Austausch DIS/DDNOS - Betroffene (Teil 3)

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.
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parisblues
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Beitrag Do., 26.11.2020, 16:43

Danke für eure Antworten!

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Unecht
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 00:35

Ich habe es in einem anderen Thread geschrieben. Möchte es aber hier auch noch kopieren :


Ich hatte gestern bei Youtube dissoziative identitätsstörung eingegeben. Da ist eine, die so klar wirkt und das nach nur drei Jahren Therapie.
Und ich hänge hier und habe seit Therapie - Beginn (und auch schon bei zwei vorherigen Therapeuten) anscheinend mindestens einen Anteil, der Therapie sabotiert.
Und vor einigen Monaten hatte ich bei Youtube ein Video gesehen von einer, die vor laufender Kamera zig Wechsel hat.
Während ich den ganzen Tag sämtliche Kraft dafür aufbringe, mir ja nichts anmerken zu lassen. Was mal mehr mal weniger gut gelingt.
Und ich frage mich, ob ich die einzige bin, die für das alles zu blöd ist? Die es nicht schafft, ein harmonisches funktionierendes System aufzubauen? Wo jeder jeden hilft und unterstützt... Bei mir im Kopf herrschen Krieg und Terror.
Da werden Kinder misshandelt, der innere sichere Ort zerstört usw.


Wie ist es bei euch?
Ich bin doch nicht die einzige, die so viel Krieg innen hat, oder? 😓
"Dieses Leben scheint unerträglich, ein anderes unerreichbar." (Franz Kafka)

Kinder und Tiere sind Gottes Entschuldigung.

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Montana
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 08:33

Klar "wirken" kann ich auch. Das hat aber doch gar nichts mit dem zu tun, was innerlich abgeht. Das wird niemals jemand sehen. Nur bei dir selbst erlebst du alles "live und in Farbe".
Selbst wenn ich wollte, könnte ich nie wiedergeben, was teilweise gleichzeitig gesagt wird. Weil ich nur einen Mund habe. Weil ich mir nicht alles merken kann, um es nacheinander zu sagen oder aufzuschreiben.
Und ich käme nicht im Traum auf die Idee, mich auf YouTube zu zeigen. Warum sollte ich? Wer das macht, der repräsentiert nicht die Mehrheit, der ist anders gestrickt als die meisten. Ich investiere nicht viel Energie da rein, unauffällig zu sein, um dann auf YouTube der ganzen Welt zu offenbaren, was für ein Problem ich habe. Und ich glaube, das empfinden sehr viele so. Darum hört man von denen überhaupt nichts.

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LovisTochter
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 09:29

Ich kann mich da nur Montana anschließen.

Natürlich habe auch ich mich mal auf YT zum Thema DIS umgesehen, musste aber sehr schnell feststellen, dass das, was da präsentiert wird so viel mit mir zu tun hat, wie eine Kuh Anhnung vom Fliegen hat.
Mich haben diese Präsentationen der DIS, insbesondere als ich die Diagnose noch recht frisch bekommen hatte, extrem verunsichert, eben weil es in meinen Augen so gar keine Übereinstimmungen zwischen mir und dem, was mir dort so plakativ präsentiert wurde, gibt. Für mich war dies ein Beweis dafür, dass die Diagnose bei mir definitv falsch sein muss.

Heute, ein paar Jahre und viele Therapiestunden später, weiß ich, dass die Anzahl derer, die versuchen so unauffällig wir nur irgend möglich ihr Leben zu meistern sehr viel höher ist als die derer, die sich und ihre (pseudo)DIS so zu Schau stellen, wie die KanalbetreiberInnen auf YouTube. Laut meiner Therapeutin, die seit wirklich vielen Jahren mit Patienten mit höhergradigen dissoziativen Störungen arbeitet, ist es eher untypisch, dass Menschen mit echter DIS diese so zur Schau stellen. Nicht umsonst ist die DIS eine eher versteckte und deshalb auch so schwer zu diagnostizierende, Erkrankung. Nur über den Weg des unauffällig seins konnte das Kind überhaupt überleben. Da ist es eher unwahrscheinlich, dass z.B. Wechsel wie ein Kunststück im Zirkus, vorgeführt werden können.
Zumindest für mich kann ich auch recht sicher sagen, dass sich hier niemand wie ein Zirkuspferd vorführen lassen würde.

Heute ärgern mich diese ganzen Kanäle mehr, als dass ich wegen dieser an mir und meinem Erleben zweifel, denn das Bild, welches in diesen von der DIS der Allgemeinheit dargestellt wird, hat mit den meisten wirklich betroffenen so gut wie nichts zu tun und macht diesen das Leben nur noch zusätzlich schwer.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Unecht
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 09:57

Das erleichtert mich jetzt wirklich, was ihr beiden schreibt.
Ich war nach dem Schauen des einen Clips ganz schön geknickt. Läuft bei mir zur Zeit ja leider alles nicht so richtig gut und jeder Tag ist ein Kampf. Und dann schaue ich mir das an und denke, so weit müsste ich doch auch sein nach all der Zeit und so vielen Therapien.

