Übertragung von 2 Elternteilen auf eine 1 Therapeutin?

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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stern
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Beitrag Fr., 10.07.2009, 19:38

Vetiver hat geschrieben:Nee, das ist klar. Aber andersrum wird ja auch kein Schuh draus. Wenn mein Misstrauen Übertragung sein könnte, warum dann nicht auch das Vertrauen?
Ja, es kann Übertragung sein . Muss es aber in meinen Augen nicht. Denn im Kontakt mit Therapeuten, mache ich ja auch reale Erfahrungen mit dem Therapeuten als Therapeut. Z.B.: Ich erzähle ein schambesetztes Thema und erwähne auch noch, dass mir das peinlich ist (das würde ich jetzt erstmal als so eine Art Vorschussvertrauen bezeichnen). Thera hackt schon gut nach... ich werde merklich noch nervöser und erwähne nochmals mein Schamgefühl. Thera: Jetzt schauen Sie mich bitte an, wie ich reagiere, usw. Wie gehe ich damit um. Mache ich Sie lächerlich? So sinngem. Also sammle ich in gewisser Weise die Erfahrung: O.k., Thera iss in dem Punkt vertrauenswürdig, er hat mich mich nicht beschämt. Und das nächste Mal kann ich vielleicht souveräner ein schambesetztes Thema besprechen... mit einem Vertrauen, das ich auch ihm entgegen bringe - und das keine Übertragung ist, sondern z.B. Resultat von zuvor MIT IHM REAL gemachten postiven Erfahrungen. Denn
Ich vertraue schließlich in meiner Therapie einer Frau, die ich noch gar nicht so lange kenne, von der ich relativ wenig weiß....
Gut... einen Therapeuten lernt man ja nicht wirklich als "Privat-Mensch" kennen (bestenfalls ein paar Facetten aus seinem Privat-Leben). Aber ich erlebe ihn ja als Therapeuten... wie sind Reaktionen, versteht er mich, scheint er mir freundlich gesonnen und bemüht sich mir bei meinen Schwierigkeiten zu unterstützen, usw. Klar, je weniger lang man mit jemanden in Kontakt ist, desto schwerer isses dann bereits großes Vertrauen zu haben. Aber vielleicht gibbet ja dennoch ein paar bisherige Erfahrungen auf deren Basis man zumindest auch bissi übertragungsfreies Vertrauen entgegen bringen kann.

Umgekehrt muss natürlich auch nicht jedes Misstrauen dem Therapeuten gegenüber Übertragung sein.
Ich meine das auch nicht als bloße Gedankenspielerei, es ist wirklich für meine Basis an Vertrauen eine wichtige Überlegung: Wieso werden meist nur problematische Abläufe oder Emotionen in der Therapie als Übertragung oder Projektion bezeichnet? Und warum dann eben VERtrauen nicht?
[/quote]
Siehe oben... es wäre zumindest eine mögliche Erklärung, dass es auch so sein kann (aber nicht zwingend muss).

Und an sich kann "Übertragung" meines weniger analytisch geprägten Verständnisses nach schon "positive" wie "negative" Elemente umfassen. Warum vielleicht die "negativen" stärker hervorgehoben werden, liegt vielleicht daran, dass der Therapeut insbes. das aufgreift, was störend wirkt , keine Ahnung. Wobei ich mir schon vorstellen kann, dass z.B. eine Idealisierung i.w.S. als positive Übertragung auch störend sein kann... z.B. wenn ein Patient (aufgrund von Vorerfahrungen) dazu neigt blind zu vertrauen.

