Warum überhaupt Beziehung?

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Gärtnerin
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 08:11

Wenn man fragt, wofür eine Beziehung gut ist, könnte man ebenso die Frage stellen: Wozu braucht man Kinder? Vielleicht gibt es doch etwas, was über das Brauchen hinaus geht? Vielleicht kann man sich sogar an dem, was man nicht wirklich braucht, mehr freuen als am absolut Lebensnotwendigen? Wenn es im Leben immer nur darum ginge, Grundbedürfnisse zu erfüllen, bräuchte man ja auch nie schön essen gehen, sondern könnte sich täglich eine Nährstoffpille einwerfen.
Wer etwas will, findet Wege. Wer etwas nicht will, findet Gründe.

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w_s_
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 08:52

Tja Pitt, für mich ist die von dir genannte ökonomische Unterstützung in der Partnerschaft eine FOLGE der anderen drei Punkte. Ein gemeinsames Heim, das Zusammenleben, das Aufziehen von Kindern - klar, das kostet Ressourcen und baucht Unterstützung. Und selbst wenn Kinder nicht mehr das Ziel sind - Ressourcen brauchts immer.

Der interessante Widerspruch ist halt, dass gerade die "romantische Liebe" so in brutalem Widerspruch zu den ökonomischen Aspekten steht - und dann gibts doch zahllose Vernunftsehen, arrangierte Ehen, das Ablehnen von Verbindungen weil die sogenannte gesellschaftliche Stellung nicht paßt. Was aber Männer und heute natürlich auch mehr und mehr Frauen nicht daran stört, auf die gesellschaftliche Stellung zu pfeifen und sich den eher erotischen Stellungen hinzugeben, indem Männer wie Frauen offenbar mehr den je fremdgehen.

Klar hat eine Beziehung - wenn es nicht nur eine sexuelle Freundschaft mit getrennten Wohnungen und Kassen ist - auch eine ökonomische Basis. Gerade für das Aufziehen von Kindern braucht es das ja unbedingt, geht nicht anders. Paare, die aber keine Kinder wollen, leben da ja oft viel offener und freizügiger, wollen ja oft auch gar keine Ehe mehr eingehen (wozu auch, wenn viele das in Wahrheit dann nur als ökonomische Fesseln sehen?).

Ich halte das für wichtig und richtig, was in den letzten Beiträgen gesagt worden ist. Ökonomie ist ein Punkt, Freiraum lassen und geben ein Anderer, die zwischenmenschliche Begegnung mit menschlicher Nähe erleben zu wollen aber der dritte Punkt. Wo da für jeden selbst der richtige Punkt liegt, dass muss eh jeder für sich selbst ausloten. Generelle Lösungen wirds da wohl nicht geben können.

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hawi
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 09:34

Ich lese den Beitrag von Gärtnerin, lese bei ihr am Ende: „Mein Seelenlicht darf leuchten!“
Vielleicht nicht die Antwort auf die Frage, „warum überhaupt Beziehung?“, denn da spielen sicherlich auch rationale Überlegungen eine Rolle, (müssen eine Rolle spielen?!).

Etwas allgemeiner betrachtet: Jemand, der mein Seelenlicht zum leuchten bringt, es leuchten lässt, den brauche ich. Ob das nun einer ist, oder mehrere und welches Geschlecht er hat, das steht nicht so sehr im Fordergrund. Na ja, beim Geschlecht vielleicht doch, denn bei Männern will sich dieses Gefühl bei mir partout nicht einstellen.

