Kann nicht mit Menschen reden

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.

Theodore
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Beitrag Mi., 07.10.2015, 23:32

Ist das Thema noch aktuell? Mir geht es genauso wie dem User Alex und der Threaderstellerin und ich merke wie ich immer mehr verzweifele und auch aggressiver werde, weil mich das so sehr belastet und ich gerne "normal" reden könnte und sozial "normal" sein würde, meinem Alter entsprechend und das aber nur in sehr kleinen Schritten geht.
Ich war in meiner Jugendzeit und auch folgenden Zeit auch meist viel alleine, wurde gemobbt etc., war fast nur mit meinen Eltern zusammen, die mit mir natürlich auch viel "Gehirnwäsche" betrieben haben - auch heute noch - und selbst soziale Problemfälle sind. Ne Freundin habe ich deswegen natürlich auch noch nicht gehabt (Chapeau an die jenigen die es trotz der Probleme schaffen einen Partner zu finden, wie das auch immer funktioniert hat...). Bin viel zu gehemmt und kann beim reden den anderen Personen auch nicht in die Augen schauen und wirke unsicher und rede auch sehr leise. Oder wenn dann mit nem gekünstelten starren Blick. Unbewusst habe ich mir einen richtigen Schutzpanzer zugelegt um mich auch davor zu schützen angesprochen zu werden. Und wenn, dann reagiere ich zunehmend genervt. Viel Mimik habe ich natürlich auch nicht gelernt, kann z.B. auch nicht fremde Menschen anlächeln. Richtig gelöst kann ich nur bei meiner Mutter sein, also "Ich" sein, sobald ich unter Menschen bin, vor allem solche die mich kennen und mir schon Kontaktangebote machten und nun auf Reaktionen meinerseits warten (paar habe ich schon vergrault, weil von mir nix kam) bin ich dermaßen angespannt und übervorsichtig oder eben genervt und in "Rühr mich nicht an"-Stellung. Wenn ich dann daheim bin und wieder entspannt bin, dann merke ich wie ich Kopfschmerzen und Nackenschmerzen und Verspannungen deswegen habe und bin mal mehr oder weniger Depressiv. Ich sage mir zwar immer jeder Tag ist ein neuer Anfang, was mich motiviert, aber manchmal denke ich mir auch es wird sich nie was ändern, zumal ich auch nie weis was ich reden soll. Soziale Situationen habe ich natürlich auch so gut es ging immer vermieden, außer einmal und das war mit 17 und da habe ich so viel Alkohol getrunken, dass ich im Krankenhaus aufgewacht bin und irgendwann das Bewusstsein verloren habe. Das war bis heute das erste und letzte mal mit Alkohol. Auch beim reden mit Frauen bin ich meist sehr verkrampft, auch wenn sie auf mich zukommen. Noch verkrampfter und ängstlicher werde ich allerdings wenn ich merke (durch Signale, Blicke etc.), dass die mich interessant zu finden scheint. Das probieren sie ne weile und wenn ich nicht reagiere oder von mir nichts kommt, dann werden sie sauer, verärgert oder genervt.

Über eine PN wäre ich auch sehr dankbar.

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rob2208
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Beitrag Do., 20.10.2016, 15:33

Hallo liebe Forum Gemeinde

Ich habe ein Problem das mich wirklich sehr schwer belastet. Das sogar soweit geführt hat, dass ich nun seit 2 Monaten im Krankenstand bin. Ich stell micht vielleicht kurz vor: ich bin männlich, 26 Jahre alt, habe Matura absolviert und letztes Jahr im Februar die Ausbildung als Krankpfleger abgeschlossen. Bin seit 6 Monaten wieder in einer festen Beziehung, habe auch relativ viele Freunde und eine gute Beziehung zur meinen Eltern.

