Austausch zwischen Uno's und Multi's

Fragen und Erfahrungsaustausch zu Persönlichkeitsstörungen und Schizophrenie, Bipolaren Störungen ('Manisch-Depressives Krankheitsbild'), Wahrnehmungsstörungen wie zB. Dissoziationen, MPS, Grenzbereichen wie Borderline, etc.

Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 00:42

Jenny Doe hat geschrieben:Ob ich nun mit einer Frau zusammen bin, die zwischen "Persönlichkeiten" wechselt oder einer Frau, deren Stimmung heute so und morgen so ist, ... macht für mich keinen Unterschied. Ich muss eine Uno-Frau in ihrer ganzen Vielfalt nehmen wie sie ist, warum dann nicht auch einen DIS-Menschen?
Also meiner Erfahrung nach liegen zwischen einer bloß launischen Frau und einer Frau mit DIS himmelweite Unterschiede.

Mich wundert's wirklich sehr, dass du das gleichsetzt, (eben als sei es das gleiche oder sogar dasselbe).
(Und es danken dir zwei 'Multis', wenn ich nicht irre und alles durcheinanderbringe. Die glauben wohl auch ernsthaft, so wie du, dass es da keinen Unterschied gäbe).
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Entknoten
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 01:05

Ich frage mich auch:
Wenn die einzelnen Anteile tatsächlich unterschiedliche Alter, Einstellungen und Erfahrungen haben, ja sogar unterschiedliche Geschlechter - wie ist denn dann eine stabile Partnerschaft möglich?
Da sehe ich dann doch einen deutlichen Unterschied zu einem "Uno" - sind sich doch offenbar manche Anteile nicht mal über Schuhe einig!
Dum spiro spero. Dum spero amo. Dum amo vivo.
Cicero


Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 01:13

Waldschratin hat geschrieben:Stell dir mal vor,deiner Umgebung wird „verboten“,dich beim Namen zu nennen – damit du „ausgelöscht“ werden kannst,als „eigentlich gar nicht existent“ erklärt werden kannst.
Sowas ist pure Entwürdigung.
Also, ich hätte auch ohne Namen eine Identität. So wie ich heiße, heißen ja viele. Über meinen Namen komme ich nicht zu meiner Identität, sondern eben über mein Ich, das immer ein und dasselbe Ich ist - auch wenn es ambivalent ist.
Meinem Ich, meiner Identität, bin ich auch (und vor allem) aufgrund der Tatsache bewusst, dass es eine kontinuierliche und einheitliche (ganzheitliche) Entwicklung/Geschichte von damals bis heute gibt, und ich sogar eine Weiterentwicklung dieser Kontinuität für die Zukunft erahne.
Waldschratin hat geschrieben:Du scheinst ja echte Gruselvorstellungen von Multis zu haben...Hast du denn mal schlechte Erfahrungen gemacht?
Nein, von Multis habe ich keine Gruselvorstellung. Die 'Multiplizität' war nicht das Problem für mich. Obwohl es wahrlich nicht gerade erfreulich war, mich (immer wieder unerwartet) mit Täterintrojekten und Beschützern auseinandersetzen zu müssen.
(Und leider war da noch sehr wenig Co-Bewusstsein, was es sehr erschwert hat.)
Waldschratin hat geschrieben:Mein Partner z.B. hat unser Innenleben ja „mitentdeckt“ und somit auch kennengelernt.Er konnte die Einzelnen auch recht gut unterscheiden.
Finde ich gut, Waldschratin - du bist immerhin die erste nach diesen vielen Seiten Thread, falls ich dahingehend nichts überlesen haben sollte, die überhaupt mal einen Partner, eine Beziehung erwähnt (außer die zum Therapeuten).
Zuletzt geändert von Vincent am Mi., 30.12.2015, 01:32, insgesamt 1-mal geändert.
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Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 01:30

Entknoten hat geschrieben:Ich frage mich auch:
Wenn die einzelnen Anteile tatsächlich unterschiedliche Alter, Einstellungen und Erfahrungen haben, ja sogar unterschiedliche Geschlechter - wie ist denn dann eine stabile Partnerschaft möglich?
Stabil?!
Idealerweise ist 'man' über alle Maßen flexibel und also vor allem grenzenlos. Dann könnte es mit einer Partnerschaft klappen.
(Obwohl(!): Jemand mit DIS schreit geradezu nach Grenzen, weil er ja selber so gut wie keine eigenen hat.)
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Myhre
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 03:50

