Welche Therapie bei (komplexen) Traumatisierungen?

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kügeli
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 18:46

montagne hat geschrieben:Doch Kügli, in Deutschland ist jeder darin ausgebildet. Es ist Teil der Ausbildung aller kassenzugelassenen Verfahren und auch Teil der Ausbildung aller approbationsfährigen Verfahren.
Das streite ich nicht ab, sie sind aber nicht auf dem neuesten Stand der Forschung. Sie erkennen Traumata ja noch nicht einmal.

Meine derzeitige Noch-Th. meinte auch am Anfang, sie könne damit umgehen, sie "habe das ja gelernt".
Drei Wochen später meinte sie ganz was anderes - nämlich, dass sie nicht damit umgehen kann. Ihre eigenen Worte. Ein in Traumatherapie zusätzlich ausgebildeter Th. wäre wohl besser für mich.
Das Klienten glauben man würde ihr Trauma missachten, nicht anerkennen, damit nicht umgehen (können) ist oft Teil der Störung.
Nein. Meine 2 VTs, die ich hatte, haben beide mein Trauma nicht erkannt bzw. meine missbräuchlichen Erfahrungen nicht als solche gewertet.
Sowas möchte ich nicht mehr erleben.

Ein traumatisierter Mensch braucht Unterstützung, Empathie und Einfühlungsvermögen, und natürlich Kenntnis dessen, was ein Trauma im Gehirn verändert; ein traumatisierter Mensch braucht KEINE Abwertungen ("ist doch alles gar nicht so schlimm"), VerhaltensratSCHLÄGE, die typisch Verhaltenstherapie sind ("die Vergangenheit ist vorbei, lernen Sie einfach um, anders zu reagieren"), Schuldzuweisungen ("sind Sie selbst schuld") und Retraumatisierungen.

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*candle*
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 18:54

Hallo neko!
neko hat geschrieben: bei dir spaltungstendenzen sieht. ein beispiel, nicht dramatisch, aber vielleicht ein guter ausgangspunkt.
Es kommt so rüber und es ist auch teilweise wahr wie Du es siehst. Nur dass es tatsächlich auch so ist, dass die, die in die Klinik zurückgehen SOFORT gehen und ich nun Wochen auf den Psychiatertermin warten muß. Und ich finde das immer noch ärgerlich, aber ich habe gut um die Ohren die Zeit zu überbrücken. Und letztlich spielen da noch mehr Faktoren rein, die mit mir nichts zu tun haben, die ich aber nicht noch alle aufzählen möchte.

Und mit den Therapeuten habe ich mich bewußt auf Null gesetzt und starte neu. Ich glaube auch, dass diese Diagnose auch ein wenig negativ gewirkt hat.

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stern
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 19:01