Wenn das bei denen auf Youtube so ist, freue ich mich natürlich für sie. Aber es erleichtert mich gerade sehr, dass das wohl doch nicht die Norm zu sein scheint.

Danke euch ❤️
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Sadako
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 10:26

Montana hat geschrieben: Mo., 08.03.2021, 08:33 Ich investiere nicht viel Energie da rein, unauffällig zu sein, um dann auf YouTube der ganzen Welt zu offenbaren, was für ein Problem ich habe. Und ich glaube, das empfinden sehr viele so. Darum hört man von denen überhaupt nichts.
Kann ich genauso unterschreiben.
Für mich war (und ist manchmal immer noch) Kontrollverlust ein Riesenthema. Auf Sachen angesprochen werden an die ich mich nicht erinnern kann...Zeitverlust. Das mir eine Riesenangst vor dem „Erkanntwerden“ eingebracht und diese soziale Tarnung ist quasi meine zweite Natur.
Ich glaube auch nicht, das meine Wechsel so auffällig sind, weil ja Menschen nicht immer auffällt, dass etwas nicht stimmt, ausser dass ich widersprüchlich und launisch und... bin. Die einzige soziale Situation in der ich es nie verstecken konnte ist Partnerschaft (oder ganz enge Freundschaft) Da gibt es dann Wechsel zu Kindern und das ist dann doch deutlich sichtbar.
Für mich wäre es komplett undenkbar mich der Öffentlichkeit zu zeigen.

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Montana
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 10:45

Wechsel sollen eigentlich gar nicht gesehen werden. Mein Therapeut bemerkt sie selber nicht. Der hat schon Videos analysiert, um den Moment zu finden, weil er zwar irgendwann festgestellt hat, dass es einen gegeben haben musste, aber nicht, wann. Das war für mich erstmal irgendwie ein "Beweis" dafür, dass es eben keine Wechsel gibt. Andererseits habe ich Zeitverluste, also war ich mir doch nicht sicher. Wir haben dann darüber gesprochen, dass es tatsächlich sein kann, dass Wechsel gezielt versteckt werden müssen. Und da klingelt auch etwas bei mir, irgendwie. Ich habe ganz vage Erinnerungen, dass ich "erwischt" worden bin dabei, mich auf die Art zu entziehen. Das wurde sanktioniert. Laut meinem Therapeuten gibt es das durchaus öfter, dass aus solch einem Grund die Tarnung der Wechsel perfektioniert wird. Ich bin darin verdammt gut.

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Sadako
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 11:05

Unecht hat geschrieben: Mo., 08.03.2021, 00:35 IDie es nicht schafft, ein harmonisches funktionierendes System aufzubauen? Wo jeder jeden hilft und unterstützt... Bei mir im Kopf herrschen Krieg und Terror.
Darüber hbe ich gerade nachdenken müssen.
Warum entsteht so ein System. Es ist eine Anpassung an eine Realität, in der nichts harmonisch und helfend und unterstützend ist. In der es Gefühle und Erlebnisse die nicht aushaltbar und nicht miteinander vereinbar sind. Es ist eine Realität in der Krieg und Terror herrscht und die innere Landschaft ist, glaube ich erst mal ein Spiegel dessen.

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Montana
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 11:38

Dazu habe ich letztens etwas in einem Buch gelesen. Ein ANP kann relativ zufrieden mit einer DIS als Ist-Zustand sein, denn für den ist es ein Schutz und relativ stressfrei. Aber das gilt nur für die ANPs. Die EPs sind diejenigen, die die ganze Schei*e dauerhaft am Hals haben und für sich allein keinen Weg finden können, das jemals zu ändern. Sie sind durch ANPs, die sich mit dem Ist-Zustand arrangieren, dazu verdammt ihr Leid zu behalten. Es gibt da also handfeste Interessenkonflikte. Mir erscheint es logisch, dass das zu Krieg und Terror führt.

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Sinarellas
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 11:53

Ich kenne die "Dis-Influencer" auch auf den sozialen Medien und halte wenig von ihrer Darstellung der DIS, da sie einfach nicht auf einen Großteil anwendbar ist. Ein Teil stellt sich mit der Pseudo-DIS dar, ein anderer jenseits des tatsächlichen Alltags bei Betroffenen.
Auch mein Traumatherapeut sagt, dass die Darstellungen wenig dem eines Betroffenen mit gesicherter DIS entsprechen. Sicher haben einige Influencer eine, jedoch ihre Art es darzustellen, einen Zoo draus zu machen, von "Switch vor laufender kamera" zu plakatieren oder namen, Alter, Funktionen von Anteilen derart öffentlich rauszurücken, widersprechen sich schlicht mit dem warum und wieso die Diagnose besteht und welchem "Zweck" sie bei einem Betroffenen mit dissozi. Identitätsstruktur dient... . Was nicht deren Erleben abspricht, jedoch hat das eben wenig mit dem Durchschnitt zu tun. Ganz wenig.

