Sterbehilfe für psychisch Kranke?

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Eiswürfel
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Beitrag Do., 07.02.2013, 20:47

Manchmal muss ich mir einfach aufs Hirn greifen. Sorry eog, das fällt dir erst auf? Du befindest dich in einem Thread, wo jemand nach Sterbehilfe für psychisch kranke gefragt hat. Sterbehilfe ist übrigens noch radikaler als assistierter Suizid, weil bei Sterbehilfe der Patientenwille nicht unbedingt vorhanden sein muss.

Wie auch immer. Da war von Anfang an klar, dass jemand pro Sterbehilfe ist. Hier argumentieren sterbewillige gegen solche, die es nicht wollen. Und wenn es Möglichkeiten gibt, kommt man nicht drumherum, sie zu erwähnen.
Ja, dann lies halt nicht. Und vor allem ist es nicht wahr, dass wir nicht an unseren Problemen arbeiten wollen. Wir wollen genauso. Und wenn uns diese Möglichkeit im letzten Moment eröffnet wird, werden wir sie zweifellos ergreifen.

Die, die sich so schlecht fühlen, dass sie nur noch den Tod als Ausweg sehen, sollen gefälligst den Mundhalten oder wie? Ich bin halt nicht wortgewaltig genug, um ein Blog zu eröffnen und dort zwischen wortreichen, nichtssagenden Zeilen die Todessehnsucht zu verstecken.

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 07.02.2013, 21:05

Du bist aber hoffentlich intelligent genug, um den Unterschied zwischen Pro-Sterbehilfe und Pro-Suizid zu erkennen?
"Charakter zeigt sich in der Krise."

(Helmut Schmidt)

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Eiswürfel
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Beitrag Do., 07.02.2013, 21:44

@ EOG: Bin ich nicht. Ich bin hier die einzige nicht Hochbegabte, wie es scheint.
Welchen Unterschied meinst du?

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ExtraordinaryGirl
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:09

Zum Einen - und das scheint mir irgendwo offensichtlich - ist es nicht das Gleiche, ob man sich entschliesst, sein Leben zu beenden, ohne andere Menschen mit hineinzuziehen (wozu, davon bin ich überzeugt, fast alle Menschen in der Lage wären, wenn sie den Wunsch verspürten), oder, ob man für dieses Unterfangen Hilfe in Anspruch nimmt.

Weiterhin gibt es für mich einen Unterschied zwischen der Frage, ob man denen helfen sollte, bei denen der Kampf offenbar aussichtslos ist, und denen, die zwar noch die Chance hätten, an ihrer Situation etwas zu verbessern, die aber nicht mehr wollen, sich ganz bewusst dagegen entscheiden.

Für die gibt es, würde ich meinen, andere "Spielplätze", sogar mit Methodendiskussion.

Wobei sich mir die Frage stellt, ob das "Nicht-wollen" zwingender Bestandteil der Erkrankung Depression ist und damit in der Frage, ob man eben u. A. einem an einer Depression erkrankten Menschen Sterbehilfe leisten sollte, schon enthalten ist.
"Charakter zeigt sich in der Krise."

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kaja
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:15

Warum sollten psychisch Kranke gegenüber physisch Kranken diskriminiert werden ?
Ich denke es sollte gleiches Recht für alle gelten, d.h wenn aktive Sterbehilfe erlaubt ist dann für alle.
Kein Wunder das psychische Erkrankungen so wenig Akzeptanz finden wenn selbst die Betroffenen zum Teil so tun als sei eine psychische Erkrankung weniger "schlimm" als eine physische.
Eine Depression z.B. ist durchaus eine lebensbedrohliche Erkrankung. Nur lässt man die Leute Monate auf einen Therapieplatz oder Psychiater warten.
Ich möchte mal den Autounfall sehen bei dem einer verblutend auf der Straße liegt und der Notarzt sagt : "Ich setzte Dich auf die Warteliste. In 8 Monaten kannst Du zum Erstgespräch kommen.
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pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:44

Wenn es bei jemand so schlimm steht psychisch, wie analog zum Autounfall, dann kommt er in die stationäre Psychiatrie, sofort.

Ich selbst hatte mal ein schmächtiges Männchen am Straßenrand (Nebenstraße, wenig Verkehr) hockend vorgefunden, mehr oder weniger sinnlos vor sich hinjammernd, aber nicht körperlich verletzt.
Ich habe darauf die Notambulanz gerufen und diese ihn in die nächste Psychiatrie karren lassen. Das Männchen hatte die Aktion sogar etwas aufgeheitert, obwohl auch "Ich wiiiiiiiiill nicht mehr" zuvor in seinem Jammern vorkam.

Eine Gleichsetzung von psychischen mit körperlich unheilbaren Krankheiten finde ich persönlich eine Missachtung/Diskriminierung von schwer körperlich erkrankten Menschen, die im Gegensatz zu den psychisch Erkrankten nichts mehr tun können gegen das unaufhaltsame, rasche Fortschreiten der Krankheit.

Es täuscht hier auch der Eindruck.
Nach wie vor wird auch bei körperlich unheilbar, todgeweihten Menschen Sterbehilfe sorgfältig geprüft bzw. ist in Deutschland nicht erlaubt. Das Einzige, was in Deutschland erlaubt ist, ist das Unterlassen der machinellen Aurfrechterhaltung von Leben, wofür in der Regel eine entsprechende Patientenverfügung vorliegen muss.
Zuletzt geändert von pandas am Do., 07.02.2013, 22:48, insgesamt 2-mal geändert.
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:47

Kaja, mir ging es nicht darum, psychische Erkrankungen als weniger schlimm darzustellen. Beileibe nicht.

