Missbrauch in Psychiatrie

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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kerazaza4lib
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Beitrag Mi., 10.06.2009, 15:47

amafreud hat geschrieben: Schon mal die Patientenanwaltschaft kontaktiert?
LG

ja habe ich die hat mich 2 mal aus dem geschlossenen bereich geholt war aber trotzdem sehr lange geschlossen
„Wir bekamen willkürliche Phantasiediagnosen, waren rechtlos, galten als vernunftlos und wurden wie Versuchstiere gehalten.“
(dies ist nicht meine aussage sie stammt von einem ehemaligen Patienten)

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kerazaza4lib
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Beitrag So., 14.06.2009, 10:38

amafreud hat geschrieben: Möchte nur vor einer Verallgemeinerung warnen!

LG

schon klar es sind auch nicht alle psychiater/psychologen/psychotherapeuten schlechte Menschen vielleicht ist der Anteil den diese Berufsgruppe an Menschen stellt welche gerne jemanden unterdrücken oder es geniessen Macht über jemanden zu haben sogar unterdurchschnittlich (ich weiss es nicht) fakt ist das nicht alle Krankenhäuser welche sich mit psychischkranken Menschen auseinander setzen solche Menschen beschäfftigen.Dennoch glaube ich schon das vorallem in geschlossenen Bereichen und Psychiatrien mit geschlossenem Bereich die Möglichkeit jemanden zu demütigen oder zu unterdrücken sehr stark gegeben ist und scheinbar liegt es ja in der Natur des Menschen so etwas zu machen.Je mehr man sich wehrt gegen die Behandlung desto eher gibt man den Pflegern/Ärzten die Möglichkeit einem gegen seinen willen etwas anzutun

sprich:


Hungerstreik gegen die Behandlung => Zwangsernährung
andere form von streik => wird als opponentielles Verhalten gedeutet
Gewalt gegen die Pfleger(gewalt ist KEINE lösung)=>Gurtenbett


etc. von daher ist es wohl das beste einfach das zu tun was von einem verlangt wird auch wenn man (begründete) Einwände gegen die Behandlung hat.leider


eine frage die hier noch reinpasst hätte ich aber und zwar:


Was ist wichtiger Gesundheit oder Freiheit?

laut all den erfahrungen die ich gemacht habe wird Gesundheit eher gewertschätzt (sonst gebe es kein Gurtenbett)aber wäre es nicht besser oder menschenwürdiger wenn es umgekehrt wäre?klar! nur ist dies eine Frage der relation oder?wie seht ihr es?

eins noch


wer noch Erfahrungen mit psychiatrie gemacht hat(egal ob negativ oder positiv) soll sich bitte melden oder hier reinschreiben mich würde es einfach interessieren wie es euch gegangen ist


DANKE
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amafreud
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Beitrag Di., 16.06.2009, 16:13

Eleven hat geschrieben:
Ich habe mich überreden lassen. Wenn Psychiater sonst nichts können, Hoffnung machen können sie. Psychiater können euch Hoffnungen machen und euch irgendwelche mystischen Lösungen prophezeien, aber wenn ihr in euch hört, und ihr hört, dass es für eure Probleme keine Lösungen gibt, dann gibt es sie einfach nicht. Hört auf euch oder der richtige Alptraum könnte euch (wie mir) noch bevorstehen.
Bitte, Eleven, sag mal, wenn es für "Deine" (als in "Eure" Probl.) Probleme keine Lösung gibt, wie sollte die Gesellschaft, Deine Familie und Deine Freunde auf "Deine" Problemen denn in einer für Dich angemessenen Art reagieren? Wie sollten die Menschen um Dich mit "Deinen" Problemen umgehen? Wahrscheinlich wurden "Deine" Probleme auch zu den Problemen anderer, sonst wäre es ja keinem aufgefallen, oder? Bei Kopfweh muss ich entweder selbst reagieren oder es wird so schlimm, dass es andere auch schon merken (Übelkeit, Erbrechen, etc.)...
Sorry, dass ich etwas gereizt klinge, aber nur die "Nichtkönner"-Psychiater kritisieren und keine konstruktive Kritik zu liefern, reicht mir in einer Diskussion nicht!