Manche haben hilfreiche Ideen, viele kennzeichnen sich als absoluter Profi, werfen mit Fachbegriffen umsich um alles serös wirken zu lassen und zu unterstreichen, wie viel Theorie sie schon haben (um sich selbst als glaubwüriger darzustellen).
Für mich ist das was die Influencer haben nicht das was ich erlebe und diejenigen die ich persönlich kenne, eine gesicherte Diagnose haben und sowas mal kurz überfliegen, schütteln genauso den Kopf.
MIr fällt spontan auch ein versierter Therapeut ein, der im buch auf dies Stellung bezogen hat. Das sind also nicht nur subjektive Befindlichkeiten.
Gibt so die ein oder andere recht clicky-daumen-hoch-"Dokumentation" (wobei dessen qualität weit unter akzeptabel ist) die alle lieben und weiterempfehlen, besonders von denen die sich selbst diagnostiziert haben mit DIS, jedoch gibt es hier und da auch ein paar realitätsnähere Darstellungen, sehr anonym gemacht, wenig preisgebend und doch hilfreich, aber die haben natürlich nicht die Likes wie die anderen Schauspieler-Darstellungen der DIS.
mich ärgert das schlicht, weil mit keiner anderen Diagnose so ein Rollenspielschindluder getrieben wird wie mit der DIS und dazu beigetragen wird, dass die Diagnose weiterhin unglaubig und kritisch beäugt wird, die Stigma bestehen bleiben und am Ende uns betroffenen noch weniger die benötigte Hilfe zugute kommt.
..:..

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chrysokoll
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 14:26

das ist bei mir ganz genauso, ich hab zwar keine voll ausgeprägte DIS, sondern "nur" DDNOS, aber beim FDS gleich mal einen Wert von 45 erreicht.
Auch ich habe Amnesien, Zeitverluste, Fugue - also finde mich anderswo in der Stadt wieder ohne Ahnung wie ich dahin kam und was dazwischen war.
Und ich tat und tue alles um das zu verbergen!
Mich damit öffentlich zu zeigen erscheint mir völlig undenkbar.
Aber: Ich halte mich fern von allzuviel googel Recherche und irgendwelchen selbstgemachten youtube Filmchen, das tut mir einfach gar nicht gut
Zuletzt geändert von Pauline am Mo., 08.03.2021, 18:35, insgesamt 1-mal geändert.
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Candykills
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 16:06

Das lässt sich natürlich nicht so pauschal sagen, wie lange und wie viel Therapie man mit DIS braucht.
Bei mir war es zum Beispiel so, dass mein System dekompensierte durch eine Psychose, ich dann in Therapie gegangen bin, weil es mir schlecht ging und das System durch die eigentliche Therapie weiterhin extem angetriggert wurde, so dass die Therapie eigentlich kaum greifen konnte.
Von der DIS her wurde es erst besser, nachdem diese Therapie beendet war und wir die Therapeutin nicht mehr regelmäßig sehen.
Ich hab' nach wie vor Amnesie, aber ich würde sagen, dass ich viel mehr vorne bin als früher.
Und dadurch, dass die Therapie die Dekompensation noch verschlimmerte, bin ich sehr zurückhaltend jetzt mit Therapie.

Das Problem bei uns mit der Therapie war halt: die Therapeuten haben sich mehr oder weniger mit den Anteilen verbunden, die unter dem MIssbrauch leiden und das hat natürlich die täterloyalen Anteile extrem angetriggert, so dass das System non-stop in Aufruhr war dadurch.

Deswegen ist es schwer zu sagen vorher, wie viel Therapie jemand braucht und vor allem, was man überhaupt für Ziele hat. Ich hab recht früh für mich begriffen, dass die Verschmelzung gar nicht mein oberstes Ziel ist, sondern nur, dass wir miteinander klarkommen und das Leben einigermaßen gut schaffen. Das tun wir gerade, also vorerst Ziel erreicht.
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)

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Sydney-b
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 18:57

Was bedeutet FDS ?

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LovisTochter
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 19:23

Der FDS ist ein Fragebogen zu dissoziativen Symptomen.
Wer nicht auf seine Weise denkt, denkt überhaupt nicht. (Oscar Wilde)

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Pianolullaby
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Beitrag Mo., 08.03.2021, 21:30

Auch ich halte davon nichts, weil es auch nicht DEN DIS-ler gibt. Und jeder braucht was anderes
Träume nicht Dein Leben, lebe Deinen Traum

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