Dauer Psychoanalyse-Sitzungen

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 23.07.2018, 16:53

Mio das stimmt.
4 Tage Therapie 3 Tage Pause, so war der Intervall. Es fühlte sich wie hochleistungssport für Gehirn und Gefühle an. Die 3 Tage brauchte ich, damit der "Muskelkater" abklingt. Erholung war da kaum möglich. Ich hatte keine Luft zum verschnaufen. Sie hatte mir ja gesagt, wenn das Kontigent aufgebraucht wäre, könnte ich privat weiter kommen. Oh man, ich hätte das sogar in Erwägung gezogen, so abhängig fühlte ich mich. Und irgendwann fühlte es sich wie eine Art Rausch an. Das reden verursachte Schmerzen, wie eine Sucht. Kann es nur schwer erklären, gefühlt manchmal, etwas masochistisches....
Dass möchte ich für mich so nicht mehr.
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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RoboCat
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Beitrag Mo., 23.07.2018, 17:08

Oh man, krasser Mist. Hat sie auch angeboten, dass du ihr in den Urlaub nachreisen kannst, so wie die Analytike rim 19 Jahrhundert das gemacht haben? Sei froh, dass du da weg bist...
:axt:


Lena
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Beitrag Mo., 23.07.2018, 17:25

Liebe Gedankentanz,

ich habe Dir zwar noch nicht geschrieben, aber mitgelesen.

Entscheidend (viel entscheidender als das, was andere denken) ist doch, dass Du erleichtert bist, dass Du den Absprung geschafft hast. Und dass Du das Gefühl hast, dass Du bei der neuen Therapeutin gut aufgehoben bist.
Ich war mal umgekehrt in der Situation, dass ich nach einer langjährigen Therapie, die abrupt geendet ist, um ein Abschlussgespräch gebeten habe - nach so vielen gemeinsamen Jahren wäre mir das wichtig gewesen. Aber ich habe keines bekommen. Sind also nicht immer nur die Patienten, die einen Abschied nicht "angemessen" hinbekommen. Und solche Sätze wie "seien Sie mal dankbar für das, was Sie alles bei mir hier bekommen" kenne ich auch...

(Was mich wundert, dass Du über die Kasse vier Wochenstunden bekommen hast? Ich dachte immer, dass die KK maximal 3 Wochenstunden finanziert, so hat mir das zumindest mein analytischer Therapeut damals erklärt und mir ein schlechtes Gewissen gemacht, wenn er mir einen vierten Termin gegeben hat, weil ich ihm dadurch Abrechnungssprobleme verschafft hätte)

Ich wünsche Dir, dass Du damit abschließen kannst. Wichtig ist, dass es Dir jetzt damit besser geht. Alles andere spielt doch erstmal keine so große Rolle.

Viele Grüße
Lena

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Gedankentanz
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Beitrag Mo., 23.07.2018, 17:38

Dass die Kasse 4 mal zahlt ist nicht üblich. Meine hat es mir Tatsache offen gelassen.
Welch ein Glück für mich und die Therapeutin ;-). Ansonsten hätte ich die vierte Stunde selber zahlen müssen. Das war einer der Vorraussetzung en damit ich es überhaupt bei ihr machen durfte
Wenn sich meine tanzenden Gedanken zanken, gerate ich schon mal ins wanken, finde ich dann keinen Halt, lande ich unsanft auf die Planken ::?

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diesoderdas
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Beitrag Di., 24.07.2018, 16:03

Gedankentanz, ich freue mich für dich, bewundere es eigentlich sogar. Ich hätte auch gern geschafft, was du geschafft hast. Einen Absprung, der nicht ganz zu spät war. Hast du gut gemacht, finde ich. Kann ich irgendwie nicht oft genug sagen.
Und ich kann mir so verdammt gut vorstellen, wie schwer das war in Kombi mit den ganzen Sachen, die sie dir gesagt hat.
(Schön, dass ich es falsch in Erinnerung hatte und du persönlich wenigstens keinen finanziellen Schaden davon getragen hast).

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Gedankentanz
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 16:44

Und dann ist alles gut?