Geborgenheit, Zweisamkeit, das gehört dazu. Ein Gefühl, das nicht nach Gründen, nach Aufwand und Nutzen fragt, eins das sich zwar hinterfragen lässt, aber nicht begründen, nicht verstehen. Liebe? So möchte ich es nicht nennen, weil auch die mittlerweile mit so vielen Anforderungen verknüpft ist, jeder ein festes Anforderungsprofil für sie hat, an dem er misst, ob es denn nun Liebe ist oder nicht. Vielleicht lieber tiefe Verbundenheit, Zuneigung, aber sogar das passt nicht ganz. Weil es nur die positive Seite ausdrückt. Aber so ein Mensch kann mich ja sehr unglücklich sein lassen. Dann flackert das Seelenlicht zwar, aber es brennt eben. Und das ist das wichtige. Ich selber wills mittlerweile gar nicht mehr verstehen. Wenn mein Seelenlicht leuchten darf, reicht das völlig.
„Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, daß die Dummen todsicher
und die Intelligenten voller Zweifel sind.“
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(V)
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 10:07

Gerade für das Aufziehen von Kindern braucht es das ja unbedingt, geht nicht anders. Paare, die aber keine Kinder wollen, leben da ja oft viel offener und freizügiger, wollen ja oft auch gar keine Ehe mehr eingehen (wozu auch, wenn viele das in Wahrheit dann nur als ökonomische Fesseln sehen?).
Oh wei! Was lese ich denn da? Für die Aufzucht von Kindern brauche es UNBEDINGT eine Partnerschaft, anders ginge es nicht??? Erzähl das mal all den vielen Alleinerziehenden, die würden vermutlich nur bitter drüber lachen können.;-(
Und wegen Kinder heiraten ist ja ohnehin schon längst nicht mehr up-to-date und ein No-Go.

Oder anders gesagt, Stichwort "Fesseln" und "Abhängigkeit": diese ergibt sich NICHT aus dem Eheschein, sondern den Umstand, wenn man ein Kind hat, wobei das immer noch recht einseitig ist. Wie die Zahlen beweisen, ist es nun mal mit eher wenigen Ausnahmen so, dass MANN sich absetzen darf... und Frau dann sehen darf wo sie mit Kind bleibt. Und ein Vater, der alle zwei Wochen sein Kind besucht, gilt allgemein heutzutage als "guter Vater". Ja, denn immerhin zwingt ihn keiner dazu, er könnt ja auch sein Kind genauso wegwerfen wie die Ehefrau...und wenn er das nicht tut, und vielleicht sogar noch das Geld für Unterhalt hat...schwups... ist er der Held vom Erdbeerfeld.

Das mag ziemlich verbittert klingen, aber man muss sich ja nur mal so manche Beiträge hier durchlesen: Männer, die IRGENDWO ein Kind sitzen haben um das sie sich "vermeintlich" kümmern, bekommen v.a. bei jüngeren Frauen dicke, dicke Bonuspunkte. Bestimmt wieder so eine evolutionäre Kiste.

Ich halte das alles für ziemlich krank. Eine Frau ganz alleine mit einem oder zwei Kinder...das entspricht nicht der Natur des Menschen. Gerade Frauen gehören in Sippen eingebunden. Aber ist halt heutzutage normale Härte.

Na ja, will hier nicht zu sehr in OT abdriften, wollt nur anmerken, dass solche Aussagen durchaus bitter aufstoßen. Nein, für Kinderkriegen oder das Aufziehen von Kindern braucht frau von heute KEINEN Mann, und Männer brauchen keine Frau um alle zwei Wochen ihr "Püppchen" zum Spielen zu besuchen. Klar, es sollte anders sein. Ist es aber nicht. Und als Alleinerziehender bekommt ja ständig suggeriert, dass man alleine klarkommen MUSS...deswegen ist schon komisch, wenn dann das Gegenteil als Beziehungsargument hergenommen wird.
Zuletzt geändert von (V) am Sa., 25.04.2009, 10:11, insgesamt 1-mal geändert.