Weiß nicht... aus meinen bisherigen Therapierfahrungen hatte ich jedenfalls schon den Eindruck, dass auch das "Hier und Jetzt"/die jetzige "Realität" eine nicht unbeachtliche Rolle spielt... also das was JETZT REAL IST. Vielleicht rückt dieser Fokus etwas in den Hintergrund, wenn die Blick-Perspektive stärker aus dem "was WAR"/der Lebensgeschichte vollzogen wird. Jedenfalls kann ich für mich diesen Mix der Sichtweisen (verganheitsbezug + gegenwartsbezug) als hilfreich annehmen. Oder in anderen Worten: Für mich ist jede Beziehung (auch die therapeutische) auch eine reale (und ich hoffe sogar insbes. eine reale Beziehung), in der auch Übertragungsphänomene mitschwingen können. Und den Therapeuten erlebe ich ja auch real... und nicht nur im Schlepptau meiner Prägungen (hoffe ich zumindest ).
Liebe Grüße
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*AufdemWeg*
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 08:34

Eine Frage:

Übertragungsgefühle keine "echten", keine "realen" Gefühle?
Ich meine doch, sehr authentische sogar

ADW
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



Albert Einstein, 14.03.1879 - 18.04.1955

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stern
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 09:59

Übertragungsgefühle keine "echten", keine "realen" Gefühle?
Ich meine doch, sehr authentische sogar
Oh... ich tu' mir da echt beim beschreiben schwer... und doch, auch Übertragungsgefühle können echt, real wahrnehmbar und authentisch sein (bei mir jedoch in bestimmten Sit. gerade nicht, geschlossen aus so mancher Rückmeldung... aber sei's drum).

Aber zumindest meines Verständnisses nach (dass vielleicht vom allgemeinen Verständnis des ÜBertragungsphänomens abweicht ), haben Übertragungsgefühle nicht ihrem Ursprung im HIER UND JETZT UND INSBES. NICHT NICHT MIT DER PERSON, MIT DER ICH ES GERADE ZU TUN HABE (= was ich mit "real" meinte = jetzige Realität). Sondern ich übertrage Gefühle/Gedanken, die einer anderen Person/Situation gelten (mit der ich irgendwann mal prägende Erfahrungen machte) auf den Therapeuten (oder sonst wem) - wegen einer Prägung, die quasi mein aktuelles Erleben (noch) mehr oder weniger beeinflusst. Z.B.: Wenn ich schon öfters die Erfahrung machte, dass Konflikte schon häufiger zu Beziehungsabbrüchen oder heftigen Eskalationen führten, habe ich gegenüber sehr vielen Menschen (auch dem Therapeuten) vielleicht Angst eine abweichende Meinung kund zu tun. Jemand der hingegen öft die Erfahrung machte, dass er in solchen Sit. dann beschämt wurde, der verspürt dann vielleicht eher Scham dem Therapeuten gegenüber, eine abweichende Meinung kund zu tun. Und zwar evtl. sogar losgelöst davon, was die bisherigen Erfahrungen mit meinem Therapeuten waren.

Oder wie wiki es definiert:
Übertragung = "in der Psychologie bzw. Psychotherapie das Phänomen der unbewussten Umlenkung von Gefühlen von früheren Bezugspersonen auf Andere, siehe Übertragung (Psychologie)", vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbertragung bzw.
"Er bezeichnet dort [in der Psychologie] den Vorgang, dass ein Mensch alte – oftmals verdrängte – Gefühle, Affekte, Erwartungen (insbesondere Rollenerwartungen), Wünsche und Befürchtungen aus der Kindheit unbewusst auf neue soziale Beziehungen überträgt und reaktiviert. Ursprünglich können diese Gefühle auf die Eltern oder Geschwister bezogen gewesen sein, bleiben aber auch nach der Ablösung aus dem Elternhaus in der Psyche präsent und wirken dort weiter. Dieser Vorgang ist zunächst weitestgehend normal und weit verbreitet, kann aber, wenn die übertragenen Gefühle sich gegenüber tatsächlichen gegenwärtigen Beziehungen als nicht angemessen erweisen, zu erheblichen Problemen und Spannungen führen.", vgl.
http://de.wikipedia.org/wiki/%C3%9Cbert ... sychologie)

Keine Übertragung wäre mithin, wenn ich einer bestimmten Person GEGENÜBER misstrauisch bin, die sich jetzt (oder zu früheren Zeitpunkten) nicht vertrauenswürdig erwies. Denn dann bin ich genau der Person gegenüber misstrauisch, der dieses Gefühl auch gilt (weil ich übertrage ja nicht von einer anderen Beziehung auf die Beziehung, in der ich mich jetzt real befinde).

