Für immer alleine?

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Ulrich
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Beitrag Di., 12.11.2013, 08:58

Eigentlich gibst du dir damit selbst recht, denn meine Vermutung, das sei kein guter Therapeut gewesen, war im Grunde genommen das gleiche, was du selbst schon geschrieben hattest.
Solage hat geschrieben: Ich konnte meine Vergangenheit eigentlich ganz gut abhaken bis zur Therapie. Dort wurde mir erst gesagt, wie schlimm meine Eltern wirklich waren. Hatte vieles einfach vergessen. In der Therapie brach dann wieder alles auf. Hat mir nicht wirklich gut getan.

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Henrike76
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Beitrag So., 17.11.2013, 19:38

Für mich ist es grundsätzlich Mist wenn schwerpunktmässig in den Abgrund geschaut wird.
Das kann nicht gut sein!

Genauso ist es schlecht wenn der Thera die schlimme Wahrheit des Verrats in der Kindheit nicht ansehen will (weil es ihm zu traurig ist!).

Beides ist Müll, es muss immer in der Waagschale was Positives sein, was als Gegengewicht zu dem Dreck dient.

Gilt vielleicht aber nur für mich.

Male ja meine Erfolgslebensgeschichte, da kommt von dem Müll nix rein!

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Solage
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Beitrag So., 17.11.2013, 20:42

Friedrich Nietzsche

"Und wenn du lange in einen Abgrund blickst, blickt der Abgrund auch in dich hinein."

Habe dann irgendwann aufgehört in den Abgrund zu blicken und den Müll beiseite geschoben.
Jetzt geht es um die Entsorgung desselben.


Sudek
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Beitrag So., 24.11.2013, 06:20

Solage hat geschrieben:.......und den Müll beiseite geschoben.
Jetzt geht es um die Entsorgung desselben.

Und wie machst Du das, den Müll entsorgen?

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Eremit
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Beitrag So., 24.11.2013, 14:23

Warum muß der Abrgund immer etwas schlechtes sein?

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Solage
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Beitrag Mo., 25.11.2013, 20:22

@Eremit

Du weißt ja jetzt um meine traumatische Therapieerfahrung. In diesen Abgrund habe ich einfach zu lange geblickt. Da haben sich dann noch ganz andere Abgründe aufgetan.

@Sudek
Ich habe diese Therapie abgebrochen und den Therapeuten für mich in eine Mülltonne gesteckt. Jetzt öffne ich jeden Tag den Deckel und entsorge diesen Müll nach und nach. Das dauert halt seine Zeit.....


Sudek
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Beitrag Di., 26.11.2013, 09:00

@Solage
"...etzt öffne ich jeden Tag den Deckel und entsorge diesen Müll nach und nach. Das dauert halt seine Zeit.....

.""

und wie sieht das so täglich aus, Solage?

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Solage
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Beitrag Di., 26.11.2013, 18:22

@Sudek

Ich entgifte quasi. Ich scheide meinen Therapeuten ganz langsam aus. Stück für Stück .
Das was ich mit ihm erlebt habe, kommt leider immer wieder hoch. Ich könnte auch
"auswürgen" dazu sagen.

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Ulrich
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Beitrag Do., 28.11.2013, 07:00

@Solage

Das ließe sich mit klassischer Analyse so deuten, dass du menschliche Beziehungen eher oral auffasst, und dass du Menschen, die du liebst so ähnlich verdaust wie Nahrung. Das ist keineswegs selten. Die Oralität und vielleicht auch die menschliche Liebesfähigkeit nimmt ihren Anfang in der oralen Phase. Auf diesen Erfahrungen baut dann die anale Phase auf. In der analen Phase wird sich das Kind bewusst, dass es Ausscheidungen hat. Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis es den Zusammenhang begreift ("Was oben rein kommt, kommt irgendwann unten wieder raus."). Schon früh ist aber ein Kind in der Lage etwas wieder auszuspucken. Dies könnte in vielen Fällen der psychogenetische Vorläufer von Ess-Brech-Magersucht sein, aber dies nur am Rande.

Dass du schreibst "Ich entgifte meinen Therapeut" und den Begriff "auswürgen" verwendest lässt mich vermuten, dass du deinen Theapeuten NICHT verdauen möchtest, oder nicht verdauen kannst (natürlich nur im übertragenen Sinn, in dem Sinn, dass du die Erinnerung nicht verdauen kannst). Eigentlich ist es ja genau richtig was du machst. Unverdauliches sollte man wieder auswürgen. Vielleicht lässt sich aber doch noch verdauen, zumindest Teile davon. Manche Vögel würgen EINEN TEIL ihrer Nahrung stets wieder aus (Haare und Knochen des Opfers).

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Solage
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Beitrag Do., 28.11.2013, 20:48

Hallo Ulrich

Ja, das mit dem Verdauen ist für mich gar nicht so einfach. Da müsste ich den Therapeuten erst einmal schlucken. Das fällt mir echt schwer. Was aber jetzt besser ist, ihn auszuwürgen oder zu verdauen und an anderer Stelle auszuscheiden weiß ich auch nicht.

Mein Körper wird mir schon den richtigen Weg zeigen.

Außerdem bin ich eher ein oraler Typ, da würde dies dann auch passen.

Danke für Deine Antwort.

