Die Suche nach einem T-Platz / Erstgesprächsmarathon

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.

Vincent
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 20:36

Mir fallen zu deinen Überlegungen richtig viele Dinge ein. Aber ich bin so schreibfaul. Trotzdem will ich versuchen, dir zu Folgendem etwas Erhellung zu bringen:
Miss_Understood hat geschrieben:Mir ist noch nicht ganz das vergleichbare 'übergeordnete' Ziel einer Therapiegruppe klar. Bzw. gibt es das überhaupt und nicht nur das Individualziel und überhaupt wie ist das mit 'Therapiezielen' in einer Gruppe? Macht das jeder für sich aus? Wie wird das thematisiert?
Die Therapieziele formuliert jeder für sich. Meine Aufgabe war es, drei Hauptziele und je drei untergeordnete Ziele zu formulieren und aufzuschreiben.

Interessant fand ich das Schlusswort einer Frau, die sich in meiner zweiten Sitzung für immer aus der Gruppe verabschiedete: Sie sagte, sie habe ihre Ziele (nach ca. zwei Jahren) nicht erreicht, da durch die Therapie noch so vieles mehr in Bewegung gekommen sei, von dem sie früher nichts ahnte. Ihr seien im Laufe der Zeit noch ganz andere Probleme bewusst geworden, die ihr zumindest am Anfang der Therapie noch völlig unbewusst waren. Ihre Hauptziele waren also immer wieder in den Hintergrund geraten, weil sie mit jeder Erkenntnis über sich wieder neue Hauptziele formulieren musste.
"Eigentlich bin ich ganz anders, aber ich komme so selten dazu." (Horvàth)

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 21:00

Phew - ja, so ungefähr bin ich ja auch aus der Therapie gegangen (worden? ... wie auch immer ...) aber ich gebe zu, dass wirklich überhaupt Ziele formuliert oder durchgesprochen oder erfragt worden wären (hätte ich mir gewünscht und ich hätte mir auch gewünscht an Berufszielen zu arbeiten) - aber im Grunde genommen hat meine Ex-Thera eigentlich so ziemlich alles was ich eingebracht habe unkommentiert gelassen. Aber womöglich war das auch nur therapeutisches Spiegeln und sie wollte mir das erbetene Okay AUCH nicht geben. Je länger ich von ihr weg bin um so sauerer und erbitterter bin ich auf SIE UND MICH dort so lange ausgeharrt zu haben.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Fr., 31.05.2013, 21:11

... und - ich habe sogar eben genau deshalb Angst meine 'Ziele' zu formulieren - (und kann genau deswegen wiederum schon wieder verstehen, warum es vielleicht dann DOCH NICHT SO supersinnvoll wäre es zu tun, analog der Diagnose mitzuteilen oder nicht) - dass ich permanent hin und her schwanke es für mich mal zu tun und dann doch nicht zu tun, weil es ja nur enttäuschen könnte.

Und dass genau das schon wieder ein Hauptproblem von mir ist: diese Ambivalenz, ALLES IMMER verstehen zu können (und so zu keiner Entscheidung und zu keinem Ziel zu kommen *aaaaaaaaaaaaaargh) - was sich in fast allen Bereichen widerspiegelt ... und was der Grund für das Stagnieren ist, was mich so viel Energie kostet, weil ich in Wirklichkeit nicht stagniere, sondern innerlich immer so schnell hin und her titsche (Ambivalent eben), dass ich unter anderem deshalb wohl völlig erschöpft bin ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Tristezza
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 21:32

Vincent hat geschrieben: Ihr seien im Laufe der Zeit noch ganz andere Probleme bewusst geworden, die ihr zumindest am Anfang der Therapie noch völlig unbewusst waren. Ihre Hauptziele waren also immer wieder in den Hintergrund geraten, weil sie mit jeder Erkenntnis über sich wieder neue Hauptziele formulieren musste.
Ist ja auch schon ein gewisser Therapieerfolg, wenn man erkannt hat, was das eigentliche Problem ist. Die Dame wird wahrscheinlich noch eine weiterführende Einzeltherapie anschließen?

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 22:02

Diese jetzige bei der ich bis jetzt 4x war meinte, dass für eine Gruppentherapie sie nur Patienten nähme (btw stört es nur mich, wenn von Patienten statt von Klienten geredet wird?), die bereits Einzeltherapieerfahrung haben.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Tristezza
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 22:08

Und ich wurde damals in meine Gruppe nur unter der Bedingung aufgenommen, dass ich parallel noch ne Einzeltherapie mache ...