8 1/2 Wochen ist es her. Da beendete ich die Therapie bei meiner ehemaligen Therapeutin.
Und ich habe allen Grund dass es mir gut gehen sollte.... Und fühle mich so undankbar.
Von 16 Terminen im Monat auf jetzt 4 (werden aber bald mehr), habe ich unterschätzt.
Ich habe eine neue Therapeutin, souverän und engagiert, sie hat es sogar geschafft dass ich bei ihr mit neuen Stunden Neu Anfangen kann. Dass ist so krass. Sie ist anders, angenehm, interessiert....
Ich bin wirklich dankbar dafür. Wäre da nicht dieses Vermissen, diese offenen Fragen, dieses Gefühl der Schuld, die Überlegungen was ich hätte besser machen können.
In mir ist eine Riesen Angst, von neue anzufangen. Reden, alles nochmal erzählen, Angst wieder zu versagen.
Ich vegetiere vor mir her. Fühle mich so abhängig und habe keine Ahnung wohin mit mir.
Diese Abhängigkeit will ich so nie wieder erleben.
Alle sagen, mein Schritt war gut und dass ich mich glücklich schätzen kann.
Was ich auch wirklich tue.
Und doch quält mich das Warum. Und zu wissen dass ich darauf nie eine Antwort bekommen werde, quält mich noch mehr.
Was hätte ich besser machen können?
Was wenn es wieder in die Hose geht?
Ich möchte alles richtig machen...

Ich wollte nur irgendwo meine Gedanken loswerden. Denn im Außen würde es keiner verstehen. Und vielleicht findet auch ihr sie doof.... keine Ahnung.
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Philosophia
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 16:53

Ich finds gut, dass du es hier schreibst. Und es tut mir schrecklich Leid, dass die vorangegangene Therapie solche Wunden hinterlassen hat. Ich hoffe du kannst das jetzt aufarbeiten.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Beitrag Mi., 05.09.2018, 17:15

Vielen Dank liebe Philosophia.

Meine Neue Therapeutin, sagt dass es auch etwas Gutes zwischen mir und der Ehemaligen gab. Dass das auch der Grund war, warum trotz allem so lange bei ihr geblieben bin.
Sie hat recht, es gab auch Gutes und ich mochte sie. Es ist immer noch so unwirklich... in der Therapie geht's um dass was passiert ist. Es macht mich so traurig und gleichzeitig ist es so verletzend.
Ich war ein Jahr lang 4 mal die Woche bei ihr und von jetzt auf gleich.... ach...
Und alle finden es super und ich, ich bin so traurig über den Ausgang. Doch ich kann nicht wirklich trauern, denn keine würde es verstehen....
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Philosophia
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 17:19

Das verstehe ich wiederum...Trauer braucht auch einen Raum und offene Ohren.
"Das einzig Wichtige im Leben sind die Spuren der Liebe, die wir hinterlassen, wenn wir gehen." - Albert Schweitzer

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Beitrag Mi., 05.09.2018, 17:35

Leider fehlt der gerade :-(
Ich verstehe warum die Anderen dass nicht nachvollziehen können und reiße mich deshalb zusammen, aber ich spüre dass es mir schlecht damit geht.
Ich vermisse das Gute, was da war. Ich vermisse sie. Und dafür hat keiner Verständniss, was auch ok ist, muss auch keiner, macht es aber nur umso schwerer.
Manchmal habe ich den Wunsch nochmal mit ihr zu reden, obwohl ich weiß dass es zu nichts führen würde.
Sie war nur eine Therapeutin, mehr nicht. Es war nur ihre Arbeit, mehr nicht.
Wenn ich es doch nur so empfinden könnte...
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mio
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 17:43

Gedankentanz hat geschrieben: Mi., 05.09.2018, 17:35 Ich vermisse das Gute, was da war.
Was war denn das Gute? Kannst Du das benennen?

