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Mo., 21.06.2010, 11:58
Hi zusammen
Bei der Suche nach Informationen über symbiotische Mutter-Tocher-Beziehungen bin ich auf euren Thread gestossen.
Es ganz erstaunlich und beeindruckend zu sehen, wie gleich die Thematik empfunden werden kann. Ich habe mich sehr sehr stark in euren Diskussionen und Gefühlsäusserungen wiedererkannt und verstehe das "Dilemma" sehr gut. Auch ich habe eine solch "gestörte" Beziehung zu meiner Mutter. Auch ich empfand (oder empfinde manchmal noch immer) diesen Zwist, zwischen Rettung meiner Seele und Rettung ihrer Seele ...
Was ich aber eigentlich sagen will, dass man sich sehr wohl von Müttern "trennen" kann.
Was soll falsch daran sein sich seine eigene Identität zu schaffen? Sich aus der Symbiose zu befreien? Wir haben nicht darum gebeten, sie einzugehen, oder? Wir haben ein Recht auf Autonomie, auf Nicht-Manipulation, auf ein heiles Selbst. Auch wenn unsere Mütter uns dieses Recht aufgrund ihrer eigenen Not nicht haben zugestehen können. Wir dürfen es uns von den Schuldgefühlen nicht nehmen lassen, autonom in den Gefühlen zu werden. Ich habe soweit möglich meine Mutter-Geschichte als das akzeptiert, was sie nunmal ist. Ich habe akzeptiert, dass ich von ihr keine Nähe mehr zulassen kann/will, aus Angst, dass sie mir etwas nimmt. Ich habe akzeptiert, dass wir nie das hatten was ich gebraucht hätte und es auch nie haben werden. Das Kind einer Mutter zu sein verpflichtet nicht zur Selbstaufgabe... Hingegen hat die Mutter eine Pflicht ihrem Kind gegenüber. Das spürt man vielleicht erst dann wenn man eigene Kinder hat (Ich selbst habe noch keine). Wenn die Mutter diese Pflicht nicht wahrnimmt, dürfen wir uns nicht verantwortlich fühlen. Naja, aber eben einfacher gesagt als getan. Mir tut die Distanz zu meiner Mutter unheimlich gut. Ich habe ihr auch gesagt, dass ich keinen persönlichen Kontakt möchte (wie lange ist offen). Klar ist das schrecklich für sie und klar tut es mir unglaublich wahnsinnig weh, wenn ich an ihren Schmerz und ihre Einsamkeit denke (Ich bin ihr einziges Kind und sie hat ihr "Glück" auf mir aufgebaut) und noch vor einem Jahr zerplatze ich fast vor Schmerz und Schuldgefühlen. Aber vielleicht ist es eben gerade wichtig, diese Gefühle zu spüren, stark zu spüren, sie anzunehmen und sie auszuhalten. Wir empfinden, als würden wir unsere Mutter im Stich lassen, sie hängen lassen ... Aber so ist es in Wahrheit nicht, es ist eine Illusion zu glauben, es sei unsere Aufgabe sie zu retten. Davon muss man sich lösen.
Und mit kleinen Schritten kann man versuchen der Mutter das "schwere Lebenspaket", dass sie uns aufgebürdet hat, eins nach dem anderen zurückzugeben. Sich immer wieder abgrenzen und klarstellen, wer ich bin und was für mich gilt, und dass sie kein Recht hat sich das einzuverleiben. Immer und immer wieder, vor allem wenn die Mütter es nicht schaffen, sich selbst zu reflektieren.
Ich glaube fest daran, dass ich diesen Weg gehen kann, dass es immer besser wird und ich immer stärker.
Herzlich.
Streets