montagne hat geschrieben:Zumal Traumatherapeut keine geschützte Bezeichnung ist. Man weiß nicht, ob der wirklich mehr kann, was anderes kann, als der um die Ecke.
Das stimmt, meine ich... deswegen wird auch im allgemeinen geraten nach den Ausbildungen PLUS Erfahrungswerten zu fragen (bzw. den Ausbildungsstellen, von denen es schon einige seriöse gibt... bzw. um auszuschließen, dass jemand ein Wochendseminar besucht hat und sich gleich Traumatherapeut schimpft). Klar ist, die Ausbildung sagt dann auch noch nicht, ob es ein passender Therapeut ist... das gilt immer. Auch Probesitzungen gaben mir idR schon einen guten Einblick, der bisher noch nicht wirklich täuschte.
Nur.. was nützt es, wenn man Leidensdruck hat und die Wartelisten bei den Therapeuten, die auf das spezialisiert sind, was man glaubt zu haben lang sind, zu lang?
Das hat auch einiges. Gut bei mir war es in der Tat so, dass manche PTs ihre Methode als nicht passend für mich empfunden haben... bzw. meine Schwierigkeiten passen nicht zur Methode , so dass ich mich dann spezieller orientierter als ich das leid war... und unter dem Strich (wenn ich es mit candle vergleiche) doch recht zügig fündig wurde. Vielleicht schlichtweg Glück, keine Ahnung. Aber eine Therasuche kann sich schon länger gestalten. Ich habe auch schon gehört, dass einige Kliniken um die 2 Jahre Wartezeit haben. Das ist lang... und wenn man in der Zeit dann nur warten würde (und sonst nix), wäre das nicht das optimale, das stimmt.
Trotzdem wird sie wohl fachlich eine Chorephäe sein. Aber sie kann eben nicht jedem helfen. Und so ist es auch mit Therapeuten, denke ich
Sehe ich auch so... z.B. mein amb. Thera damals: Echt gut... in vielem hat er mir helfen können. Wenn ich mal sowas wie Hypnose/Hypnotherapie wollte (und wenn es nur zur Entspannung ist): Würde ich mir ein paar Sitzungen gönnen, echt klasse. Aber in so ein paar emotionalen Geschichten kam ich nicht weiter. Meinte er auch, dass er mir da nicht helfen kann. Und realität ist auch: Nicht jeder Thera behandelt alles. Manche haben Vorlieben. Andere schon schlechte Erfahrungen mit etwas gemacht, so dass sie sich das zukünftig verkneifen. Oder sie sind in manchen Bereichen nicht so firm (dazu erwähnte meine Thera mal was, dass sie deswegen auch schon Patienten wegschicken musste, weil das dann zu exotisch für sie wäre). Oder mein letzter Thera, der mir während der lfd. Therapie in 2 Dingen mal fehlende Erfahrung offenbarte, was in den Punkten aber kein Hindernis war. Kommt halt drauf an.), usw. Und das sind alles Faktoren, die auch ganz unanbhängig vom Patienten sein können, wenn es schlichtweg nicht passt oder nicht mehr passt oder nicht für alles passt. Und gerade aus den Klinikerfahrungen (wo ich einige Theras "kennenlernte") meine ich schon so, dass es auch so sein kann: (im gleichen Punkt) kann ich mit Thera xy besser als Thera yz. Was heißt besser... das will ich noch nicht mal werten.. es war anders: Der eine hat mich dann vielleicht mehr mit handfesten und super-strukturierten Erklrärungen kopfmäßig erreicht (was auch nützlich sein kann, aber nicht auschließlich), auch teils emotional, aber anders (vielleicht auch andere Übertragungen... nicht immer die günstigsten *umpf*). Die Thera hat mich hingegen eher emotional angesprochen. Insofern kann der "Typ" oder "Stil" auch mehr ausmachen als die Form. Im Moment passt zumindest für mich beides.
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stern
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Beitrag Mi., 08.06.2011, 19:36

kügeli hat geschrieben:Ein traumatisierter Mensch braucht Unterstützung, Empathie und Einfühlungsvermögen, und natürlich Kenntnis dessen, was ein Trauma im Gehirn verändert; ein traumatisierter Mensch braucht KEINE Abwertungen ("ist doch alles gar nicht so schlimm"), VerhaltensratSCHLÄGE, die typisch Verhaltenstherapie sind ("die Vergangenheit ist vorbei, lernen Sie einfach um, anders zu reagieren"), Schuldzuweisungen ("sind Sie selbst schuld") und Retraumatisierungen.
Das behaupte ich braucht jeder/kein Patient, unabhängig weswegen er kommt... und sollte eine Therapie auch leisten können... jede, egal welche. Abwertungen, Schläge, Schuldzuweisungen, etc. sind in jeder Therapie fehl am Platz... also das iss nun nix, was typ. VT ist.

Was evtl. in der Tat wenig nutzt, zu sagen: Die Vergangenheit ist vorbei (das weiß man für gewöhnlich selbst, kopfmäßig zumindest)... nur für Patienten, die z.B. manches immer wieder erleben (Wiedererleben), für die ist das dann ja noch ganz real existent, wenn man so will... und emotional u.U. alles andere als vorbei. Und das kann man nur bedingt dadurch auflösen, dass man (rein über die kopfschiene) sich immer wieder sagt oder hört, es ist vorbei. Bedingt mögen solche Gebetsmühlen auch etwas nutzen. Aber es wirklich als vorbei zu erleben kann noch mal eine andere Sache sein... aber wie gesagt: iss wohl individuell anzusehen.

