Einsichtnahme in die Patientenakte (Psychotherapie)

Hier können Sie Ihre Fragen rund um die Rahmenbedingungen von Psychotherapie (Methoden, Ablauf usw.) anbringen.

Tränen-reich
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 20:29

pandas hat geschrieben:Wer dies nicht in Anspruch nimmt, ist naiv und handelt auch nicht verantwortlich, denn es geht um Leistungen aus dem Gesundheitssystem.
Und was ist in dem Fall, wenn man dem Therapeuten traut, sich da einigermaßen "fallen" lassen kann, wenn es doch größtenteils stimmig ist? Könnten sich da rein theoretisch nicht auch da "Fehler" im Schriftbereich einschleichen?

Ich weiß nicht... ist man denn verantwortungslos und naiv, wenn ich vertraue? Brauch ich dann Kontrolle in dem Sinne...? Weil alles andere wäre dann ne gewisse Art von "Beeinflussung"

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pandas
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 20:36

@ Tränen-reich

Mh, ich bezog mich schon auch mit auf die beiden Konjunktive. Diese implizieren eher, dass diese konjunierte Person keinen Erfolg in der Analyse verzeichnet.
Dann aber wäre die Therapie m.E. gescheitert, und genau besehen hätte ich dann an den Aufzeichnungen dieses Therapeuten auch kein Interesse mehr
Es ging mir eher darum, bei einem Gefühl und auch weiteren Verdächten aus anderen Gründen den Schritt zu gehen, die Akte anzufordern, da dies dann hilfreich ist. Und nicht bspw. schulterzuckend und betrübt, aber annehmend, dort sei es halt so gelaufen, wie es lief, zum nächsten Therapeuten zu ziehen.

Wenn insgesamt (wie bei Deinem Beispiel) das Gefühl vorherrscht, die Analyse ist auf erfolgreichen Wegen braucht natürlich nicht unbedingt die Akte anzufordern.

Der zitierte Satz muss auch in dem Gesamttext gesehen werden. Ausgang ist, dass anhand von Einsicht in psychotherapeutischen Akten genauso Behandlungsfehler nachgewiesen oder vermieden werden können wie bei medizinischen Akten.

Wer sich dann aber sagt, er verzichte auf diese Option und einfach nur weiterzieht, handelt nicht verantwortlich in Bezug auf die Leistungen aus dem KK-System.
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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stern
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 20:50

Nun, die Neuregelungen (inkl. Einsichtsrecht) hat man ja nicht primär für die medizinischen und psychotherapeutischen Behandlungen geschaffen, in denen alles so lief, wie es soll. Bei existenten Behandlungsfehlern (unstrittig) kann man (ich) schon mal einsehen... diese bestätigen sich dann evtl. auch nochmals anhand der Dokumentation bzw. Unterlagen oder werden dann erst transparent(er)... kann sein, muss nicht. Ach, könnte noch einiges schreiben... aber... lässt sich vielleicht mit Verstehen-Wollen (primär) gepaart mit weiteren Motivationen zusammenfassen.
Liebe Grüße
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Tränen-reich
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 21:06

Ja, pandas, hatte ich in dem Zusammenhang auch verstanden.
Die Frage und das dann von mir Zitierte kam mir halt so hoch, (auch) im allgemeinen Kontext, ganz unabhängig.

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stern
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 21:11

Widow hat geschrieben:Nachtrag: Bei medizinischen Patientenakten sehe ich das vollkommen anders. In denen vom Liebsten stand immer etwas so richtig gravierend Falsches, dass wir die - nach dem ersten Mal, da das aufgefallen war - lesen MUSSTEN, um richtig schlimme Fehlindikationen/-medikationen/-diagnosen/-therapien etc. zu verhindern.
Körperärzte schreiben ihre Berichte aber auch unter vollkommen anderen Voraussetzungen und Umständen als Psychotherapeuten.
Insofern mache ich zwischen beidem wenig Unterschied... psychotherapeutische Akten können genauso falsch sein... und Fehler können in PT ebenfalls passieren, die mehr oder weniger gravierenden Folgen haben können (die sich halt nicht körperlich, sondern psychisch äußern/manifestieren... kommt halt darauf an).

