Anderen verzeihen

Alle Themen, die in keines der Partnerschafts-Foren passen, bei denen es aber in weitestem Sinne um Beziehungen, soziale Kontakte usw. geht, Adoption, Pflege usw.
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Eve...
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Beitrag Fr., 19.02.2010, 17:26

Hasste man ihn, käme er ja auf dem Umweg wieder zurück.
Richtig, denn der Hass bindet ähnlich wie die Liebe. Seine Feinde also hassen: Bloß nicht. Dann wird man sie nicht mehr los. ...
... - Huch!*räusper*: "Liebe Deine Feinde wie Dich selbst"?! Okay, anstreben kann man's ja ... Aber ob man DAS haben muss ... ?

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today
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Beitrag Fr., 19.02.2010, 20:09

mich führte weiter, dass ich ähnliches Versagen in mir fand.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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lingaroni
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 16:09

hallo mal wieder

ich kann eure reaktionen auf dieses thema total nachvollziehen. aber ich möchte dennoch darauf hinweisen, dass es bei dieser sache, die ich angesprochen habe nicht darum geht:

- die feinde wie sich selbst zu lieben
- zu verzeihen
- gutmensch zu sein
etc.

und schon gar nicht geht es hier um ein "vorschreiben" wie man empfinden sollte.

alle diese gedanken sind mir nicht fremd und wälzte ich auch.

es geht aber um etwas anderes und zwar:

wenn eine verletzung wirklich verheilt ist, dann ist sie irrelevant. das heisst natürlich nicht, dass man nicht auch in zukunft mit aller kraft gegen destruktive handlungen vorgehen kann, soll, wollen darf usw.

es geht nur um die frage: wann bin ich nach einer verletzung wieder wirklich genesen. das ist der fall, wenn ich dem verursacher der verletzung mit sagen wir mal - nächstenliebe - begegnen kann. ich sage nicht, dass ich dazu in der lage bin. dazu müssten alle zugefügten schmerzen ausgeheilt sein. ich weiß nicht einmal ob das möglich ist.

mein blickwinkel ist kein moralischer. es geht nur um die genesung.
LG

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Eve...
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 16:13

Hallo Lingaroni!

Für mich wachsen die Menschen, die das können - also mit Nächstenliebe dem Verletzer begegnen - über sich hinaus. Mir bleibt in manchen Fällen lediglich ein letzter Respekt vor demjenigen als fehlbarer (und / oder kranker?) - Mensch, nicht mehr, allerdings auch nicht weniger.

Gruß von Eve

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lingaroni
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 16:18

schönen nachmittag eve

... aber klingt es nicht verlockend, wieder innerlich ganz heil zu werden? und vielleicht geschieht das ganz alleine, wenn man wirklich durch alle zugefügten schmerzen geht ...

ich denke fast, dass die fähigkeit zum mitgefühl mit dem schädiger eine messlatte des eigenen heilungsfortschritts sein könnte ... also irgendwie empfinde ich das mittlerweile fast so ...

LG

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lingaroni
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 16:19

... aber ich möchte nochmals betonen ... es geht nicht um bagatellisieren von destruktiven handlungen ... nur um hier nicht missverständnisse heraufzubeschwören.

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Eve...
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Beitrag Sa., 20.02.2010, 16:49

ich denke fast, dass die fähigkeit zum mitgefühl mit dem schädiger eine messlatte des eigenen heilungsfortschritts sein könnte ...
Liebe Lingaroni,

gern würde ich jetzt näher beschreiben, worum es bei mir geht; das bringe ich im Moment aber nicht, weil ich mich gerade hier im Forum persönlich angegriffen fühle und mir das Vertrauen dafür fehlt.

Nur soviel: Es betrifft nicht mich, sondern eine nahestehende Person. Sie ist an dem zerbrochen, was sie erleben musste, und ICH konnte diesen Peinigern bis heute nicht so verzeihen, dass es in mir völlig "heil" wäre, das ist mir schon bewusst. Distanz und verbleibender Rest-Respekt ist das, was ich mir mühsam errungen habe ... Es mag wohl ein Stück so sein, wie Du es oben sagst, ja.