Trotzdem geht es auch darum, anders damit umgehen zu können ("anders zu reagieren")... nur isses sinnig, wenn sich das nicht nur auf Aussagen beschränkt wie "lernen sie einfach um".
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kügeli
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Beitrag Do., 09.06.2011, 07:22

Ich meine es weitergehend, ich meine nicht nur Unterstützung, sondern mehr:
Ein traumatisierter Mensch ist Opfer und deshalb misstrauisch. Er braucht Parteinahme für sich, als Opfer, sonst wird er immer misstrauisch bleiben.

Aus dem Buch: "den Drachen besiegen" von Chr.Sautter:

"Nicht nur für systemische Therapeuten sollte Wertschätzung gegenüber denKlienten zu den Grundlange unserer Tätigkeit gehören. Unsere gewohnte Allparteilichkeit ruckt jedoch bei traumatisierten Patienten in den Hintergrund. Fr Traumaopfer ist es absolut wichtig, dass wir Partei für sie ergreifen auch wenn wir wissen, dass jeder Täter zuersteinmal Opfer war."

So etwas habe ich leider bisher bei meinen Therapeuten nicht erlebt - und nicht zuletzt deshalb sind die Therapien gescheitert.

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stern
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Beitrag Do., 09.06.2011, 11:09

kügeli hat geschrieben:Aus dem Buch: "den Drachen besiegen" von Chr.Sautter:

"Nicht nur für
systemische Therapeuten
sollte Wertschätzung gegenüber denKlienten zu den Grundlange unserer Tätigkeit gehören. Unsere gewohnte Allparteilichkeit ruckt jedoch bei traumatisierten Patienten in den Hintergrund. Fr Traumaopfer ist es absolut wichtig, dass wir Partei für sie ergreifen auch wenn wir wissen, dass jeder Täter zuersteinmal Opfer war."

So etwas habe ich leider bisher bei meinen Therapeuten nicht erlebt - und nicht zuletzt deshalb sind die Therapien gescheitert.
Dann hattest du einen schlechten Therapeuten oder einen der systemisch arbeitet. Das Thema Allparteillichkeit wurde nämlich schon ausführlicher im Forum diskutiert (wenn du magst, kannst du mal unter der erweiterten Suche suchen). Und diese Allparteilichkeit ist eher ein Prinzip, dass der systemischen Therapie eigen ist... deswegen habe ich es oben auch fett markiert. Und da kann es ja auch Sinn machen, wenn das Beziehungsgefüge angeschaut wird (besonders in einem Mehrpersonengespräch), dass der Therapeut gleichbleibende Parteillichkeit ALLEN zukommen lässt... und nicht manche besonders viel und anderen besonders wenig. Logisch irgendwie. Andere Therapierichtungen verschreien sich nicht dem Prinzip der Allparteilichkeit, sondern da sollte es sowas wie Parteinahme für den Patienten (falls notwendig... und so kenne ich das auch teils aus Therapie) schon geben.

Aber klar ist auch: Opferrolle iss auf Dauer auch nix... um nicht zu sagen: Teils heißt es auch, der (Trauma-)Thera hat eher die Rolle eines Coaches, um die anderen Seiten des Klienten zu fördern bzw. zu aktivieren (vielleicht umso mehr, je tiefer ein Patient in seiner Opferrolle verstrickt ist). Aber ja, manchmal muss man es jedoch vorher in einem ersten Schritterst mal annehmen können, DASS es so war, um es auflösen zu können. Aber beim ersten Schritt bleibt es ja nicht stehen.

