Wie kann ich Übertragung auf Therapeutin auflösen?

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Elena
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 16:50

Hallo Canonia,

Du hast es richtig erkannt, Du analysierst sie, dies sollte so nicht sein, da hier ein Rollentausch stattfindet. Es geht darum, dass sie dich analysieren sollte.
Ich glaube auf keinen Fall, dass Deine Therapeutin sich so launisch verhält, weil sie Dich provozieren möchte bzw. Dein Verhalten beobachten will. Ich gehe, genau wie flashpoint, davon aus, dass sie einfach ihre wahren Gefühle zeigt, die höchstwahrscheinlich mit Dir garnichts zu tun haben. Gerade Ärzte und Therapeuten sind von solchen Stimmungsschwankungen betroffen, da sie enormen Stress haben. Du weisst ja auch nicht, wen sie vor Deiner Sitzung schon dran hatte und ist einfach ausgepowert! Meine Hausärztin, die ich echt gut finde, ist auch heute hüh und morgen hott, mal super freundlich und aufgeschlossen, mal ganz kurz und knapp. Ich kann aber damit umgehen, da ich weiss, dass dies mit mir nichts zu tun hat, sondern an der Tagessituation der Praxis liegt.
Ich an Deiner Stelle würde sie ganz direkt ansprechen, weil sie Dich ja sicherlich auch zu Beginn der Stunde fragt, wie es Dir geht. Dann sage ganz ehrlich, dass es für dich schwierig ist zu ihr zu kommen, da sie einerseits sehr freundlich ist, an anderen Sitzungen wieder weniger und dass Dich dieses Verhalten verunsichert und du Dir die Frage stellst, ob dies etwas mit Dir zu tun hat. Mit dieser Aussage greifst Du sie auch nicht an. Versuche nur von Deinen Empfindungen und Eindrücken am besten in der Ich-Form zu reden. In der Regel ist es so, dass auf Offenheit auch mit Offenheit reagiert wird. Probiers doch einfach mal aus, hast ja nichts zu verlieren. Vielleicht wirst Du angenehm überrascht sein, was sie Dir mitteilt. Kann mir sogar gut vorstellen, dass sie froh ist, wenn Du nachfragst. Ärzte und Therapeuten sind immer nur damit beschäftigt anderen zu helfen und zu fragen, wie es den Patienten geht, aber umgekehrt ist dies nicht der Fall. Manchmal sprudelt es dann wie ein Wasserfall aus ihnen heraus. Aber wie gesagt, pass auf, dass ihr Problem dann nicht zu Deinem wird. Und sei ehrlich zu Dir, ob Du unter solchen Voraussetzungen eine Therapie durchführen willst!!!

Zu meiner Therapeutin: genau, sie beobachtet, wie ich auf sie reagiere! Verhält sich mir gegenüber mütterlich, da ich dieses Verhalten bei ihr "provoziere".

Hoffe, dass ich Dich mit meinem vielen Text nicht überfordere.
Liebe Grüsse von
Elena

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Canonia
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 17:27

Also wenn ihr beiden es so sieht, dann habe ich mich wohl geirrt. Ich denke nämlich immer, ich bin für ihre "Launen" verantwortlich. Und wenn ich komme, und sie ist genervt, dann denke ich, vielleicht wäre ihr lieber wenn ich nicht gekommen wäre. Vielleicht hat sie keine Lust mit mir zu arbeiten.

Komischerweise, wenn sie gut gelaunt ist, denke ich, jemand anders ist dafür verantwortlich... Ich bin nur für die schlechten Launen verantwortlich...

Elena, du überforderst mich nicht mit vielen Texten, im Gegenteil, es hilft mir besser zu verstehen.