Sondern darum, zwischen denen zu unterscheiden, die Sterbehilfe wollen, weil sie nicht mehr kämpfen wollen (obwohl, objektiv betrachtet, die Chance auf eine Veränderung ins Positive bestünde), und denen, bei denen der Kampf, offensichtlich, keinen Sinn mehr macht (Krebs im Endstadium, gewisse psychische Erkrankungen (?)).
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kaja
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:50

@EoG
Da gibt es für mich keinen Unterschied.
Beide Gruppen wollen sich Leid und Qualen ersparen.
Und ich rede auch nicht von jemandem der mal eben 14 Tage schlechte Laune hat oder der rumjammert weil der Freund sich getrennt hat.
Ich meine Menschen die mehrere Varianten der Helferindustrie ausprobiert haben, ohne Erfolg.
Nicht jede psychische Erkrankung lässt sich nunmal auch heilen.
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pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:54

Nun, bei der Gruppe der körperlich todgeweihten handelt es sich realistisch gesehen um ein müssen, bei den psychischen um ein wollen ... und dies ist exact der Unterschied. Zudem kommt bei den psychisch Erkrankten, wie hier weiter vorne im Thread diskutiert, ein selbst-können hinzu, dass den körperlich unheilbaren und/oder todgeweihten Menschen vorenthalten bleibt, weshalb für diese Möglichkeiten der Sterbehilfe erwogen werden.

Es geht auch nicht darum, ob jede psychische Erkrankung komplett heilbar ist.
Sondern dass mit diesen ein Leben trotzdem lebenswert sein kann, dies zu ermöglichen, ist eine gesellschaftliche Aufgabe, aber nicht das Gegenteil.
Denn zweiteres beinhaltet eine Stigmatisierung chronisch psychisch erkrankter Menschen.
Leben mit Behinderung ist lebenswert.
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Beitrag Do., 07.02.2013, 22:57

Und bei den einen besteht die Möglichkeit, Leid und Qual zu beenden (ohne sich zu suizidieren, natürlich) bei den Anderen nicht.

Keiner hindert die psychisch Erkrankten, die sich bewusst gegen das Leben entscheidet, daran, diesen Schritt zu tun.

Aber sowie ich die Ausrichtung dieses Forums verstanden habe, bietet es, bei allem Verständnis für das individuelle Leid, einen Platz für die, die (ein besseres) Leben wollen, nicht für die, die sterben wollen und nicht (wirklich) gewillt sind, dagegen anzukämpfen.
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Beitrag Do., 07.02.2013, 23:01

@EoG

Niemand MUSS Sterbehilfe in Anspruch nehmen. Der physisch Kranke wählt diese Option um Schmerzen oder lang andauerndem körperlichen Verfall zu entgehen. Der psychisch Kranke um sich Leid und Qual seiner Erkrankung zu ersparen.

Und genau das meine ich mit diskriminierend EoG. Die physisch Kranken haben die Option, die psychisch Kranken nicht.

Wo sollen denn deiner Meinung nach die Leute hin die austherapiert sind ?
Alle einsperren und wegschliessen, hauptsache sie atmen noch ? Sie aus Internetforen aussperren weil die x-te Therapie/Klinikaufenthalt/Medikamentencocktail nicht gewirkt hat ?
Lass mich raten...die wollten ja alle bloss nicht.
Es gibt nunmal auch psychische Leiden die nicht heilbar sind und das kann man nicht wegdiskutieren.
Keiner hindert die psychisch Erkrankten, die sich bewusst gegen das Leben entscheidet, daran, diesen Schritt zu tun.
Wenn er nicht erfolgreich ist und eingesperrt wird dann fällt das durchaus unter hindern.
Warum muss der psychisch Kranke gewaltsame, schmerzhafte, unsichere und qualvolle Wege wählen um zu sterben und kann sich nicht einfach ins Bett legen und friedlich einschlafen.

Mal ganz nebenbei, nur weil ich der Ansicht bin : Gleiches Recht für Alle ! bedeutet es nicht das ich beabsichtigen würde sowas in Anspruch zu nehmen.
Du vermischt da was.
Zuletzt geändert von kaja am Do., 07.02.2013, 23:07, insgesamt 1-mal geändert.
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Beitrag Do., 07.02.2013, 23:05

Ich glaube, die Unterschiede zwischen körperlichen und psychischen Erkrankung und deren Einfluss auf Heilung oder Abschwächung der Symptome wurden in diesem Thread schon einmal erläutert.
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pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 23:06

Es geht darum, dass psychisch Erkrankte sich selbst ein Ende setzen können - sie können es körperlich.

Deswegen gibt es keine Notwendigkeit des Einbezugs eines Dritten.

Das ist ganz anders bei körperlich erkrankten Menschen, die in Deutschland sowieso auch nicht die "Option" zur Sterbehilfe haben. Die ist in Deutschland nach wie vor für ALLE verboten.
Ärzte, die diese Grenze überschritten haben, haben strafrechtliche Verfahren am Hals.
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pandas
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Beitrag Do., 07.02.2013, 23:08

kaja hat geschrieben: Es gibt nunmal auch psychische Leiden die nicht heilbar sind und das kann man nicht wegdiskutieren.
Nur weil jemand ein psychisches Leiden hat, welches als unheilbar angesehen wird, heisst das doch nicht, dass sein Leben keine Qualität hat.
Wie diskriminierend ist das denn?

Ausserdem, Suizid ist nicht strafbar für den Betroffenen selbst. Wenn jemand das will, hindert ihn ja keiner dran.
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kaja
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Beitrag Do., 07.02.2013, 23:09

@EoG
Aber scheinbar hast Du es ja nicht verstanden.
Deine Äußerungen wirken jedenfalls auf mich als würdest Du ernsthaft glauben jede psychische Erkrankung sei heilbar.
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