Kann jetzt alles leicht missverstanden werden, iss mir klar (siehe auch den Thread, in dem die Allparteilichkeit schon mal heiß diskutiert wurde)... aber was die Haltung angeht, so gibt es sicher (je nach Therapieschule, evtl. auch nach Störung, Patient) schon Empfehlungen, was angebracht ist... denn nicht alles was nicht allparteilich ist wäre automatisch passend. Bsp. was genauso fehl am platz sein kann: Wenn sie ein Therapeut zu sehr mit der Opferposition des Klienten identifziert und dann die Haltung eines Retters einnehmen würde... oder er sich zum Verbündeten mieser Umstände machen würde. Usw. und so fort. Und so mag es sicher auch je nach Schule ein paar Unterschiede geben. Aber sorry: Eine Therapie in der es keinen Raum für wertschätzende Haltung gibt, ist eine schlechte... und zwar egal wie die sich schimpft. Fehlende wertschätzende Haltung ist also nicht Ausgeburt der VT im allgem.

Klingt jetzt alles vielleicht auch mechanisch, stereotyp.... praktisch läuft's, ich behaupte in den meisten Therapien, flexibler. So kann sicher auch in der PA (wenn es angebracht ist), der Analytiker mal seine Haltung der Neutralität (im Sinne Projektionsfläche) aufgeben und eine direktivere Haltung einnehmen. Ein Therapeut (welcher Schule/Richtung auch imemr) mal mehr für den Patienten partei ergreifen... oder sich ein Thera auch gegenüber des Verhaltens eines Thera schärfer abgrenzen.... ansprechen, was vielleicht nicht also so passend empfunden wird... Toujours-Kuschelkurs kenne ich jedenfalls aus keiner Therapie (würde genauso wenig bringen)... und das behaupte ich ist in allen Therapien auch, inkl. Traumatherapie.

Dass eine Therapie allerdings scheitern kann, wenn es an wertschätzender und einfühlender Haltung fehlt, erscheint sehr nachvollziehbar. Und Vertrauensaufbau ist wichtig in allen Therapien... ohne Vertrauen läuft ja Therapie nicht. Und zwar in beide Richtungen: Dass der Patient lernt dem Thera gg. Vertrauen aufbauen zu können (klar kann das für manche bes. schwer sein)... aber auch umgekehrt: Dass der Thera dem Patienten in manchen Punkten vertrauen kann (z.B. sich halten an Suizidabsprachen, etc.)
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kügeli
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Beitrag Do., 09.06.2011, 13:46

Hi stern,

also Vertrauensaufbau dauert bei mir schon mal per se sehr lange. Da passen schon die 25 Stunden nicht- gut, ich hab jetzt 50, von denen ich die Hälfte durchhab, aber Vertrauen ist immer noch nicht, bzw schon lange nicht mehr.

Mir fehlt einfach die wertschätzende und einfühlende Haltung. Davor in der Therapie war die auch nicht gegeben.

Ich hab schon mit vielen Therapeuten sog. Erstgespräche geführt, eine wertschätzende, einfühlsame Haltung war eher die Ausnahme; ein, zweimal hab ich die erlebt, ansonsten nur die sogenannte "Neutralität" bis zum offenen "Mit Ihnen kann ich nicht arbeiten" - "die Chemie passt nicht" und solche Sätze.

Ein Th. der mich nicht wertschätzt... ich schätze mal, da werd ich mich gar nicht mehr öffnen. Weil solch ein Th. eben "neutral" ist und mich nicht unterstützt, wertschätzt, so dass ich ihm Vertrauen kann und erst dann: mich öffnen.
Alles andere wäre Selbstvergewaltigung.


montagne
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Beitrag Do., 09.06.2011, 14:45

Zu guter Letzt muss man auch slebst reif sein, b.z.w das Thema muss reif sein bearbeitet zu werden. Es ist zwar auch Aufgabe von Therapeuten die Therapiemotivation erstmal aufzubauen. Aber bei so einem Thema, denke ich kann man da snicht willentlich aufbauen. Es ist etwas das reifen muss. Es sind unheimlich viele Faktoren, die in einem zusammen kommen müssen, damit es reif wird.