Elena hat geschrieben: Zu meiner Therapeutin: genau, sie beobachtet, wie ich auf sie reagiere! Verhält sich mir gegenüber mütterlich, da ich dieses Verhalten bei ihr "provoziere".
wie machst du das denn? Vielleicht sollte ich es auch mal machen


Danke Euch
Liebe Grüße
Canonia

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Elena
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 20:32

Hallo Canonia,

wie ich das mache, dass ich das mütterliche Verhalten bei ihr provoziere ?
Ich gehe einfach davon aus, dass es sie ziemlich berührt hat, als ich von meiner Kindheit und meinem Verhältnis zu meiner Mutter erzählt habe, welches einfach kalt war. Sie sah sehr traurig bei meinen Erzählungen aus, und meinte, sie stellt sich das alles sehr schlimm vor. In der Sitzung danach kam es auch zur Sprache mit der Übertragung und das sie mich im Verhältnis zu ihr in der Rolle einerTochter ansieht. Ich wollte bei ihr kein Mitleid erwecken, so ein Typ bin ich auch garnicht, eher selbstbewusst und stehe fest im Leben. Das meinte sie auch, dass sie mich so sieht, daher bezeichnete sie mich als grosse Tochter.
Ist schon schön, so verstanden zu werden, zumal ich nie dazu stehen konnte, dass ich viel emotionale Wärme vermisst habe. Sie hat das irgendwie sehr gut "rausgekitzelt". Daher würde ich auch Dir gerne eine solche Erfahrung wünschen, ohne Dir ständig Gedanken zu machen zu müssen, warum Deine Therapeutin jetzt mal wieder genervt ist. Aber wie gesagt, bei der Verhaltenstherapie wird nicht mit Übertragung gearbeitet. Aber so wie Du schreibst, kann ich mir sehr gut vorstellen, dass Dir dies gut tun würde.

Liebe Grüsse von
Elena

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flashpoint
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 21:03

Canonia hat geschrieben: Komischerweise, wenn sie gut gelaunt ist, denke ich, jemand anders ist dafür verantwortlich... Ich bin nur für die schlechten Launen verantwortlich...
das find ich ja süss die Erkenntnis
na vielleicht denkst du jetzt ein bisschen anders.
und was spricht eigentlich dagegen sowas anzusprechen, also welchen Eindruck du von ihr hast in dem Moment und wie der zu deuten ist?
Da klingt ein wenig diese "Opferhaltung" durch, wie von hungry angesprochen, insofern als du scheinbar den Befindlichkeiten anderer Leute einen höheren Stellenwert als deinen eigenen einräumst und mehr Verantwortung dafür übernimmst, dass sich andere gut fühlen, als dass du diese Verantwortung für dich selbst wahrnimmst. nur so eine Idee.
"Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen über dieselben beunruhigen die Menschen." - Epiktet, Handbüchlein der Moral

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Canonia
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Beitrag Mi., 13.05.2009, 23:39

Elena hat geschrieben: Ist schon schön, so verstanden zu werden, zumal ich nie dazu stehen konnte, dass ich viel emotionale Wärme vermisst habe.
Es fällt mir schwer zuzugeben dass ich emotionale Wärme vermisst habe bzw. vermisse.
flashpoint hat geschrieben: und was spricht eigentlich dagegen sowas anzusprechen, also welchen Eindruck du von ihr hast in dem Moment und wie der zu deuten ist?
irgendwie habe ich nicht die Mut dazu.
Da klingt ein wenig diese "Opferhaltung" durch, wie von hungry angesprochen, insofern als du scheinbar den Befindlichkeiten anderer Leute einen höheren Stellenwert als deinen eigenen einräumst und mehr Verantwortung dafür übernimmst, dass sich andere gut fühlen, als dass du diese Verantwortung für dich selbst wahrnimmst. nur so eine Idee.
Hey, das stimmt ja vollkommen! Genau so ist es wenn ich jetzt drüber nachdenke!
Damit war also die Opferrolle gemeint? Ich dachte, sie meint, dass nur ich andere Menschen dafür verantwortlich mache, wie es mir geht.

Es ist so:
ich fühle mich für die Launen anderer Menschen verantwortlich. Wenn sie freundlich und nett sind, habe ich Angst, dass ich irgendwas mache oder sage, das sie verärgert.

Wenn sie schlecht gelaunt oder sogar genervt sind, denke ich, ich habe etwas falsch gemacht oder gesagt.


Und wenn ich gut gelaunt bin und jemand anders nicht, dann ändert sich das auch bei mir schnell, weil ich das Gefühl habe, ich habe kein Recht glücklich zu sein wenn jemand anders unglücklich ist.