Insofern gibbet in meinen Augen übertragungsfreie Gefühle. Und das ist letztlich das, worauf ich hinaus wollte. Ob das Psychologen auch so sehen würden, weiß ich nicht... aber so kann ich es für mich annehmen.
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carö
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 10:19

liebe adw, liebe stern

übertragungsgefühle sind absolut echte gefühle, die frage ist nur, ob sie in dem realen gegenüber auch ihren wahren auslöser haben - manchmal ja, manchmal nein. mit der frage, ob echt oder nicht echt habe ich mich auch ewig herumgeplagt, weil ich mich damit anfangs nur schwer oder gar nicht annehmen konnte bzw. die realität - meine realität - für mich "nicht wirklich" war bzw. immer die frage nach der wirklichkeit aufwarf. schwer auszudrücken. das thema wirklichkeit war/ist also eher mein thema...
es geht doch eher darum, sich selbst mit seinen gefühlen wahrzunehmen und anzuerkennen, erst dann kann eine veränderung der eigenen sichtweise/einstellung/wahnehmung stattfinden. theoretische anschauungen bringen einen da nur bedingt weiter. v.a. wenn man eine VT macht, in der übertragungsgefühle idR nicht explzit thematisiert werden, verstehe ich nicht so ganz den aufwand, sich mit dem thema übertragung überhaupt zu beschäftigen.

LG
caro
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 10:23

Huhu Caro

wie ist das:
haben nicht alle Gefühle im Gegenüber ihren Auslöser
weil sie ja sonst gar nicht auftauchen würden?
Ich hoffe meine Frage ist verständlich

LG ADW
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carö
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 10:42

huhu adw

hm, schwierige frage... ich habe es so erlebt, dass ich auch dinge massiv übetragen habe, die keinen wirklichen realen grund, also keinen realen auslöser gebraucht haben bzw. hatte. aber ja sicherlich braucht es das reale gegenüber, dass einen überhaupt dazu bringt, diese übertragung zu entwickeln.

das gegenüber ist eben keine perfekte weisse leinwand auf die man alles projezieren kann, so wie sich das freud vorstellen mochte... es gibt ein miteinander agieren, ein miteinanander reagieren bis zu einem gewissen grad ..
ich habe erlebt, dass die auslöser oft winzig klein waren und meine massive reaktion völlig unangemessen waren.. also beispielsweise musst ich manchmal beim klingeln an der tür ne halbe minute warten.. ich habe das wirklich lange als gegen mich gerichtete erzieherische massnahme empfunden, also motto: die patientin ist zu früh, die lass ich warten, die nervt, ich muss noch meinen kram erledigen bis ich sie reinlassen, sie stört, weil ich mich gerade mit dem superspannenden patienten vor ihr befassen will in ruhe etcetcetc.. und DAS hatte tatsächlich keinen realen auslöser... irgendwann konnte ich darüber nachdenken, was sonst noch alles sein könnte, was nichts mit mir zu tun hat..und irgendwann habe ich aufgehört so intensiv darüber nachzudenken...

und da gibt es viele weitere beispiele... aber klar, der therapeut reagiert natürlich auch auf (mein) misstrauen... auch wenn er versucht, mich nicht spüren zu lassen. die vorhandenen gefühle beeinflussen immer eine beziehung. oft sehr subtil. gut ist, wenn er.. der therapeut/die therapeutin.. das durchschauen kann.. also das gemeinsame agieren.. und sich dann die frage stellen kann, warum er/sie da mitmacht.. also eben seinen eigenanteil versucht mit sich selbst zu klären... dann kann wieder freiheit entstehen auch für den patienten, eben seinen teil anzuschauen..

und natürlich kann es auslöser geben, die frage ist ja, ob z.B. eine eigenheit des therapeuten ein tiefes misstrauen begründen kann, so tief, dass man kaum mehr zusammenkommen kann. und solche im grunde übersteigerte reaktionen haben siher viel mehr mit einem selbst zu tun, als dass sie in der person des realen gegenübers ihren auslöser finden...