Und so lange es nicht reif ist, kriegt man vieles in den falschen Hals, versteht nicht, fühlt sich gedehmügt. Manchmal glaubt man die Zeit wäre gekommen, aber es ist dann doch nicht so.

Vllt. ist das bei dir so Kügli? Dass es einfach noch nicht reif ist? Das erstmal ganz andere Dinge in der Therapie geschehen müssen? ich finde ehrlich gesagt auch 50 Stunden nicht zwangsweise genug um genug vertrauen aufbauen zu können. Aber etwas, das Vertrauen dass es gut eerden KANN (nicht muss). Vertrauen das der Therapeut es gut meint und Vertrauen auf die eigene Geduld.
amor fati

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stern
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Beitrag Do., 09.06.2011, 15:20

oh, in meinem obigen Beitrag wollte ich noch zitier- und rechtschreibfehler ausbessern, was nach Absenden des Beitrags nicht mehr ging, weil das Forum sich mal wieder abhängte... und jetzt geht das schon nicht mehr... na, gut, dann bleibt es eben so stehen.

Aber back to Kügeli:
Da passen schon die 25 Stunden nicht
Die standardisierten Kontingente passen auf einige Patienten nicht gut, was meine Thera btw. auch so sieht... aber das ist halt nun mal Realität... und ein ganz anderes Thema. Also mit den Füßen aufstampfen würde daran nix ändern, dass das so sein kann.
Mir fehlt einfach die wertschätzende und einfühlende Haltung. Davor in der Therapie war die auch nicht gegeben.
Ich bleibe dabei... die sollte eigentlich Basis einer jeder Therapie sein, und ist jetzt meinen Erfahrungen nach (und ich kenne sowohl als auch) nicht wirklich Besonderheit einer Traumatherapie. Ich kann mir vielmehr gar nicht vorstellen, wie Therapie funktionieren sollte, die nicht auf einer wertschätzend Haltung/Grundbasis fusst. Insofern drückt sich auch der lieber Sauter (siehe deine Quelle) etwas missverständlich aus, wenn er sagt: "Nicht nur für systemische Therapeuten sollte Wertschätzung gegenüber denKlienten zu den Grundlange unserer Tätigkeit gehören". So als ist das ein Charakteristikum der systemischen Therapie, dass er für alle Therapie eingeführt haben will (weil das bisher noch nicht der Fall sei). Dem ist aber nicht so (dass du andere Erfahrungen machtest, indem du auf Theras gestoßen bist, die nicht zu dir passten, dass sehe). Nur um mal das herauszustellen, wie es angedacht ist... und meiner Erfahrung en gros gegeben ist. Vgl. auch Herrn Fellner dazu:
Denn Psychotherapie geschieht als Arbeit, als Prozeß zwischen zwei Menschen, bei der die jeweilige Methode angewandt wird - Psychotherapie kann also nur dann optimal wirken, wenn diese Beziehung stimmt. Basis für den gemeinsamen Weg ist immer Vertrauen, ein Gefühl von Sicherheit und gegenseitigem Respekt.
http://www.psychotherapiepraxis.at/gute_therapie.phtml
Also wenn man nur deswegen Traumatherapie machen will, dann kann man sich evtl. auch verirren. Denn wie gesagt sollte es das in einer jeden Therapie geben. Und man hat vielleicht dann auch insges. eine falsche Vorstellung von Traumatherapie, was dann auch zur Enttäuschung führen kann... keine Ahnung.
zweimal hab ich die erlebt
na also... immerhin
ansonsten nur die sogenannte "Neutralität" bis zum offenen "Mit Ihnen kann ich nicht arbeiten" - "die Chemie passt nicht" und solche Sätze.
Dass man in Probegesprächen nicht gleich den passenden Thera findet, auch das ist fast Realität . Schau' wie es candle ergeht. Na gut, bei mir ging es unter dem Strich relativ zügig, aber natürlich bin ich auch auf Theras gestoßen, wo man hat sagen müssen, es passt nicht. Sei es teils von mir aus. Aber eben auch von Theras von denen ich das vernommen haben (i.a.W.)... dann aber allerdings nicht/nie wegen "Chemie", sondern weil die Methode/Arbeitsweise angeblich nicht sonderlich gut zu meinen Schwierigkeiten passen sollte... bis als kontraindiziert angesehen wurde (setzte mir zwar zu, aber so wie es begründet wurde, konnte/kann ich das eigentlich auch abkaufen). Also ich wäre für vieles offen gewesen (trotz Klinikempfehlungen), wenn ich das Gefühl gehabt hätte es passt (inkl. Arbeitsweise). Nur wenn mir mehrere verklickerten, dass wegen damals (noch) bestehenden emotionalen Schwierigkeiten (die ich ja kenne, und womit ich auch bei meinem letzten Thera an die Grenze gestossen bin) so nicht gearbeitet werden kann und so auch nicht und so schon gleich 3 mal nicht, dann frustet das erstmal, aber auf den zweiten Blick hätte ich mir ja auch keinen Gefallen getan, ausgerechnet DA anfangen zu wollen (so sehr ich es mir auch ANSONSTEN bei einigen davon vorstellen hätte können... aber nicht bei allen). Iss ja auch Realität, dass einige Theras gar nicht so auf ihre Methode festgefahren arbeiten, sondern übergreifender (oder so in verschiedene Richtungen weitergebildet haben und so auch praktizieren). Also insofern gibt's echt unterschiedliche "Thera-Typen", wo es sich bei Unsicherheiten schon lohnen kann ein paar Vergleiche zu ziehen. =>
Zuletzt geändert von stern am Do., 09.06.2011, 15:32, insgesamt 2-mal geändert.
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stern
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Beitrag Do., 09.06.2011, 15:20