Das ganze hängt vielleicht mit meiner Kindheit zusammen. Vielleicht, weil ich immer dachte, ich wurde mißhandelt weil ich meine Eltern unbewußt verärgert habe, wußte nur nicht womit... Keine Ahnung ob es so ist.
Liebe Grüße
Canonia

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flashpoint
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Beitrag Do., 14.05.2009, 00:24

Canonia hat geschrieben: Damit war also die Opferrolle gemeint? Ich dachte, sie meint, dass nur ich andere Menschen dafür verantwortlich mache, wie es mir geht.
ich denk das sind zwei Seiten derselben Medaille, du räumst dir selber zuwenig Wichtigkeit ein und siehst dich daher selbst als abhängig davon ab was andere tun, denken, wollen. ist aber nur eine Theorie. interessant wäre ja was die Konsequenz daraus ist. bzw. welche Optionen du sonst noch hättest wie du in bestimmten Situationen handelst. Das gute ist ja in der Therapie hast du sozusagen einen Freiraum, du kannst da sagen, machen, denken was du willst und wenn du mal Lust hast deiner Therapeutin etwas Zunder zu geben, schätz ich mal die hält die Hitze schon aus. fehlender Mut kann der Angst entspringen vor einem Beziehungsbruch und das mag sich auf mehr Situationen erstrecken als nur die Therapiestunde. Das Problem ist halt, wenn keiner weiß was du brauchst kann es dir keiner geben und dazu musst du halt auch mal für das was dir wichtig ist den Mund aufmachen, oder es gegen die Interessen anderer durchsetzen. Wie warst du denn so als Kind, wenn ich fragen darf? bzw wie hast du deine Eltern und euer Zuhause erlebt, wenn du das beantworten magst?

EDIT: ah ok, teilweise schon beantwortet. das war aber nicht richtig wie dich deine Eltern behandelt haben. ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist als Kind sein Verhalten einzuschätzen zu lernen und wie es in Zusammenhang steht mit den Reaktionen anderer, wenn man dauernd sein Fett abkriegt und es keine Erklärung dafür gibt (eben weil es keine gibt, sondern das Willkürakte sind). das wär aber ein gutes Thema um es mit deiner Therapeutin zu besprechen und vor allem wie du da raus kommst. am einfachsten wär es wahrscheinlich damit aufzuhören dir Gedanken zu machen. denn du machst sie dir selbst, also lass es einfach. mein tipp.
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Canonia
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Beitrag Do., 14.05.2009, 00:59

flashpoint hat geschrieben: du räumst dir selber zuwenig Wichtigkeit ein und siehst dich daher selbst als abhängig davon ab was andere tun, denken, wollen. ist aber nur eine Theorie.
Doch, so ist es. Leider. Andere dürfen alles machen was sie wollen, nur ich habe kein Recht dazu.

dazu musst du halt auch mal für das was dir wichtig ist den Mund aufmachen
davor habe ich Angst. Ich habe es immer im Hinterkopf, ich bin es nicht wert bzw. habe es nicht verdient irgendetwas zu wollen... Ich muss mich damit zufrieden geben, was ich habe.
ich kann mir vorstellen, dass es schwierig ist als Kind sein Verhalten einzuschätzen zu lernen und wie es in Zusammenhang steht mit den Reaktionen anderer, wenn man dauernd sein Fett abkriegt und es keine Erklärung dafür gibt
ich wußte nie was ich darf und was nicht. Einmal habe ich etwas gemacht, meine Eltern fanden es lustig, dann habe ich es noch mal gemacht als sie schlecht gelaunt waren und ich sie aufmuntern wollte und habe dafür Schläge bekommen. Ich habe es nie verstanden warum es so war.
Wenn mein Vater gestresst von der Arbeit nach Hause kam, hat er seine Wut an mir rausgelassen. Ich dachte immer, ich wäre für seine schlechte Laune verantwortlich, weil er mich schließlich geschlagen hatte. Also habe ich wohl was falsch gemacht, wußte nur nicht was, denn hätte ich mit seiner Laune nichts zu tun, dann hätte er mich doch nicht geschlagen (habe ich als Kind immer gedacht).