LG

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Eleven
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Beitrag Mo., 22.06.2009, 12:40

amafreud hat geschrieben:wenn es für "Deine" (als in "Eure" Probl.) Probleme keine Lösung gibt, wie sollte die Gesellschaft, Deine Familie und Deine Freunde auf "Deine" Problemen denn in einer für Dich angemessenen Art reagieren?
Wenn es nach mir ginge, müsste man zum ersten einmal einem sehr bekannten Psychiater, dessen Namen ich hier nicht nennen darf, das Mundwerk verbieten (seine Tochter ist aber in der Politik - hat also das Handwerk des Lügens von ihrem Vater gelernt, und findet es genauso gut ihren Lebensunterhalt damit zu verdienen; vielleicht weißt du, von wem ich schreibe). Das selbstverständlich unter dem Hinweis, dass Psychiatrien kein Ort sind, wo man gesund werden kann. Die Psychiatrie ist ein furchtbarer Ort. Mir geht es um suizidgefährdete Leute. Psychiater haben zuviel Macht zu entscheiden, was mit der Freiheit eines Menschen passiert, lügen und bauen nur Scheiße. Kein Mensch kann mir erzählen, dass jemand, der schwer depressiv ist, in einer tristen Umgebung wie es beispielsweise das Otto Wagner Spital ist, gesund werden kann. Ich habe mir gedacht, dass ich dafür, dass es mir schlecht geht, auch noch bestraft werde, indem ich jetzt an diesen Ort sitze, unter lauter gestörten Leuten und mit Göttern in Weiß, die nur Medikamente verabreichen können, und echt glauben, dass der Patient so dumm ist, und noch glaubt, dass das nächste AD wirkt, wenn 15 davor nicht gewirkt haben. Die Leute sollten in Ruhe gelassen werden bzw. sollte ihnen vom Arzt die Wahrheit ins Gesicht gesagt werden, wenn dieser mit seinem Alphabet am Ende ist. Die gebräuchliche Methode ist es nämlich es so aussehen zu lassen, dass der Patient selbst schuld an einen möglichen Misserfolg ist. Die Außenwelt sollte akzeptieren, dass es Krankheiten gibt, die man nicht heilen kann, und auch in der Öffentlichkeit will ich nie wieder in irgendeiner Zeitschrift lesen müssen, dass "ihr/ihm geholfen hätte können, wenn er sich irgendwo (und sei es das KIZ) gemeldet hätte", denn das ist erlogen, dass es ärger nicht mehr geht.
amafreud hat geschrieben:Wahrscheinlich wurden "Deine" Probleme auch zu den Problemen anderer, sonst wäre es ja keinem aufgefallen, oder?
Natürlich sind meine Probleme die Probleme anderer, denn wenn ich tot bin, kann ich diesen unglaublich vertrottelten Staat nicht mehr mit meinen Steuergeldern unterstützen. Um mehr geht es nicht, aber man will mich (wie viele andere Leute) für dumm verkaufen, indem man ihnen erzählt, dass es um ihn als Menschen geht (mitunter auch dann, wenn der Patient abgeschottet von der Außenwelt zuhause dahinvegetiert) und ihn tatsächlich niemand braucht.

amafreud hat geschrieben:Sorry, dass ich etwas gereizt klinge, aber nur die "Nichtkönner"-Psychiater kritisieren und keine konstruktive Kritik zu liefern, reicht mir in einer Diskussion nicht!
Ich kann sogar einen Nichtkönner kritisieren und gleichzeitig keine konstruktive Kritik abliefern. Ist doch meine Rede, dass es für manche Probleme keine Lösung gibt, außer vielleicht der Tod, denn dieser ist die ultimative Lösung für alle Menschen auf diesen Planeten.
Hail to the king, baby

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amafreud
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Beitrag Di., 23.06.2009, 17:06