habe ich mich irgendwie verständlich ausgedrückt ?
ich habe gerade beim schreiben auch das gefühl gehabt, dass es evtl bei dieser frage "was genau ist übertragung?" ja das, oder nein, das nicht... eben auch darum geht, mehr sicherheit... anders ausgedrückt.. auch kontrolle über den prozess zu bekommen.. es "riecht" für mich etwas nach dem alt-bekannten schwarz-weiss-denken... hier übertragung.. ah.. gut, also nicht echt, hier nicht üertragung, gut, echt.. oder auch andersherum.. je nach dem, was man lieber mag..

das ringen mit diesen thema gehört in die therastunden, hier im forum ist das etwas.. hm.. verwirrend.. schwer auszudrücken in seiner komplexität... führt ins nirgedwo.. das ist zumindest mein eindruck dabei.

es ist, was es ist, sagt fried ..

LG
Caro
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 10:47

Liebe Caro,

genau das ist es, was ich auch empfunden habe
und weswegen ich meine Fragen stellte.
hier übertragung.. ah.. gut, also nicht echt, hier nicht üertragung, gut, echt.. oder auch andersherum.. je nach dem, was man lieber mag..
Danke für deine Gedanken dazu.

Lieben Gruß
ADW
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Flugente
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 11:12

Jede zwischenmenschliche Beziehung ist grob ausgedrückt von Übertragunsgefühlen geprägt. Wie wir auf andere Menschen reagieren, hängt von gespeicherten Erinnerungsgefühlen ab.

Der Sinn und Zweck, wenn diese Übertragungsgefühle dann in einer Therapie auftauchen ist der, dass der/die Thera sich so verhält, dass offensichtlich negative Erinnerungen und darauf folgende Beziehungsmuster quasi umprogrammiert werden. Dem Patienten also neue Erfahrungen zu bieten und ihm damit zu erleichtern, wieder Vertrauen in die Menschheit zu fassen (oder was auch immer jeweils angebracht ist).

Absolut nicht Sinn und Zweck ist es, den Therapiefortschritt zu verlangsamen, indem man sich nur mehr auf diesen Übertragungskram konzentriert. Das sind Vorgänge, die in der Therapie passieren wie andere Dinge auch.

Klar will man, wenn man mit dem Thema in Berührung kommt, mehr darüber wissen aber es ist im Grunde etwas alltägliches, bloß dass in der Therapie professionell damit umgegangen wird. Wie mit allen anderen Dingen auch.

Genauso gut könnte man jedes andere Detail aus der Therapie herausnehmen und sich Tag und Nacht darüber Gedanken machen aber es bringt nichts. Die Therapie wirkt als Ganzes. Dass Therapeuten das Thema Übertragung studieren müssen ist klar, sie müssen professionell damit arbeiten, so wie mit allen anderen Bestandteilen der menschlichen Seele.

Macht euch doch nicht wirr mit diesem Übertragungsthema, es hemmt euch im Grunde nur, wenn ihr bei jeder Gefühlsregung darüber nachdenken müsst ob das jetzt Übertragung ist, ob die Gefühle echt sind oder nicht etc. etc.

Gefühle sind immer echt. Wie sollte man ein falsches Gefühl spüren? Die Ursachen sind das, worauf es ankommt und darauf fokussiert sich die Zusammenarbeit in der Therapie.
Eisberg voraus!

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stern
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 14:02

