Meine Geschichte über meine Therapie

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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Flugente
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:34

*AufdemWeg* hat geschrieben:Was ist denn nun eine Therapeutin tatsächlich?
Die Person, die dich auf professionell auf dem Weg der Heilung begleitet. Ist jetzt meine Interpretation. Wie sieht deine aus?

Menschen heilen durch Menschen.. naja irgendwo schon richtig. Gerade in der Therapie passt dieser Satz - aber gerade dort verwehrst du dich dagegegen, denn du bleibst starr in deinem Muster und deinen Gedankengängen stecken und rückst irgendwie nicht ab davon und lässt die Therapeutin auch nicht wirklich daran teilhaben, wenn ich dich richtig verstanden habe. Du leidest weiter. Weißt du was ich meine?

Du hast deinen Grundsatz und wartest jetzt, dass durch die Therapie was besser werden soll. Gleichzeitig stagnierst du aber in genau der Anschauung, die dich dein bisheriges Leben nicht weiter gebracht hat. Oder hat es das?

Grundsätzlich sind es die Selbstheilungskräfte, die in einer Therapie geweckt werden sollen. Therapie ist Hilfe zur Selbsthilfe. Das ist harte Arbeit aber es ist Arbeit die sich wirklich lohnt, glaube mir

lg
Flugente
Eisberg voraus!

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:47

@hungry
dann hast du ja die fähigkeit, da raus zu kommen.
wie machst du das?
meinst du, du könntest das auch bei deiner thera so machen, wie du es schon öfter gemacht hast?
Manchmal vergeht es von selbst
Manchmal weil ich so wütend bin, dass ich es mir verbiete und abschalte
Manchmal in dem ich meine eigene Welt aufbaue in der sie ist wie ich sie mir wünsche
ich hoffe, ich komme jetzt nicht so gönnerhaft möchtegern-hobbypsycholginnenmäßig rüber wenn ich dir dazu eine frage stelle.:
*lach
was für eine funktion hat dieses sich auf einen fixieren und sich abhängig machen für dich?
oder einfacher: wozu ist es gut?
nicht sein zu müssen, nicht leben zu müssen, keine Verantwortung zu tragen,
keine Mühe zu haben, nie alleine zu sein, eine Identität zu haben, einen doppelten Boden
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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*AufdemWeg*
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Beitrag So., 19.07.2009, 09:51

@ Flugente
Die Person, die dich auf professionell auf dem Weg der Heilung begleitet. Ist jetzt meine Interpretation. Wie sieht deine aus?
Ja, so in etwa gibt mir das mein Verstand auch an.
Aber mein Gefühl, sie soll nicht begleiten, sie soll es wegmachen und heilen.

So völlig an dem, was Therapie ist und leisten kann, vorbei - ich weiss.
Menschen heilen durch Menschen.. naja irgendwo schon richtig. Gerade in der Therapie passt dieser Satz - aber gerade dort verwehrst du dich dagegegen, denn du bleibst starr in deinem Muster und deinen Gedankengängen stecken und rückst irgendwie nicht ab davon und lässt die Therapeutin auch nicht wirklich daran teilhaben, wenn ich dich richtig verstanden habe. Du leidest weiter.
So ist das wohl auch die Ansicht meiner Therapeutin und manchmal, in klaren Phasen auch meine.
Oft sagt sie ich würde sie aussen vor lassen, alleine lassen
das dumme dabei: ich empfinde doch SIE so.

Vielleicht bin ich auch nicht in der Lage das überhaupt auszuhalten
wonach ich suche
ein Gedanke, der mich in letzter Zeit ab und an mal streift.
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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Flugente
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Beitrag So., 19.07.2009, 10:01

Ich würd nicht so hart mit dir sein. Dein Nick klingt doch immerhin so nach Aufbruchstimmung, nach Veränderung. Und du reflektierst doch sehr gut. Erkennst dazwischen immer wieder deine eigenen Motive. Und das find ich toll. Es geht dir vielleicht zu langsam aber es geht vorwärts. Ein Schritt nach dem anderen.

Vielleicht hilft es dir, wenn du dir mit deiner Therapeutin mal eine Stunde Zeit nimmst, um deine klaren Ziele zu definieren, so à la: wo und wie sehe ich mich in zwei Jahren oder so.

Und deine letzten beiden Absätze finde ich wirklich berührend. Ich denke es wäre super cool, wenn du das mal zu deiner Therapeutin sagen könntest.

lg
Flugente
Eisberg voraus!