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Pitt
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 10:08

Antonia hat geschrieben: Pitt was willst du eigentlich mit dem Thread erreichen?
Zunächst einmal vielen Dank für die vielen komplexen Gedanken.
Ja, Antonia, gute Frage.
Vielleicht war mein initialer Impuls zur Threaderöffnung ein Eindruck, dass es da Frauen gibt, die genauso denken wie ich, die im Grunde in ihrem Leben auch in erster Linie körperliche Nähe vermissen, natürlich auch emontionale Nähe wünschen, eigentlich auch nur so etwas wie eine Dauer-Affäre zwischen Singles wünschen, - dies (sich?) aber nicht in dieser "Klarheit" eingestehen.
Ach, - es gibt so viele Aspekte.
Ich bekomm meine vielen Gedanken derzeit nicht geordnet.
Vielleicht später
Pitt

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w_s_
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 10:34

Gothika hat geschrieben: Oh wei! Was lese ich denn da? Für die Aufzucht von Kindern brauche es UNBEDINGT eine Partnerschaft, anders ginge es nicht??? Erzähl das mal all den vielen Alleinerziehenden, die würden vermutlich nur bitter drüber lachen können.;-(
Und wegen Kinder heiraten ist ja ohnehin schon längst nicht mehr up-to-date und ein No-Go.
Gothi... ... BITTE lies genauer. DAs war auf die ökonomische Basis im Vorsatz bezogen! DAS braucht es, den Kinder müssen wohnen, gekleidet werden, essen.... oder braucht das deine Kleine nicht?

Und wir leben nicht mehr in der Steinzeit - die ökonomische Versorgung ist über die heutige Sozialgesetzgebung durchaus so und so gut geregelt. Wie es aber mit dem Umstand der Liebesaspekte bei dem Aufziehen von Kindern aussieht, ist eine andere Frage (väterliche und mütterliche Liebe, aber das sprengt wohl diesen Thread hier).

Ok, vielleicht wars nicht soo genau formuliert - aber ich denke mir du solltest mich schon soweit kennen dass du weist wie es gemeint war...

w_s_ hat geschrieben: Klar hat eine Beziehung - wenn es nicht nur eine sexuelle Freundschaft mit getrennten Wohnungen und Kassen ist - auch eine ökonomische Basis. Gerade für das Aufziehen von Kindern braucht es das ja unbedingt, geht nicht anders. Paare, die aber keine Kinder wollen, leben da ja oft viel offener und freizügiger, wollen ja oft auch gar keine Ehe mehr eingehen (wozu auch, wenn viele das in Wahrheit dann nur als ökonomische Fesseln sehen?).

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(V)
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 11:29

Ähm...

Ja, kenne dich gut genug um zu wissen, dass es sicherlich nicht böse, ignorant oder höhnisch oder so gemeint war. *zwinker*. Aber was du genau meinst, bleibt mir leider auch weiterhin verschlossen.
Nicht nur meine Kleine braucht Nahrung und Essen, sondern auch ich und jeder Mensch auch. Von daher sehe ich darin keinen speziellen Beziehungsaspekt, was es mit der Frage nach Partnerschaft ja oder nein zu tun hat.
Ja, wir leben in einem Sozialstaat (wenn auch mit einigen Fehlern im System*grummel*), und ja, es ist einfacher, ökonomisch gesehen, als Paar ein Kind großzuziehen. Aber wenn halt einer der Partner kein Bock drauf hat, wird der andere eben zum Sozialamt abgeschoben und wird zum Sozialfall. So what? So ist wohl das Leben, und es kommt ja nun doch sehr, sehr häufig vor.
(40 % derjenigen, die unter der Armutsgrenze in Deutschland leben, sind Alleinerziehende. Ja, Statistik ist schon was feines!)

Aber um eben nicht zu sehr abzudriften: Für die Aufzucht eines oder mehrer Kinder wäre eine Partnerschaft eine Erleichterung, aber das ist heutzutage doch schon lange keinerlei Grund mehr um eine Partnerschaft einzugehen.
Es ist alles andere als zwingend oder "unbedingt".