Werde es wohl in der Therapie ansprechen, weiß aber noch nicht wie.
Liebe Grüße
Canonia

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flashpoint
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Beitrag Do., 14.05.2009, 02:09

Canonia hat geschrieben: Werde es wohl in der Therapie ansprechen, weiß aber noch nicht wie.
probiers mal so:
Canonia hat geschrieben: Doch, so ist es. Leider. Andere dürfen alles machen was sie wollen, nur ich habe kein Recht dazu.

davor habe ich Angst. Ich habe es immer im Hinterkopf, ich bin es nicht wert bzw. habe es nicht verdient irgendetwas zu wollen... Ich muss mich damit zufrieden geben, was ich habe.

ich wußte nie was ich darf und was nicht. Einmal habe ich etwas gemacht, meine Eltern fanden es lustig, dann habe ich es noch mal gemacht als sie schlecht gelaunt waren und ich sie aufmuntern wollte und habe dafür Schläge bekommen. Ich habe es nie verstanden warum es so war.
Wenn mein Vater gestresst von der Arbeit nach Hause kam, hat er seine Wut an mir rausgelassen. Ich dachte immer, ich wäre für seine schlechte Laune verantwortlich, weil er mich schließlich geschlagen hatte. Also habe ich wohl was falsch gemacht, wußte nur nicht was, denn hätte ich mit seiner Laune nichts zu tun, dann hätte er mich doch nicht geschlagen (habe ich als Kind immer gedacht).
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Canonia
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Beitrag Do., 14.05.2009, 12:25

Danke

Bespricht man eigentlich in der Verhaltenstherapie sowas? Es fällt mir schwer überhaupt was zu erzählen, weil ich auch nicht weiß, was wichtig und was unwichtig ist. Oft habe ich keine Ahnung, was ich erzählen soll. Über mein jetziges Leben, oder meine Kindheit oder was sonst.

Kurz gesagt: ich weiß nicht, was man in der Verhaltenstherapie erzählt.

Ich habe Angstzustände und meine Thera sagt, ich verdränge etwas. Nur komme ich nicht drauf was es ist.
Liebe Grüße
Canonia

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Elena
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Beitrag Do., 14.05.2009, 18:22

Hallo Canonia,

na, da hätten wir ja Deine Art der Übertragung.
du bist davon überzeugt, dass Deine Therapeutin genervt ist, weil Du davon ausgehst, dass Du der Auslöser dazu bist. Genauso lief es bei Dir zuhause ab. Für Dich war einfach nicht einschätzbar, was Du richtig machen kannst, wahrscheinlich wurde Dir auch noch suggeriert, dass Du der Auslöser für die schlechte Laune Deiner Eltern bist. Ist schon ganz schön heftig für ein Kind. Ich finde es ganz klar, dass Du heute so sehr darauf achtest, wie die Befindlichkeiten Deines Gegenübers sind und weniger damit beschäftigt bist, wie es Dir geht und was Du willst. Du hattest nie den Raum dazu. Bitte hab den Mut, und spreche mit diesem Hintergrundwissen Deine Therapeutin an. Wie meine Vorschreiber so schön geschrieben haben, hast Du in der Therapie den Freiraum dies zu tun.
Nach dem ganzen, was Du geschrieben hast, kann ich mir auch gut vorstellen, dass Deine Therapeutin sehr stark spürt, dass Du etwas zurückhälst, vieleicht lässt sie dies ungeduldig werden.
Ich würde einen freundlichen Ton ihr gegenüber anschlagen und mitteilen, dass Du sehr verunsichert bist, Dir eigentlich der Mut fehlt, dies anzusprechen, aber Du wirst es heute tun.
Du kannst ja erst von Allgemeinsituationen sprechen, dass Du immer so sehr darauf bedacht bist, wie es anderen geht und das Du Dich verantwortlich für deren Stimmungen fühlst. Dann kannst Du ja eine Brücke zu ihr schlagen und sagen, dass Du auch hier die Angst hast, wenn Du feststellst, dass Deine Therapeutin etwas (nenne es gestresst) schlecht drauf ist, Du der Auslöser dazu bist.
Glaube mir, Du wirst in offene Arme laufen. Sie kann Dir bei einer solchen Aussage überhaupt nicht böse sein bzw. genervt reagieren, weil Du Dich offenbarst und sie darauf wartet.
Wann hast Du denn Deine nächste Stunde, dann denk ich mal an Dich und schicke Dir tonnenweise Mut
Liebe Grüsse von
Elena