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hungryheart
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Beitrag So., 19.07.2009, 10:23

herbstflocke,
noch ein feedback an dich, weil ich finde, dass es in das thema ganz gut reinpasst.

oft spiegelt sich ja in der art, wie die menschen hier schreiben auch viel von der art, wie sie im real life sich geben wider.

du hast etwas an dir, was sehr berührt.
du schreibst so liebevoll, gefühlvoll, refklektiert und zurückhaltend, dass du ausgesprochen sympathisch und sehr sehr anrührend rüberkommst.
wie ein sehr besonderer mensch, dem man gerne zuhört und dem man sehr gerne irgendwie weiterhelfen würde und ihn, mal überspitzt formuliert, an sein mutter- oder helferherz drücken möchte.

vielleicht hast du diese wirkung im real life noch viel mehr und das hat diese therapeutin in ihren bann gezogen und zu dieser art der unprofessionalität bewogen??

versteh mich bitte nicht falsch, das soll überhaupt kein vorwurf, sondern eher ein kompliment sein.
manchmal ist nur ganz gut, wenn man sich seiner wirkung auf menschen bewusst ist.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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hungryheart
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Beitrag So., 19.07.2009, 10:27

*AufdemWeg* hat geschrieben: nicht sein zu müssen, nicht leben zu müssen, keine Verantwortung zu tragen,
keine Mühe zu haben, nie alleine zu sein, eine Identität zu haben, einen doppelten Boden
da bist du ja eh schon total weit, wenn dir das alles so bewusst ist....
dann bist du den größten schritt ja schon gegangen, liebe auf dem weg...

und das sind doch lauter gute dinge zum "näher anschauen"
letztlich klingt alles nach angst.
angst vor dem verlassenwerden. angst vor dem leben.

was kann dir denn helfen, zu leben und die angst, die dann kommt (neues macht ja bekanntlich immer eine riesige angst, da bist du nicht allein) da sein zu lassen und sie zu durchleben.
was macht dich stark?
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Herbstflocke
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Beitrag So., 19.07.2009, 14:01

Huch, ich hab nicht mitbekommen, dass ihr so fleissig weitergeschrieben habt!
Aber an der Resonanz kann ich erkennen, dass ich nicht alleine bin. Diese Thema betrifft, und berührt.

Ich meld mich dann, wenn ich mit lesen und Gedanken sortieren nach bin.
Und das, kann ich am besten beim putzen
bis später also.

AdW. Ich habe nur kurz überflogen. Aber dein Thema ist ja auch meins, wenn auch anders verpackt. Deshalb denke ich, dass es o.k ist, wenn du hier schreibst.

Liebe Grüsse
Herbstflocke
Ein Wiesel // saß auf einem Kiesel // Inmitten Bachgeriesel. // Wisst ihr // weshalb? // Das Mondkalb // verriet es mir // Im Stillen: // Das raffinier- // te Tier // tat's um des Reimes willen." - Das ästhetische Wiesel

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Elena
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Beitrag So., 19.07.2009, 15:45

Hallo Herbstflocke,
Herbstflocke hat geschrieben:
liebe Elena (subjektiv sicher, aber wahr...)
nicht dass Du mich missverstehst, ich glaube Dir die ganze Story, finde einfach nur Deine Therapeutin wie von einem anderen Stern, das meinte ich mit irreal.


Zum Thema Abhängigkeit zu Therapeuten kann ich folgendes sagen:
Bedingt durch meine Biographie bin ich es schon immer gewohnt, sehr selbständig zu denken und zu handeln.
In der Therapie stellte ich auf einmal fest, stopp, da gibt es Punkte, die ich überhaupt nicht alleine anschauen kann. Bei meinem Versuch, dies zu tun, habe ich körperlich reagiert.
Jetzt musste ich mir eingestehen, dass ich meine Therapeutin dazu brauche.
Das war eine riesige Überwindung für mich, dies überhaupt zuzulassen. Mittlerweile habe ich es akzeptiert, dass es so ist. Dadurch spüre ich aber eine Abhängigkeit zu meiner Therapeutin, dann kommt noch die Tochter-Mutter-Übertragung dazu....
Ich sage ihr alles, hab mir von Anfang an vorgenommen, die offenen Karten auf den Tisch zu legen, angefangen von der Nervosität, wenn sie mir gegenüber sitzt, weil ich mich gezwungen fühle, von mir zu erzählen, meine Ängste vor Abhängigkeit geschildert etc.. Letzt konnte ich ihr sagen, dass ich die Abhängigkeit zulasse, hat für mich das Gefühl von Lockerlassen und durchatmen können.
Ich finde es sehr beruhigend zu wissen, da ist jemand, der mich unterstützt, wenn ich wirklich mal ´nen Heulkrampf kriege oder aber ich nach der Sitzung total aufgelöst bin und nicht mehr weiter weiss.
Wir haben die Abmachung, dass ich sie jederzeit anrufen darf, sie meldet sich dann bei mir. Hab es einmal in Anspruch nehmen müssen, weil ich wirklich ratlos war. Sie hat wirklich super reagiert.
Daher wollte ich auch mal die positive Komponente von Abhängigkeit aufzeigen, die eigentlich dazu dient, sich ganz zu öffnen, ohne Angst zu haben, dass einem was passiert.
Ist sie vielleicht die Voraussetzung für eine gute Therapie? Natürlich immer mit dem Ziel im Auge, ein für sich besseres Leben zu schaffen, ohne Therapeut/in.