Entknoten hat geschrieben:Ich frage mich auch:
Wenn die einzelnen Anteile tatsächlich unterschiedliche Alter, Einstellungen und Erfahrungen haben, ja sogar unterschiedliche Geschlechter - wie ist denn dann eine stabile Partnerschaft möglich?
Da sehe ich dann doch einen deutlichen Unterschied zu einem "Uno" - sind sich doch offenbar manche Anteile nicht mal über Schuhe einig!
Das stimmt leider und darum ist es viele DIS Betroffen nicht möglich sich auf einen Partner zu einigen.
Es gibt aber durchaus verheiratete DIS Betroffene,die das schaffen.
Bei meinem System nicht möglich ,da einige Beziehung körperlicher Art prinzipiell nicht ertragen,andere lieben Frauen,andere Männer und ja...man kann die Wechsel nicht mit Stimmungen/Launen vergleichen.
Da sind die Wechsel zu offensichtlich zu krass im Unterschied.
Herzliche Grüsse


Lieber Vincent
Warum die zwei Multis das Dankesbutton gedrückt haben weisst du nicht.
Es kann sich auch auf andere Teile des Beitrags bezogen haben...wie bei mir,ich hab da auch gedankt.
Bist du Hellseher?Du VERMUTEST aber wirklich WISSEN kannst du nicht,warum jemand etwas tut.
Du hättest ja fragen können,bevor du unterstellst,dass die Multis (wieder mal) keine Ahnung haben von ihrer Erkrankung und was da hinaus führt .Wenn dich die Antwort interessieren würde.
Die Grösse und den moralischen Fortschritt einer Nation kann man daran bemessen wie Tiere behandelt werden.
Mahatma Ghandi


Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:00

Liebe Myhre,
Myhre hat geschrieben:Warum die zwei Multis das Dankesbutton gedrückt haben weisst du nicht.
Da stimme ich dir zu. Das weiß ich nicht. Und ich hätte nachfragen und nicht einfach unterstellen sollen. (Andererseits wäre es aber müßig immer nachzufragen, warum, und für welche Inhalte eines Beitrags, jemand dankt. Dafür wird einfach überall zu oft unkommentiert gedankt. Aber wenigstens könnte ich mit dem Unterstellen von Absichten vorsichtiger sein - da hast du recht. )
Myhre hat geschrieben:Du hättest ja fragen können,bevor du unterstellst,dass die Multis (wieder mal) keine Ahnung haben von ihrer Erkrankung und was da hinaus führt .
'Wieder mal'?
Grundsätzlich, weil das nunmal meine Erfahrung ist, muss ich allerdings schon davon ausgehen, dass 'Multis' nur begrenzt Selbsteinsichten haben (können).
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Myhre
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:16

Wieviele Multis kennst du denn?
Also so richtig im realen Leben?
Du sagtest schon ein paar mal Multis sind so....und deine Erfahrung ist,dass...
Was du in die postings und das Verhalten hineininterpretierst reicht nicht als Argument.
Denn es gibt viele Multis und du kennst nicht alle und weisst nicht alles über alle,nur weil du "Erfahrungen" gemacht hast.
Nicht mal ich als selbst Betroffener masse mir an zu wissen wie alle Multis ticken.
VG Myhre
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Mahatma Ghandi


