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Mi., 06.05.2009, 14:00
Hi Schmetterling,
ich breche auch noch mal eine Lanze für die Couch. Oder sagen wir mal: ich komme aus der anderen Richtung, weil ich nämlich NIE gesessen habe. Naja, vier probatorische Stunden lang, aber die Erinnerung daran ist mir nun wiederum nicht angenehm.
Natürlich habe ich mich da auch nicht hingelegt, ohne wenigstens einmal erwähnt zu haben, das ich das "komisch" finde. Mir kam damals der Vergleich aus dem Tierreich in den Sinn, dass Tiere sich hinlegen, wenn ihnen ein anderes Tier überlegen ist und sie "Unterwürfigkeit" symbolisieren wollen.
Ich fand den Blickkontakt beim Sitzen schwierig. Den konnte ich nicht die ganze Zeit halten. Und ich wollte auch nicht die ganze Zeit beobachten oder beobachtet werden. Auch wenn mal ein Schweigen das Reden unterbricht, war das im Sitzen nicht so leicht auszuhalten, sofern ich dies von nur vier mal beurteilen kann.
Inzwischen bin ich eine geübte "Liegerin" und mag es sehr. Neben dem schönen Vergleich von caro von zweien, die sich im Liegen Dinge anvertrauen, die sie im Sitzen, stehen, gehen nicht sagen würden war mir auch das wichtig: Es hat, auch wenn das beim ersten Lesen komisch klingen mag, auch was von einem Bettchen, an dem jemand (Elternteil)sitzt und über einen wacht. Ich träumte auch mal von meinem Therapeuten, dass er mir Schlaflieder vorsang.
Ich denke, ich bin insgesamt im Liegen entspannter, ich mache oft die Augen zu, nichts drückt mich oder ich muss mir nicht Gedanken darüber machen, ob ich jetzt meine Beine übereinanderschlage oder nicht. Ich werde träumerischer, ich traue mich mehr, weil ich ja nur die Stimme hinter mir habe und keinen "prüfenden" oder wie auch immer Blick. Wenn ich wütend werde und angespannt bin, dann ist es vielleicht im Liegen schwieriger, aber selbst dann macht es mir das Liegen leichter, dass ich ihn nicht sehe. Ich bin ein wenig "für mich" im Liegen, ich sehe die Grünpflanzen, die Bücher...ich höre, wenn er hustet oder seine Sitzposition ändert. Wenn ich müde bin, vom Alltag getresst, ist das für mich ein Ruhebettchen, in das ich mich für 50 Minuten legen darf und mich in eine andere Ebene bewegen kann. Dahin kommt man beim Liegen ganz bestimmt leichter, auf die anderen Ebenen, assoziativer, man holt beim Liegen die Phantasie mehr mit ins Boot.
Am Anfang hatte er hinter mir einen alten Sessel, den er auch mittels eines Hebels in eine Liegeposition verstellen konnte. Und wie zum Trost sagte er mir am Beginn "Ich liege auch!", was mich wirklich tröstete, es war wirklich, als würden wir kurz vor dem einschlafen in zwei Betten liegen und uns erzählen.... Leider wurde vor einem Jahr dieser Sessel ausgewechselt, wohl wegen Rückproblemen, jetzt schaut er ein klein wenig auf mich herab. Nicht so richtig schön, aber ich denke, er möchte manchmal auch sehen, ob ich gestikuliere (mache ich teilweise trotz Liegen auch!), ob ich mich zur Wand drehe, wo meine Hände sind etc. etc.
Also, ich kann das Liegen nur empfehlen, ich mag es und kann mir das Sitzen nicht mehr vorstellen. Die Überwindung, die man am Anfang leisten muss, die lohnt sich.