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Beitrag Mi., 05.09.2018, 18:08

Wir konnten miteinander lachen, zumindest wenn wir an der Oberfläche blieben. Sie hatte, gefühlt, immer Zeit. Weiß gar nicht wie dass eigentlich sein konnte. Sie hatte, glaube ich, nicht so viele Patienten.
Wir haben halt viel Zeit miteinander verbracht.
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 18:21

Sie war der erste Mensch der so tief blicken durfte... Und doch hätte es nie gereicht. Sie sagte immer: "Für ihre Verhältnisse vertrauen sie, erzählen sie viel..."
Es war nicht genug.
Und jetzt wieder von Vorne das Ganze.
Und wenn ich da auch nur für "meine Verhältnisse" und nicht mehr schaffe?
Auch da mein Mißtrauen nicht gut genug ablegen kann?
Zumindest will meine Neue mich nicht auf die Couch. Ich darf wenn ich will, aber er steht nicht im Vordergrund.
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mio
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 18:29

Miteinander verbrachte Zeit schafft automatisch "Bindung/Nähe", aber ist "Bindung/Nähe" immer auch "Sympathie"? Oder gar "Liebe"? Und tut sie einem immer gut?

Sowas kann auch "manipulativ" genutzt und eingesetzt werden, wenn es jemand drauf anlegt. Das ist leider so. Einfach weil es so einfach ist...

Ich hab mal mit Anfang 20 als Betreuerin so eine Kinderbetreuung auf einer sehr kleinen deutschen Insel mitgemacht und war mit einer mir vorher unbekannten Kollegin in einem Zimmer untergebracht. Wir verbrachten drei Wochen lang mehr oder minder Tag und Nacht miteinander. Ich mochte sie, aber im "normalen Leben" hätten wir uns wahrscheinlich nie "kennengelernt" und ich war zu Anfang auch gar nicht begeistert mir mein Zimmer mit jemand Fremden teilen zu müssen. Aber so war eben der Deal. Als der Job vorbei war und wir wieder zurück in unserer Heimatstadt waren war ich unglaublich traurig, dass ich sie nun nicht mehr "um mich" hatte. Ich hatte mich einfach total dran gewöhnt, dass sie dauernd da war...und das bereits in drei Wochen! Gemeldet habe ich mich dann trotzdem nicht, es war einfach ein "Abschnitt" in dem es passte, aber im Alltag hätte es wahrscheinlich nicht gepasst.

Was mich allerdings damals wirklich fasziniert hat war die Erkenntnis wie schnell man sich an die Anwesenheit eines anderen Menschen gewöhnen kann und wie schnell man ihn "mögen" lernt nur weil er dauernd da ist und man sich näher ist als normalerweise mit "Fremden".

Was ich damit sagen will: Ich denke es ist normal, dass Du sie vermisst. Aber deshalb hat sie Dir noch lange nicht automatisch "gut getan". Du bist eher einem ganz normalen "Mechanismus" anheim gefallen der durch viel zeitlich/räumliche "Nähe" entstehen kann. Auch dann, wenn Du die Person vielleicht an sich gar nicht so sehr sympathisch finden würdest sondern nur "ok" und nicht ganz ganz grässlich. Sie bekommt allein durch die viele miteinander verbrachte Zeit einen höheren Stellenwert für Dich als sie ihn hätte wenn da weniger zeitliche/räumliche Nähe gewesen wäre.

In Therapien wird das ja auch ganz bewusst eingesetzt. Sowohl in die eine wie auch in die andere Richtung.

PS: Gerade gelesen was Du noch geschrieben hast und DAS finde ich ganz ganz wichtig: Du DARFST wenn Du willst, aber Du MUSST nicht (wegen ihr/für sie). Dh. es geht wirklich UM DICH und eben nicht um Deine Therapeutin wie bei Deiner ehemaligen Therapeutin.


mio
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Beitrag Mi., 05.09.2018, 18:38

Gedankentanz hat geschrieben: Mi., 05.09.2018, 18:21 Auch da mein Mißtrauen nicht gut genug ablegen kann?
Vertrauen lässt sich nicht erzwingen und Misstrauen ist nicht per se was Schlechtes. Es ist viel wichtiger dass Du es so machst und machen darfst wie es für Dich geht und passt und nicht so wie es jemand anders vielleicht "einfach" für sich fände. In der Therapie geht es um Dich, das ist kein "Leistungssport" oder so... ;-)

Meine Thera hat mir ganz zu Anfang mal einen "Vortrag" über "ihr Misstrauen" gehalten (also mir erzählt wie misstrauisch sie so ist...), fand ich total strange und auch echt "drüber" teils, aber sie hat mir damit schon auch klar vermittelt, dass Misstrauen auch OK ist und eine berechtigte Funktion haben kann. :)

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