Umarmung durch den Therapeuten?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Unfrei
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 19:07

leberblümchen hat geschrieben: Denn das, was Andere "bekommen" haben, das KANNST du nicht bekommen; weil es nicht dasselbe werden kann. Wenn du aber die Umarmung als etwas potenziell "Großes" im Kopf hast, hast du immer das Gefühl, dass etwas fehlt.
Es KÖNNTE dasselbe werden und ich KÖNNTE bekommen, was andere bekommen.
Ich habe schon ewig das Gefühl, dass etwas Großes fehlt. Und die Sehnsucht nach einer Umarmung könnte nicht größer sein. Seit der ersten Stunde.


Ich hätte wohl besser nicht fragen sollen. ..das war nicht so ganz durchdacht. Aber ich danke euch für die Rückmeldungen. Meine Neugier ist gestillt.

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Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 19:18

Unfrei hat geschrieben:Meine Neugier ist gestillt.
Und was hat dir das Neugier stillen jetzt gebracht?


leberblümchen
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 19:24

Sorry, ich muss da mal insistieren:

Erstens quälst du dich da ja gerade selbst, indem du dir von Anderen, die - vermeintlich - mehr haben als du, genau schildern lässt, was sie haben, was du nicht hast. Das tut weh, wenn man denkt, dass es genau DAS ist, was fehlt.

Zweitens tut es mir leid, dass du - noch - nicht sehen kannst, WAS du hast und dass du stattdessen siehst, was du nicht hast. O.K., vielleicht muss das jetzt gerade noch so sein. Aber ich möchte dir nur sagen, dass es auch anders gehen kann. Vielleicht klingt das jetzt blöd, aber mir tut irgendwie auch fast dein Therapeut leid, der mit einem Wunsch von dir konfrontiert wird, den er nicht erfüllen kann und auch nicht sollte; ist halt so bei Analysen, und das kannst du auch überall nachlesen in den Ethik-Richtlinien. Wenn es in Analysen doch mal zu einem Kontakt kommt, dann ist das etwas sehr Individuelles, was du nicht mit deiner Situation vergleichen kannst. Die Tatsache, DASS er damit konfrontiert ist, ist nicht schlimm; aber es ist so schade, weil du wirklich, anstatt bei euch zu bleiben, mit dem Kopf in anderer Leute Praxis bist, sozusagen.

Es ist doch nicht so, dass auf der einen Seite ein Therapeut ist, der "knuddelt" und super-perfekt ist - und auf der anderen Seite dann dein Therapeut, der dich scheinbar nicht beachtet. Aber das wird doch nicht so sein? Und WENN es so wäre, dann wäre er eh kein guter. Aber das ist doch nicht so: Du wirst doch gesehen, wertgeschätzt, er hört dir zu, will dir helfen, lässt sich auf dich (auf DICH und nicht auf die Patienten anderer Therapeuten!) ein. Das ist doch sehr viel mehr, als viele von uns in ihrer Kindheit erfahren haben.

Eine Umarmung an sich ist "nur" eine Umarmung; sie stellt nicht etwas her, was mit anderen Worten und Gesten nicht möglich wäre, so von wegen: "Weil ich Sie so mag, umarme ich Sie". Oder: "Weil ich so viel Mitgefühl habe, umarme ich Sie". Das ist Quatsch! Mögen, mitfühlen, das geht auch ohne Umarmung. Und es ist - glaub's mir - viel besser, es spüren zu können, OHNE dass er (der eben eh nie deine körperlich-erotischen Sehnsüchte erfüllen dürfte) dich umarmt.

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 19:46

Unfrei hat geschrieben:[
Ich hätte wohl besser nicht fragen sollen.
Also das entscheidest du - ganz allein.

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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 19:53

leberblümchen hat geschrieben: Eine Umarmung an sich ist "nur" eine Umarmung; sie stellt nicht etwas her, was mit anderen Worten und Gesten nicht möglich wäre, so von wegen: "Weil ich Sie so mag, umarme ich Sie". Oder: "Weil ich so viel Mitgefühl habe, umarme ich Sie". Das ist Quatsch! .
Kann ich nur bestätigen und fett unterstreichen.
Es war nichts "Großes" in dem Sinne, der Dir vielleicht vorschwebt.
Bei mir war's in dem Moment passend und fühlte so ähnlich an, wie jede andere stimmige und passende Umarmung.
Allerdings war/bin ich auch nicht verliebt.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 19:57

Und ich war verliebt und es hat mir gaaaar nichts gegeben, außer seine Leere und große innere Distanz zu mir. Das war praktisch "null" und überflüssig.