Liebe Grüsse von
Elena

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Herbstflocke
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Beitrag So., 19.07.2009, 16:44

Liebe Flugente,

Zitat:
"Da du nicht die erste bist in diesem Forum, die in so einer Geschichte hängt, ahne ich ungefähr wie dieser Thread weitergeht: Es wird eine lange lange Diskussion, die sich zwischen deinem Leid und deiner Zuneigung zu dieser Frau hin und her pendelnd wird (...)"

Hast du diese Geschichten verfolgt? wie sind sie ausgegangen?

Setzt du "lange Diskussion" mit sinnlos, endlos oder sogar kontraproduktiv gleich?
Wenn ja, dann bin ich mir diesem Punkt nicht so sicher.
Vielleicht gehören eben diese langen - vielleicht nervigen - Diskussionen auch dazu, zum Weg der jeweiligen Betroffenen aus der Abhängigkeit.
Ich für meinen Teil kann sagen, dass ich aus diesem Austausch hier bisher viel mitgenommen habe. Und mein Wochenende blieb symptomfrei. (wobei ich zugeben muss, diese Forum bietet auch eine gewisse Suchtmöglichkeit )

Dass dieser -mein- Zwiespalt für die Diskutierenden eben auch sehr zermürbend sein kann, das kann ich hingegen gut verstehen. Gerade für dich, da deine Position so klar ist.

Übrigens wünschte ich mir, die beiden Therapeutinnen aus der Beratungsstellen hätten sich mit ihrer persönlichen Meinung nicht ganz so bedeckt gehalten. Vielleicht weil man sich unter Therapeuten nicht so gern in den Rücken fällt? Oder weil subjektive Schilderungen einer Klientin nicht ausreichen? ...Spekulationen.

Du schreibst zu adW:
"Mit dem Unterschied, dass deine Therapeutin das nicht für ihre eigene Bedürfnisse ausnützt."

Gerade kann, oder will? ich nicht erkennen, wo meine Therapeutin das mit mir getan hat.
Wenn du magst, kannst du mir noch einmal aufzeigen, wo das so klar zu Tage tritt, dass sie nicht nur falsch handelt, sonder mich zusätzlich auch noch mutwillig - für sich - ausnützt.

Ich für mich, denke, spüre, dass ich nicht mehr allzu lange in dieser Situation verharren werde. Die Vorschläge diesbezüglich von hh (moderiertes Setting zu dritt) und stern (bleiben und lösen versuchen, bis neuer Therapeut gefunden) scheinen mir - ertragbar. Danke euch beiden.
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Herbstflocke
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Beitrag So., 19.07.2009, 16:54

Liebe hungryheart

Danke dein Feedback tut mir sehr gut

Ich glaube sogar, in deinem Feedback hast du nicht meine Wirkung beschrieben, sondern einen Teil meines Kerns.
Die Schattenseiten davon sind Unsicherheit, Empfindlichkeit, Sensibilität, Verschlossenheit.
Meine Wirkung auf andere ist aufgrund dessen im ersten Moment eine ganz andere: Ich scheine unnahbar, arrogant, auch unzufrieden, auf jeden Fall verschlossen.
Dass aber meine Therapeutin mit der Zeit auch meinen Kern kennengelernt und dann auch darauf reagiert hat, halte ich sogar für sehr wahrscheinlich.
Überhaupt bin ich ein Mensch, der sein Herz nicht auf der Zunge trägt. Bis ich mich an jemanden herangetastet habe, sind meine Grenzen tatsächlich sehr weit „vor"gesteckt.
Vermutlich war meine Therapeutin dann auch mal sehr froh, als meine Schutzmauern endlich eingerissen sind. Nur sind dann bei mir gleich alle Dämme gebrochen, und ich habe sie – richtiggehend- überflutet.