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Miss_Understood
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 22:16

Interessant WIE extrem unterschiedlich das gehandhabt wird. Der türkische Analytiker sagte mir ja, dass DAS auf gar keinen Fall gehen würde - parallel Analyse UND Gruppe und guckte mich dabei SO von oben herab an, dass ich sofort dachte, hätteste bloß mal nichts gesagt, dass ich mich 'ein wenig' schlau über Analyse gemacht habe.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Tristezza
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Beitrag Fr., 31.05.2013, 22:36

Na ja, bei den orthodoxen Analytikern geht ja so einiges auf gar keinen Fall. Das war bei mir auch keine analytische Gruppe.


Vincent
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Beitrag Sa., 01.06.2013, 01:04

Miss_Understood hat geschrieben:... und - ich habe sogar eben genau deshalb Angst meine 'Ziele' zu formulieren - (und kann genau deswegen wiederum schon wieder verstehen, warum es vielleicht dann DOCH NICHT SO supersinnvoll wäre es zu tun, analog der Diagnose mitzuteilen oder nicht) - dass ich permanent hin und her schwanke es für mich mal zu tun und dann doch nicht zu tun, weil es ja nur enttäuschen könnte.
Mir ist es (auch) nicht gerade leichtgefallen, meine Therapieziele zu formulieren. Lange starrte ich auf den leeren Bogen vor mir; es dauerte eine ganze Weile, bis ich eines von dreien klar im Sinn hatte und es aufschreiben konnte. Dann zu dem ersten Hauptziel auch noch drei präzisierende Unterziele. Ein zweites Hauptziel zu formulieren war noch schwerer... und dann noch ein drittes...

Aber es lohnt sich sehr, das Diffuse mal zu konzentrieren. Wenn es dann erstmal klar und deutlich dort geschrieben steht, gibt das eine wohltuende (zumindest vorübergehende) strukturelle Sicherheit - in Bezug darauf, wo man steht und wohin man langfristig eigentlich will.

Versuch's doch einfach mal - nur für dich, Miss.

Tristezza hat geschrieben:Ist ja auch schon ein gewisser Therapieerfolg, wenn man erkannt hat, was das eigentliche Problem ist. Die Dame wird wahrscheinlich noch eine weiterführende Einzeltherapie anschließen?
Sie hatte eben nicht an mögliche Ursachen für ihre Symptome gedacht und ihre Therapieziele in Anlehnung an die Symptome formuliert.
Ja, sie wird demnächst (bei einem anderen Therapeuten) in Einzelanalyse gehen.
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Miss_Understood
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Beitrag Sa., 01.06.2013, 10:40

Gnpfgnaaa - und da wollt ich gestern mal einigermassen zeitig ins Bett und was ist? Ich schreibe knapp 8 Seiten über mögliche Ziele ... und komme doch nicht wirklich auf einen kommunzierbaren Zweig ...
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Vincent
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Beitrag Sa., 01.06.2013, 12:07

Miss_Understood hat geschrieben:Gnpfgnaaa - und da wollt ich gestern mal einigermassen zeitig ins Bett und was ist? Ich schreibe knapp 8 Seiten über mögliche Ziele ... und komme doch nicht wirklich auf einen kommunzierbaren Zweig ...


Versuche doch mal, deine Ziele in jeweils einem kürzeren Satz (oder höchstens zwei Sätzen) zusammenzufassen. Das ist ja gerade die Herausforderung: In der Kürze liegt die Würze!

Acht Seiten...
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Beitrag Di., 04.06.2013, 21:11

So, letztes Vorgespräch. Ich finde es absolut supergut, dass sie mir absolut freie Wahl lässt.
Lediglich sollte ich mich entscheiden, ob ich noch wen anders zum Vergleich wahrnehme.
Meine Energie dazu ist ... irgendwie kaum vorhanden. Und doch bin ich unentschlossen. Weil mir nicht alles alles gefiel. Aber ich kenne das ja von mir - und ich weiß, es kann NIE 100%ig sein. Also einfach mal einlassen?
Aber was, wenn ich mir Vorwürfe mache und es dann doch nicht geht?
Sie meinte, sie würde ohnehin am idealsten erst mal eine Kurzzeittherapie beantragen mit der Begründung dies als Entscheidung für eine anschliessende Gruppe zu nehmen. Da eben die GruppenteilnehmerInnen bei irh alle schon mal eine Einzelthera gemacht haben. Parallel gehe das nur wenn man eins selber zahlt, wäre so gesehen möglich. Ich finde die Idee der vorgeschalteten mehreren Stunden Einzel ziemlich gut, wenn ich mir das recht überlege.

