Geweint in der Therapiestunde

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Dunkle
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 20:42

*AufdemWeg* hat geschrieben:Früher habe ich auch Therapieerfolg und weinen in Zusammenhang gebracht, miteinander verbunden heute bin ich glücklicherweise eines besseren belehrt denn wenn dem so wäre
hätte meine Therapie keinen Sinn. Hat sie aber wohl
Hallo AdW, wenn ich das jetzt einfach mal so übersetze:
Früher, als Du noch viel weintest, hat sich trotz Therapie nicht viel geändert. Jetzt machst Du eine Therapie, in der Du ganz bestimmt nicht weinst. Und diese Therapie hat jetzt großen Erfolg.

Hmm. Ich zweifle.
Ob ich da richtig liege...

Erklär' uns Weinenden doch mal ein wenig mehr....

LG
Dunkle

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stern
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 21:04

Hmm. Ich zweifle.
Hm, lt. meiner Thera besteht zwischen Weinen und Therapieerfolg kein Zusammenhang, wobei sie fast wörtlich erzählte, dass es das geben kann, wie du die AdWs Aussage zusammengefasst hast. Begründen kann ich es nicht näher... aber ich denke, z.T. liegt es vielleicht auch daran, dass Menschen unterschiedlich gestrickt sind. Mich hat das etwas beruhigt... wobei ja auch meine Erfahrungen dahin gehen, dass Therapieerfolge da waren/sind obwohl ich so gut wie nie weinte.

Dass manches noch ausbaufähig ist, dessen bin ich bewusst (da bin ich auch dran... und es hat sich ja auch insofern schon so manches getan ). Als ich mal meinte, dass ich mir gerade mal wieder zu distanziert vorkomme, meinte sie sogar, dass es gut sei, dass gerade nicht zu viele Gefühle da waren... und dass das ja auch eine Fähigkeit sei, die mir (zumindest in bestimmten Momenten) hilfreich ist. O.k., vielleicht zu abstrakt um das nachvollziehen zu können. Für mich klang es stimmig... und ich lasse es einfach mal so stehen.
Liebe Grüße
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Moni.
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 22:38

Hallo, es gibt seit einigen Jahren in der Psychotherapie eine Gruppe sehr erfahrener Therapeuten die genau das bestätigt. Diese "andere Haltung" wird zunehmend veröffentlicht und diskutiert. Ich habe mal einen Vortrag dazu gehört, da war schon das Zuhören eine Freude

Geweint habe ich in meiner Therapie auch und für den Moment habe ich es als Erleichterung empfunden. Man könnte wohl Jahre in diesem Zustand verbringen... Wirklich geholfen haben mir andere Erfahrungen.

Es gibt viele verschiedene Wege zum Ziel, nicht immer ist der schmerzhafteste auch der erfolgreichste.

Moni

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Dunkle
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 22:41

Hm...nochmal

Liebe Stern,

doch, das kann ich ganz gut verstehen, dass es (zumindest jetzt für Dich) einen Vorteil bedeutet, sich in den Tränen auch nicht zu verlieren (was ja immer auch passieren kann, dass das überhand nimmt..).

Und was ich wichtig finde: Weinen ist absolut kein ("Leistungs-")Kriterium!!
Du hast recht, es hängt vom Typ Patient ab, von der Art der Therapie, von dem Raum, der einer möglichen emotionalen Erschütterung (durch Erinnerungen, Intensitäten usw.) zur Verfügung gestellt wird.

Ich hatte mich vor einiger Zeit ertappt, dass ich während meiner Stunden manchmal dachte, er will, dass ich weine, weil das so eine Art Beweis für ihn sei, dass ich nun ganz dabei sei....
Nee, quatsch. Also, wirklich, das wäre zu einfach.

Für mich ganz persönlich ist es ein Zeichen, dass unser Therapeut-Patient-Verhältnis entspannt und vor allem sehr vertraut ist. So dass er sogar merkt, wenn ich "trockene Zornestränen" weine. Er sagt dann: "Es scheint mir so, dass Sie heulen könnten darüber. Was hindert Sie daran?"