Herzlichen Gruss
Zuletzt geändert von Herbstflocke am So., 19.07.2009, 20:03, insgesamt 1-mal geändert.
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Herbstflocke
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Beitrag So., 19.07.2009, 17:01

Liebe Elena,

Ich kann mich an eine Phase in der Therapie erinnern, in der ich verzweifelt und aktiv nach den Grenzen meiner Therapeutin gesucht habe. Und diese nie so wirklich finden oder spüren konnte. Kann sein, dass ich einfach viel zu sanft ins „Gefecht“ gezogen bin. das einzige Mal, dass Sie mich sehr deutlich zurückwies, war auf eine Frage zu ihrer Sexualität hin. (ja… )
In dieser Therapie habe ich meine eigenen Grenzen zurückgesteckt, im Vertrauen, etwas anderes zu tun als ich sonst immer zu tun pflegte, wäre der richtige Weg, meine Probleme zu lösen.
Im Vertrauen auch in meine Therapeutin, die mir eine gewisse Abhängigkeit in der Therapie als - vom Setting vorgegeben - bescheinigt hat.
Es gäbe sogar eine Phase, in der ALLES in der Therapie stattfinden würde. Nun gut, dachte ich für mich, dann scheint dies jetzt eben genau diese Phase zu sein.
Ist diese Abhängigkeit Voraussetzung für eine gute Therapie?
Hmm. Ich sehe das - für mich - so wie hungryheart: Letztlich hat wohl alles irgendwie seinen Sinn. Fast habe ich das Gefühl es hat – inklusive aller Fehler seitens der Therapeutin - so kommen müssen, weil es eben zu meiner Geschichte gehört. Damit ich verstehen kann.

Danke, und liebe Grüsse, Herbstflocke.
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Herbstflocke
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Beitrag So., 19.07.2009, 17:10

---

Die ersten Wochen nach unserer „Klärung“ verliefen gut.
Sie hat sich an unsere Regeln gehalten. Als einmal die Stunde um war, ich aber unbedingt noch etwas loswerden wollte, hat sie strikt darauf beharrt, dass die Stunde jetzt um sei.

Das hat mich in dem Moment zwar verletzt, war aber richtig von ihr und konsequent. Denn das war, worum ich sie gebeten und wir abgemacht hatten.
Insgesamt sind die Stunden merklich kühler und distanzierter geworden. In diesen Wochen habe ich viel geweint: Um den Verlust dieser Mutter, um die Auflösung einer Illusion, um "die Vertreibung aus dem Paradies", die unsanfte Landung in der Realität.

Und wenn ich das Weinen am Tag unterdrückt habe, dann kam es spätestens am Abend vorm einschlafen, oder - allerspätestens - in der Nacht.

Ich vermute, trotz dieser schweren Zeit für mich, war dieses Weinen im Ansatz sehr „heilend“. Erstmals konnte ich erkennen, dass Trauer nichts schlimmes ist, dass sie zwar sehr schmerzt, aber auch hilft, wenn ich ihr nur zuhöre, was sie mir zu sagen hat.
Ich fands es auch schön zu erkennen, dass die -meine- Seele immer einen Weg findet, sich zu holen, was sie braucht. Und wenn es in meinem Fall bedeutet hat, in der Nacht weinend aufzuwachen.

Dann kamen in der Therapie aber wieder harmonischere Stunden, in denen ich mich meiner Therapeutin von neuem sehr nah fühlte. Das Kind in mir wurde sofort wieder hellwach, bereit, sich erneut an die verlorene und nun scheinbar wiedergefundene Mutter zu klammern.

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Beitrag So., 19.07.2009, 17:37

Herbstflocke hat geschrieben:Setzt du "lange Diskussion" mit sinnlos, endlos oder sogar kontraproduktiv gleich?
Wenn ja, dann bin ich mir diesem Punkt nicht so sicher.
Nein, ich bin sicher, dass es den Leuten hilft, andere Sichtweisen kennenzulernen, ein bisschen umzudenken und allein das Wissen, dass andere irgendwie mitleiden und einem unterstützen, kann sehr hilfreich sein.