Ein Th. der mich nicht wertschätzt... ich schätze mal, da werd ich mich gar nicht mehr öffnen.
Das Vertauensaufbau bei manchen länger dauern kann, absolut nachvollziehbar. Aber meinst du nicht, dass ginge den meisten Patienten so, dass sie sich in einem nicht wertschätzendem Klima nicht öffnen könnte (erstmal unabhängig davon ob es so ist oder das eigene Erleben)? Denn wie gesagt, das sollte die Basis einer jeder Therapie sein. Und was verstehst du unter Neutralität? Also bei der PA ist das eine Grundhaltung des Thera (da aber eher im Sinne von "Projektionsfläche", nicht so direktiv... aber wie gesagt es wird auch hier nicht stereotyp ablaufen), Einfühlung wird dennoch vorhanden sein. Aber in keiner Therapie hängt vermutlich der Thera die ganze Zeit in der Perspektive des Patienten (was Empathie/Mitgefühl eigentlich meint, also Perspektivenwechsel)... würde ja eine Arbeit fast unmöglich machen, weil dann die Metaperspektive (und andere) verloren ging.

Und "Neutralität" (genauso ein missverständlicher Begriff, der in besagtem Thread auch erörtert und heiß diskutiert wurde), soll ja nicht unbeteiligt heißen. Also ein unbeteiligter Therapeut wäre auch kein guter, was wiederum für alle Richtungen gilt, wo der Thera natürlich beteiligt/präsent sein sollte. Aber wenn ein Thera ALLES aus Perspektive des Patienten sehen würde bzw. sich nur noch einfühlen würde, so würde das vermutlich auschließen, dass er dann helfen könnte... denn dann würde er ja quasi die Perspektive des Patienten voll übernehmen, die ja irgendetwas inne hat, das Schwierigkeiten bereitet. Da kommt mir gerade auch ADWs Signatur in den Sinn (die für sie vielleicht eine andere Bedeutung hat, weiß ich nicht... und ich hoffe es ist daher o.k. wenn ich sie zum besten geben):
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind. Hat was, finde ich. Ich denke halt, wenn man mit evtl. falschen Vorstellungen in eine Therapie geht, egal welche... ist die Enttäuschung vielleicht schon vorprogrammiert. Und für dich gilt es dann wohl die wenige auszuselektieren, die dir passend erscheinen... aber gerade so Punkte wie Wertschätzung, Empathie, etc. sind nicht der Traumatherapie vorbehalten (was IMO eine falsche vorstellung wäre, wenn man das glaubt... zumal auch da, wie in den meisten Therapien, hinreichend flexibel ist und sein sollte, verschiedene Haltungen einzunehmen).
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Waldschratin
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Beitrag Do., 09.06.2011, 15:39