Die oft genannte Verbundenheit, die ich ja regelrecht in einem pervertierten Maße verheilige, ja, das wäre ein Grund für eine Beziehung. Notwendig ist das allerdings ebenfalls nicht. Bei mir war es der Grund so lange "auszuhalten", um so mehr bin ich mir dessen Nutzen bewusst. Ich glaube sogar, wenn es eine wirkliche, tiefe innige (Seelen-)Verbundenheit ist, dass dies alle ökonomischen und rationalen Argumente bei weiten übertrifft. Und ich glaube sogar ein bisschen, dass man gegen dieses Gefühl relativ machtlos ist, auch wenn du glaubst, es sei immer eine freie Entscheidungs des Willens. Aber wenn man sie wirklich spürt... (und manche ahnen ja gar nicht, wie tief es gehen kann und/oder verwechseln es mit Gewohnheit)... dann lösen sich alle anderen Argumente unverzüglich in Luft auf. Aber am Ende bleiben es Illussionen. Man ist und bleibt einzigartig und auf sich alleine gestellt, und vor allem ist es absolut nicht zwingend notwendig.

Okay, ja, ich gebe zu, ich bin "beziehungsgeschädigt". Aber allein das macht meine Aussage nicht weniger wahr oder falsch. Vielleicht gerade deshalb, weil ich es eben aktuell sehr nüchtern sehe. Sobald ich wieder irgendwo diese Tentakel der Verbundenheit (oder wie immer man es nennen wird), wird vermutlich mein Verstand auch wieder aussetzen... zum Glück ist das bei mir so selten, dass ich nicht wirklich bangen muss.

Die beste Beziehung, die es gibt, ist vielleicht die, die man zu sich selbst führt.

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w_s_
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 11:56

Was ich meine, ist recht einfach: du und ich, wir können für uns sorgen .... unterstelle ich mal!

Aber Kleinkinder müssen versorgt werden. Und im Regelfall werden halt die Eltern für ihren Nachwuchs sorgen. Und das Bereitstellen dieser dafür notwendigen ökonomischen Ressourcen war angespreochen. Nicht mehr, nicht weniger.

Und ich kenne sehr wohl Frauen, die eine Ehe zwingend fordern, bevor sie breit waren Kinder zu bekommen. Einfach, weil sie das als bessere Absicherung interpretieren. Das heißt weder, dass alle Frauen so sind, noch heißt das dass dies gut oder richtig ist. Die Wertung sei mal dahin gestellt, ich persönlich halte das vielleicht auch für eher antiquiert (die Sozialgesetzgebung regelt das notfalls über Alimente).

Die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes ist leider das schwerwiegendere Thema, braucht eigentlich sowohl Mutter wie Vater. Liebe läßt sich nicht mit dem Check überweisen.... Und du, das ist jetzt nicht auf dich bezogen, Gothika.

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candle
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 12:29

Pitt hat geschrieben:eigentlich auch nur so etwas wie eine Dauer-Affäre zwischen Singles wünschen, - dies (sich?) aber nicht in dieser "Klarheit" eingestehen.
Ich hänge mich an der Daueraffäre auf. Sowas gibt es in meinen Augen nicht. Das hat unter diesem Aspekt schon wieder "zuviel" Nähe und entspricht dann eher wieder einer Partnerschaft im klassischen Sinne.

Ich denke, Affären sind generell in meinen Verständnis zeitlich arg beschränkt. Da geht es dann nur um Sex und nicht um die große Gefühlsebenene. Und funktioniert da ein Partner sexuell nicht, dann wird er eben schnell wieder verlassen.

So mein Standpunkt- derzeit.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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(V)
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 12:59

@w_s_

Ich beziehe es auch nicht auf mich keine Sorge. Ebenso wie ich wenigstens versuche (vermeintlich) allgemein zu schreiben, obwohl meine persönliche Situation und Befangenheit natürlich deutlich durchscheint. Ich versuche es eben.

