Termin-Vorlieben

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 17:29

Angst und Scham, wie geschildert, nehme ich auch als etwas anderes wahr als folgende Attitüden, bei denen man anderen die Daseinsberechtigung abspricht...
Ich will also sozusagen das Recht haben, anonym dort weggehen zu können.
Aber ich kann keine Leute leiden, die immer so überpünktlich sind und dabei eben auch Raum einnehmen, der ihnen nicht zusteht.
... und wenn sie trotzdem da sind, Taktlosigkeit und sonstige Abwertungen unterstellt.

Die Zwischenzeit steht niemandem zu. Und ich empfinde es als widersprüchlich, wenn man einerseits sagt, es geht um Takt, andererseits aber sehr wohl anhand von Regeln und was -angeblich- in Psychoanalysen üblich ist, argumentiert wird... noch dazu wenn die Regeln eigene Implikationen enthalten:
Natürlich sagt der Therapeut nicht: "Sie dürfen sich meinem Haus erst um .58 nähern". Aber es ist nach meinem Verständnis logisch, dass das impliziert ist, wenn gesagt wird, dass vorher nicht geklingelt werden soll.
Takt ist auch nichts, das man einfordern kann bzw. wovon man auch nicht ausgehen kann, dass einem jeder taktvoll begegnet... zumindest nicht in der realen Welt. Und na ja, wenn jemand wirklich schaden will, so wäre es so oder so keine Kunst einen Weg zu finden. Die Schutzmöglichkeiten draußen sind doch sehr begrenzt. Und für jemanden, der mich nicht kennt und auch nicht meinen Namen weiß, bleibe ich anonym (wenn jemand effektive Inhalte mithören würde, so ist das etwas ganz anderes wie ein Kopfkino, bei dem man von Ungeheuerlichkeiten anderer Patienten ausgeht).

Ein Therapeut könnte auch nicht sagen, seien sie doch bitte taktvoll, wenn sie anderen Patienten begegnen. Er könnt höchstens vereinbaren, dass der andere Patient später kommt (und das nicht unbedingt, weil er sein Verhalten daneben, sondern wegen des anderen Patienten, der damit ein Problem hat). Oder er legt einen Termin um. Oder wenn sich jemand nicht an Vereinbarungen hält: Dass man darauf hinweist.

Bei Vereinbarungen sind die des eigenen Therapeuten maßgeblich und nicht der Erfahrungswerte anderer (die +/- 2 Minuten basieren auch auf eigenen Erfahrungen, wenn ich das richtig verstanden habe):
Solage: Das ist richtig - und deshalb bleibt als Ausweg nur die konsequent eingehaltene Pünktlichkeit, +/- zwei Minuten (Erfahrungswert nach fünf Jahren).
Ich frage bei solchen Dingen lieber nach... und dann gehe ich davon aus, dass es o.k. ist, wenn ich das beachte.

Und eben: Ob jemanden den anderen wirklich zur Kenntnis nimmt, ist auch nicht gesagt... wenn man etwas fixiert, kann man geistig ganz woanders sein oder man denkt nach.
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Candykills
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 17:58

Ich sprach das heute mal so durch die Blume bei meiner Therapeutin an, dass hier im Forum über dieses Thema geschrieben wird und einem da quasi diktiert wird, wann man anstandsweiser kommen sollte und wann nicht.
Ich sagte ihr dann, dass mir persönlich das relativ egal sei, wer bei ihr rauskäme und nach mir reinginge und ich mich mit der, die aktuell vor mir rauskommt immer begrüße. Aber das manche Menschen scheinbar sehr große Probleme damit haben beim Therapeuten gesehen zu werden und andere zu sehen.
Sie sagte nur eins: Seien sie froh, dass sie dieses Problem nicht auch noch haben.
Für mich heißt das wohl: die, die anderen nicht begegnen wollen, haben eben ein PROBLEM. Und nicht die, die auch schon vor .58 kommen und vll nach .54 gehen.

Ich persönlich denke sowieso dazu: man kann sich überall Probleme schaffen, wo keine sind
Ich bin wie einer, der blindlings sucht, nicht wissend wonach noch wo er es finden könnte. (Pessoa)


isabe
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:36

Candykills:
Und mir hat mein Therapeut in diesem Zusammenhang mal gesagt: "Ja, einige Patienten brauchen sehr lange, bis sie gelernt haben, diese Grenzen einzuhalten" (gemeint war die Begegnung zwischen den Stunden) - was sagt uns das: Es ist nicht wichtig, eine Art Strichliste anzufertigen, um herauszufinden, wer Recht hat. Natürlich kannst du froh sein, wenn du dieses Problem nicht auch noch hast! Sehe ich ganz genauso (umso seltsamer vielleicht, dass du es trotzdem angesprochen hast, aber darum geht's hier ja nicht).

