Ich begann meine Therapie, weil ich seit Jahrzehnten wiederholt unter Panikattacken litt und letztendlich sogar dissoziative Stoerungen hatte.
Nachdem ich ca. 1 1/2 Jahre zu einer ueberaus warmherzigen, verstaendigen Therapeutin gegangen war, konnte ich endlich in ihrer Gegenwart ueber verschiedene Verluste (Schluesselerlebnis: zeitweise Trennungen von der kranken Mutter in meiner fruehen Kindheit; verschiedene totgeschwiegene Verluste) weinen.
Das Weinen hat sich dann oefter wiederholt und hat eigentlich mein Leben dramatisch veraendert. Wie meine Therapeutin sagt, schicke ich jetzt meine Gefuehle nicht ins Exil sondern oeffne ihnen die Tuer, und zwar bezieht sich das nicht nur auf die Verluste der Vergangenheit sondern auch auf andere Gefuehle, die ans Herz gehen.
Z.B. ist es mir jetzt moeglich, anderen, die sich in persoenlichen Schwierigkeiten befinden (Tod eines Familienmitglieds zum Beispiel) offen und warm unter die Arme zu greifen, waehrend ich frueher Kontakte in solchen Situationen auf ein Minimum beschraenkte. Irgendwie bin ich offener, verletzlicher im guten Sinne, und empfaenglicher geworden.
Meine Therapeutin weint nicht mit sondern ermuntert mich ganz ruhig und still, "just to sit with my feelings." Das klingt eigentlich etwas sehr therapeutisch, aber was soll's, es hilft.
Uebrigens konnte ich das erste Mal weinen, nachdem sie mir ein oder zwei Wochen vorher von einem sehr persoenlichen, traurigen Erlebnis erzaehlt hatte. Sie spricht fast nie von persoenlichen Angelegenheiten, aber diese Erzaehlung hat mir wohl nahegebracht, dass ich nicht allein war. Sie hatte eine Bruecke gebaut.
Das einzige Problem, an dem ich jetzt noch arbeiten muss, ist, dass ich jetzt etwas zu sehr an der Thera haenge und Angst habe, von "grossen" Gefuehlen ueberwaeltigt zu werden, wenn ich meine Therapie beende und meine Thera nicht mehr habe.
Hier noch ein Link zum Thema weinen:
http://www.psychotherapie-vanharen.de/weinen.html