Und doch, ich denke sogar, wenn man das frühzeitig bespricht und evtl. einsieht und evtl. eine Zweitmeinung einholt, lässt sich vielleicht sogar der eine oder andere Fehler/Schaden abwenden... sofern mit dem Therapeuten besprechbar (wenn der Verdacht von Fehlentwicklungen nicht besprechbar ist, so ist das auch ein Zeichen... vorausgesetzt natürlich, der Patient kommuniziert das, dass er in "ungutes" Gefühl hat. Und im Optimalfall lässt sich das ohne Akteneinsicht besprechen).
Liebe Grüße
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Widow
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:02

pandas hat geschrieben:ich bezog mich schon auch mit auf die beiden Konjunktive. Diese implizieren eher, dass diese konjunierte Person keinen Erfolg in der Analyse verzeichnet.

Konjunktive sind definitiv Sprach-Niveau B1 des Gemeinsamen Europäischen Referenzrahmens, sie zu verstehen erfordert also schon einiges an Sprachkenntnis - noch dazu, wenn ihnen ein Satz im Indikativ vorgeschaltet worden ist, aus dem hervorgeht, dass sie den Potentialis ausdrücken (das ist eher B2).
"Konjuniert" werden können weder Verben (die können nur konjugiert werden) noch Personen (die können nur kujoniert werden).
Unabhängig davon hat die in Rede stehende Person weder keinen Erfolg in der Analyse noch ein Problem mit Konjunktiven.

Ihre Patientenakte findet sie gleichwohl vollkommen uninteressant: Sie erfährt ja im Therapiegespräch, wie der Therapeut über sie denkt.
Antragsprosa braucht sie nicht zur Kenntnis zu nehmen: Die hat sie früher selbst oft genug erdacht, weiß also um Regelzwang und Fiktionsgehalt dieser Textsorte (und die sind disziplinübergreifend - um nicht "interdisziplinär" zu schreiben -, weil eben textsortenabhängig!). Und die persönlichen, hastig hingekritzelten Einfälle des Therapeuten lässt sie dem gerne, weiß sie doch aus eigener Erfahrung, dass solche ad hoc-Notizen nur bedingt von Wert sind: Manchmal wird in ihnen ein Schatz gehoben, manchmal sind sie einfach nur was für die Tonne.
Zuletzt geändert von Widow am Fr., 14.11.2014, 22:24, insgesamt 2-mal geändert.

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Tristezza
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:19

Oh Gott ... Wollt ihr beiden euch nicht mal endlich gegenseitig auf "ignore" setzen oder macht es noch zu viel Spaß?


Widow
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:26

Noch ein Nachsatz zum Unterschied zwischen medizinischen und psychotherapeutschen Patientenakten:
Es ist ein Unterschied, ob ein Tumor fälschlich "auf der linken Seite" notiert wird, wenn er rechts oder ganz woanders sitzt, und es um eine OP oder auch nur eine Bestrahlung geht, oder ob eine Depression statt einer PTBS diagnostiziert wird.
Es ist ein Unterschied, ob man das falsche Zytostatikum erhält oder unsensible Psychotherapeutenfragen.

@ Tris: Dir machts doch auch bissi Spaß ... (und Du weißt ja, ich bin allergisch auf ein gewisses doppio)

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Tristezza
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:29

Bissi schon. Aber nur, wenns nicht zu ernst wird ...


Widow
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:35

Nö nö! Wolln ja niemanden kujonieren!

Nur das mit dem Unterschied zwischen medizinischen Patientenakten, die von einer Arzthand in die andere wandern und an denen Leben hängt, und den persönlichen Notizen oder auch den offiziellen Antragsschreiben von Psychotherapeuten, an denen kein Leben akut hängt (hinge es daran akut, dann wäre es in einer Klinik, dieses Leben ...!) - das ist mir wichtig.

