Gottsuche: Reizthema und Möglichkeit

Fragen und Gedanken rund um Spiritualität und Religionen, alternative Behandlungsmethoden, den üppigen Garten sonstiger "Therapie"-Formen, Esoterik ... und ihre Berührungspunkte mit Psychotherapie bzw. psychologischen Problemen.
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Aditi
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Beitrag So., 27.03.2011, 19:02

Blaubaum hat geschrieben: Aber dass der Adel des Mittelalters diesen kleinbürgerlichen Jesus gern als einen von ihnen verkaufen wollte, kann ich schon nachvollziehen.
und es ist ihnen hervorragend gelungen. und man fragt sich, wie war das möglich? die botschaft jesus lautete: liebe alles leben bedingungslos und fürchte dich nicht vor dem tod. er predigte achtsamkeit und gewaltlosigkeit. er forderte die menschen auf, andere nicht zu richten und die verantwortung für sich in aller konsequenz selber zu tragen.

wie schon weiter vorne von mir gesagt, es ist die widersprüchlickeit des alten und des neuen testaments. wird eine derart verwirrende, wiedersprüchliche botschaft dann auch noch in eine gesellschaft verpflanzt, wird die unsicherheit irreperabel.

und so wurde das christentum nach griechenland verpflanzt. sobald eine religion einer gesellschaft, die sie nicht hervorgebracht hat, aufgedrückt wird, führt das ins unheil. in griechenland war der untergang des matriarchats bereits geschichte. gottmutter in der gestalt der hera war zu einer mieselsüchtigen figur verkommen, deren hauptaufgabe darin bestand, ihrem gatten zeus nicht das kleinste vergnügen zu gönnen. neue männer hatte das land, aber keine passende religion. da kam der ehemalige zeltmacher und ausgebildete pharisäer paulus mit dem christentum im gepäck gerade recht. es war genau das passende und was nicht so ganz passte, wurde passend gemacht. die lehre war spirituell, also geeignet vom volk angenommen zu werden. ausserdem patriarchalisch ausgerichtet mit göttlichen gesetzen, die die negierung der natur rechtfertigte und als soziale religion jeden eingriff in das gesellschaftliche leben erlaubte. die lehre des nazareners ließ sich entschärfen und mit ein wenig geschick sogar zu unterdrückung und disziplinierung benutzen. das war lediglich eine frage der auslegung und schon kam das gegenteil von dem heraus, was jesus gepredigt hatte.
das mütterliche element ist in allen religionen ungeheuer wichtig. flugs proklamierte man in ephesus, wo die gottmutter diana ihren tempel hatte, 431 nach christi geburt seine mutter maria zur gottgebärerin. das erwies sich im nachhinein als wahres gottesgeschenk: ohne maria wäre eine christianisierung europas kaum durchzusetzen gewesen. an stelle der lehre des jesus christus ging nun ein dogma um die welt.

soweit ein kleiner exkurs meinerseits zu der frage: wie war das möglich?

mlg
aditi

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Saul
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Beitrag So., 27.03.2011, 19:02

krabath hat geschrieben:Männer Männer
Also ehrlich, krabath - das war jetzt ein Schock!

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krabath
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Beitrag So., 27.03.2011, 19:03

Eher im Gefühl oder in der Emotion?

@Aditi: Sehr interessant! Magst du mehr erzählen? (Oute mich freimütig als Religions-Nichtgebildete)

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Blaubaum
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Beitrag So., 27.03.2011, 20:17

Ich schliesse mich an.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Saul
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Beitrag So., 27.03.2011, 21:04

krabath hat geschrieben:Eher im Gefühl oder in der Emotion?
Ich kann kein Blut sehen!
krabath hat geschrieben:@Aditi: Sehr interessant! Magst du mehr erzählen? (Oute mich freimütig als Religions-Nichtgebildete)
Ich dachte, hier würde es ohnehin weniger um "gebildetes Wissen" als um Suche nach Gewissheit gehen. Wir machen doch hier nicht Bibel-Exegese.

@Blaubaum
Woran schliesst du an?

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krabath
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Beitrag So., 27.03.2011, 21:31

Saul hat geschrieben:Ich dachte, hier würde es ohnehin weniger um "gebildetes Wissen" als um Suche nach Gewissheit gehen. Wir machen doch hier nicht Bibel-Exegese.
Wo steht das? Zudem doch ein bisschen Bildung ev. vorhandene Ängste, die auf Unwissenheit und dadurch leicht mögliche Beeinflussung beruhen, beseitigen kann... geschwollen ausgedrückt.

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Saul
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Beitrag So., 27.03.2011, 21:42

krabath hat geschrieben:Wo steht das?
Das steht schon in der Überschrift. Da steht ja nicht: Suche nach dem christlichen Gott: Reizthema und Möglichkeit ...
krabath hat geschrieben:Zudem doch ein bisschen Bildung ev. vorhandene Ängste, die auf Unwissenheit und dadurch leicht mögliche Beeinflussung beruhen, beseitigen kann... geschwollen ausgedrückt.
Das ist Zeitgeist. Die Leute glauben leider heute tatsächlich, dass Bildung (wissenschaftliches Wissen) ihnen Sicherheit und inneren Frieden geben kann. Das wird vorbeigehen ...