"Vertrauen zum Thera aufbauen" - das kann ja auch heißen,erstmal das Vertrauen in seine Fähigkeiten aufbauen,daß er mit dem noch bestehenden "Unvermögen" des Klienten zu vertrauen gut umgehen und die Beziehung trotzdem halten kann.

Grad bei (komplex) Traumatisierten ist ja das Vertrauen in den Menschen an sich verloren gegangen.Und das wieder aufzubauen,so "grundsätzlich" - ich finde,das geht gar nicht!Da sprechen die gemachten Erfahrungen schlicht und einfach dagegen.

Wenn ich da jetzt mal an mich denke,wie ich nem "neuen" Menschen in meinem Leben begegnet bin - also,da wäre mir "Empathie" beiweitem zu viel Nähe gewesen!Jeder Mensch,der versucht hätte,mir "auf Anhieb" so nahe zu kommen,den hätte ich als "potentiell lebensbedrohlich" empfunden...

Liebe Kügeli,
wenn du nen Thera suchst,der diese Zerstörung deines Vertrauens "wiedergutmachen" kann,dann wirst du wohl nie einen finden...
Das "Urvertrauen" kann dir da keiner mehr "zurückbringen".

Ich frag mich eigentlich immer,wenn ich dich lese,WAS du eigentlich im Grunde genau bei nem Thera suchst.

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kügeli
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Beitrag Do., 09.06.2011, 16:02

Deine Frage empfinde ich als überflüssig. -

Ohne Empathie, die ich spüren kann, geht bei mir nichts mehr.
Einer, der "neutral" ist bzw. meine Schuld am Geschehen sucht, also bei dem kann ich mich nicht mehr öffnen. Dies habe ich mehrfach erlebt und das mache ich nicht mehr mit.

Nee, also Motivation hab ich genug. Nur, eben kein Vertrauen (mehr). Dazu ist von Th. schon zuviel falsch gemacht worden bei mir. Das geht schon jahrelang so, ist halt schwer umkehrbar.

Mit 25 Stunden, stern, kann ich nichts anfangen. Das ist meine Realität.

Wenn ich keine Einfühlung spüre, ist sie auch nicht vorhanden.
Neutralität heiße nicht "unbeteiligt sein", meinst du. Nun, wenn ich keine Einfühlung spüre - zumindest partiell, nicht dauerhaft, dass muss es nicht sein - ist das für mich gleichbedeutend mit "unbeteiligt sein".


Waldschratin
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Beitrag Do., 09.06.2011, 16:04

Dann solltest du besser akzeptieren,daß du derzeit wohl eher nicht therapiefähig bist.
Sonst grenzt ja Therapie - so wie du sie derzeit erlebst - eher an "selbstverletzendes Verhalten".

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neko
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Beitrag Do., 09.06.2011, 16:07