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:23

Hallo Vincent
Vincent hat geschrieben:
Jenny Doe hat geschrieben:Also meiner Erfahrung nach liegen zwischen einer bloß launischen Frau und einer Frau mit DIS himmelweite Unterschiede.
Mich wundert's wirklich sehr, dass du das gleichsetzt, (eben als sei es das gleiche oder sogar dasselbe).
Ja, das gibt es Unterschiede. Die gäbe es auch wenn ich mit einer manisch-depressiven Frau oder einer Borderliner zusammen wäre oder einer Frau, die keine eigene Meinung hat und nicht weiß was sie will, mal so mal so sagt, die sich ständig widerspricht, ... Die Unterschiede stelle ich nicht in Frage. Worum es mir bei diesem Vergleich ging war, dass ich in jeder Partnerschaft mit der Vielfalt meiner Freundin konfrontiert werde, so wie auch meine Lebensgefährtin mit meiner Vielfalt konfrontiert wird, von "sehr empathisch und einfühlsam" bis hin zu "genervt, gereizt und aggressiv". Ich teile die Meinung der Fachleute, die sagen, dass es sich bei der DIS nicht um "Persönlichkeiten" aus Fleisch und Blut handelt (siehe z.B. den von Stern zitierten Link). Für mich sind die "Persönlichkeiten" abgespaltene, nicht integrierte Identitätsanteile. Für mich liegt das Problem darin, dass meine Freundin ihre Anteile nicht als "Ich" wahrnehmen kann. Ich hingegen, die 14 Jahre lang in der "Multiplen-Szene" unterwegs war, sah und sehe bei allen DISler eine Person und nur eine Person, die sich unterschiedlich verhält, so wie sich auch Unos unterschiedlich verhalten. Ich sehe nicht "ein Kind", sondern eine Frau, die sich kindlich verhält". Ich sehe keine "Persönlichkeiten", sondern unterschiedliche Verhaltensweisen. Ich sehe nicht das, was meine Freundin sieht. Wenn sie sich in "ein Kind verwandelt" und aus einer kurz-braunhaarigen erwachsenen Frau ein kleines rotgelocktes Kind wird, ... solche Verwandlungen sieht meine Freundin, ich nicht. Es spielt sich in ihr ab und nicht nach Außen hin. Es beruht auf ihrer Wahrnehmung, dass sie jetzt kein und rotgelockt ist. Ich hingegen sehe immer noch meine brauhaarige Freundin, die sich kindisch verhält. Ich weiß, dass meine Freundin sie als "Persönlichkeiten" wahrnimmt, dass sie nicht das Gefühl hat das "Kind" zu sein, das da auf der Schaukel sitzt, aber ich als Außenstehende sehe nur eine einzige Person, die sich wie Unos, unterschiedlich verhält. Für mich liegt das Problem in der Selbstwahrnehmung meiner Freundin, die das, was alles zusammengenommen ihrer ganze Persönlichkeit ergibt, nicht als zu sich Gehörig wahrnehmen kann. Ich hingegen sehe bei jedem, auch bei DISler, die Gesamtpersönlichkeit. Für mich gehört alles zusammen, auch wenn meine Freundin das nicht so wahrnehmen kann.
Wenn nur Innenperson X mit mir schlafen will, Y aber nicht, dann ist das für mich ähnlich wie wenn meine Freundin mit mir in einer depressiven Phase nicht schlafen will, in der mannischen hingegen schon. Wenn Innenperson X Nähe möchte und berührt werden möchte, Innenperson Y hingegen nicht, dann ist das für mich ähnlich wie wenn ich gestresst und gereizt und genervt bin und im gestressten Zustand keine Berührungen ertragen kann.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.


Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:24

Myhre hat geschrieben:Denn es gibt viele Multis und du kennst nicht alle und weisst nicht alles über alle,nur weil du "Erfahrungen" gemacht hast.
Nicht mal ich als selbst Betroffener masse mir an zu wissen wie alle Multis ticken.
Nee, Myhre, das maße ich mir auch nicht an und schließe keinesfalls von einem 'Multi' auf alle 'Multis'. Natürlich ist da jeder 'Multi' anders und eben sehr individuell. Allerdings gehe ich davon aus, dass die psychischen Mechanismen prinzipiell ähnliche sind.
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stern
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:26

Ich würde auch sagen, dass es tatsächlich Vorgehensweisen gibt (bei Nicht-DIS, aber auch bei DIS), die weitere Aufteilung fördern oder zumindest aufrecht erhalten können.... wird sicher für beides diverse Empfehlungen geben. So kann es bei Teilearbeit kontraproduktiv sein, sich auf einzelne einzuschießen. Oder das etwas als "eigenständiger" behandelt und ausgeformt wird als es tatsächlich ist. Und ich glaube, das passiert in manchen Therapien, dass trotz guter Absicht das Gegenteil erreicht wird. Ist aber individuell (mit dem Therapeuten) anzusehen, was für den Patienten stimmig ist... insofern sind vermutlich auch Foren etwas heikel, wenn andere user dann etwas als Blaupause ansehen, wie eine Therapie sein zu hat.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)


Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:43

Jenny Doe hat geschrieben: Ich hingegen, die 14 Jahre lang in der "Multiplen-Szene" unterwegs war, sah und sehe bei allen DISler eine Person und nur eine Person, die sich unterschiedlich verhält, so wie sich auch Unos unterschiedlich verhalten. Ich sehe nicht "ein Kind", sondern eine Frau, die sich kindlich verhält". Ich sehe keine "Persönlichkeiten", sondern unterschiedliche Verhaltensweisen. Ich sehe nicht das, was meine Freundin sieht.
Ich verstehe schon wie du das meinst, Jenny.
Allerdings können die Verhaltensweisen (Stimmungen und Einstellungen) je so 'eigen' sein, dass sie offenbar schon (deutlich) die Gestalt von unterschiedlichen 'Persönlichkeiten' annehmen (die sich einen Körper teilen, der auch bei 'Wechseln' weitestgehend optisch der selbe bleibt ).
Aber sicher: Man muss sich dennoch immer wieder vergegenwärtigen, dass eigentlich alles zusammengehört. Eigentlich.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)


Waldschratin
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:44

Mich haben Jenny`s Worte an etwas erinnert,das mein Partner damals mal gesagt hat zu mir,als ich ihn fragte,wieso er denn mit mir so durchhalten würde. (Als selbstverständlich hab ich das nämlich nicht genommen.Wohlgemerkt aber gar nicht hauptsächlich wegen der DIS,sondern v.a. wegen der Traumatisierungen.)
Er meinte,wieso sollte er denn nicht? Jeder spinnt doch auf seine eigene Weise und bei ner anderen Partnerin wäre es eben wieder was anderes,was ihm ne Herausforderung wäre.

Er hat also nicht gewertet zwischen "schlimm,schlimmer,am schlimmsten",sondern mich/uns so genommen,wie ich/wir war/en.
Und offensichtlich haben meine/unsere "Vorteile" überwogen,denn wir hatten nicht mehr oder größere Probleme als andere Paare miteinander.

Ich muß aber auch sagen,daß mein System an sich nach außen sehr kontrolliert und "effizient" lief.Und im Alltag auch sehr stabil.
Ich hab ja auch "ganz normal" Schule gemacht,Gymnasium,Abschluß,Berufsausbildung,danach ne halbwegse Karriere,war die letzten 10 Jahre in leitender Position,hätte da auch noch aufsteigen können - und auch sollen.
Und was mich aus der Bahn geworfen hat,war in der Hauptsache meine Erbkrankheit.Die und ihre Auswirkungen hätte ich auch ohne traumatische Kindheit und DIS gehabt.Vielleicht spätere Auswirkungen,oder in manchen Teilen nicht so heftige,aber da gewesen wäre/ ist die ja so oder so.

Ich kenne übrigens zwei DISler,die sehr erfolgreich ihre drei bzw. vier Kinder erzogen haben und heute auch noch mit ihrem (übrigens bei beiden ersten!) Partner verheiratet sind und ganz normal in Gesellschafts- und Berufsleben stehen.Und da gibt's in der Partnerschaft und den anderen Beziehungen auch keine "unüblichen" Probleme.
Ich komme mal wieder drauf zurück : Jedes System ist anders und es ist nunmal nicht so,daß ne "typische" DIS instabil und für die Umwelt mords wie belastend sein muß.
Solche Systeme gibt es natürlich.Und seit DIS bekannter und mehr wahrgenommen geworden ist,da seh ich das auch,daß solche Systeme mehr werden als die "effizienten".Vielleicht waren die ja vorher fehldiagnostiziert?
Entknoten hat geschrieben:Wenn die einzelnen Anteile tatsächlich unterschiedliche Alter, Einstellungen und Erfahrungen haben, ja sogar unterschiedliche Geschlechter - wie ist denn dann eine stabile Partnerschaft möglich?
Daß ein System in sich und untereinander so seine Probleme miteinander hat,bis hin dazu,daß es in ner Art "Krieg" ausarten kann,bedeutet doch nicht automatisch,daß es das auch nach außen so trägt.

