszuprobieren", mal etwas zu wagen, was vielleicht erst mal ängstigt. Die "Komfortzone" verlassen und neue Wege beschreiten. Wenn die Antwort immer nur ist: Ich will das so aber nicht... dann wird sich definitiv auch nichts verändern/verbessern können.

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lisbeth
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Beitrag Di., 15.01.2019, 12:29

mio, das Ausprobieren geht aber nicht mit Gewalt und ich empfinde das Vorgehen der Therapeutin, so wie cat es hier beschreibt, als gewaltsam. Die ist ja überhaupt nicht in der Lage, mal ein anderes Vorgehen auszuprobieren (schlechtes Modell um an ihrem Beispiel zu lernen, diese Therapeutin!) oder ihr Vorgehen auf das anzupassen, wozu cat in der Lage ist.
When hope is not pinned wriggling onto a shiny image or expectation, it sometimes floats forth and opens.
― Anne Lamott


mio
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Beitrag Di., 15.01.2019, 12:35

Na ja, wenn ich als Patient die Hälfte verschweige oder mir gar bewusst etwas "ausdenke" was gar nicht stimmt um zu gefallen und "bleiben" zu dürfen dann liegen einfach auch keine guten Verständigungsvoraussetzungen vor.

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Montana
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Beitrag Di., 15.01.2019, 14:38

Patienten mit dieser Störung verhalten sich aber so. Und das fällt schon auf. Es ist Teil der Therapie, der TE zu vermitteln, dass sie keine Rolle spielen muss um gemocht zu werden und bleiben zu dürfen. Sie kann sich zunächst mal nicht anders verhalten, denn das ist für sie in allen zwischenmenschlichen Beziehungen der Normalzustand. Die Verlassenheitsängste sind sonst überwältigend. Und wie gesagt, das fällt auf.

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