Die Arbeit mit dem inneren Kind

Haben Sie bereits Erfahrungen mit Psychotherapie (von der es ja eine Vielzahl von Methoden gibt) gesammelt? Dieses Forum dient zum Austausch über die diversen Psychotherapieformen sowie Ihre Erfahrungen und Erlebnisse in der Therapie.
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candle
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 16:37

Aditi hat geschrieben:
würde ich alles ändern, wäre mein leben nicht langweilig, sondern vermutlich authentisch!
Für mich liegt schon der Denkfehler darin, dass man EBEN NICHT ALLES ändert, sondern nur Anteile, die einem schlecht tun und da sind es nicht mal alle Punkte, weil die einem nie bewußt werden. Das halte ich auch für normal.

Hat sich einer jemals Gedanken dazu gemacht, dass ein Kind jemanden widerwillig die Hand zur Begrüßung gereicht hat, weil es sich SO GEHÖRT.

Ich möchte fast wetten, dass jeder das heute noch glaubt, tut und es sogar seinen Kindern wieder vermittelt.
Das ist auch ein "unbewußtes Aufzwingen" einer Sache.

Das ist nur mal so ein lapidares Beispiel- mal so eingeworfen.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Aditi
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 16:47

candle hat geschrieben: Hat sich einer jemals Gedanken dazu gemacht, dass ein Kind jemanden widerwillig die Hand zur Begrüßung gereicht hat, weil es sich SO GEHÖRT.
Ich möchte fast wetten, dass jeder das heute noch glaubt, tut und es sogar seinen Kindern wieder vermittelt.
liebe candle,
da sind wir auf einer ebene, ich halte das für absolut keine lapidares beispiel! sondern für einen wichtigen und ersten schritt, die persönlichkeit eines kindes zu achten! und bereits dieser "lapidare schritt" wird so oft missachtet.
@ramonakatze!
ich würde mir wünschen, dass du trotz aller ... ich weiß nicht, was da zwischen euch läuft .... noch differenzieren kannst. dieser einwand von candle war nämlich, so denke ich, legitim und viel zu unbewusst in den köpfen der menschen, auf jeden fall war es kein "senf"

aditi

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Wanda
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 16:55

Liebe Xanny,

ich muß Dir da entschieden widersprechen,- nicht Dein inneres Kind hat Dein Leben zerstört,
sondern Dein früheres unmittelbares Umfeld. Mit diesem Denken schützt Du weiterhin die oder den Täter.
Ich kann nur hoffen, das Dein Therapeut Dich da verstärkt unterstützt.

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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:00

@ candle:

Meine Kinder müssen weder einem Fremden die Hand geben, noch jemandem ein Bussi zur Begrüßung, wenn sie das nicht wollen!
Da gebe ich dir recht, das sollte kein Kind tun müssen, damit es lernt, dass es über seinen Körper selbst bestimmen kann. Guten Tag sagen gehört sich, das ist klar, Körperkontakt nur, wenn man das selbst möchte.
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Aditi
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:06

ja laura,

da sind wir betroffenen sehr hellhörig und sensibilisiert. vlt hat candle anderes erlebt und denkt, es wäre noch immer so und teilweise und mit sicherheit ist es ja noch immer so! ich fühle mich von ihrer aussage nicht persönlich angegriffen, weil ich meine kinder anders erzogen habe.

aditi

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candle
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:09

Laura13 hat geschrieben: Guten Tag sagen gehört sich, das ist klar, Körperkontakt nur, wenn man das selbst möchte.
Spannend!
Erstmal Respekt Laura wie Du Deine Kinder erziehst, muß aber nachhaken.
Wieso glaubst DU, dass man die Hand geben MUß?

Frage: Was macht es mit DIR, wenn Kind sich verweigert. Möglicherweise stehen da auch DEINE Gefühle mehr im Vordergrund als die des Kindes.

Ich will das jetzt nicht als Kritikpunkt anbringen!!!

Aber da kann man wundervoll nachvollziehen wie manche Dinge sich spurlos durch Generationen ziehen.

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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:11

@ candle:

Hallo? Ich meinte Guten Tag sagen...SAGEN..ohne Handgeben! Handgeben ist doch Körperkontakt!!!

Also nochmal: Guten Tag sagen....im Sinne von reden, sprechen.
Hand geben NUR, wenn das Kind es von sich aus tun möchte...Okay?
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candle
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:15

Laura13 hat geschrieben: Ich meinte Guten Tag sagen...SAGEN..ohne Handgeben!
Sagen wird ja auch von Dir "erwartet". Die Frage ist nur warum?

candle
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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:17

@ candle:

Oh candle, das ist jetzt off topic....da müssten wir einen Thread über Kindererziehung eröffnen....Bleiben wir beim Thema, okay?!
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Aditi
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:18

Xanny hat geschrieben:Die Arbeit mit dem inneren Kind ist für mich in meiner Traumatherapie der schwierigste Teil überhaupt. Ich bin einfach noch nicht an dem Punkt, wo ich dem Kind vergeben kann, es annehmen und lieben kann.
dieses innere kind ist ein teil von dir.
es ist unglaublich schwer sich selbst zu verzeihen, weil im hinterkopf immer die (andere) stimme auftaucht: du bist schuld! du hättest anders handeln können! ect.
und warum ist es SO schwer sich selber zu verzeihen?
weil man dann seiner trauer raum geben müsste.
und zu trauern darüber, was einem als kind angetan wurde, das, so denkt man, würde man nicht überleben. wie viel leichter ist es dagegen, sich selbst zu "prügeln". da spürt man wenigstens ein stück kontrolle, ein stück lebendigkeit.

ich arbeite noch immer daran, mir selber verzeihen zu können.

ein paar gedanken zu diesem thema von
aditi

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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 17:53

@ Aditi.