Du hast in einem Punkt recht: Die allermeisten Frauen "fordern" auch heute noch eine Ehe oder feste Partnerschaft, bevor sie ein Kind bekommen. Antiquiert nennst du das. Hmm. Ich finde es einerseits

a) naiv. Die Scheidungsraten sprechen eine eindeutige Sprache, dass nichts jemals sicher ist

b) für eine Nachwirkung der Nach-Nach-Kriegsgeneration mit ihrem falschen, überzogenen Sicherheitsdenken. Eine kollektiv verbreitete Illussion: Nichts ist wirklich sicher. Trotzdem nach gesicherten Verhältnissen zu streben ist angesicht des Arbeitsmarkt, der Wirtschaftslage und Scheidungsraten nahezu "naiv"

c) was aber wiederum zeigt, dass LIEBE und PARTNERSCHAFT absolut seltenst etwas mit Vernunft zu tun hat

d) trotzdem ist es anderseits eine wirklich rein ökonomische Überlegung. Entweder falsches Sicherheitsstreben, und seltsam legitimisierte Abhängigkeiten (gleichermaßen geduldet und erwünscht wie gleichzeitig auch verpönt) ODER aber man risikiert sehr akut zum Sozialfall zu werden, und nicht selten als "asozial" oder "Sozialschmarotzer" beschimpft zu werden. Klar, es gibt immer Ausnahmen und alles ist möglich. Ich rede hier von Statisiken und reinen Wahrscheinlichkeiten. Stell dir doch mal vor, heutezutage würde eine Frau sagen: Ja, ich will ein Kind, aber ohne zugehörigen Mann und die ersten Jahre im Säuglings- und Kleinkindalter lebe ich von Sozialhilfe... Pah! Solche Frauen resp. Aussagen werden in der Luft zerrissen.

Ergo: Wie groß ist die freie Entscheidungswahl denn wirklich? Da werden und müssen Kosten-Nutzen-Rechnungen angestellt werden. Will ich mich lieber temporär von nem Mann abhängig machen oder riskiere ich vorrübergehend ein Sozialfall zu werden und da vielleicht nicht mehr rauszukommen? Was bleibt als einzige Hoffnung? Dass man einer vermeintlichen, irrationalen Sicherheit hinterherläuft...

Und übrigens, - selbst wenn man mich dafür steinigt - glaube ich nicht, dass Kinder zur geistigen, gesunden Entwicklung BEIDE Elternteile brauchen. Das halte ich für ein Gerücht. Sie müssen nur wissen, wo sie herkommen, zwecks Selbstfindung. Einen Bezug. Aber Bezug bedeutet nicht gleich "Bezugsperson". Und sie brauchen Vorbilder beiderlei Geschlechts, diese Rolle kann aber auch jemand anders übernehmen. Was die Vorbildfunktion einer Beziehung angeht...*bitter auflach*... nun ja, da es heutzutage kaum noch funktionierende Beziehungen oder haltbare Ehen gibt, ist das wohl irrelavant.

Aber ich will wenigstens versuchen nicht so weit vom Thema abzuschwenken:

Eine gelebte Partnerschaft erfüllt immer auch einen Zweck und Nutzen. Sie ist bedingt. Und damit das Gegenteil von "bedingungsloser Liebe", wie es z.T. die Romantik vorschreibt. Und diese ganz, ganz großen idealisierten "bedingungslosen" Lieben gibt es durchaus! Im Gegensatz zu vielen anderen tue ich dies nicht als Märchen ab. Aber sie sind per se mit dem Alltag nicht zu vereinen. Nicht lebensfähig. Es ist ein Wunder, dass diese Fähigkeit ("bedingslos zu lieben") evolutionär noch nicht ausgestorben ist, aber das hat wohl was mit der frequenzabhängigen Selektion zu tun, d.h. es muss auch immer eine Quote von Außenseitern geben, damit das ganze System stabil läuft.

Vielleicht ist deshalb die eher bedingungslosere Liebe wirklich ein Aspekt, der mit der Ontologie des Menschen zu tun hat, also von Lebenphasen abhängt. Nämlich jenen Phasen, wo das Leben noch keine zwingende Bedingungen an einen stellt. Das wären dann die Jugend, wo sich Mama und Papa noch um alles kümmern, oder aber das Alter, so wie Pitt es hier beschreibt, wenn all die anderen Konditionen schon hinter einem liegen.