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 14.05.2009, 18:44

Canonia hat geschrieben:Also wenn ihr beiden es so sieht, dann habe ich mich wohl geirrt. Ich denke nämlich immer, ich bin für ihre "Launen" verantwortlich. Und wenn ich komme, und sie ist genervt, dann denke ich, vielleicht wäre ihr lieber wenn ich nicht gekommen wäre. Vielleicht hat sie keine Lust mit mir zu arbeiten.
Hey, das ist ihr JOB!!!! Wenn sie vom Umgang mit Kunden genervt ist muss sie sich einen anderen Beruf suchen.

Eine Sekretärin kann auch nicht sagen, ach diesen Brief zu tippen finde ich nervig, da macht es dann nix wenn er 10 Rechtschreibfehler hat.

Selbst WENN es irgendwas mit dir zu tun hätte wäre es ihr Problem damit umzugehen und es nicht an dir auszulassen...

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Elena
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Beitrag Do., 14.05.2009, 19:02

Hi münchnerkindl,

Du hast recht, zumal es so ist, dass die ersten 5 Stunden ja dazu dienen, um auszutesten, ob die Chemie stimmt, und zwar von beiden Seiten.
Canonia:
Hätte sie Dich so unsympatisch gefunden bzw. wäre sie so genervt von Dir gewesen, hätte sie die Therapie nicht weitergeführt. Ganz sicher! Geh mal in den Thread rein "negative Übertragung" hier im Forum, da schlackerst Du mit dn Ohren, wenn Du liest, wie schnell Therapeuten nach dem ersten Treffen sofort mitteilen, dass die Chemie nicht stimmt und daher die Therapie beendet wird.

Elena

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flashpoint
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Beitrag Do., 14.05.2009, 23:59

Canonia hat geschrieben: Kurz gesagt: ich weiß nicht, was man in der Verhaltenstherapie erzählt.
ich hab in dem Sinn auch keine Ahnung was man da erzählt, aber es ist ja schließlich deine Therapie in der du Themen behandeln solltest, die dir wichtig sind. Das ist auch was generell wichtig ist, wichtig bist du und was dir am Herzen liegt. Ob man jetzt Verhalten, Psychoanalyse, Gestalt, System oder was auch immer macht, das unterscheidet sich ja nur methodisch, inhaltlich geht es um das was du mitbringst denk ich mir und die Aufgabe des Therapeuten ist damit zu arbeiten. wie er/sie das macht ist dann ja sein/ihr Kaffee. ich würd sagen probiers mal (auch wenn dich verständlicherweise die Frage "darf ich das?" verunsichert, aber gerade um das Thema geht es ja, nicht wahr?).
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Canonia
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Beitrag Fr., 15.05.2009, 01:25

Danke euch.

Eine Blöde Frage habe ich noch:

ich bin also nicht dafür werantwortlich, wenn andere Menschen schlecht gelaunt bzw. genervt sind?
Ich bin immer davon ausgegangen, dass ich daran schuld bin. Wenn ich z.B. jemanden besuche, und er ist schlecht gelaunt, denke ich immer, er wollte vielleicht nicht, dass ich komme, obwohl ich eingeladen wurde. Also so ähnlich wie bei der Therapeutin.

Dann ist das wirklich nicht meine Schuld?

Elena hat geschrieben:
Hätte sie Dich so unsympatisch gefunden bzw. wäre sie so genervt von Dir gewesen, hätte sie die Therapie nicht weitergeführt. Ganz sicher!
Ganz sicher?
Geh mal in den Thread rein "negative Übertragung" hier im Forum, da schlackerst Du mit dn Ohren, wenn Du liest, wie schnell Therapeuten nach dem ersten Treffen sofort mitteilen, dass die Chemie nicht stimmt und daher die Therapie beendet wird.
Das werde ich mir durchlesen. Aber was ist, wenn sie erst jetzt, nach einem Jahr festgestellt hat, dass sie mich doch nicht ausstehen kann?