Stern:
Ich glaube, ich habe geschrieben, dass nicht in allen Analysen derselbe Film abläuft und dasselbe Thema dran ist. Es gibt Patienten, die mehr regredieren als andere. Es gibt welche, die mehr übertragen als andere. Manche gehen fast nur mit dem Kopf ran ("sind doch eh nur Patienten und keine Geschwister"), und manche empfinden es anders ("da draußen erwartet mich jetzt wieder der Rivale"). Ich glaube, ich schrieb auch, dass es da kein "richtig" und kein "falsch" gibt. Wovon ich allerdings tatsächlich überzeugt bin (nicht, weil ich mich für so schlau hielte, sondern weil man das so nachlesen kann), ist, dass eine Analyse, in der solche oder ähnliche Übertragungen nicht stattfinden, weniger strukturverändernd wirken kann - wobei das natürlich von der Zielsetzung abhängt (manch einer wäre damit überfordert; manch einer braucht das nicht so sehr), aber üblicherweise (ob's dir gefällt oder nicht) ist das Ziel einer PA die Strukturveränderung - und diese erreicht man nicht dadurch, dass man sich ausschließlich so erwachsen wie möglich verhält, sondern dadurch, dass man frühkindliche Zustände fühlt (und dann analysiert). Wer das nicht braucht oder nicht mag, soll froh drum sein - allerdings sollte er sich vielleicht auch kein Urteil darüber erlauben, wenn er das nicht nachvollziehen kann...

Das ist der Unterschied zwischen uns: Ich kann nachvollziehen, dass jemand anders tickt und nicht regrediert, und du kannst nicht nachvollziehen, dass andere Menschen genau dies tun. Und aus diesem Zustand ergibt sich ein besonderes, ein seltsames Verhalten, nämlich die Verletzlichkeit in Bezug auf das Angegucktwerden durch die Konkurrenz. Objektiv ist daran nichts gut oder reif; aber es IST. Wenn man das weiß, dass das so ist - erst recht, wenn man bei einem Analytiker in Behandlung ist -, dann kann man darauf Rücksicht nehmen. Ich schreibe niemandem vor, dass er ebenfalls regredieren soll; aber ich wünsche mir, dass man anerkennt, dass es das gibt.

Mir erscheint es so, als würdest (müsstest?) du dich dafür rechtfertigen, dass du nicht so empfindest wie ich, und als sei die Lösung: "So wie stern es macht, ist es gut und richtig". Aber das muss nicht automatisch so sein. Dass mein Empfinden nicht "richtig" ist (im Sinne von: ideal), weiß ich, und das schrieb ich auch. Aber es ist "normal" in Analysen (im Sinne von: häufig).

Seltsam finde ich, dass du dich quasi darüber beschwerst, dass ich Therapien ausklammere, in denen die Terminorganisation anders verläuft, geradeso, als sei das falsch, dass ich nicht auch noch die Gefühle von anderen Patienten mitfühle, die Therapeuten mit Wartezimmer haben. Die betreffen mich nicht; deshalb schreibe ich auch nicht darüber.

Kaja:
Du selbst hast hier von deiner Reaktion auf Kinder gesprochen. Du könntest also verstehen, wenn andere Menschen auf andere Leute ähnlich reagieren - und ich habe nie darum gebeten, dass ein bestimmter Patiententyp nicht vor oder nach mir behandelt werden solle.


pivello
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:38

offensichtlich war es ja auch ein Problem, wozu es sonst in der Therapie ansprechen, wenn du keine anderen Probleme für die 50 Minuten heute hattest. Es sind die Emotionen, um mehr gehts hier eigentlich nicht. Es hat auch niemand abgestritten, dass es kein Problem aus der jeweiligen Geschichte ist und wie gesagt, vielleicht ist es in der Analyse gesonderter.

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isabe
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:41

Ja, entweder es ist ein Problem - oder es geht ums Rechthabenwollen und um den scheinbar endgültigen Beweis: das Urteil des Therapeuten.

Hakt nur leider daran, dass dieses Thema v.a. ein Analytiker-Ding ist. In anderen Therapieformen wäre für solche "Ausflüge" in frühkindliche Zustände gar keine Zeit und kein Raum. Manche finden das überflüssig, und manche finden es eine geniale Möglichkeit, etwas über sich selbst zu lernen.
Zuletzt geändert von isabe am Mi., 17.08.2016, 18:42, insgesamt 1-mal geändert.

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Candykills
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:42

Es war mir ein Bedürfnis zu klären, ob sie ein Problem damit hat, dass ich oft um .50 komme So wie es einem hier diktiert wird. Da wir anscheinend beide kein Problem haben, umso besser....

Letztendlich ist es wohl einfach das Problem derjenigen, die ein Problem damit haben und es zum Problem aller anderen machen wollen.

Ach, Isabe, mir geht's nicht um Recht haben wollen, nur mal um Klarstellung wer hier das Problem hat, aber wem hier das Problem angedichtet wird unter anderem von dir...
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isabe
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:45

Candykills:
Du kannst deiner Therapeutin sicher zutrauen, dass sie dir das irgendwann mitgeteilt hätte, wenn es für sie ein Problem wäre. Andere Therapeuten (eben meist Analytiker), denen das wichtig ist, die sagen das entweder von selbst oder dann, wenn sie es störend finden.