Alles über die Wissenschaft erklären zu wollen, hat nämlich einen zu hohen Preis!

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Blaubaum
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Beitrag So., 27.03.2011, 22:18

krabath hat geschrieben:@Aditi: Sehr interessant! Magst du mehr erzählen? (Oute mich freimütig als Religions-Nichtgebildete)
An das!

Interessiert mich.

@Krabatzki--die Idee mit +,- u. 0 war MEINE Idee! Plagiat! Zank!

Und wer mit Mangalitzas um sich wirft, sollte sich nicht wundern, wenn Angler-Sattels zurückgeflogen kommen!!
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forcefromabove
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Beitrag So., 27.03.2011, 23:07

Für mich hat die rein psychologische Deutung Satans einen mehr als schalen Beigeschmack, wenn sie in Verbindung mit " Gottsuche " gemacht wird, weil sie
der "toternsten" Bedeutung m.M nach nicht gerecht wird.

Alle dualistischen Religionen stellen einem positiven autonomen spirituellen Prinzip ein
negatives teilautonomes ( ergo: schwächeres) spirituelles Prinzip gegenüber und
thematisieren in ihren heiligen Schriften den Kampf dieser Mächte in der irdischen
Arena. Böse und gute Energien arbeiten hier, schenkt man religiösen Schriften Glauben
auch extrapersonal.
Stellt man die Frage nach dem Heil in diesem Zusammenhang, bergen die Antworten
mehr als psychodynamische Gewissheiten. Davon auszugehen, dass eine Änderung
der Kultur- und Religionspädagogik und eine damit verbundene "Abschaffung "des autonomen Bösen möglich ist, halte ich für blauäugig.

Sollte es dieses Böse wirklich geben, wären wir, da wir über keine Begrifflichkeit verfügen,
ihm ausgeliefert ohne uns dessen überhaupt bewusst werden zu können.

Wir würden vermutlich auf einen athropozentrischen Begriff von böse zugreifen, und so
unser ethisches Konzept im religiös überhöhten Kulturdarwinismus verankern.

Die Reflexionsbreite, die sich uns durch das Spannungsverhältnis -1 und +1 bietet, und
das oft schmerzvoll und angstbesetzte Ringen um ethisch höherwertiges
Denken und Handeln wäre zwar minimiert, die Frage ist eben nur um welchen Preis.

Wer, außer antike "Seher", würde wohl auf die Idee kommen, angesichts der schrecklichen Dinge die wir sehen müssen, sich zu blenden ? Und die Illusion, dass wir uns mit dem Schließen der Augen dem Umfeld entziehen können, haben wir bereits im Kleinkindalter hinter uns gelassen.
"Ich bin kein direkter Rüpel aber die Brennnessel unter den Liebesblumen."
Karl Valentin

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Saul
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 00:18

@forcefromabove
Deine Beiträge sind (wissenschaftlich) fundiert und als ("objektive") Einlagen äusserst interessant! Jedoch frage ich mich, ob es möglich wäre, mit DIR in einen (persönlichen) Dialog zu kommen.


@Aditi
ohne maria wäre eine christianisierung europas kaum durchzusetzen gewesen. an stelle der lehre des jesus christus ging nun ein dogma um die welt.

soweit ein kleiner exkurs meinerseits zu der frage: wie war das möglich?
Wie wurde der Nationalsozialismus möglich? Auch dort waren es - um es kurz zu machen - besondere gesellschaftliche und politische Umstände, und ein desorientiertes Volk, das sich nach einer überzeugten und überzeugenden Führung sehnte. Die Ideologie spielt dabei eher eine untergeordnete Rolle. Und die Institution, die diese Ideologie erst legitimiert und nach und nach bürokratisiert, diese also langsam aber sicher zu einem Selbstverständnis führt und zu allgemeiner Anerkennung bringt, spielt dabei ebenfalls eine untergeordnete Rolle. Es geht um das Anerkennen einer Führung, einer Autorität. Und wenn es gerade keine andere gibt, dann nimmt man vielleicht - sowohl als Einzelner, als auch im Kollektiv - die an, die gerade da ist. Das ist historisch schon immer so gewesen und wird auch immer wieder genauso sein. Das ist menschlich. Und mit dieser "Schwäche" spielen die, die Einfluss haben.
das mütterliche element ist in allen religionen ungeheuer wichtig.
Unbefleckte Empfängnis ist nicht einmal typisch eine christliche Vorstellung. So oder etwas abgewandelt gibt es diese Vorstellung so gut wie in allen Religionen.
Diese Art der Geburt eines "Mensch gewordenen" Gottes soll wohl die besondere Heiligkeit dieses Kindes betonen.
Auch z. B. in der griechischen Mythologie wird niemand auf "herkömmlichem" Wege geboren, sondern sie entstehen aus Köpfen, Fingern, Ohren, Rippen ...
Wäre Jesus tatsächlich nachweislich wie ein Mensch geboren, wäre er doch vom Volk niemals als heilig anerkannt worden.