Eleven hat geschrieben: Kein Mensch kann mir erzählen, dass jemand, der schwer depressiv ist, in einer tristen Umgebung wie es beispielsweise das Otto Wagner Spital ist, gesund werden kann. Ich habe mir gedacht, dass ich dafür, dass es mir schlecht geht, auch noch bestraft werde, indem ich jetzt an diesen Ort sitze, unter lauter gestörten Leuten und mit Göttern in Weiß, die nur Medikamente verabreichen können...
Lauter gestörte Leute? Was nun? Ich bin mir sicher die anderen Patienten verstehen sich großteils auch als gesund und haben das selbe über Dich gedacht.
Natürlich sind meine Probleme die Probleme anderer, denn wenn ich tot bin, kann ich diesen unglaublich vertrottelten Staat nicht mehr mit meinen Steuergeldern unterstützen. Um mehr geht es nicht, aber man will mich (wie viele andere Leute) für dumm verkaufen, indem man ihnen erzählt, dass es um ihn als Menschen geht (mitunter auch dann, wenn der Patient abgeschottet von der Außenwelt zuhause dahinvegetiert) und ihn tatsächlich niemand braucht.
Keiner zwingt Dich, in diesem "unglaublich vertrottelten Staat" zu leben.
Der Patient abgeschottet von der Außenwelt? Dan ist er ja kein Patient, oder? Wenn er dahinvegitiert, dann müsste der Mensch ja, in Deinen Augen, die höchste Form des Daseins in unserer Gesellschaft erreicht haben, denn alle anderen lassen ihn IN RUHE! Ist nicht das was Du willst?
Ich kann sogar einen Nichtkönner kritisieren und gleichzeitig keine konstruktive Kritik abliefern. Ist doch meine Rede, dass es für manche Probleme keine Lösung gibt, außer vielleicht der Tod, denn dieser ist die ultimative Lösung für alle Menschen auf diesen Planeten.
Meinst Du Euthanasie, Massen-Suizid? Ist das die Antwort?
Klingt nach Sekten-Ideologie! Wovor hast Du Angst, Seven?

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Eleven
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Beitrag Mi., 24.06.2009, 08:33

amafreud, du hast gestern mit den obrigen Beitrag dafür gesorgt, dass es mir sehr schlecht geht. Ich fordere dich hiermit auf mir nie wieder etwas auf diese Art zu schreiben, denn du kannst offensichtlich nicht mit mir umgehen, und wenn du Medizin studierst, dann hoffe ich, dass du reine Medizinerin werden wirst, aber Psychiaterin solltest du keine werden, denn wenn ich dein Patient wäre, und du hättest mir soetwas als Psychiaterin in einer Psychiatrie gesagt, hätte ich dich böse attackiert, und wäre ruhiggestellt worden, und wer ist dafür verantwortlich? Ich, natürlich, weil ich mit meinen Aggressionen nicht umgehen kann, aber in Wahrheit könnten sich Leute wie du einfach mal zurücknehmen, wenn ein Blinder erkennen kann, dass jemand bereits auf 180 ist bzw. es um ein Thema geht, welches schnell dazu führt auf 180 zu kommen. Aus Selbstschutzgründen bist du ab sofort mit der Ignorefunktion des Forums versehen.
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amafreud
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Beitrag Do., 25.06.2009, 18:03

Hallo Eleven!
Vielleicht wirst Du ja dieses Posting doch noch mal lesen?!
Wollte Dir sicher nichts böses! Wollte Dich nicht beleidigen. Nein, ich bin auch kein Psychiaterin und habe diesen Weg auch nicht gewählt (zB aus schon genannten Gründen. s.o.)! Das hier ist aber ein Diskussionsforum und somit wird hier diskutiert! Meinungen krachen auf einander!

Weder dieses Forum noch ich stelen den Anspruch einer professionellen Meinung oder Hilfe, wie auch immer diese in Deinen Augen aussehen mag!
Ich bin aber so wie Du auch nur ein Mensch, der seine Meinung äußern darf, der auch von 0 auf 180 geht, wenn generalisierende Anschuldigungen kommen!!! Aber, nein, ich würde Dich nicht physisch angreifen!
(Somit: Für wen sollten die "Selbstschutzgründe" hier gelten?!)

Wünsche Dir Glück and all the best!
...and don't give up!

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Clara11
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Beitrag Do., 25.06.2009, 18:48

Hab da mal ne Frage, es mag ja sein, dass es sinnvoll ist, patienten zu fixieren, weil die sich und anderen wehtun könnten, aber ist das nicht gerade für leute, die traumatisiert sind eine erneute traumatisierung? Also die meisten haben ja Gewalt erfahren und dann erfahren die das wieder und die absolute ohnmacht, also bringt man sie ja eher dazu aufzugeben, anstatt zu kämpfen. Es gibt doch den Begriff der Gummizelle, wäre es da nicht sinnvoller, die leute in so einem raum toben zu lassen und sich dann selber zu beruhigen? Ich krieg schon bei dem Gedanken daran, dass mich jemand festhält und dann am besten noch männer, da kann man sich ja garnicht wehren Zustände und dachte mir hier so beim lesen, dass es dann wohl doch keine so gute idee wäre, sich in klinikhände zu begeben, wenn ich das gefühl hätte, mich wirklich gleich umzubringen.
Das Leben ist wie Salzwasser, je mehr man davon trinkt, je durstiger wird man.
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kerazaza4lib
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Beitrag Fr., 26.06.2009, 08:21