vertrauen zu können, war auch für mich die herausforderung der herausforderungen. so ein ganz tiefsitzendes misstrauen, die erwartung, dass mich eh niemand versteht, mich auslacht, mich nicht ernst nimmt, mich ablehnt usw., das waren bei mir ganz heftige symphtome - mit denen ich jahrzehnte so umgegangen bin, dass ich nach außen immer stark, selbstbewusst, leistungsorientiert, fröhlich, zugewandt war, um nur ja niemandem eine last zu sein und dann abgewiesen zu werden. vertrauen lernen in der therapie ging bei mir so, dass ich erst diese fassade aufgegeben habe, weil ich gemerkt habe, dass meine sehnsucht nach verstanden werden so unendlich groß wurde. der zweite schritt war dann aber auch erst so eine paranoide phase, in der ein teil von mir meine therapeutin als sadistische verfolgerin wahrgenommen hat. gott sei dank war da immer noch so ein ganz kleiner teil in mir, der irgendwo ahnte, dass das ein schlechter film von früher ist. diesen gesunden teil hab ich aber erst einmal halb bewusst zur seite geschoben und meiner paranoia freien lauf gelassen. das war schwer, aber gut und wichtig. weil ich so erleben konnte, dass das sein darf, dass meine therapeutin immer ruhig und gelassen gebleiben ist. hat ziemlich gedauert, aber irgendwann hab ich es kapiert, weil meine therapeutin eigentlich monate lang nichts anderes gemacht hat, als mein mistrauen einerseits zu dekonstruieren und andererseits zu kontextualisieren, also freizulegen, woher es kommt. klingt komisch, aber durch diesen zum teil unheimlich anstrengenden kampf ist so eine art verbundenheit als grundlage für vertrauen entstanden. manchmal kommt es mir - und ihr (grins) - so vor, als wären wir gemeinsam durch einen bürgerkrieg gegangen. bekanntlich schweißt ja nichts so zusammen, wie das gemeinsame durchstehen einer extremen bedrohungssituation.

was ich damit sagen will: wegen der vielen narben konnte es bei mir nicht ausbleiben, dass ich auch die therapie erst einmal als horror-tripp erlebt habe. mittlerweile weiß ich auch, dass meine therapeutin am anfang - nach einigen fehlgeschlagenen versuchen - erst mal gar nicht so viel gesagt hat, auch nichts bestätigendes - ganz einfach deshalb, weil das bei mir eh nicht ankam, weil ich aus ALLEM eine verletzende und demütigende botschaft gemacht habe. manchmal hab ich sogar wahrgenommen, wie ich die dinge verdreht habe, weil ich es überhaupt nicht aushalten konnte, wenn einer zugewandt und liebevoll zu mir war.

das blöde für einen selber ist, so denke ich, dass es extrem schwer zu unterscheiden ist, was mit den eigenen wahrnehmungsfiltern zusammenhängt, die durch traumata in der regel ja extrem beschädigt sind und was tatsäclich an einer schlechten therapie oder an einem schlechten therapeuten liegt. ich bin im nachhinein froh wie nix, dass ich da geblieben bin. und dankbar, dass meine therapeutin sich nicht von mir hat vertreiben lassen. denn genau das hab ich versucht - immer wieder. und ganz manchmal hab ich aus den augenwinkeln gesehen, dass ihr manches ganz schön zugesetzt hat. das war auch wichtig und ist durch meinen paranoia-nebel hin und wieder zu mir durchgedrungen: dass sie berühbar war, dass sie mitgefühl für mein wüten gegen mich und gegen sie gehabt hat.

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 09.06.2011, 16:08

kügeli hat geschrieben:
montagne hat geschrieben:Doch Kügli, in Deutschland ist jeder darin ausgebildet. Es ist Teil der Ausbildung aller kassenzugelassenen Verfahren und auch Teil der Ausbildung aller approbationsfährigen Verfahren.
Das streite ich nicht ab, sie sind aber nicht auf dem neuesten Stand der Forschung. Sie erkennen Traumata ja noch nicht einmal..
Also bei mir hat die letzte Therapeutin bei der ich war und bei der ich dann draufgekommen bin daß ich gerade dabei bin zu dissoziieren, hat diese dann gemeint, daß sie auf dem Gebiet zu wenig Erfahrung hat und hat mir dann am Ende eine Kollegin empfohlen die spezielle Erfahrung mit der Therapie von traumatisierten Patienten hat.

Und diese Therapeutin hat auf mich einen sehr kompetenten Eindruck gemacht. Also ist nicht jeder Therapeut dazu ausgebildet Traumafolgestörungen zu therapieren.

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