Das Fazit meiner Aussage war eher, dass egal wie sehr wir mit dir darüber reden, du dir die wirkliche Hilfe letztendlich nur im Realleben holen kannst (ich habs dann ohnehin noch dazugeschrieben). Das Forum kann dabei eine große Unterstützung sein.

Damit will ich aber nicht sagen, dass du nicht schreiben sollst, wenn dir danach ist und das ist jetzt nicht eine Unterstellung an dich oder so, ich hab bloß von den mittlerweilen doch etlichen Forenerfahrungen gesprochen.

Aber ich geb zu, ich wollte dich ein bisschen motivieren, dir schnellstmöglich professionelle Hilfe zu holen. Jeder weitere Tag des unnötigen Leidens ist in meinen Augen ein Tag zuviel des Leidens.

lg
Flugente
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Beitrag So., 19.07.2009, 17:50

Herbstflocke hat geschrieben:Gerade kann, oder will? ich nicht erkennen, wo meine Therapeutin das mit mir getan hat. Wenn du magst, kannst du mir noch einmal aufzeigen, wo das so klar zu Tage tritt, dass sie nicht nur falsch handelt, sonder mich zusätzlich auch noch mutwillig - für sich - ausnützt.
Es ist so: eine Therapeutin, die erkennt, dass ihre Patientin an Einsamkeit leidet hat eigentlich die Aufgabe, der Patientin Wege zu zeigen, wie sie selbst ihre Probleme lösen kann. Eine ausgebildete Therapeutin weiß ganz genau was sie anstellt, wenn sie eine Patientin so nahe an sich rankommen lässt. Daher gibt es den Psychotherapiekodex, der solcherart Kontakte, wie es deine Therapeutin zugelassen hat, ganz ganz streng verbietet, daher gibt es die Supervision an die sich eine Therapeutin, die gefühlsmäßig in sowas reinrutscht wenden MUSS. Also: sie WEISS dass und warum sie sowas nicht machen darf.

Da sie ihr Wissen aber ganz offensichtlich ignoriert hat und wider besseren Wissens genau das getan hat, was sie nach ihrer Ausbildung tunlichst vermeiden muss, hat sie wohl persönliche Bedürfnisse befriedigt. Sei es eine eigene Einsamkeit, sei es ein falsch verstandenes Helfersyndrom (ja es gibt auch das Bedürfnis, anderen zu helfen um sich selbst besser zu fühlen). Sei es, was auch immer, wir kennen ja ihre Motive nicht. Aber die sollten auch keine Rolle spielen.

Wenn du dich im Internet ein bisschen umsiehst, dann siehst du viele und viel bessere Erklärungen zu dem Thema als meine.

Ich versuchs mit einem ganz primitiven Beispiel: Der betrunkene Autolenker, der ein kleines Kind tot fährt. Jeder der einen Führerschein hat, hat die Gefahren von Alkohol im Verkehr gelernt. Weiß, dass er das einfach nicht machen darf. Er weiß es, da gibt es keine Entschuldigung. Die Umstände, die zur Betrunkenheit geführt haben etc. interessieren niemanden. Die Fakten sind klar und deutlich. Und der Punkt wo er gewusst hat, jetzt muss er aufhören zu trinken, war irgendwann da aber er hat sich gesagt: egal, ich bin zwar mit dem Auto da aber ich trinke weiter. Dafür gibt es einfach keine Entschuldigung.Es hätte gut gehen können aber es ist nicht gut gegangen. Das Kind ist tot.

lg
Flugente
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stern
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Beitrag So., 19.07.2009, 18:45

Da sie ihr Wissen aber ganz offensichtlich ignoriert hat und wider besseren Wissens genau das getan hat, was sie nach ihrer Ausbildung tunlichst vermeiden muss, hat sie wohl persönliche Bedürfnisse befriedigt. Sei es eine eigene Einsamkeit, sei es ein falsch verstandenes Helfersyndrom (ja es gibt auch das Bedürfnis, anderen zu helfen um sich selbst besser zu fühlen). Sei es, was auch immer, wir kennen ja ihre Motive nicht. Aber die sollten auch keine Rolle spielen.
Eben!

Wäre ich Therapeut könnte ich mir jedenfalls angenehmere Formen der Bedürfnisbefriedigung vorstellen als mehr oder weniger suizidale, regressive Patienten, die vor einer Einweisung stehen.
Liebe Grüße
stern 🌈💫
»Je größer der Haufen,
umso mehr Fliegen sitzen drauf
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(alte Weisheit)

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