LG Eve

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lingaroni
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Beitrag So., 21.02.2010, 18:05

hallo eve

ich kann dich gut verstehen. ich denke auch, dass zu persönlich werden hier im forum nicht gut ist ... vielleicht bringst du es irgendwann doch noch zu einem abschluss

ich habe mit gewissen situationen auch so meine probleme: nämlich mit ungerechtigkeit. also sinngemäß: mensch zerstört mensch und wird nicht im geringsten zur verantwortung gezogen. da seh ich regelmäßig dunkelrot.

in der lehrtherapie meint mein therapeut dazu mit neutraler gelassenheit: vielleicht kriegen Sie das auch noch hin.

und ich drehe und wende und probiere zugänge von jeder nur erdenklichen richtung ... aber ich stecke total fest.

was ich damit sagen will ist: niemand ist perfekt.

LG

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Beitrag Mo., 22.02.2010, 09:10

Hallo lingaroni,
lingaroni hat geschrieben:und ich drehe und wende und probiere zugänge von jeder nur erdenklichen richtung ... aber ich stecke total fest.
Vielleicht ist es aber auch so. dass du deine Position schon gefunden hast und es nur deshalb nicht siehst, weil du schon da bist.

Wenn dem so ist:
lingaroni hat geschrieben:was ich damit sagen will ist: niemand ist perfekt.
DAS fände ich perfekt.

Gruß
Anastasius

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today
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Beitrag Mo., 22.02.2010, 16:16

und ich drehe und wende und probiere zugänge von jeder nur erdenklichen richtung
Vielleicht ist der bekämpfte Zustand der Normalzustand, und der für den Normalzustand gehaltene Zustand eine (notwendige) Illusion.

---------------------------

Zur Fähigkeit zum Mitgefühl: Ich denke,
uns steht nicht an, uns an der Vollkommenheit zu messen.
Uns steht an, unsere Unzulänglichkeit wahrzunehmen.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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lingaroni
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 07:39

hallo anastasius
hallo today

ich sehe das anders. also jetzt voll aus dem verstand argumentiert, weil ich ja gefühlsmäßig noch nicht so weit bin:

folgende hypothese:
wenn ich angesichts der sozial tolerierten zerstörung von existenzen durch andere mit ärger und wut reagiere oder vielleicht sogar mit angst, obwohl mein ärger und meine wut und meine angst nichts bewirken können ... dann ist das doch schlicht und einfach doof.
wenn dann einige vorfälle dieser art auch noch jahre zurückliegen, und ich immer noch ärger empfinde, obwohl die sache gelaufen ist, ich also damit nichts bewirken kann ... dann ist das noch doofer.

dann kommt zu der tatsächlichen ungerechtigkeit noch die belastung durch wirkungslose gefühlsproduktion dazu, die meinen organismus belastet und mich daran hindert, in dieser zeitspanne ihres vorhanden seins, die angenehmen dinge des lebens wahrzunehmen und zu genießen.

zur erinnerung: verzeihen habe ich so verstanden, dass es automatisch passiert, wenn eine verletzung gefühlsmäßig bewältigt wurde.

lg

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today
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Beitrag Mi., 24.02.2010, 16:56

Hi Lingaroni,

ich bin ja auch nur auf dem Weg, nicht am Ziel.

Aber vielleicht ist in meinen Gedanken etwas für dich dabei:

Ganz allgemein: Erst der letzte Wassertropfen wird den Fels sprengen. Die Milliarden davor nicht.
Du bist eben nicht der letzte Wassertropfen. Du bist nur milliardenwichtig.

Und wenn du dieses Wassertropfendasein als einen deiner Jobs auf dieser Erde ansehen kannst, dann kannst du auch in dir finden, ein starker Wassertropfen sein zu wollen.