Bei uns waren zwei Frontleute v.a. mit unserem Partner zusammen.Wir haben uns abgesprochen und geeinigt,v.a. wenns körperlich wurde,daß die Kleinen da rauszuhalten wären.
Dann waren zwar immer noch die "typischen" Probleme von sex. Mißbrauchten zu bewältigen,aber wir haben da die DIS eher als großen Vorteil erlebt.Weil nie "das Ganze" sich den Triggern stellen mußte.

Und ich hatte das Glück,einen sehr einfühlsamen und "mitgehenden" Partner gefunden zu haben.Der auch das Kapitel "Sex und Körperlichkeit" gemeinsam mit mir durchgestanden hat.

Mein Anspruch an mich selber dabei war aber auch entsprechend : Ich habe NIE von meinem Partner erwartet,daß er ständig und auf Dauer seine körperlichen Wünsche und Bedürfnisse (übrigens auch nicht seine sonstigen) meinetwegen zurückstellen sollte.
Ich bin drangegangen,mir die Trigger "abzuarbeiten" und mich "durchzuarbeiten" ,und das ist mir mit seiner Hilfe auch gelungen.Wir haben uns da was Gemeinsames erarbeitet und wie in jeder Partnerschaft nötig : Kompromisse gefunden und gelebt.

Wir hatten im System zwar auch Männer und Jungs,aber über unsere sex. Identität gabs nie Zweifel : weiblich.
Und anfangs war auch das "Krieg",denn solche Probleme sind im Mißbrauch ja regelrecht inbegriffen.
Aber eben in meinem Fall auch bearbeitbar.
Und da fanden wir es schon hilfreich,daß wir uns da die Arbeit teilen konnten und nicht jedesmal beim Sex die Kleinen mit angetriggert werden mußten.
Sexuell hats zwischen mir und meinem Partner nach anfänglichen Problemen wunderbar geklappt.Da waren wir uns auch nach unserer Trennung noch einig,daß der Sex fantastisch war.


Jenny Doe
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 07:53

Hallo Vincent
Vincent hat geschrieben:
Jenny Doe hat geschrieben: Allerdings können die Verhaltensweisen (Stimmungen und Einstellungen) je so 'eigen' sein, dass sie offenbar schon (deutlich) die Gestalt von unterschiedlichen 'Persönlichkeiten' annehmen
Ja, aber das kann dir bei Unos genauso passieren. Auch bei Unos triffst du auf Menschen, bei denen Du den Eindruck hast, es mit zwei Personen zu tun zu haben. Mir fällt diesbezüglich gerade eine abwertende Bemerkung eines Professors über eine Professorin ein. Er sagte: "Die hat einen Januskopf". Sie konnte lieb und nett sein, aber auch genau das Gegenteil. Man wusste bei ihr nie wo man dran war. Mal war sie so mal so, so als wäre sie zwei Persönlichkeiten. Will sagen: Ja, diesen Eindruck kann man kriegen.
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.

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Elfchen
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 08:01

Darf ich fragen, ob ihr wisst, wieviele ihr seid?
Bei Trudy Case waren es ja anscheinend mindestens 99, wenn ich mich recht erinnere. Da hab ich schon etwas Mühe mit der Zahl, und kann nicht ganz nachvollziehen, wie man das diagnostizieren kann.
Für mich auch noch immer unklar, wann eine neue Persönlichkeit geboren wird, und passiert das heute im Erwachsenenalter auch noch? Es gibt ja auch im Erwachsenenalter Traumas.
Ich nehme euch alle als sehr stark wahr. Deshalb kommt in mir die Frage auf, wieso die Abspaltungen dennoch passieren. Es gibt ja viele Menschen, die zb. Missbrauch oder Folter erleben, und dennoch nicht aufgespalten werden.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet


Vincent
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Beitrag Mi., 30.12.2015, 08:02

Naja, Jenny, 'janusköpfige' Ambivalenz bei 'Unos' ist schon noch etwas sehr anderes. (Und wer weiß, ob jene Professorin nicht auch eine DIS hatte, oder eine andere dissoziative Persönlichkeitsstörung.)

@Waldschratin, schön zu lesen wie das zwischen dir/euch und deinem/eurem Partner geklappt hat. Dass ihr euch so ergänzt und zusammengefunden habt. So einen positiven 'Erfahrungsbericht' wird es wohl eher selten geben.
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