Meine Bedenken, was passiert wenn ich wen wirklich kennen sollte (und wirklich zweifelhaft wäre wohl nur, wenn es mein Ex oder eine engere/ehemalige Freundin wäre) beruhigte sie, dass ihr sowas in all ihrer Praxiszeit nur ein einziges Mal passiert wäre - und nun ja, dann müsste man eben warten bzw. sich als 'Neue' wen anderes suchen. Da aber die beiden Männer in der Gruppe schon länger dabei seien gehe ich sehr stark davon aus, dass es sich NICHT um meinen Ex handelt - und Freundinnen hier in der Stadt gibts nicht wirklich, die mich schrecken könnten.

In den Vereinbarungen, die sie mir überreichte und die wir zusammen durchgingen, steht, dass man über außergruppenaktivitäten in der Gruppe erzählen sollte (find ich annehmbar) und dass man in der Zeit der Therapie bei ihr keine anderen aufdeckenden Psychotherapiemethoden in Anspruch nimmt, auch kein Wochenende. Keine Aufstellungsarbeit, keine Gestalttherapie usw. Es gäbe sonst Durcheinander und sie hätte mal einen Klienten gehabt, der Therapie als Hobby betrieb, sagte sie. Diesen Ausdruck fand ich arg .. äh ... unglücklich. Da bin ich mir unsicher. Ich sagte, dass ich das durchaus bisher das ein oder andere Mal getan habe, AUCH während einer laufenden Therapie und wenn sie ja auch sagt, dass so eine Gruppe mindestens 2 Jahre, teilweise bis zu 4 oder 5 dauern kann - ich bin mir da unsicher. Es ist ja nun nicht so, dass ich das monatlich mache, eher so einmal im Jahr oder noch länger - aber ich bin einfach generell nicht monothematisch unterwegs. Und wo ist da die Grenze? Fragte ich halt auch, die Antwort war dann doch ein wenig unklar. Ich mein, ich will einerseits nicht sofort in einen No-Go Konflikt mit ihr geraten und sie darf ja auch die Regeln aufstellen - aber andererseits möchte ich da auch ehrlich bleiben und nicht etwas zu 100% versprechen, wo ich vielleicht schon nach einem halben Jahr nicht mehr dahinter stehe ...

Ich will jetzt aber auch kein Faß aufmachen, was ich vielleicht dann nachher doch gar nicht tue ... ein wenig diffizil das Ganze.

Zur Zielformulierung habe ich mich nicht nochmal aufgerafft, es ist deprimierend ... leider. Es fühlt sich wirklich eher in jedweder Hinsicht deprimierend an. Die Tatsachen an sich, das nicht geschafft zu haben inhaltlich und es formell nicht in knappe Worte zu packen zu können. Die knapp einfach zu unzutreffend sind. Andermal.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Di., 04.06.2013, 21:45

Das klingt doch alles gar nicht so übel. Lässt dich dann halt erst auf eine Kurzzeittherapie ein, um dann weiterzusehen. Die Frau scheint dir ja schonmal zuzusagen.

Aber warum befürchtest du, dass ausgerechnet dein Ex mit in der Gruppe sitzen könnte? Ist es bei euch so klein?
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Miss_Understood
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Beitrag Mi., 05.06.2013, 00:22

Warum ich das befürchte? 1. Hat er mir vor ein paar Monaten erzählt, dass er dabei ist sich einen Therapeuten zu suchen. 2. Praktiziert diese in seiner ziemlichen Nachbarschaft 3. Findet die Gruppe an einem seiner wenigen freien Abende statt 4. Habe ich einen absolut verblüffenden und faszinierenden Hang zu deutlich überdurchschnittlich häufigen Zufallstreffen und Querverbindungen von Menschen - und das auch noch fast völlig egal, wo ich mich befinde.
ch-ch-ch-chaaaaaaange

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Beitrag Do., 06.06.2013, 11:53

Miss_Understood hat geschrieben: 4. Habe ich einen absolut verblüffenden und faszinierenden Hang zu deutlich überdurchschnittlich häufigen Zufallstreffen und Querverbindungen von Menschen - und das auch noch fast völlig egal, wo ich mich befinde.
Magie?!

Zufälle gibt es immer wieder. Wenn ich hier erst anfangen würde, von meinen 'Zufallstreffen' zu berichten... das würde absolut den Rahmen sprengen. Nur mal so ein kleines Beispiel: Ich habe in Philadelphia mal jemanden getroffen, der damals mit mir in der Kindergartengruppe war.

Also, möglich ist so ein Zufall ja immer. So auch der, dass dein Ex plötzlich mit in deiner Gruppe sitzt. Die Konsequenz wäre dann wohl, genau jene Gruppe nicht weiter zu besuchen. Und als Ex wird er sich doch bestimmt nicht darüber wundern, dass auch du 'suchst'. So sehr peinlich wäre dir das doch nicht, oder?!
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