Über das Drum und Dran des Weinens haben wir auch genügend gesprochen. Das Hässlich-Sein, die Peinlichkeit, Verabschieden mit verquollenem Gesicht, Erreichbarkeit der Taschentuchpackung und die Unbehaustheit nach der Stunde (die ich weiter oben schon beschrieb...).

GUte Nacht!
D.

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Dunkle
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Beitrag Mi., 07.10.2009, 22:48

Moni. hat geschrieben:es gibt seit einigen Jahren in der Psychotherapie eine Gruppe sehr erfahrener Therapeuten die genau das bestätigt. Diese "andere Haltung" wird zunehmend veröffentlicht und diskutiert. Ich habe mal einen Vortrag dazu gehört, da war schon das Zuhören eine Freude
hi Moni, das würde mich mal interessieren.
Kannste da mal was genaueres verlinken oder so ähnlich?

danke!
D.

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Erleichtert
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Beitrag Do., 08.10.2009, 00:21

Ich begann meine Therapie, weil ich seit Jahrzehnten wiederholt unter Panikattacken litt und letztendlich sogar dissoziative Stoerungen hatte.
Nachdem ich ca. 1 1/2 Jahre zu einer ueberaus warmherzigen, verstaendigen Therapeutin gegangen war, konnte ich endlich in ihrer Gegenwart ueber verschiedene Verluste (Schluesselerlebnis: zeitweise Trennungen von der kranken Mutter in meiner fruehen Kindheit; verschiedene totgeschwiegene Verluste) weinen.
Das Weinen hat sich dann oefter wiederholt und hat eigentlich mein Leben dramatisch veraendert. Wie meine Therapeutin sagt, schicke ich jetzt meine Gefuehle nicht ins Exil sondern oeffne ihnen die Tuer, und zwar bezieht sich das nicht nur auf die Verluste der Vergangenheit sondern auch auf andere Gefuehle, die ans Herz gehen.
Z.B. ist es mir jetzt moeglich, anderen, die sich in persoenlichen Schwierigkeiten befinden (Tod eines Familienmitglieds zum Beispiel) offen und warm unter die Arme zu greifen, waehrend ich frueher Kontakte in solchen Situationen auf ein Minimum beschraenkte. Irgendwie bin ich offener, verletzlicher im guten Sinne, und empfaenglicher geworden.
Meine Therapeutin weint nicht mit sondern ermuntert mich ganz ruhig und still, "just to sit with my feelings." Das klingt eigentlich etwas sehr therapeutisch, aber was soll's, es hilft.
Uebrigens konnte ich das erste Mal weinen, nachdem sie mir ein oder zwei Wochen vorher von einem sehr persoenlichen, traurigen Erlebnis erzaehlt hatte. Sie spricht fast nie von persoenlichen Angelegenheiten, aber diese Erzaehlung hat mir wohl nahegebracht, dass ich nicht allein war. Sie hatte eine Bruecke gebaut.
Das einzige Problem, an dem ich jetzt noch arbeiten muss, ist, dass ich jetzt etwas zu sehr an der Thera haenge und Angst habe, von "grossen" Gefuehlen ueberwaeltigt zu werden, wenn ich meine Therapie beende und meine Thera nicht mehr habe.
Hier noch ein Link zum Thema weinen: http://www.psychotherapie-vanharen.de/weinen.html

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Moni.
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Beitrag Do., 08.10.2009, 04:10

Hallo Dunkle,
Luise Reddemann, Hans Ulrich Sachsse, Ursula Gast, Verena Kast... um einige zu nennen. Sie haben selbst jahrzehntelang die klassischen Methoden praktiziert und später zunehmend kritisch hinterfragt.

Mal ein anderer Ansatz auf DVD: "Wie wird die Seele heil?"
http://www.auditorium-netzwerk.de/Autor ... ::415.html ... hier finde ich die aufgezeichnete Diskussion erfrischend

Moni

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*AufdemWeg*
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Beitrag Do., 08.10.2009, 07:05

Hallo Dunkle,

nein, ich bin immer noch in meiner ersten Therapie
und ich weine nicht.
Nicht weil ich nicht möchte, sondern weil einfach nichts kommt.
Also ich fühle mich nicht danach.
Und trotzdem würde ich sagen, dass meine Therapie wirklich gut läuft.
Ich wollte nur denen auch ein bisschen Mut machen,
die eben NICHT weinen,
weil ich manchmal den Eindruck bekomme,
dass Menschen glauben:
Ja, wenn ich erst einmal geweint habe, dann wird automatisch alles gut.