Aber ansonsten ist sie per se nicht alltagslebentauglich. Nur ein Beispiel: Diese freie, nicht zweckerfüllende Liebe wünscht dem Partner alle Freiheiten und alles Glück. Gleichzeitig hat man aber auch das zwingende Bedürfnis nach einem Mindestmaß an Sicherheit. Ja, vor allem wenn Kinder im Spiel sind. Das ist ein ziemlich heftiger Widerspruch.
So heißt es z.B. man soll jeden Tag mit dem Partner genießen, sich nicht abhängig machen, und dankbar sein, weil es könnte ja morgen vorbei sein. Das ist wirklich eine ausgesprochene reine Form der Liebe, bloss mit der Einstellung zeugt man keine Kinder, baut kein Haus, eröffnet keine gemeinsamen Geschäfte, und so weiter.

Ideal ist nur dann, wenn zufällig beide Arten der Lieben zusammen kommen. Man sich einerseits bedingungslos liebt, und es trotzdem noch einen Zweck oder ökonischen Nutzen erfüllt. Man führt eine Zweckbeziehung, liebt sich aber trotzdem auch ohne Erwartungen und Verpflichtungen. Klingt einfacher als getan.

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w_s_
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 13:46

Schön, dass ich wenigstens in einem Punkt recht habe, geschätze gothisch-mystische Freundin!

Ich fürchte, wie verschleppen hier den Thread von Pit endlos (sorry Pit) - darum nur ganz kurz: egal wie man es nun sieht, nur für die ökonomische Versorgung von Kindern ist heute eine Ehe aus rein sachlichen Gründen nicht mehr notwendig. Weil er sowieso zahlt. Und nix sicher ist - stimmt.

Und nein, ich finde es nicht verwerflich wenn eine Frau sagt: her mit dem Spermaspender um schwanger zu werden - und dann weg mit dem Mann. Ob das halt gegenüber dem Mann fair ist muss jede Frau selbst wissen - und ich frage mich auch ob das wirklich so lohnend ist. So hat sie halt gar keine Hilfe - oder aber weniger Arbeit mit dem Mann?

Also wenn du ernsthaft glaubst, dass nur eine Bezugsperson benötigt wird, dann hast entweder du oder ich was falsch verstanden. Es geht nicht um Bezugsperson - sondern um väterliche und mütterliche Liebe, aus der eine ausgewogene Selbstliebe entsteht. Dass dies nicht immer ideal klappt, steht auf einem anderen Blatt - wie den auch bei den heutigen Scheidungsraten. Aber so wie ich die diverse Literatur interpertiere, und nicht nur die bürgerliche Literatur, brauchts eigentlich beide Elternteile dazu. Und was die Auswirkung von mangelnder oder geringer oder gar fehlender Selbstliebe ist - nun das beobacheten wir hier in diesem Forum in jedem 2. Thread. Trotzdem bin ich definitiv kein Verfechter der Beibehaltung der Partnerschaft oder Ehe um koste es was es wolle...

Vielleicht sollten wir jetzt wieder mehr zu Pits Punkten zurück kehren?

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Dunkle
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Beiträge: 839

Beitrag Sa., 25.04.2009, 14:41

w_s_ hat geschrieben:Vielleicht sollten wir jetzt wieder mehr zu Pits Punkten zurück kehren?
Ich versuchs mal...
Pitt hat geschrieben:Vielleicht war mein initialer Impuls zur Threaderöffnung ein Eindruck, dass es da Frauen gibt, die genauso denken wie ich, die im Grunde in ihrem Leben auch in erster Linie körperliche Nähe vermissen, natürlich auch emontionale Nähe wünschen, eigentlich auch nur so etwas wie eine Dauer-Affäre zwischen Singles wünschen, - dies (sich?) aber nicht in dieser "Klarheit" eingestehen.
Tschuldigung , aber ich frage mich gerade, wer sich das wohl Deiner Meinung nach eingestehen sollte....? Oder liege ich da völlig falsch?

