Hallo Pitt!
Pitt hat geschrieben:Und muss daher eine einfache, vermutlich sehr dumme Frage stellen:
Worin unterscheidet sich Liebe von Wertschätzung?
Ich kann meinen Chef wertschätzen: sein Auftreten, seine Entscheidungen richtig finden, die Art, wie er mich und meine Kollegen behandelt mögen etc. Das heißt aber nicht, daß ich mich ihm gegenüber fürsorglich verhalten muß. Überspitzt: ich muß ihn dafür nicht bekochen und seinen Körper pflegen oder ihm geistige Anregung verschaffen. Meine Wertschätzung für ist auch nicht auf weitergehende Erkenntnis gerichtet: es kann mir z.B. egal sein, wie mein Chef sich privat verhält, ob er z.B. seine Frau betrügt. Oder ob er ein Workaholic ist.
Also da ist eine gewisse Form von Distanz und von Gehen-Lassen des anderen.
Pitt hat geschrieben:Worin unterscheidet sich Selbstliebe von Selbstwertschätzung?
Ich kann ein unermüdlicher Arbeiter sein und diesen Zug an mir selbst wertschätzen: ich sehe, daß ich etwas geschafft bekomme, bin also produktiv, und das gefällt mir.
Ich kann aber bei aller Produktivität übersehen, daß das übermäßige auf Produktion gerichtete Tätigsein mir schadet. Dann kann es passieren, daß ich mich - bezogen auf meine Arbeitsleistung - gehen lasse, zum Workaholic werde und einen Burn-out erleide.
Wenn ich mich selbst liebe, übersehe ich dies nicht, denn meine Liebe ist insbesondere auf Erkenntnis meiner selbst und Fürsorge für mich gerichtet: der Erkenntnis dessen, was mir guttut und dem entsprechenden Handeln. Also übertreibe ich das Tätigsein nicht, gönne mir die nötige Ruhe und Abwechslung und bin auch damit zufrieden, eben einmal nicht tätig zu sein. Aber auch hier lasse ich mich nicht gehen, denn zuviel Muße läßt mich träge werden.
Liebe ist unter anderem also Erkenntnis und Fürsorge. Wertschätzung enthält diese beiden Aspekte per se nicht.
LG
UncleK
EDIT: Ums auf eine Kurzform zu bringen: Liebe ist umfassend, wohingegen Wertschätzung nur Teilaspekte beinhaltet. So könnte man das formulieren.