Und so einen habe ich (und der andere war auch so), und deshalb stört's mich, wenn darauf nicht eingegangen wird. That's all. Dass es woanders anders ist, glaub ich gerne. Und dann passt es ja auch.

Ach nee, war doch nicht alles: Wirklich erschreckend finde ich die "ich-lasse-mir-nichts-vorschreiben"-Fraktion. Aber das waren ja hier die Ausnahmen im Thread.

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Candykills
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:46

isabe hat geschrieben:Candykills:
Du kannst deiner Therapeutin sicher zutrauen, dass sie dir das irgendwann mitgeteilt hätte, wenn es für sie ein Problem wäre. Andere Therapeuten (eben meist Analytiker), denen das wichtig ist, die sagen das entweder von selbst oder dann, wenn sie es störend finden.

Und so einen habe ich (und der andere war auch so), und deshalb stört's mich, wenn darauf nicht eingegangen wird. That's all. Dass es woanders anders ist, glaub ich gerne. Und dann passt es ja auch.
Du weißt doch gar nicht, ob meine Therapeutin nicht auch analytisch arbeitet.
Wie gesagt: du hast das Problem. Nicht ich. Also behalte es auch schön bei dir und werd erwachsen.
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stern
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:47

isabe hat geschrieben:und diese erreicht man nicht dadurch, dass man sich ausschließlich so erwachsen wie möglich verhält,
die Erläuterung war überflüssig... ich habe auch nicht behauptet, dass das erforderlich ist???!! Nur erreicht man Veränderung auch nicht, wenn man zu sehr in Übertragungen abgleitet... aber das weißt du sicherlich.

Und nöö, ich muss mich nicht rechtfertigen... warum sollte ich? Ich bin an meinen Themen dran... und bin froh, dass ich nicht alle Probleme habe, die es gibt. Insofern ja: Ich bin (auch) froh, dass ich manche Probleme nicht habe... und ich finde es auch nicht verdächtig, wenn man nicht alles mitnimmt, was geht. Mir langt das, was ich mitbringe gut und gerne.

Ich sehe es auch nicht als Ziel meiner Therapie an, dass ich sage: Ich habe früher dies oder jenes erlebt, also musst du doch verstehen, dass ich so reagiere und auf dich übertrage/projiziere, obwohl du nur auf deinen Termin wartest. Ja, das kann es auf dem Weg geben... aber als Ergebnis fände ich das zu wenig.
Zuletzt geändert von stern am Mi., 17.08.2016, 18:54, insgesamt 2-mal geändert.
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isabe
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:50

Candykills hat geschrieben:(...) werd erwachsen.
Ich glaube, du bist nicht derjenige, der mir das sagen sollte - und entsprechend wirkt es auf mich

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Solage
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:51

Mir fällt noch zur Freiheit ein: Der Patient, der früher kommt ist eben auch frei in seiner Entscheidung.
Fühle ich mich dadurch in meiner Freiheit beschnitten, hat das damit zu tun, dass ich mich durch das Verhalten der anderen Patienten unfrei machen lasse. Ich bin dann in meinem eigenen Gefängnis gefangen. Das ist aber letztlich MEIN Problem. Auch wenn ich nachvollziehen kann, dass ein wiederholtes Anstarren unangenehm ist.
Ändern kann man allenfalls seine Einstellung dazu und dadurch dem Geschehen versuchen entspannter zu begegnen.
Mein Analytiker hat noch nie gesagt, wann ich kommen darf. Für mich ist es selbstverständlich nicht vor meinem Termin zu läuten.

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Candykills
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:52

isabe hat geschrieben:
Candykills hat geschrieben:(...) werd erwachsen.
Ich glaube, du bist nicht derjenige, der mir das sagen sollte - und entsprechend wirkt es auf mich
Dass du dich dabei mal nicht verlachst.
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:57

Es ist doch nicht Entscheidung des Therapeuten, wie die Empfindungen des Patienten sind.
Meine Thera nervt es z.B., wenn es klingelt oder jemand früher kommt, so wie mich auch.

Ich sehe dahinter aber keine böse Absicht der anderen, sondern eher kein Gedanken machen, auch schon Argumente wie keine Lust zu frieren etc und spreche es nur an, wenn es Überhand nimmt.

Aber die Empfindungen sind doch von beiden Seiten berechtigt: manche stört es, manche stört es nicht, manche kommen gerne früher, manche nicht.

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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:58

Ich störe übrigens niemanden, ich klingle gar nicht erst, weil ich weiß wie die Tür aufgeht.... und der Praxisraum kommt erst hinterm Büro. Mir würde auch nie einfallen vor .58 zu klingeln, aber nicht, weil ich jemandem begegnen könnte, sondern weil ich niemanden stören wollen würde.
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Beitrag Mi., 17.08.2016, 18:59

Sowas ist optimal. Wenn so alle Theras eingerichtet wären gäbe es das Problem gar nicht erst

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