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So., 16.08.2009, 14:05
Dass ich Worte liebe, lässt sich nicht leugnen. Leider auch nicht, dass ich selten auf den Punkt komme. Ganz anders ist das bei meiner "Zweitpersönlichkeit", wenn ich quasi ganz in mir selbst Ruhe und Klarheit verspüre und auch ausstrahle. Den Willen bündeln kann. Aber damit können dann wiederum sehr wenige umgehen.
Ich hege die Überzeugung, dass man bei all den nahezu unendlich vielen Möglichkeiten einen Inhalt zu formulieren, die Wortwahl seltenst ein Versehen oder willkürlich ist. Aus der Art wie jemand einen Inhalt formuliert, welche Wörter er lieber benutzt als andere, kann man sehr viel über die wahren Gefühle/Gedanken desjenigen herauslesen. Auch in schriftlicher Form, auch wenn es dort ein paar Einschränkungen gibt. Oft ist dies dem Sprecher oder Schreiber aber selbst nicht bewusst, so dass man mit dem daraus resultierendem Wissen wenig anfangen kann, außer sich sinnlos darüber zu streiten.
So habe ich z.B. bisweilen die Unart mich an Formulierungen festzubeißen, wenn ich mir eine Meinung über eine Person bilde. Nicht immer, kommt aber durchaus vor. Nur dass dies mein Gegenüber niemals so annehmen wird, und dann eher versuchen wird, den Eindruck zu verwässern.
Nur selten passt die vermeintlich zufällige Wortwahl und das dazu gehörige "Gefühl" gar nicht zusammen. Aber das spürt man intuitiv ziemlich schnell. Etwas kommt einen dann falsch und unstimmig vor.
Das mag jetzt erst mal widersprüchlich klingen, aber ich empfinde es als ganz schlimm, wenn jemand NUR auf die Worte achtet. Wie erkläre ich den Unterschied zu dem, was ich oben meinte? Ein schwacher Versuch: Die reine Informationsebene ist sehr oberflächlich, es sei denn natürlich es geht um wirklich rein wissenschaftliche Sachthemen etc. Ansonsten gilt aber: die Formulierungen, Körperhaltungen, Tonfall und so weiter... da findet die eigentliche Kommunikation statt.
Sehr überspitzt gesagt: Die unbewusste Wahl einer bestimmten Formulierung, mag es auch noch so unscheinbar sein, sind die freudschen Versprecher der Seele, die dem Sprecher selten bewusst sind, und aus denen der Geübte viel herauslesen kann. Ich glaube nicht an Zufälle.