Ich hoffe ich kann euch mein Problem auf irgendeiner Weise schildern
Vor einigen Monaten hab ich mich immer mehr und mehr angefangen zu beobachten. Hauptsächlich wenn ich in Gesellschaft war.Egal ob in der Arbeit, bei Freunden oder bei den Eltern. Ich bin ein sehr ruhiger Typ. Bin eigentlich mehr der Beobachter in Gesprächen (wenn es mich interessiert) oder einfach der Typ der vor sich hinträumt. Gespräche aufrecht erhalten gelingt mir überhaupt nicht, da es mir vorkommt als hätte ich oft eine Leere im Kopf, die mich daran hindern Gesprächen zu folgen bzw. ein Gespräch anzufangen. In der Schule konnte ich mich auch nie in irgendwelche Diskussionen einbinden. Ich muss dazusagen dass ich auch oft sehr teilnahmslos in der Klasse gesessen bin und nie genau gewusst habe um was es gerade geht. Aber mich haben viele Themen auch nie interessiert. Und wenn mich mal was interessiert hat, konnte ich es mir nicht so gut merken. Auch wenn ich meine Meinung zu etwas äußern musste, habe ich nicht gewusst was ich dazu sagen soll und mich eher an Meinungen von anderen angeschlossen.
Im Deutschunterricht hatten wir mal einen Text zu lesen, worauf mich die Lehrerin gebeten hat diesen Text in meinen eigenen Worten zusammenzufassen. Hab ich nicht geschafft. Danach hat sie gesagt ich soll den Text nochmal lesen und zusammenfassen. Wieder habe ich keine Ahnung gehabt worum es genau geht. So als würde es meinem Gehirn an Aufmerksamkeit fehlen. Ich habe auch kaum Bücher gelesen, da ich mich nie auf den Inhalt konzentrieren hatte können. Der Wortschatz fehlt mir übrigens auch, deshalb verstehe ich oft das gelesene nicht. Und ich selbst kann mich auch nur in den einfachsten Wörtern ausdrücken. Ich frage mich bis heute wie ich es überhaupt so weit geschafft habe in meinem Leben ^^

Wenn ich mich mit Leuten unterhalte, bin ich immer der was nur in kurzen Sätzen antwortet. Wenn mich jemanden fragt: "Wie war dein Urlaub in ...?", dann kann ich auch nicht viel erzählen. So als würde mein Gehirn erlebtes nicht so einprägen wie bei den anderen Menschen.
In meiner Arbeit ist es auch so, dass ich meinen Tätigkeitsbereich kenne und ihn auch durchführen kann. Aber wenn ich einen Praktikanten einschulen muss, dann kann ich ihm das nicht so gut erklären wie all meine anderen Kollegen/innen.

Mir ist meine ruhige Art vorher auch schon aufgefallen, jedoch habe ich mir darüber nie Gedanken bzw. Sorgen gemacht. Und nun fühle ich mich als wär ich der dümmste Mensch auf der Welt. Und umso mehr ich mich konkreter dabei beobachtet habe sind danach richtige Panikattacken aufgetreten (in der Nacht, in der Arbeit, in Gesellschaft), die mich dann an meiner Arbeit gehindert und Privat auch sehr eingeschränkt haben. Habe 4 kg abgenommen, mein Magen verdaut auch nichts mehr. Fühle mich wie unter Dauerstress und bin sehr ängstlich geworden. Bin zurzeit nicht mehr gern unter Leuten, da es mich wahnsinnig macht wenn ich höhre wie all die andern einfach spontan losreden und über dies und das losreden können, und ich eben nicht. Ich habe es auch schon mit Übungen vor dem Spiegel versucht, aber mir fehlen sogar die Wörter wenn ich Selbstgespräche führe.

Psychiater hat mir AD verschrieben, Panikattacken habe ich zum Glück seither keine mehr, jedoch bekomme ich meine Gedanken nicht unter Kontrolle. Meine Psychotherapeutin meint das hat was mit meinem Selbstbewusstsein zu tun und mit meinem "inneren Kritiker". An Selbstbewusstsein mangelt es schon mein ganzes Leben, aber nur deshalb weil ich nicht reden und mich nicht richtig ausdrücken kann. Ich habe das Gefühl dass mich die Ärzte und die Therapeuten nicht so richtig verstehen, weil die meinen es ist ja nicht so schlimm wenn man eher ruhig ist. Aber es steckt leider viel mehr hinter meinem Problem und ich komme leider nicht drauf an was es liegt :(

Wäre sehr dankbar wenn jemand einen guten Rat für mich hätte.

mfg


sine.nomine
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Beitrag Do., 20.10.2016, 20:49

Hallo

Ich finde es interessant, was du geschrieben hast, da ich dir ähnlich bin. Mit dem Unterschied, dass ich früher viele Bücher gelesen habe und daher in Deutsch gut war und mit meinem Wortschatz zufrieden bin. Aber aufgezeigt und mitgearbeitet im Unterricht habe ich so gut wie nie, soweit ich mich jetzt erinnere.
Vielleicht fehlt dir, so wie mir oft im Leben, das soziale Know-How, also das Kennen von sozialen Übereinkünften, was die Kommunikation betrifft.
Das lässt sich schwer aufholen, denke ich. Man muss wohl eine hohe Aufmerksamkeit für andere besitzen, beobachten wie andere reden und Probleme lösen bspw. Dann ist aber wieder persönliche Abgrenzung wichtig.