Liebe Caro,
caro hat geschrieben:übertragungsgefühle sind absolut echte gefühle
Vielleicht verstehen wir beide unter "echt" etwas anderes...: "Echt" im Sinne von "da/erlebt" sind Übertragungsgefühle natürlich... aber bei mir sind's eben nicht unbedingt die primären Gefühle, die ich dann erlebe (das wurde mir ja mehr als deutlich gemacht). Aber sei's drum, wegen u.a. dieser Schwierigkeit bin ich ja in Therapie.
theoretische anschauungen bringen einen da nur bedingt weiter. v.a. wenn man eine VT macht, in der übertragungsgefühle idR nicht explzit thematisiert werden, verstehe ich nicht so ganz den aufwand, sich mit dem thema übertragung überhaupt zu beschäftigen.
Na, mein Eindruck insbes. aus der stat. Therapie iss eigentlich, dass sehr stark gerade aufs Erleben gesetzt wurde... ob man es nun so oder so nennt iss dann nicht so der Punkt. Denn ja:
Flugente hat geschrieben:Der Sinn und Zweck, wenn diese Übertragungsgefühle dann in einer Therapie auftauchen ist der, dass der/die Thera sich so verhält, dass offensichtlich negative Erinnerungen und darauf folgende Beziehungsmuster quasi umprogrammiert werden. Dem Patienten also neue Erfahrungen zu bieten und ihm damit zu erleichtern, wieder Vertrauen in die Menschheit zu fassen (oder was auch immer jeweils angebracht ist).
Das mit emotionaler Neuerfahrung sehe ich ähnlich... worum es in meiner Therapie unter anderem auch explizit ging, wozu's halt teils auch ein paar Erklärungen gab. Und eben:
Macht euch doch nicht wirr mit diesem Übertragungsthema, es hemmt euch im Grunde nur, wenn ihr bei jeder Gefühlsregung darüber nachdenken müsst ob das jetzt Übertragung ist, ob die Gefühle echt sind oder nicht etc. etc.
... zumal ich ausschließe, dass JEDES Gefühl ein übertragenes Gefühl ist. Ich habe zu begründen versucht, wie ich es erlebe. ...und wobei mir schon auch gesagt wurde, dass es mir nachträglich sozusagen schon helfen kann, dass nochmals anzusehen. Aber gut, auch wegen eines best. Kopf-Gefühlsproblem bin ich halt in Therapie.
Zuletzt geändert von stern am Sa., 11.07.2009, 14:17, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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carö
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 14:17

liebe stern,

hmm.. ich .. ähm.. sorry.. ich verstehs gerde nicht
stern hat geschrieben:..aber bei mir sind's eben nicht unbedingt die primären Gefühle die ich dann erlebe.


aber wirklich.. seis drum.. kommünikasiong schwüüürig

LG Caro
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stern
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Beitrag Sa., 11.07.2009, 14:50

caro hat geschrieben:aber wirklich.. seis drum.. kommünikasiong schwüüürig

eben . Ich könnte es versuchen darauf einzugehen, aber ich lasse es, um nicht allgemeine Verwirrung zu stiften mit einer konkreten Baustelle, die bei mir dabei auftauchen kann... und die dann eben zusätzlich zur Untauthentizität bis hin zur Panikattacke führen kann. Zumal fürchte ich, würden mir Schilderungsversuche hier auch evtl. nicht gut tun... und andere vielleicht verwürren. Für mich habe ich das jedoch relativ klar.

Im Prinzip wollte ich ja auch oben auch nur Beispiele geben, dass ich nicht JEDES Gefühl als übertragung wahrnehme und definiere... und dahin (bei mir) unter anderem auch Rückmeldungen von insbes. stat. Therapeuten gingen. Nücht mehr und nücht weniger. Weil Vetevier ja meinte (sinngem.): Wenn Misstrauen Übertragung iss, dann iss ja vielleicht auch das Vertrauen Übertragung. Darauf sollte sich mein Antworten eigentlich primär beziehen. Also stopp jetzt .
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Vetiver
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 11:12

Hallo SandyP.

Ja, wir haben schon mehrfach über Therapieziele gesprochen. Ich habe manchmal allerdings die Befürchtung, dass wir beim Weg dahin unterschiedliche Vorstellungen haben. Ist ja auch klar, sie ist diejenige, die ausgebildet ist, von daher hat sie mehr Weg-Kompetenz als ich, quasi wie eine Bergführerin.
Trotzdem fühle ich mich manchmal so dermaßen überfordert, dass ich mich gar nicht mehr bewegen kann. Und JA, ich habe das Gefühl, zu schnell erwachsen werden zu müssen. Und JA, so bin ich groß geworden. Und noch ein JA dafür, dass ich wirke, als könne man mir eine Menge zumuten.