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Ulrich
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Beitrag Fr., 06.12.2013, 14:12

Das Zwiespältige an der aufarbeitenden PT ist, dass man das, was man loslassen möchte oder muss noch gar nicht kennt, d.h. es ist UNBEWUSST. Wenn man es dann bewusst gemacht hat, dann hat man es am Hals. Dann muss man es solange durchkauen bis man es endgültig verdaut hat. Wenn man das gemeinsam mit einem Therapeut macht, dann ist das Problem oft, dass man auf ihn Aspekte derjenigen Erfahrungen, die man loslassen sollte auf ihn überträgt, natürlich ohne es zu bemerken. Dann hängt man an dem Therapeuten und weiß nicht wieso. Einen Therapeuten loszulassen ist deshalb oft sehr schwer. Er ist wie ein Behälter, der verdrängte Erfahrungen mit den Eltern enthält. Diesen Behälter kann man entleeren, wenn man die entsprechenden verdrängten Erinnerungen bewusst macht. Geschieht dies nicht, so sind nur die Gefühle (und nicht die konkreten Erinnerungen)bewusst, und zwar in Form von Gefühlen, die man scheinbar für den Therapeuten hat.

Normalerweise verdaut man die Eltern durch die Kindheit, d.h. schon während der Kindheit. Am Ende der Kindheit sind dann die Eltern mehr oder weniger passe´. Bei denen das nicht so ist, die müssen eben noch nachverdauen. Ich habe mal versucht das gemeinsam mit meinen Eltern zu machen, aber das funktioniert nicht gut.

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Solage
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Beitrag Sa., 07.12.2013, 20:52

@Ulrich

In meinem Fall geht es aber nicht nur um Übertragung, sondern darum, dass mich dieser Therapeut in echt missbraucht hat. Er hat sich mir als Mann angeboten und damit die Therapie zunichte gemacht. Das ist mein Problem und das muss ich erst verdauen.


pandas
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Beitrag Mo., 09.12.2013, 00:21

Ulrich, ich finde es merkwürdig, dass Du solche Behauptungen über Anbindungen an Therapeuten aufstellst, wo Du doch andernorts geschrieben hast, dass Du einen häufigen Therapeutenwechsel für sinnvoll hälst, also nur 10 - 20 Stdn pro Therapeuten ... warum bist Du der Ansicht, bei anderen sei das prinzipiell anders?
"Das Vergleichen ist das Ende des Glücks und der Anfang der Unzufriedenheit." Kierkegaard

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Ulrich
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Beitrag Mo., 23.12.2013, 07:40

Solage hat geschrieben:@Ulrich

In meinem Fall geht es aber nicht nur um Übertragung, sondern darum, dass mich dieser Therapeut in echt missbraucht hat. Er hat sich mir als Mann angeboten und damit die Therapie zunichte gemacht. Das ist mein Problem und das muss ich erst verdauen.
Wenn er sich dir angeboten hat ist das ja noch kein sexueller Missbrauch (außer wenn er sich nackt ausgezogen hat oder so was). Ich kann es aber gut nachvollziehen, dass du darüber schockierst warst. Denn man erwartet auf einen Heiligen oder Weisen zu treffen und dann sowas.

Ich denke, dass sein Verhalten (das ich ja nicht genau kenne) auch einen begrenzt heilsamen Effekt gehabt haben könnte. So was vergisst man manchmal oder es wird einem nicht bewusst. Manchmal sind Therapien sehr schnell zuende. Das ist nicht immer als Scheitern zu bewerten. Aber aus finanzieller Sicht ist es für den Therapeuten oft was Schlimmes, wenn der Patient nicht mehr erscheint. Und es ist auch menschlich enttäuschend für Therapeuten, wenn Patienten nicht mehr kommen.

Was Patienten lernen müssen ist die Fähigkeit Erfahrungen mit Therapeuten eigenständig zu verarbeiten. Wenn sie sich dabei auf Therapeuten verlassen sind sie im wahrsten Sinne des Wortes oft verlassen. Allgemein wird ja angenommen, dass ein Therapeut einen Patienten nie verlässt. In der Praxis gibt es eine Menge von Methoden, mit denen man sich Patienten vom Hals schaffen kann, z. B. indem man man schweigt, oder indem man unanständige Bemerkungen macht.

Sicherheitshalber darauf hinweisen, dass nicht alle Therapeuten gleich sind. D.h. ich fälle keine Pauschalurteile über Therapeuten, auch wenn es sich manchmal so lesen mag. Manche Therapeuten sind sicher besser als ich es mir überhaupt vorstellen kann, oder will.

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Ulrich
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Beitrag Mo., 23.12.2013, 07:50

pandas hat geschrieben:Ulrich, ich finde es merkwürdig, dass Du solche Behauptungen über Anbindungen an Therapeuten aufstellst, wo Du doch andernorts geschrieben hast, dass Du einen häufigen Therapeutenwechsel für sinnvoll hälst, also nur 10 - 20 Stdn pro Therapeuten ... warum bist Du der Ansicht, bei anderen sei das prinzipiell anders?
Eine solche Anbindung kann schon nach wenigen Sitzungen entstehen, vor allem dann, wenn der Patient den Umgang mit dem Therapeuten als sehr heilsam oder wohltuend empfindet.

Ich persönlich würde Therapeuten öfters wechseln, wenn ich das Geld hätte. Aber ich habe das Geld ja nicht. Ich kann nur gesetzlich finanzierte PT machen und die finde ich aufgrund meiner Bindungsphobie unerträglich. Man wird gezwungen sich nach 8 Stunden für oder gegen einen Therapeuten zu entscheiden. Wenn man sich für ihn entscheidet, muss man, wenn man den Anspruch auf Pt nicht für einige Jahre verlieren will, bei ihm bleiben. In meinem Fall besteht auch gar keine große Auswahl. Ich wäre ja schon froh gewesen, wenn mich von den ca. fünf Therapeuten, bei denen ich gewesen bin überhaupt einer genommen hätte (das betrifft Anal. PT und TP, bei VT habe ich andere Erfahrungen gemacht).

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