Ruhige Menschen, die keine Probleme machen schaffen es sicher ein Stück weit im Leben, wenn du mich fragst. Aber wenn psychische Probleme(z.bsp Panikattacken) kommen, ist es wohl was anderes.

Hast du eigentlich die schizoide Störung diagnostiziert bekommen?

MfG

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rob2208
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Beitrag Do., 20.10.2016, 21:45

sine.nomine hat geschrieben: Vielleicht fehlt dir, so wie mir oft im Leben, das soziale Know-How, also das Kennen von sozialen Übereinkünften, was die Kommunikation betrifft.
Das lässt sich schwer aufholen, denke ich. Man muss wohl eine hohe Aufmerksamkeit für andere besitzen, beobachten wie andere reden und Probleme lösen bspw. Dann ist aber wieder persönliche Abgrenzung wichtig.

Ruhige Menschen, die keine Probleme machen schaffen es sicher ein Stück weit im Leben, wenn du mich fragst. Aber wenn psychische Probleme(z.bsp Panikattacken) kommen, ist es wohl was anderes.

Hast du eigentlich die schizoide Störung diagnostiziert bekommen?

MfG
Vielen Dank für deine Antwort.
Nein bei mir wurde eine reakt. distyhme Störung diagnostiziert. Schizoide Störung würde ich bei mir auch ausschließen, da ich schon mein ganzes Leben lang den sozialen Kontakt gesucht habe und mich auch für einen sozialen Beruf entschieden habe. Ich hatte auch sehr viel Freude an Dingen die mich interessierten (z.B. an meinen Hobbys,...). Ich habe mich in Gesellschaft bis jetzt immer sehr wohl gefühlt, auch wenn ich wusste dass ich nicht viel rede.
Angefangen hat das ganze als ich mich gegenüber einer Kritik am Arbeitsplatz rechtfertigen wollte und ich keinen Ton rausbekam weil ich einfach nicht wusste was ich sagen soll. Und somit habe ich mich mehr und mehr angefangen zu beobachten wenn ich unter Leuten bin da ich dort auch nicht spontan reden kann. Ich habe in meinem Leben auch stets Konflikte vermieden da ich verbal immer den kürzeren gezogen habe. Wie eine Blockade die mich daran hindert meine Meinung zu sagen bzw. zu denken.

Mfg

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sine.nomine
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Beitrag Fr., 21.10.2016, 01:20

Jetzt wo du es genauer ausführst, verstehe ich etwas mehr was du meinst. Mir ging es früher auch oft so, dass ich nichts drauf zu sagen wusste, wenn jemand eine Kritik anbrachte. Heute bin ich öfter bei der Sache und aufmerksamer, meistens jedenfalls. Trotzdem würde ich mir die Ruhe die ich früher hatte, öfters zurückwünschen.

Du könntest ja eine Standard-Phrase als Antwort geben, wenn jemand dich anspricht. Oder fragend das wiederholen, was der andere gerade gesagt hat. Nur um Zeit zum Nachdenken zu gewinnen. Weißt du wie ich meine?

FG

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rob2208
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Beitrag Fr., 21.10.2016, 20:22

Es ging mir jetzt nicht um die Kritik an sich. Ich habe mein ganzes Leben schon ab und zu mal Kritik bekommen und gut vertragen. Ist ja auch wichtig für einen erfolgreichen Lerneffekt . Nur da ist es mir halt sehr stark aufgefallen, dass ich mich verbal kaum ausdrücken kann. Mir kommt es manchmal vor als wäre ich mit meiner Sprachentwicklung irgendwann im Jugendalter stehen geblieben. Gestern z.B. hatte ich mir die Beziehungsprobleme einer Freundin angehört. Ich habe ihr einfach keine Ratschläge geben können. Außer ein "mhm", "ja", "mach dir da mal nicht all zu viele Sorgen dass wird schon wieder" konnte ich nicht rauskriegen. Leider kann ich mir für solche Sachen keine Phrasen ausdenken, da die Menschen immer über verschiedene Sachen reden und mir kommt es vor als würde ich mich nirgends auskennen ^^
Und die Zeit zum Nachdenken gebe ich mir immer und trotzdem fällt mir da nix ein :(

(Hinweis Admin: Fullquote entfernt)


sine.nomine
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Beitrag Fr., 21.10.2016, 21:13

Hast du also in diesen Situationen zwar Einfühlungsvermögen, aber es fallen dir wegen Denkblockade einfach keine Worte ein? So wie ich es verstehe.

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rob2208
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Beitrag Fr., 21.10.2016, 22:10

Ja genau. Kann man so sagen.

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