Clara11 hat geschrieben: Es gibt doch den Begriff der Gummizelle, wäre es da nicht sinnvoller, die leute in so einem raum toben zu lassen und sich dann selber zu beruhigen?


ja absolut nur wird das aus drei gründen nicht gemacht die da wären


1.kostet eine Gummizelle mehr geld als ein paar gurte,betten gibt es ja eh sowieso

2.Ist die gummizelle ja verpönt daher verwendet man lieber etwas neues noch grausameres von dem aber keiner (ausser leuten wie uns)genau bescheid weiss.

3.und dies ist der einzig sinnvolle von den dreien könnte sich ja jemand in der Gummizelle selber verletzen.durch schläge etc.
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littlebuddha
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Beitrag Sa., 27.06.2009, 00:05

@ alle:

Sagt mal gibt es da keine offiziellen Aufklärungsmaßnahmen? Ich war erst ein Malfür 5 Wochen in der Psychiatrie (ich hoffe das bleibt so, Inshallah!), ich kam auch gleich auf die Geschlossene - keine Ahnung warum, kann mich nicht erinnern Suizidabsichten geäußert zu haben und gewalttätig/aggressiv war ich auch nicht. Es war dort nicht so brutal wie Eleven beschreibt, aber die Stimmung allgemein war tatsächlich etwas "faschistisch". DAS sind die Kranken - WIR sind die Gesunden. WIR heilen euch indem wir EUCH ständig erzählen wie KRANK ihr Schwachköppe wirklich seid und dass nur WIR mit unseren tollen Psychopillen eure EINZIGE Rettung sind. Dass ein alter Mann im Nachbarbett extreme Krämpfe bekommen hat, kaum mehr laufen konnte und daher ständig übel stürzte, und also auch die Pilleneinnahme verweigerte (die ja erst dazu führten), führte tatsächlich dazu dass er oft fixiert wurde und gewaltsam das Zeug verabreicht wurde. Er dämmerte nur noch vor sich hin, er kam mir vor wie völlig schwachsinnig. Der muss wirklich ne krass hohe Dosis bekommen haben! Entweder hat der Betablocker gegen die Dyskinesien nicht mehr geholfen oder sie konnte ihn aus anderen Gründen keine geben.

Psychiatrie ist scheiße! Jedenfalls so wie wir sie heute (immer noch) haben.

Ich zB kam völlig unnötig gleich in die Geschlossene! Ich hätte nicht mal in die Klinik gehen müssen, mir ging es nach einer Nacht Zyprexa schon krass besser, ich war total ruhig und klar, hatte aber gleich einen neuen Arzttermin (am Vortag gab er mir nach 15min Gespräch sofort Zyprexa). Der Arzt entschied aus mir völlig unklaren Gründen, ich solle SOFORT in die Geschlossene gehen, er rief sogar einen Notarztwagen der mich abholte und dorthin brachte. Warum Notarzt, Blaulicht und das ganze Trara? KEINE AHNUNG! Der Arzt hat mich ja eh irgendwie überzeugt in die Klinik zu gehen, ich wollte da ja hin, und war total fähig dort allein hin zu gehen. Dennoch dieser Aufstand.

Ich kann nur sagen, mein bleibender Eindruck von diesem fünf Klinikwochen (auch unabhängig von der Gewalt etc.): Es ist schrecklich in der Psychiatrie zu sein. Es ist schrecklich, keine andere Hilfe außer Psychopillen mit dem Spruch "Sie sind sehr krank, sie müssen es nehmen, akzeptieren sie es, sonst werden sie sofort wieder rückfällig!" verabreicht zu bekommen, umgeben von lauter Leuten die auch alle psychisch sehr leiden.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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faulawilli
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Beitrag So., 12.07.2009, 10:26

vor 70-80 jahren haben sie dasselbe gemacht.

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Eleven
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Beitrag Mo., 20.07.2009, 07:48

Bei mir spielen Tod und Suizid schon eine Rolle. Im Nachhinein habe ich echte Probleme damit jemals in der Psychiatrie gewesen zu sein. Es fließt in die Bewertung ein, wie mein Leben bislang verlaufen ist, und ich fühle mich dadurch minderwertig. Ein psychisch kranker Mensch in einer Industriegesellschaft ist nichts wert.
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littlebuddha
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Beitrag Mo., 20.07.2009, 17:09

Eleven hat geschrieben:Es fließt in die Bewertung ein, wie mein Leben bislang verlaufen ist, und ich fühle mich dadurch minderwertig. Ein psychisch kranker Mensch in einer Industriegesellschaft ist nichts wert.
Es mag stimmen, dass du in der Leistungsgesellschaft "nichts wert" bist, weil du weniger leisten kannst aufgrund Stressanfälligkeit und mentaler Unausgeglichenheit.