Also, ganz objektiv, denke ich, dass das sehr sehr subjektiv ist.

Ich lebe jetzt seit 4 1/2 Jahren mit meiner Tochter allein.
Ich habe mir immer gesagt, dass das eine angenehme Pause von dem Alltagsleben einer Beziehung ist. Eigentlich ist es nämlich für Alleinerziehende einfacher, allein mit dem Kind zu sein. Sich auf noch jemanden einzustellen, bedeutet ja irgendwie doch noch zusätzlichen Stress.

Aber!

Aber da gibts ja noch die unzähligen Abende, an denen man dann doch das Alleinsein fühlt, in denen man sich wieder nach den alltäglichen und nicht alltäglichen Dingen einer Beziehung sehnt.

Ich habe es zweimal versucht, eine Affäre, reine Sex-Beziehung oder wie auch immer man das nennen will, zu führen. Ich schaff das nicht. Bin vielleicht ganz persönlich dafür nicht geeignet. Nicht die Einzige zu sein, die Beziehung immer nur auf wenige Stunden/Tagw zu beschränken und ansonsten zufrieden zu sein: Ich habe das nicht fertig gebracht.

Mit diesen "Zwischenformen" komme ich persönlich also nicht klar.

Ich wünsche mir jemanden für meine "alten Tage", mit dem ich dann doch noch mal in aller Lockerheit, reich an Erfahrung und trotzdem noch nicht verbittert und ernüchtert, eine ganz konventionelle und vor allem verbindliche Zweierkiste lebe.. ohne dass sich die Koventionen darin erschöpfen, die Frage nach der Arbeitsteilung schon vorher entschieden zu haben

Soweit aus meiner individuell-Ecke...
Aber das ist von Frau zu Frau verschieden...

glaubt ganz fest
die Dunkle

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(V)
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 15:22

Ich halte mich für so eine Frau, die es klar eingesteht. Auch wenn ich noch nicht so lange alleinerziehend bin wie jetzt Dunkle mit ihrem einleuchtenden Beispiel: Klar, ich bin sicher, dass ich ab und an etwas vermissen werde. Vielleicht wird es sogar ein paar Mal wehtun. Aber die Frage ist und bleibt dann eben doch, was überwiegt? Kosten oder Nutzen? Wie viel Einschränkungen und Aufwand ist man bereit für den Nutzen einer Beziehung auf sich zu nehmen? Vor allem, wenn es nicht zwingend notwendig ist und viele der Bedürfnisse auch anders erfüllt werden können?

Ich pflege ja auch zu sagen: Ich will definitiv keine Beziehung oder gar Ehe mehr. Von Sex etc. ist dabei nicht die Rede. *g* Aber ich bräuchte durchaus eine Mindestanforderung an Emotionen und Nähe. Mir gefällt dieser Begriff Äffare in dem Zusammenhang überhaupt nicht. Ich würde da eher von einer mehrfach zweckmässigen F***-Freundschaft sprechen. Ob diese "monogam" sein sollte oder nicht, würde vermutlich vom Einzelfall abhängen. Auf jeden Fall hätte ich sicherlich keine Lust darauf allenthalben einen Aids-test machen oder fordern zu müssen. Und ja, ich kann mit F***-Freundschaften umgehen... wie die Vergangenheit zeigte.

Hmm... aber ist nicht alles Gold was glänzt, denn die Qualität des Sex leidet auch bei mir (typisch Frau) unter der Intensität der Emotionen. Lieb und gern haben ist eben auch auf der horizontalen Ebene nicht das Gleiche wie "lieben". Aber für die Triebbefriedung sollte es ausreichen. Das wäre aber bei mir der wahrscheinlichste Fall: Es würde mich vermutlich recht bald langweilen. Ich hätte keinen großen Zug danach, sondern würde bald dazu übergehen: "Wenn's halt gerade passt, was weiß ich, nach einem feuchtfröhlichen Abend, mei, warum halt nicht? Aber es muss halt nicht uuuunbedingt sein."