LG ADW
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stern
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Beitrag Do., 08.10.2009, 07:37

Danke @ all für eure Erfahrungen und @ Moni für die Infos.

Reddemann und Sachsse sagen mir grob etwas. Und ich weiß nicht, ob es sinngem. und sehr frei erzählt auch etwas darauf hinaus läuft, dass neuere Ansichten dahin gehen, dass es nicht nötig ist, dass man alles (und das möglichst noch ungefiltert) herauslassen muss und am besten die gleiche Sch*** nochmals durchleben muss, und dann wird alles gut. Im Gegenteil... das kann sogar eher kontraproduktiv sein. Erwähnte, so meine ich, auch mein früherer Thera mal.

Das soll nun kein Plädoyer für Gefühlsvermeidung sein , versteht sich hoffentlich von selbst. Sondern soll schlichtweg heißen, dass es auch sanftere Wege der Heilung gibt, die nicht vom Grad des in der Therapie erlittenen Schmerzes oder der Anzahl der verweinten Taschentücher abhängen. Nicht weinen-können in bestimmten Momenten kann auch ein guter Schutz und sinnvoll sein. Na gut... dauerhaft bzw. wenn sich nie wirklich Zugang zu Gefühlen öffnet, ist es IMO wohl auch nicht das wahre... aber mann muss IMO auch nicht besonders viel weinen oder das als Leistungskriterium heranziehen, wie Dunkle schrieb.

Ob das alles so stimmig ist, weiß ich nicht... aber ich will das für meinen Teil auch nochmals vertiefen... nicht wissend, ob ich manchmal auch zuviel von mir erwarte, zumal ja schon Besserungen da sind. Aber für mich ist es noch zu oft unzufriedenstellend, wenn ich gefragt werde, was ich gerade fühle, und das dann mega-schwer für mich zu beantworten ist (wenn überhaupt). Aber das ich Raum habe, dem dann nachzugehen, das ist durchaus sehr hilfreich für mich. Und im Vergleich zu dem wie es vor der Klinik bei mir war, hat sich da schon einiges auch dahingend getan.
Zuletzt geändert von stern am Do., 08.10.2009, 10:54, insgesamt 1-mal geändert.
Liebe Grüße
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hungryheart
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Beitrag Do., 08.10.2009, 08:13

Hi ihr lieben,

OT gleich vorneweg: ich hab grade furchtbar mit übelkeit zu tun
und bin heute morgen hier, um mich ein wenig davon abzulenken -also nehmt es mir bitte nicht übel, wenn meine worte vielleicht zusammenhangslos, unreflektiert oder sonst irgendwie doof rüberkommen....-keine böse absicht)


Ich denke auch, dass Weinen auf keinen Fall ein Leistungskriterium oder ein Gradmesser für die Güte der Stunde ist.
Auch kein Gradmesser für die Güte oder INtimität der therapeutischen Beziehung
Man sollte das Weinen nicht hochstilisieren und überbewerten. das macht nur Druck.

Ich habe, auch länger gebraucht um mich weit genug öffnen zu können, um meine Tränen laufen zu lassen, wenn sie kamen. Sicher braucht man eine Art basic-Vertrauen, um vor jemandem Weinen zu können.

Aber Weinen oder nicht Weinen hatte vor allem etwas mit mir selbst und meiner Fähigkeit (und meinem Willen), Gefühlen Ausdruck zu verleihen und sehr sehr wenig mit einer dann der Tränen wegen "besonderen" Qualität der Stunden und meiner Beziehung zur Therapeutin zu tun.

Als ich zunehmend die Fähigkeit erlangt hatte, meinen Gefühlen Ausdruck zu verleihen, konnte ich auch bei verschiedenen Vetretungstherapeuten, die ich während einer Erkrankung meiner Bezugsthera hatte, weinen, obwohl ich zu denen keine besondere Beziehung hatte.


