Liebe Gedankentanz,Gedankentanz hat geschrieben:Ob es mir nicht in den Sinn käme, das sie neidisch auf mich sein könnte...Welche Frage?
Das habe ich verneint. Darüber hatte ich bis dato nicht nachgedacht. Warum auch?
kann es sein, dass Dir ein wesentliches Prinzip von psychoanalytischer Psychotherapie noch nicht ganz klar geworden ist?
Ich habe anlässlich Deiner Erlebnisse mit der "Neid"-Frage Deiner Therapeutin ein bisschen diesen Eindruck.
Therapeuten - und insbesondere Analytiker - bieten sich ihren Patienten als "Projektionsfläche" und emotionale "Teststrecke" an. Um bei dem Beispiel der von Dir paraphrasierten Neid-Frage zu bleiben:
Es ist völlig normal, dass Psychoanalytiker ihre Patienten 'fragen', ob die vielleicht denken würden, dass der Analytiker X oder Y (hier: neidisch) ist; der nächste Schritt ist dann die Frage, was das beim Patienten für Gefühle auslöst.
All das ist eine "Deutung" (davon hatte ich's hier ja schon relativ ausführlich).
Du indes nimmst all diese Äußerungen nicht als (Deutungs-)Angebot Deiner Therapeutin an Dich (Dir klarer über Deine unbewussten Gefühle und Gedanken - auch und gerade andere Menschen betreffend - zu werden), sondern als Selbstoffenbarungen, also als authentische Aussagen der Therapeutin über sich selbst.
Deine Therapeutin führt während der Therapie aber kein normales Gespräch mit Dir - sie arbeitet mit Dir durch den Austausch von Worten (mehrheitlich Deinen Worten).
Vielleicht fragst Du sie nach diesen Techniken einmal; eventuell erklärt sie sie Dir (das machen aber viele nicht, denn es ist sehr kompliziert und der Patient ist ja kein Ausbildungskandidat).
Weiterhin alles Gute!
Widow
PS: Ich sehe gerade, dass Du das Therapie-Gespräch über den "Neid" noch um ein paar Sätze ergänzt hast - das passt ja ganz wunderbar zu meinen Überlegungen: Die Therapeutin bietet Dir das auf sich selbst projizierte Neid-Thema an ("Käme es Ihnen nicht in den Sinn, dass ich neidisch auf Sie sein könnte") und biegt es im zweiten Schritt ganz direkt auf Dich - genauer: auf Deine möglichen (unbewussten) Emotionen - zurück: "Also haben Sie nichts Beneidenswertes in Ihrem Leben?", damit Du Dir etwas Wichtiges bewusst machen kannst (zum Beispiel so was wie: >Ist so sein Leben ohne etwas Beneidenswertes nicht ziemlich traurig ...?<).