Alles kann. Nichts muss.

Vielleicht alles in allem wieder eine Frage des "Wir", inwieweit man ein WIR eingeht. Um sich emotionale Nähe oder sexuelle Bedürfnisse zu erfüllen, muss man kein WIR-Denken oder Fühlen haben.
"Wir haben eine Affäre unter Singels", wäre ja fast schon wieder zu viel des Wir. Ich würde folgendes vorziehen: "Du und ich sind Freunde, und wenn's uns Spaß macht, haben wir miteinander Sex zusammen."

In der Tat habe ich solche Freundschaften, die mittlerweile aber weiter weg wohnen. Was keine Aussage darstellt, wie oft ich diese Angebote ausnutze. Aber das wunderschöne daran war eben, dass es völlig egal war. Wenn passte, dann passte es, wenn nicht, dann eben nicht. Keinerlei Erwartungen.

Was schwieriger war, aber damit primär so gar nichts (!) zu tun hat, ist, wenn der Kumpel mal wieder frisch verliebt war und als normaler Kumpel plötzlich absolut null mehr Zeit für einen hatte. Aber das hat ja mit Nähe und Sex nichts zu tun, sondern gängige Praxis. Konnte es ihnen aber immer vom Herzen gönnen. Jene Herren war übrigens durchaus treu, solange sie eine Beziehung hatten, auch das war kein Problem. Aber wenn sie Single waren und ich gerade über Einsamkeit klagte... ja, dann hieß es eben manchmal grinsend seitens der Herrn: "Soll ich rüber kommen?" Und wenn ich dann sagte: "Nö... mag net." Absolut kein Thema!!! Kein Schmollen, Beleidig-Sein, keinerlei sich abgelehnt fühlen... nada!

Weil es eben FREUNDSCHAFTEN waren mit (auch) Sex. Und das ist für mich was anderes als eine AFFÄRE (zwischen Singles).

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w_s_
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Beitrag Sa., 25.04.2009, 15:29

Gothika hat geschrieben: Weil es eben FREUNDSCHAFTEN waren mit (auch) Sex. Und das ist für mich was anderes als eine AFFÄRE (zwischen Singles).
Und ganz zuletzt hat sich der Beziehungsbegriff doch wieder eingeschlichen... ... wobei ich persönlich deine Sichtweit durchaus ok finde. Sie muss halt für dich und deine F***Freunde passen.

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Beitrag Sa., 25.04.2009, 15:39

Ja, was sind eigentlich Freundschaften? Freundschaftliche Beziehungen sind auch Beziehungen? Ach, dämlicher Turmbau zu Babel und Definitionskrankheiten.

Aber es wäre für diesen Thread wirklich ein guter Unterpunkt:

Was genau ist eine Beziehung? Ab wann fängt eine Beziehung an? So gibt es ja manche Menschen, die sofort mit dem ersten Kuss und den ersten zwei Wochen von "fester Beziehung" sprechen, andere (wie z.B. ich) nehme das Wort erst nach 6 Monaten in den Mund bzw. ernst.

Meiner Ansicht nach ist und bleibt es eine reine Ansichts- und Definitionssache, die ganz akut von den Erwartungen und Wünschen abhängt. Und Erwartungen und Forderungen sind eigentlich nie von Vorteil, egal ob es sich um Freundschaften, Affären, Beziehungen oder ganz großen Lieben und Ehen handelt.

Für mich beginnt eine Beziehung dort, egal welcher Art (d.h. gilt auch für Freundschaftsbeziehungen) wo wie auch immer geartete gemeinsame Zukunftspläne geschmiedet werden, auf deren Erfüllung man sich auch verlassen möchte. Dann wenn irgendeiner meiner Zukunftspläne eine andere Person miteinschließt und aus "meinen Zukunftsplänen" (egal welcher Art) dann "unsere" Zukunfstpläne werden...

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