Das nur zum Trost denen, die nicht weinen können oder wollen.

Eure Therapien sind sicher genauso bereichernd und hilfreich, wenn ihr es (noch) nicht "schafft", die Tränen laufen zu lassen. Oder es vielleicht auch gar nicht wollt.

In meinen wichtigesten und bereicherndsten Stunden hab ich auch nicht geweint. Das hätte mich viel zu viel KOnzentration gekostet und mich sogar von mir weggeführt.

Ich denke sogar, dass der Anspruch an sich selbst, unbedingt weinen zu müssen oder zu wollen schaden kann. Nicht nur wegen des Druckes, den man sich da vielleicht macht.
Ich hab eine Freundin, die sich in der unerfüllten Liebe zu ihrem Therapeuten verliert. Sie stilisiert ihr Weinen in der Therapie fast schon zu etwas intim-sexuellem hoch. Sowas wie ein Tränenopfer, dass sie ihrem Thera nun nach vielen Jahren der Therapie endlich darbringt.....und das für die ultimative Nähe zwischen ihnen steht. Sie kann stundenlang darüber philosophieren, was ihre Tränen dem Thera bedeuten (ich vermute mal in wirklichkeit: sehr wenig bis rein gar nichts) und was sie für die therapeutische Beziehung bedeuten.
Mein Verdacht ist aber, dass sie da sehr wenig bei sich ist, wenn sie weint und dass ihre Tränen sie eher noch mehr von sich selbst wegführen......

Ich kann da immer kaum zuhören, weil es mir so wehtut, wie sie sich da verrent....

Liebe NIchtweiner: ihr macht schon alles gut und richtig. Es kommt alles , wie es kommen soll. Wenn's passiert passiert, wenn nicht dann nicht.
Nimm was du willst und zahl dafür.

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Laura13
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Beitrag Do., 08.10.2009, 11:12

Liebe hungryheart,

wow, das ist ein so warmes liebes und beruhigendes Posting ...vielen Dank dafür. Es hilft mir sehr.
DANKE.

LG
Laura
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Dunkle
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Beitrag Do., 08.10.2009, 17:50

hungryheart hat geschrieben:Auch kein Gradmesser für die Güte oder INtimität der therapeutischen Beziehung
Warum eigentlich nicht?

Genauso individuell wie Nicht-Weinen kann doch auch Weinen-Können (Achtung: Unterschied zu Weinen-Wollen!) eine gewisse Erleichterung sein, die sich dann einstellt, wenn man sich einem Gefühl überlässt. Und dieses Aufgeben von Widerständen, Hemmnissen und Scham kann - so finde ich - durchaus (natürlich individuell) ein Zeichen dafür sein, dass da ein großes Vertrauen zu dem/der Thera herrscht und frau sich sicher ist, dass sie, auch wenn sie weint, gut aufgehoben ist und sich nicht schämen muss.

Weinende Männer in Therapien gibts anscheinend nicht...

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*AufdemWeg*
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Beitrag Do., 08.10.2009, 17:57

Vielleicht kann man so formulieren:
es ist EIN Gradmesser,
aber nicht DER Gradmesser schlechthin?

LG ADW
Probleme kann man niemals mit derselben Denkweise lösen, durch die sie entstanden sind.



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stern
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Beitrag Do., 08.10.2009, 18:17

hungryheart hat geschrieben:Ich denke sogar, dass der Anspruch an sich selbst, unbedingt weinen zu müssen oder zu wollen schaden kann. Nicht nur wegen des Druckes, den man sich da vielleicht macht.
Hm... da ist sicherlich etwas dran. Jedenfalls meinte ich zu meiner Thera, dass ich über manches kaum weinen kann. Sie meinte dann sinngem. gleich stopp... machen sie sich locker und erzählte das, was ich oben schon geschrieben haben.