Das ist der springende Punkt. Ich denke, das ist auch MEIN Problem mit dem inneren Kind.
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jennyfer
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 18:16

Hallo Aditi und Laura

Aditi hat geschrieben:
dieses innere kind ist ein teil von dir.
es ist unglaublich schwer sich selbst zu verzeihen, weil im hinterkopf immer die (andere) stimme auftaucht: du bist schuld! du hättest anders handeln können! ect.
und warum ist es SO schwer sich selber zu verzeihen?
weil man dann seiner trauer raum geben müsste.
und zu trauern darüber, was einem als kind angetan wurde, das, so denkt man, würde man nicht überleben. wie viel leichter ist es dagegen, sich selbst zu "prügeln". da spürt man wenigstens ein stück kontrolle, ein stück lebendigkeit.
Darf ich etwas fragen? Gebt ihr "wirklich" ausschließlich Euch die Schuld? Ich frage dies, da ich, als ich in meiner Verarbeitung verstehen konnte, dass ich schwerst "manipuliert" wurde, alle Wut/Schuld Richtung Mutter und ausübendem Täter geben konnte (und dies verarbeitete). Vllt fiel es mir darum "leichter" (blödes Wort) zu trauern. Meine Trauer war sehr heftig. Ich trauerte um das was mir so sehr fehlte - Geborgenheit, Liebe, Halt, Kind sein in seiner vollsten Berechtigung. Zu genau diesen Gefühlen (da brachen Welten auf) kam ich nachdem ich für mich wusste, und fühlen konnte "ich hatte keine Schuld". Da gab Ich Mir Raum meiner "kleinen" begegnen zu können. Dies war sehr heftig. Zu fühlen, was alles fehlte (auch wenn ich es zu diesem Zeitpunkt nicht kannte (kindliche Geborgenheit usw das tat so höllisch weh) und es erst später "hinter meinem Missbrauch" finden konnte) Darum meine Frage, ist Euch selber zu verzeihen für Euch der ausschließlich einzige mögliche Weg, um Euer inneres Kind (Eurem kindlichen Teil von Euch) begegnen zu können? Konntet ihr Euch an "manipulation" errinnern? Ich kannte die ganzen "Sätze" aus meiner Kindheit, die dazu führten. Doch das es wirklich Manipulation war, realisierte ich erst in meiner Verarbeitung.

Ich hoffe, dass ich nicht zu unsensibel schreibe. Dies liege mir fern.


Liebe Grüße

jennyfer_
...

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murmeltier
Helferlein
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 18:19

Aditi hat geschrieben:und zu trauern darüber, was einem als kind angetan wurde, das, so denkt man, würde man nicht überleben. wie viel leichter ist es dagegen, sich selbst zu "prügeln". da spürt man wenigstens ein stück kontrolle, ein stück lebendigkeit.
@aditi: Du sprichst mir aus der Seele
Und ich würde ergänzend noch sagen: Man hat ja gelernt, dass man damit leben kann, dass man Schuld ist. Das ist so viel mehr kontrollierbar als das ungewisse: Jemand anderes hat Schuld und man müsste trauern, weil einen Keiner beschützt hat.

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Laura13
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 18:25

Liebe Jennifer,

doch, mittlerweile (nach einem Jahr Therapie) bin ich soweit, dass ich sehen kann, dass ich als Kind hochgradig manipuliert worden bin und nicht anders konnte, als mich so zu verhalten, wie ich es tat....Also meine Schuldgefühle sind weitgehend weg, meine Wut auf mich ist noch ab und zu vorhanden, aber die Wut auf die Anderen (Täter, etc....) kommt nun schon hoch. Auch die Trauer über alles, was ich nicht hatte, der ganze Schmerz. Auch das Bewusstsein, wie sehr ich benutzt wurde, benutzt und ausgenutzt und verarscht...
Ich müßte wohl nun diese Gefühle vollendst annehmen können, um in der Verarbeitung weiterzukommen.
Mein Problem sind halt auch Dissoziationen und Flashbacks. Ich sehe alles so vor mir, als wenn ich gerade als KIND in der Situation bin...DAS halte ich nur schwer bis gar nicht aus....

Dir alles Liebe und ich fand deine Worte sehr einfühlsam und taktvoll.
Laura
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Aditi
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Beitrag Sa., 18.04.2009, 18:31

jennyfer hat geschrieben: Ich hoffe, dass ich nicht zu unsensibel schreibe. Dies liege mir fern.
hallo jennifer,

du schreibst nicht unsensibel. alle deine fragen sind gut.

bei mir ist es so, dass ich den zusammenhang mit "manipulation" einfach noch nicht sehen kann. der missbrauch begann so früh, da gab es für mich noch keine worte/begriffe dafür. alles was ich derzeit spüre ist, dass, wenn ich die trauer darüber, was mir angetan wurde, zulassen würde, ich angst davor hätte, den alltag nicht mehr bewältigen zu können. mich sinnlosigkeit über mein tun und leben überschwemmen würde. ich am liebsten einschlafen möchte. so bleibt mit jetzt noch immer nur mein überlebensmuster: KÄMPFEN! obwohl, die andere stimme in mir gewinnt immer mehr an stärke: genug gekämpft! du darfst jetzt entspannen und genießen! das würde wiederum bedeuten, dass ich ein stück kontrolle aufgeben müsste.

aditi

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