Solche Wassertropfen sind glaube nicht die, die sich grämen, hadern, resignieren, sondern das sind die, die den Gram, die Hader, die Resignation, die Verlorenheit durchwandert und dabei gefunden haben, wieso sie trotzdem an was Schönes glauben, glauben wollen.

Man muss das wollen in sich.
Man darf nicht die Welt verändern müssen.

Ich weiß nicht, ob dieses für alle Lebenslagen funktionieren kann.
Ich weiß, dass ich (auch) derzeit zerstörende Gefühle produziere und mir gehts 5 Tage die Woche schlecht und oft habe ich Angst, dass ich schon krank bin von dem, was nicht nur psychisch weh tut.
Ich weiß auch, dass es mir ganz kleinschrittig besser geht und so lange ists ja noch nicht her.
Jeder dieser kleinen Schritte war aufhören, die Welt verändern zu müssen, war leben wollen und der Gegenwart den wichtigeren Platz einzuräumen. Dort kann ich etwas bewirken. Oder wieder.
Und das ist keinesfalls so selbstverständlich, wie es scheint.

Aber vielleicht ist es so wie mit allem - Relationen verändern sich, wenn die Bezugsgrößen sich verändern.
Und müssen fängt erst dort an, wo die Qual (Leidensdruck) so groß ist, dass man mit seinem alten Denkgefüge nicht mehr überleben kann, ein neues finden muss, um nicht zugrunde zu gehen an sich selber.


Ich denke verzeihen kann man auch trotz unbewältigter Gefühle.
Auch einfach deshalb, weil nicht alle Gefühle bewältigbar sind.
Ich denke, es ist die Richtung dieser Gefühle, die sich beim Verzeihen ändert. So lange sie an demjenigen kleben, der zugefügt hat, ist es bestimmt nicht verziehen haben.
Manches Zugefügte ist glaube ein Stoß in diejenigen Wahrheiten, die wir nicht haben wollen.
Insofern täten wir besser daran, uns selber mit dieser Wahrheit zu konfrontieren, statt sie an menschen zu kleben.

Bedeutet:
Na klar ist das doof. Aber es ist so, wie es ist. Du kannst es nicht ändern. Nimm es als Zutat, die du nicht ändern kannst. Und dann mach damit was. Was schöneres, was anderes.

Erst das Leid, was du selber gefühlt hast, wirst du im anderen erahnen können.
Es beschenkt dich auch. Mit Mitgefühl, mit Einfühlungsvermögen.

So bißchen verworren geworden, aber das bin ich ja auch.
und tschüss, das ist mir zu viel wortzensur hier

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Marja
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 22:31

Hallo Eve,
darf ich Deinen thread mal für meine Zwecke verwenden? Es geht dabei durchaus um das Thema verzeihen, allerdings in einem konkreten Fall, will aber keinen thread dazu eröffnen. Möchte ehrlich gesagt ein paar unnötigen Kommentaren aus dem Weg gehen, in der Hoffnung, daß das hier nicht passieren wird.

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Eve...
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Beitrag Sa., 01.05.2010, 23:06

Ja, heart, DU darfst.

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Rosenblüte
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Beitrag So., 02.05.2010, 01:49

Hallo Eve!
Ich hab da auch ein Problem. Im Sommer hat mich meine Schwägerin sehr laut stark beschimpft und nur Unwahrheiten von mir erzählt.
Ich war ganz still und habe alles über mir ergehen lassen.

Das Problem ist, mein Mann und die Kinder fahren weiterhin zu dieser Schwägerin.
Jetzt hat dan mein Mann Geburtstag. Soll ich sie trotzdem einladen?
Sie hat micht seelisch sehr verletzt.
Wenn ich auch manisch krank bin.
Sie sollte sich einmal über die Krankheit informieren, doch das will sie nicht.

Lg Rosenblüte
Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für
die Augen unsichtbar.

Antoine de Saint-Exupéry

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