Dennoch: Gerade am Wochenende habe ich gemerkt, dass ich finde, dass sie irgendwie zu linear vorgeht, mit einer stark begrenzten Menge an eingeplanten Schleifen.
Und mein Gefühl ist im Augenblick, dass ich den Weg zu ihr momentan nicht mehr wiederfinde vor lauter Misstrauens-Schleifen.
Fühlt sich an, wie ich mir das als Kind beim Hänsel und Gretel-Märchen immer vorgestellt habe. Und ich bräuchte im Augenblick jemanden, der mir den Weg deutlich zeigt.
Ich brauche das nicht immer, bin auch nicht gerade der Typ, der Selbstverantwortung ablehnt. Aber je stärker ich mich mit meinen Kleinkindanteilen herumschlage, desto mehr verliere ich den erwachsenen Überblick.
Ist ein Problem, wenn die Therapeutin das Gefühl hat, ich müsste mich schon anders (konstruktiver) verhalten können. Hätte ich auch gerne....keine Frage.
Dazu fällt mir folgendes Beispiel ein, das ich bei einer Nachbarin gerade am Wochenende wieder hautnah erleben durfte: Die meisten Kinder machen totalen Radau, wenn sie abgestillt und an die Flasche gewöhnt werden sollen, oft so heftig, als ginge es um Leben und Tod.
Was da auftaucht, ist folgende Frage: Alles nur mein Widerstand gegen einen ganz normalen Entwicklungsprozess? Oder brauche ich wirklich noch mehr Unterstützung und Nähe?

Und zum "blind ausliefern" kann ich immer noch nichts sagen. Ich merke im Augenblick wieder deutlich, dass bestimmte therapeutische Konflikte in mir solche dauerhafte Angst auslösen, dass ich nach einer Weile so fertig bin, DASS ich mich nur noch blind ausliefern kann - oder abbrechen müsste.

Was machst du denn eigentlich mit deinen Bedenken? Besprecht ihr das immer in der Therapie? Wie reagiert sie darauf? Geht es dir danach besser?

Viele Grüße
Vetiver

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 12:22

Hallo Vetiver:

Es hört sich alles sehr vertraut an, was du schreibst.

Dein Misstrauen deiner Therapeutin gegenüber scheint dich am meisten zu bewegen/belasten zur Zeit. Du hast mehrere Erklärungen (Übertragung) und Bilder (Schleifen, Hänsel&Gretel) entwickelt, um diesen einen Eindruck eurer gegenwärtigen Beziehung vor dir auszubreiten und zu überblicken.

Es spricht ein ganz starker Wunsch nach Überblick und Orientierung daraus. Du steckst in den Bergen oder im Wald fest und weißt nicht, wie's weitergehen soll. Aber du scheinst auf jeden Fall auf dem Weg zu sein bzw. warst auf dem Weg, irgendetwas hat sich ja schon verändert. Du fühlst dich allein gelassen mit den neuen Anforderungen und besitzt noch keine eigene Kompetenz, um deinen Weg aus diesem unbekannten Terrain zu finden.

Ich habe z.Z. das Bild vor Augen, im Wald abgesetzt worden zu sein und mein Thera schaut einmal die Woche vorbei, um zu sehen, ob ich noch da bzw. am Leben bin. Weil ich Angst habe (mich zu verlaufen? nicht mehr gefunden zu werden? zu verhungern?), kann ich keinen Schritt vorwärts und harre der Dinge bewegungslos. Warten und aussitzen und meine Stimmung wird immer düsterer.
Aber je stärker ich mich mit meinen Kleinkindanteilen herumschlage, desto mehr verliere ich den erwachsenen Überblick.
Das könnte in der Tat eine Erklärung für den Zustand sein. Wie merkst du, dass du dich mit Kleinkindanteilen herumschlägst? Gibt es da bestimmte Gefühle, die du diesen Anteilen zuschreiben würdest?
Die meisten Kinder machen totalen Radau, wenn sie abgestillt und an die Flasche gewöhnt werden sollen, oft so heftig, als ginge es um Leben und Tod.
Wahrscheinlich ist das auch für die Eltern eine schwierige Situation. Wie soll man sich verhalten? Was ist das beste für's Kind, auch längerfristig, wenn es um das Erlernen von Selbstständigkeit geht?