Und ich muss sagen, es hat mich schon beruhigt, das zu hören. Zwar saß ich weder daheim noch in der Therapie da, und sagte mir, ich muss oder möchte jetzt weinen... zumal das sowieso nicht funktionieren würde. Aber es war halt schlichtweg irritierend... gerade wenn man (z.B. auch über das Forum oder von Freunden/Bekannten) mitkriegt, dass es andern anscheinend anders geht... irritiert halt, und man fragt sich dann halt schon mal, ob das "normal" ist .
Dunkle hat geschrieben:Weinen-Können (Achtung: Unterschied zu Weinen-Wollen!) eine gewisse Erleichterung sein, die sich dann einstellt, wenn man sich einem Gefühl überlässt.
Ja, so erlebe ich das auch... aber bewusst herbeiführen kann ich das nicht... und sollte ich vermutlich auch nicht versuchen. Sondern entweder kommen Tränen oder sie kommen eben nicht... und so versuche ich das anzunehmen.
so finde ich - durchaus (natürlich individuell) ein Zeichen dafür sein, dass da ein großes Vertrauen zu dem/der Thera herrscht und frau sich sicher ist, dass sie, auch wenn sie weint, gut aufgehoben ist und sich nicht schämen muss.
Das kann sicherlich ein Zeichen sein... aber wie AdW sagt: DER Gradmesser für die Qualität der Beziehung isses vermutlich auch nicht. Bei mir habe ich neulich, so meine ich, sogar greifen können, warum ich in dem Moment nicht weinen konnte. Scham ist es nicht gewesen.
Zuletzt geändert von stern am Do., 08.10.2009, 18:37, insgesamt 1-mal geändert.
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carö
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Beitrag Do., 08.10.2009, 18:35

hallo,

also ich hab mit mehreren "wein-arten" kontakt (gehabt), deshalb find ich das thema gerade ganz spannend. mit dem hysterischen mich reinsteigernden weinen, das mich voll von mir wegbringt... wenn dann mein thera fragt "warum weinen sie?" kann es dann passieren, dass ich schlagartig aufhöre damit und plötzlich wieder im hier und jetzt bin und auchzugänglich bin und mitdenken kann. es gibt auch das wirklich gefühlvolle weinen, wo ich ganz bei mir bin, wo ich merke, dass ich keine hemmungen habe, meine gefühle vor ihm einfach laufen zu lassen... in den anfangszeiten der thera bzw. das ging schon recht lang, war es so, dass ich weder traurigkeit und weinen noch wut empfinden, geschweige denn zeigen konnte... oft war ich damit beschäftigt tränen zu unterdrücken, wenn sie denn überhaupt mal hochkrochen... ja was dunkle schrieb, von wegen peinlichkeit über die tränen, wie seh ich aus mit verquollenem gesicht etc.. hat mich auch ne ganz lange zeit gehemmt. aber das ist jetzt irgendwie total weg... wenn ich weine, dann ist das immer o.k... und ich bin ne heulsuse... ich möcht manchmal nicht weinen, weil ich denke, mist, der muss doch denken, dass ich irre bin, sooo viele tränen, ein tränenmeer... aber es erleichtert mich sehr, wenn ich das in der thera so zeigen kann. vielleicht hängt es bei mir damit zusammen, dass ich als kind nicht weinen durfte. meine eltern fühlten sich angegriffen von meinen tränen.. scham und wut über mich konnte ich da immer spüren. wenn ich als kind mal weinte, dann war irgendeine katastrophe im gange.. ich konnte eigentl nur hysterisch weinen und völlig zusammenbrechen - im grunde kann ich nur so eine art weinen mit meiner kindheit verbinden... viell. tut es mir jetzt so gut, dass das sein darf (nachdem es in der thera ja auch lange gar nicht ging) und dass es ja so viele unterschiedliche arten/qualitäten gibt zu weinen... trotziges weinen, hysterisches weinen, stilles und leises weinen, wütende tränen etcetc..
insofern ... alle arten von tränen... sind für mich ok ...aber es gibt wunderbare, intensive und sehr dichte phasen in (meiner) therapie, die ganz ohne tränen verlaufen. es geht um das innere beteiligtsein... das können menschen ja auch ganz ohne tränen sein.

und übriges muss ich mich mittlerweile auch im RL nicht mehr wegschämen, wenn mir mal die tränen kommen... früher undenkbare katastrophe, jetzt.. hm naja... toll finde ich das nicht, aber ich komm besser klar damit.


LG
caro
Es ist krass, was man erreichen kann, wenn man sich traut. (Aya Jaff)

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