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Wandelröschen
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:42

kaja hat geschrieben:Da ein häufiges Argument ist das der Klient den Inhalt seiner Patientenakte nicht vertragen kann,
Ja, dieses Argument habe ich seinerzeit von meiner Ex-Thera gehört …
kaja hat geschrieben: Gutachten für die Bewilligung hatte ich bereits bei laufender Therapie immer zeitnah gelesen/bekommen.
Ich habe die Akte nicht angefordert weil ich ihm misstraut habe.
Er hat sich im Grunde an das gehalten was er am Anfang sagte : "Sie brauchen Transparenz und keine konstruierte Beziehung"
Ja, Transparenz und keine konstruierte Beziehung.
Genau das war mir bei meiner jetzigen Therapie sehr wichtig.
Und so hat mir auch mein Thera von Anfang an die Berichte, die er an den Gutachter schrieb, ungefragt ausgedruckt und mitgegeben. Es war nicht, wie hier vermutet wurde, eine Antragsprosa, sondern entsprach der Realität – ungeschönt, knallhart. Aber es stimmte alles.
Gruß
Wandelröschen

Wann, wenn nicht jetzt. Wo, wenn nicht hier. Wer, wenn nicht ich.


Widow
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:49

Wandelröschen hat geschrieben: Es war nicht, wie hier vermutet wurde, eine Antragsprosa, sondern entsprach der Realität – ungeschönt, knallhart. Aber es stimmte alles.
Wie schön für Dich!
Allerdings habe ich keineswegs "Vermutungen" über die konkreten Schreiben Deines Therapeuten an Euren Gutachter hier angestellt. (Entschuldige, Wandelröschen, aber einmal für kurze Augenblicke warst Du mir wirklch grad nicht im Kopf!)

Statt dessen habe ich schlicht darauf hingewiesen, dass es auch für psychotherapeutische Anträge Gattungsregeln gibt. - Über die kann sich, wie immer im Leben, auch jeder Therapeut hinwegsetzen. Wenn Deiner das getan hat, dann hat er das getan. (Sowas kommt immer wieder vor, in allen Disziplinen, glücklicherweise.)
Übrigens: Kennst Du eigentlich die Gattungsregeln, weißt Du also, wie so ein Antrag "auszusehen hat"? (Musst Du mir nicht "ja!" oder "nein" drauf antworten, ist mehr so eine Anstoß-Frage ...)

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stern
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:52

Nun, ich muss sicherlich nicht erläutern, dass auch psychische Erkrankungen in nicht unerheblicher Anzahl zum Tode führen können... die auch nicht alle durch akute Klinikmaßen abgewendet werden können (sonst gäbe es diese nicht). Klar ist kein Behandlungsfehler wie der andere... ein Fehler des Körperarztes äußert sich i.d.R. somatisch, ein Fehler eines PT i.d.R. psychisch... gravierend kann beides auf seine eigene Art sein. Vom Grundgedanken und von der Gesetzesbegründung her macht der Gesetzgeber auch keinen Unterschied, da die Gesetzgebung sowohl für Ärzte als auch PT gilt.
Zuletzt geändert von stern am Fr., 14.11.2014, 23:01, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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Widow
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 22:57

Liebe stern, ja klar! Ich z.B. hoffe ja drauf, dass meine psychische Erkrankung zum Tode führen wird. - Nur muss ich mir den dann schon immer noch selbst bei bringen / zuführen / zuteil werden lassen.
Ein Krebs würde das für mich erledigen.

Und es IST ein Unterschied, ob ich dran krepier, dass mir wegen eines Fehlers in meiner Patientenakte das falsche Organ entnommen wird (statt des krebsbefallenen), oder ob ich mich selber nach einer megascheizz-Therapiestunde auf die Schienen lege.
Für mich jedenfalls, die beides in sehr nah daran seiender Weise kennt, IST das ein Unterschied.
Zuletzt geändert von Widow am Fr., 14.11.2014, 23:02, insgesamt 1-mal geändert.


pandas
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Beitrag Fr., 14.11.2014, 23:01

Das wird jetzt aber arg off-topic.

Wieso beginnt man in einem Thread zu schreiben, dessen Thema einen nicht interessiert?

Anderen Usern ist das Thema hier wichtig.

Wie wäre es mit dem anderen Thema hier weiterzuschreiben, der bedarf gerade Input zu dessen Thema:

http://www.psychotherapiepraxis.at/pt-f ... &start=225
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