Ich werde es ansprechen müssen, dass ich mich verantwortlich für die Launen meiner Mitmenschen fühle, sonst komme ich nicht weiter.
Liebe Grüße
Canonia

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May
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Beitrag Fr., 15.05.2009, 01:56

Hallo Canonia,

ich habe das Gefühl, dass du gerade mein Leben beschreibst. Von meinen Eltern kamen auch immer wieder unterschiedliche Signale. Ich wurde bestraft und wusste oft nichtmal, was ich genau falsch gemacht habe. Es gab Ärger, aber niemals Erklärungen.

Ich habe mich genau so gefühlt und auch so gehandelt, wie du es jetzt tust. Die anderen zufriedenstellen wollen, mit deinen Aussagen/Verhalten. Nichts falsches sagen, nicht unangenehm auffallen. Ablehnung konnte ich nie gut vertragen. Allerdings kann ich Aggressiv werden, wenn mir jemand zu nahe tritt, das ist meine Sicherheit vor Menschen, klappt sehr gut. Ich habe sehr lange gebraucht, um das wirklich zu verstehen. Meine 3-Jährige Therapie war meiner Meinung nach Zeitverschwendung, da wir nur rumeierten. Ich kannte mich garnicht und so hab ich ihr immer brav erzählt, was sie meiner Meinung nach hören wollte: Probleme auf der Arbeit, Stress mit Freund,... Was auch sonst sollte ich erzählen? (So hab ich gedacht, mittlerweile sehe ich es natürlich anders) Ich habe nicht gemerkt, dass ich immer noch hinter meiner Mauer sitze, und das abspiele, was ich mir von Kleinauf beigebracht habe: Unauffällig sein, nett, lustig. Jemanden vertrauen, das kannte ich eh nicht. Daher wäre ich nie auf die Idee gekommen, der Therapeutin was Schlimmes zu erzählen. Wenn etwas in mir aufkeimte, hab ich es runtergeschluckt, weil ich Angst davor hatte, es auszusprechen. Das Gefühl, durch eine dumme Bemerkung oder das Zugeben meines Fehlverhaltens könne dazu führen, dass mich die Therapeutin nicht mehr leiden kann, war für mich unerträglich. Ich war doch auf sie angewiesen. Sie sollte mir doch helfen. (Jetzt, wo ich das Ganze nochmal Revue passieren lasse, bin ich richtig geschockt über diese Logik)

Hab das Gefühl, dass du dich jetzt in dieser Situation befindest. Mach nicht den gleichen Fehler wie ich. Sprich es an. Selbst wenn sie dir nicht weiterhelfen kann oder dich nicht versteht, und du den Therapeuten wechseln willst, aber du hast den ersten wichtigen Schritt für dich getan. Du hast etwas ins Rollen gebracht und angesprochen. Und du hast es nur für dich getan! Für niemand anderen.

Menschen kommen und gehen. Aber du bleibst für immer bei dir. Du musst es nur dir Recht machen. Trau dir und deinen Gefühlen. Deine Gefühle lügen nicht. Frage dich, was dir dein Gefühl sagen mag und gehe darauf ein.

Ich habe danach noch zwei sehr gute Therapeuten gehabt, durch die ich mich erst kennengelernt habe. Sie haben mir beigebracht, mir zu vertrauen. Ich denke, sowas brauchst du auch. Heute muss ich lachen, wenn ich daran denke, wie einer der beiden die ersten Monate damit verbrachte, mir jede Minute zu bestätigen, dass nichts an meinem Verhalten oder Denkensweise unnormal wäre und dass ich das Recht dazu hätte, "dies zu tun", "das zu denken". Der Arme Er fing sogar an, mir von seinen Hirngespinsten zu erzählen oder seinen Macken, nur damit ich sehe, dass ich nicht anders bin als er und alle anderen Menschen auf der Erde.

Puh, nochmal alles durchgelesen: Sehr subjektiv das Ganze Ich denke aber, dass ich, auch wenn ich von mir auf dich schließe, richtig liege. Ich bin davon überzeugt und warte gespannt auf deine Meinung dazu.

Liebe Grüße
May
Liebe zeigt sich nicht durch Worte.
Worte sind Schall und Rauch. Und was bleibt dann?

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