Aber was soll das? Warum ist es so wichtig was ANDERE über dich denken? Ich meine in gewisser Weise ist es wichtig. Aber du wirst niemals mit "der Industriegesellschaft" zu tun haben, weil es die essentiell nicht gibt. Jeder hat sich für das, was er ist, vor sich selbst zu verantworten, nicht vor anderen (außer er schadet anderen, dann muss er sich auch vor denen verantworten, zB Gericht). Das nennt sich dann Gewissen. Wenn du ein reines Gewissen hast, kannst du dich großartig fühlen. Und ich meine nicht nur reines Gewissen im Sinne von nichts Böses getan, sondern auch im positiven Sinne von Gutes getan. "Ich bin ein guter Mensch" - wer mit diesem Gewissen alt wird und sterben kann ist der glücklichste Mensch, denn er braucht keine Angst vor dem Tod zu haben. (denkt hier irgendeiner, ein alt gewordener KZ-Wächter wird in Ruhe für ewig einschlafen? Er/Sie wird höllische Angst haben und sich am Ende für das, was er/sie tat und war, verantworten müssen, ob man nun an Gott/Himme/Karma etc. glaubt oder nicht)

Was ich sagen will ist: Warum ist es dir so wichtig, was andere, unbedeutende Menschen über dich denken? Was bedeutest du für sie, was bedeuten sie dir? Wohl nichts. Aber was bedeutest DU dir? Wahrscheinlich viel. Ebenso gibt es wenige Menschen, denen du umheimlich viel bedeutest. DEREN Meinung ist es wert, beachtet zu werden. Man muss sich selbst im reinen Sein, auch wenn man geistesgestört ist kann man ein wertvoller Mensch sein. Wenn du das über dich weißt ist es doch super! Ich denke nicht das geistesgestörte irgendwie weniger wert sind, in mancher Hinsicht vielleicht weniger (weniger Leistungsfähig), aber in menschlicher Hinsicht muss das nicht zwangsläufig der Fall sein und kann sogar umgekehrt sein. Als ob diese Gesellschaft und diese Zeit so gesund wäre! Manager, hochleistungsfähig, die Koks ziehen, viel Geld bezahlen um kleine Mädchen aus Thailaland zu f***, Fernsehsüchtige, die sich stundenlang reinziehen was für gehirnzellen abtötender Schwachsinn im TV läuft, Volksverdummung in Medien und Internet, Eiseskälte in Bussen, Ubahnen und Bahn, jeder denkt für sich, und so weiter.

Wichtig ist das SEIN, nicht das HABEN.

Ich hoffe ich konnte dir einen anderen Blickwinkel verschaffen.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
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Eleven
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Beitrag Di., 21.07.2009, 07:43

Dieser Beitrag gefällt mir richtig gut, was zu erwähnen ist.
littlebuddha hat geschrieben:Warum ist es so wichtig was ANDERE über dich denken?
Gute Frage, und ich versuche das mal so zu erklären: ich glaube, dass ich nach inneren Ausgleich suche. Jetzt ist es so, dass ich mit der großen Masse auf Kriegsfuß stehe (ist eine eigenartige Erkrankung), was wiederum davon rührt, dass ich annehme, dass sie mich nicht leiden können, wenn sie mich besser kennen würden, was wiederum seinen Ursprung in meiner Kindheit hat, als kein anderes Kind mit mir etwas zu tun haben wollte. Mittlerweile ertrage ich immer weniger Kritik (wie z.B. Erwerbsminderung wegen Depression), was zur Folge hat, dass das Bild von mir ins Wankeln gerät. Passiert dies, lege ich das automatisch auf den Kritiker (Aggressor) um, und das entfernt mich wieder vom inneren Ausgleich. Natürlich muss dieses Denkmuster durchbrochen werden, aber so, dass ich trotzdem gut damit leben kann. Keine Therapie hat das bislang möglich gemacht, obgleich ich schon bereit bin alte Denkmuster zu verlassen, wenn es sich lohnt.
littlebuddha hat geschrieben:dann muss er sich auch vor denen verantworten, zB Gericht). Das nennt sich dann Gewissen.