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 20:02

Tränen-reich hat geschrieben:außer seine Leere und große innere Distanz zu mir.
Das stelle ich mir auch als überflüssige Erfahrung vor.

Sicher ist die Motivation des Therapeuten (mag er/sie überhaupt seine/ihre Klientin umarmen) und die gegenseitige Nähe für ein "gut fühlen" entscheidend.

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Mia Wallace
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 20:19

p.s.
mache zwar eine Analyse, aber ich glaube, wenn ich mich hier so umsehe (und umlese ) ist es keine 100% orthodoxe Analyse.
Sonst gäbe es keine Umarmung
Wenn Deiner ein "Orthodoxer" ist, gibt es eh nie eine Umarmung , selbst wenn er Dich noch so mag und es sich auf persönlicher Ebene noch so gut vorstellen könnte...


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 20:32

peppermint patty hat geschrieben:Sicher ist die Motivation des Therapeuten (mag er/sie überhaupt seine/ihre Klientin umarmen) und die gegenseitige Nähe für ein "gut fühlen" entscheidend.
Aber halt per se nicht mit ner Umarmung. Aber gut, wenn "man" es nicht erfährt, stellt "man" sich halt so Einiges vor, DAS es doch so sein könnte und mir auch was geben könnte. Eher wäre es gut, wenn man erfahren würde, ein Therapeut tut das gar nicht, dann bin ich zwar enttäuscht, arbeite die irgendwie durch und komme dann vermutlich auf was Neues. Ich kann nur sagen, bei meinem Ex-Thera jetzt waren die kurzen emotionalen Momente (Nähe) viel schöner. Aber über das "Trotzdem" brauch ich jetzt nicht reden...

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 21:01

Tränen-reich hat geschrieben: Ich kann nur sagen, bei meinem Ex-Thera jetzt waren die kurzen emotionalen Momente (Nähe) viel schöner. Aber über das "Trotzdem" brauch ich jetzt nicht reden...
Ich würde auch nicht von "trotzdem" reden (falls ich überhaupt richtig verstehe was du meinst), sondern von einem "zusätzlich"… also von einem (körperlichen) Unterstreichen des gefühlt und gesagtem.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 21:10

Jepp, pp, haste ganz richtig verstanden.
Ist "zusätzlich" aber nicht trotzdem das selbe wie "trotzdem"?

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 21:25

Tränen-reich hat geschrieben: Ist "zusätzlich" aber nicht trotzdem das selbe wie "trotzdem"?
Ne. Unter "trotzdem" verstehe ich Gründe zu finden, obwohl andere Gründe dagegen sprechen. Unter "zusätzlich" spricht nichts dagegen und kommt zu etwas "Vorhandenem" noch hinzu.

So empfinde ich das mit den Umarmungen. Sie kommen zu der emotionalen Nähe/Beziehung hinzu - oder sind Ausdruck dessen.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 21:40

Musste grad soooooo übelst laut loslachen über meinen ursprünglichen Text, was ich da zusammengesschrieben hab... völlig... , dass ich dachte, den kannste ja gar nicht so losschicken.

Wie auch immer. Ein "trotzdem" ist für mich eher so was wie ein "ja, aber"... Erst zustimmen/begreifen, dann doch widerlegen und das sozusagen "Unmögliche" als gültig zu erklären.

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peppermint patty
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 21:48

Tränen-reich hat geschrieben: Wie auch immer. Ein "trotzdem" ist für mich eher so was wie ein "ja, aber"... Erst zustimmen/begreifen, dann doch widerlegen und das sozusagen "Unmögliche" als gültig zu erklären.
Sehe ich auch so. Und deswegen meinte ich es auch anders.

Mir geht's eigentlich nur darum, dass alles möglich sein kann. Nähe mit und ohne Umarmungen (lernen inclusive). Nicht entweder oder. Insofern wollte ich nur - aus meiner ganz persönlichen Erfahrung schreiben - das Umarmungen kein Ersatz für emotionale Nähe sind. Im Gegenteil. In meiner Therapie.

Und ich finde es schön alle drei Ebenen mit einzubeziehen: Verstand, Emotionen, Körper.

So alle Unklarheiten bereinigt.
Zuletzt geändert von peppermint patty am Mo., 17.08.2015, 22:21, insgesamt 1-mal geändert.


Tränen-reich
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Beitrag Mo., 17.08.2015, 21:57



Ja, das ist mir jetzt irgendwie gerade selbst beim 'Trotzdem' aufgestoßen: entweder oder. Hm.. so ein Beigeschmack bleibt grad: die Möglichkeit, dass es Beides geben kann, kenn ich nicht.

Eine gute Nacht, wünsch ich.

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