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Mi., 14.01.2009, 23:10
Hallo Taffi,
Mir fällt auch nur das ein, was Du bereits erwähnt hast, nämlich die Einteilung in eine Versuchspersonen- und eine Kontrollgruppe. Doch eine solche Studie ist aus ethischen Gründen nicht möglich, denn Du müsstest der Kontrollgruppe (die ja unter denselben Symptomen leiden muss, wie die Vpn-Gruppe) ganz bewusst Deine Hilfe entziehen. Wenn Du z.B. überprüfen möchtest, ob Reden über ein Trauma hilft oder nicht, dann müsstest du der Kontrollgruppe das Reden und Zuhören verweigern. Das betrachte ich mit Bedenken, vor allem auch deshalb, weil Du dies über mehrere Jahre hinweg tuen müsstest, eben so lange, wie eine reguläre Therapie dauert. Das kann zwischen 3 und 10 Jahren variieren. Hier kann es z.B. passieren, dass es der eine Vpn schlechter geht, weil sie sich mit dem Trauma beschäftigen soll, während es der anderen Vp schlechter geht, weil ihr das Reden untersagt wird. Klienten sind viel zu unterschiedlich, so dass man nicht sagen könnte, Reden hilft versus Schweigen hilft.
Klienten sollten keine Versuchskaninchen sein, auf deren Kosten solche Studien durchgeführt werden.
Man könnte statt dessen Vpn die therapeutische Hilfe (Reden über ein Trauma) wünschen mit Vpn vergleichen, die es vorziehen, sich mit dem Trauma nicht zu beschäftigen. Ein solcher Vergleich ist ja bereits erfolgt. Doch dann stehst Du vor dem nächsten Problem: Jeder Klient bringt andere Ressourcen mit. Die einen können sich selber helfen und brauchen deshalb keine Therapie oder sie haben einen Freundeskreis, der sie auffängt, die anderen hingegen verfügen nicht über solche Fähigkeiten und erhalten keine Hilfestellungen aus der Familie oder dem Freundeskreis. Somit ließen sich diese Vpn nicht miteinander vergleichen.
Wenn Du die Einteilung Vpn-Gruppe und Kontrollgruppe wählst, dann stehst Du noch vor einem weiteren Problem: Du müsstest gleichzeitig auch sämtliche Einflüsse außerhalb der Therapie kontrollieren. Vielleicht schreibt Deine Vp (aus der Versuchsgruppe oder Kontrollgruppe) ja hier im Forum, holt sich hier Rat, wie sie mit ihrem Problem umgehen kann und findet hier die Lösung ihrer Probleme. Dann läge kein Therapieerfolg vor, auch wenn es der Vpn besser geht. Somit ließe sich Deine Vpn-Gruppe auch nicht mit der Kontrollgruppe vergleichen, da jede Vp außerhalb der Therapie unterschiedlichen weiteren Einflüssen ausgesetzt ist - Faktoren, die Du kontrollieren und ausschalten müsstest, wenn Du allein die Wirksamkeit der Therapie messen möchtest.
Fazit: Ich habe auch keine wirkliche Idee, weil es viel zu viele Faktoren gibt, die man mit berücksichtigen müsste und weil jede Vp anders ist, andere Voraussetzungen, unterschiedliche Ressourcen und Erfahrungen mitbringt. Ich bin geneigt zu sagen, man kann es nicht messen, zumindest nicht zweifelsfrei.
Viele Grüße
Jenny
Lerne aus der Vergangenheit, aber mache sie nicht zu deinem Leben. Wut festhalten ist wie Gift trinken und darauf warten, dass der Andere stirbt. Das Gegenstück zum äußeren Lärm ist der innere Lärm des Denkens.