Ich habe mich letzte Woche daran erinnert, dass ich als Kleinkind für 6 Tage wegen Verdachts auf Scharlach ins Krankenhaus kam. Einzelhaft. Ich habe damals Zeter und Mordio geschrieen, als meine Mutter gehen wollte. Es gab kaum menschlichen Kontakt, außer der Blick in andere Einzelzellen mit Kinderbetten, hier und da der Besuch einer Krankenschwester oder eines Arztes. Wenn ich so zurückdenke, muss das die Hölle gewesen sein. Ist sowas heutzutage überhaupt noch möglich? Letztendlich wurde bei mir Keuchhusten festgestellt.

(Fortsetzung folgt...)

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 13.07.2009, 12:33

Teil II:

Ich denke, mit dem "blind ausliefern" meinte ich genau das, was du so treffend mit "Kleinkindanteilen" beschrieben hast. Also so eine Art Urvertrauen in den Therapeuten gegen das ich mich sträube.
Was machst du denn eigentlich mit deinen Bedenken? Besprecht ihr das immer in der Therapie? Wie reagiert sie darauf? Geht es dir danach besser?
"Orientierungslosigkeit" und "Therapieziele formulieren" waren große Themen in der letzten Stunde. Wir haben lange darüber geredet, aber mir ging es danach nicht unbedingt besser. Ich fragte ihn nach dem "roten Faden" in der Therapie und er listete 1001 kleine Therapieziele auf, die man erreichen könnte. "Wir haben ja 50 Stunden!" Das saß. Es hörte sich für mich an wie "Sie leben 50 Jahre! Machen Sie was aus Ihrem Leben!" und ich habe schon über 30 davon aufgebraucht. Die Zeit rinnt, tick tock tick tock. Hat mich sehr verunsichert. Deshalb will ich, dass schnell etwas passiert.

Wenn wir darüber reden, wirkt er sehr förmlich auf mich. Als würde ich mich über die Nebenwirkungen eines Medikaments erkundigen. Also wieder ein Gefühl des Alleingelassen - Werdens.

Aber danke für deinen Beitrag, hat mir in vielerlei Hinsicht die Augen geöffnet.

Viele Grüße
Sandy

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Vetiver
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Beitrag Do., 16.07.2009, 17:38

Hallo SandyP.,

habe versucht, mich zu "drehen" in den letzten Tagen. Genau genommen habe ich versucht, mich zu ERINNERN.
Zu erinnern an die Situationen, in denen ich Vertrauen in meine Therapeutin hatte. Einfach so, blindes Vertrauen, ohne darüber nachzudenken.
Schwierig wird diese Vertrauensfrage ja nur, wenn Vertrauen gerade abwesend ist. Sonst taucht sie für mich gar nicht auf.

Und ich habe dann gemerkt, dass wir eine Basis für die gemeinsame Arbeit haben auch in Zeiten, in denen ich nicht vertrauen kann. Ich gehe weiter hin, sie ist weiter da...
Ich kann innerlich zurückkehren zu ihr, auch wenn ich gerade hänsel-und-gretel-artig total vom Weg abgekommen bin.
So lange ich die Therapie nicht abbreche, gibt es immer wieder diese Möglichkeit. Und entweder ich streue selbst Brotkrumen, die den Rückweg markieren oder sie macht das für mich oder wir machen das gemeinsam.

Und in diesem Auf und Ab taucht eben all das auf, was zu meiner Geschichte gehört. Vor allem eben dieses immer wieder widerkehrende Grund-Misstrauen.
Würde es nicht gegenüber meiner Therapeutin auftauchen, könnten wir es da nicht live bearbeiten. So jedenfalls war ihre Einschätzung in der letzten Sitzung gestern.
Sie sagt, dass sie froh sei, dass ich die Zweifel so deutlich zeige. Auch, wenn mir das psychisch oft zu heftig ist, ist das Thema wenigstens zwischen uns auf dem Tisch und wir können uns gemeinsam drum kümmern.

Du siehst, ich bin wieder mehr im Lot jetzt.
Guter Zeitpunkt - werde morgen in den Urlaub fahren und hätte in der Verfassung der letzten Wochen im Grunde nicht losgekonnt.

Ich danke noch mal allen für die Beiträge und Erfahrungsberichte - sie haben mir SEHR dabei geholfen, durch diesen Dschungel hindurchzufinden.
Tschüß bis August!

Vetiver

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