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Blaubaum
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 00:25

Für mich hat die rein psychologische Deutung Gottes und Satans keinen schalen Beigeschmack, wenn sie in Verbindung mit "Suche nach sich selbst" gemacht wird, weil sie der Bedeutung dieser Suche gerecht wird.

Alle dualistischen Religionen stellen einem positiven autonomen spirituellen Prinzip ein
negatives, ebenso autonomes spirituelles Prinzip gegenüber und
thematisieren in ihren heiligen Schriften den Kampf dieser Mächte in der irdischen Arena. Böse und gute Energien arbeiten hier, schenkt man religiösen Schriften Glauben, in erster Linie extrapersonal. Da aber das Sein des Menschen in der Welt und das Sein der Welt im Menschen untrennbar miteinander verknüpft sind, erscheint mir die Existenz des Guten an und für sich wie auch des Bösen an und für sich irreal und die entsprechende "frohe Botschaft" des Heils wie auch die "unfrohe Botschaft" des Unheils irreführend.
Stellt man die Frage nach dem Heil in diesem Zusammenhang, bergen die Antworten nicht mehr als psychodynamische Gewissheiten. Davon auszugehen, dass eine Änderung der Kultur- und Religionspädagogik und eine damit verbundene "Abschaffung "des autonomen Guten wie auch des autonomen Bösen möglich ist, halte ich nicht für blauäugig.

Sollte es dieses Gute und Böse wirklich geben, wären wir, sofern wir über keinerlei Konzept dafür verfügen, ihm nicht (mehr) ausgeliefert, und das, ohne uns dessen überhaupt bewusst werden zu können.

Wir würden vermutlich, nachdem wir Gut und Böse als athropozentrische Konzepte erkannt haben, unser ethisches Konzept in der Liebe zum Leben verankern.

Die Reflexionsbreite, die sich uns durch das Spannungsverhältnis -1 und +1 bietet, würde das oft schmerzvoll und angstbesetzte Ringen um ethisch höherwertiges Denken und Handeln ersetzen durch die reine Lust, das zu tun, was unser Gefühl uns vorgibt, ohne uns endlos auf Befehl von "Oben" zu zermatern und uns von endlosen Projektionen an der Nase herumführen zu lassen, da wir Menschen im Grunde alle das selbe wollen und fühlen würden, wenn man uns nur liesse/wenn wir uns nur (entsprechend "gehen") liessen.

Wer, außer antike "Seher", würde wohl auf die Idee kommen, angesichts der schrecklichen Dinge die wir offensichtlich sehen wollen, sich zu blenden ? Und die Gewissheit, dass wir uns mit dem Öffnen der Augen und auch der anderen Sinnes-und "Übersinnesorganen" dieser grausamen Interpretation unseres Umfeldes entziehen können, haben wir bereits im Kleinkindalter hinter uns gelassen. Leider.
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Blaubaum
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 00:32

...entschuldige, forcefromabove, dass ich mich an Deinem Text vergriffen habe, aber es war mir ein tiefes Bedürfnis. Mea culpa!
spezialisten wissen zuerst viel über wenig und am ende alles über nichts

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 05:01

Force from above

Danke für Deinen Beitrag. Sind für mich persönlich immer mit einem Aha-Erlebnis verknüpft (+1).

Reine psychologische Betrachtung des B.?
Finde ich auch dass dies letztlich unzureichend sein dürfte.
Aber unser Geist ist ein wesentlicher Schauplatz dieses
.....Themas, möglicherweise DER Schauplatz.

Dieses Thema wird aber zum allergrößten Teil gemieden. Auch ich habe vor nicht allzu langer Zeit einen Ansatz dazu (den von littlebuddha) abgewürgt.
das tut mir eigentlich leid, aber er hat das Böse in seinem Ansatz schon so groß und mächtig werden lassen, dass ich einen anderen Ort und eine andere Zeit für weiser hielt (strategische Überlegungen).

Andererseits (soll jetzt kein Vorwurf gegen Dich sein)
wer bin ich denn schon, dass ich es meinen Brüdern und Schwestern übel nehmen könnte, wenn sie sich auf der ihnen gemäßen Weise gegen Einschüchterungen verwehren?

Humor, glaube ich entdeckt zu haben, ist eine echt transzendente Macht (so lange das Lachen befreiend ist und nicht gehässig oder geistlos oder einschläfernd)

mit freundlichen Grüßen

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 05:26

Kleiner Gedanke mit weitreichenden Implikationen:

Emotionen sind Energie
(mmmh! lecker!)

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Nitrat
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Beitrag Mo., 28.03.2011, 05:29

Das ahnte ich aber schon vor den Wachowskis.
Und nein, dies ist die Realität.
Es ist kein virtueller Raum (davon gehe ich nicht aus)

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