Weißt du, nach meinem ersten psychiatrischen Aufenthalt vor etwa 9 Jahren, ist zwar ein Teil meiner damaligen Erkrankung weggefallen, wurde jedoch durch einen mehr als gesunden Egoismus ersetzt. Als Beilage gibt es das Ausgleichsprinzip. "Was mir angetan wurde, darf ich anderen antun". Mein Gewissen ist so lange rein bis ich anderen mehr angetan habe, als mir angetan wurde.
littlebuddha hat geschrieben:Er/Sie wird höllische Angst haben und sich am Ende für das, was er/sie tat und war, verantworten müssen, ob man nun an Gott/Himme/Karma etc. glaubt oder nicht

Ich glaube schon, dass es entscheidend ist, ob man an irgendetwas glaubt oder nicht. Ich glaube z.B. nicht an ein Leben nach dem Tod, aber Gott ist in meinem Denken immer wieder vertreten, als Erschaffer des Universums, des Lebens, des Leids. Genauso wie es Leute gibt, für die es einen Gott gibt, weil sie wollen, dass es einen gibt, will ich nicht, dass es ein Leben nach dem Tod gibt, und glaube es deswegen. Bei mir spielt Suizid eine Rolle - glaubst du, ich würde danach die Schwachsinnigkeit der Existenz erneut durchmachen wollen? Und wofür soll man mich anklagen? Irgendjemand sollte mal Gott verklagen. Der hat mich nicht mal gefragt, ob ich überhaupt leben will
littlebuddha hat geschrieben:Was bedeutest du für sie, was bedeuten sie dir?
Nichts, und wieder nichts. Ich sehe, es ist an der Zeit mein Denkmuster zu durchbrechen...
littlebuddha hat geschrieben:Aber was bedeutest DU dir?
Ich bedeute mir die Welt.
littlebuddha hat geschrieben:Ebenso gibt es wenige Menschen, denen du umheimlich viel bedeutest.
Das bezweifle ich. Meinem besten Freund werde ich noch am meisten bedeuten.
littlebuddha hat geschrieben:DEREN Meinung ist es wert, beachtet zu werden.
Schwer krass, wie recht du hast.
littlebuddha hat geschrieben:Ich hoffe ich konnte dir einen anderen Blickwinkel verschaffen
Ich versuche mal den einen oder anderen Satz in meine Denkweise einzubauen.
littlebuddha hat geschrieben:Wichtig ist das SEIN, nicht das HABEN.
Ich definiere mein SEIN (ich weiß sogar, dass das falsch ist) leider immer noch zu viel am HABEN.
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littlebuddha
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Beitrag Mi., 22.07.2009, 01:02

Eleven hat geschrieben:Als Beilage gibt es das Ausgleichsprinzip. "Was mir angetan wurde, darf ich anderen antun". Mein Gewissen ist so lange rein bis ich anderen mehr angetan habe, als mir angetan wurde.
Du wirkst auf mich wie einer, der ein Feuer zu löschen versucht, indem er immer neues Stroh hinein wirft... Der Buddha hat vor 2500 Jahre bereits gelehrt: "Noch nie in dieser Welt hat Hass gestillt den Hass. Nur liebende Güte stillt den Hass. Dies ist ein ewiges Gesetz." Ich weiß nicht was dir angetan wurde und kann verstehen, dass Hass / Wut / Zorn entsteht, dies sind menschliche Gefühle und auch mir nicht fremd (ich bin ja kein Erwachter wie der Buddha ). Aber ich glaube, an diesen Gefühlen zu HÄNGEN und sie nicht loslassen zu wollen ist schädlich für die eigene Geistesruhe und den eigenen inneren Frieden. (Ganz abgesehen davon dass es dich zu Taten/Reden veranlasst, die anderen Leid zufügen, diese werden sich wiederum rächen, was dir wieder Grund gibt, ihnen zu schaden, etc. pp.; man nennt so etwas im anderen Kontext auch "Blutfehde") Es ist erlernbar, Wut/Enttäuschung/Hass loszulassen und gelassener zu leben. Nicht von heute auf morgen und nicht von Null auf Hundert, aber Schritt für Schritt in ein Leben in Freiheit von vielen dieser belastenden negativen Impulse.
Eleven hat geschrieben:Irgendjemand sollte mal Gott verklagen. Der hat mich nicht mal gefragt, ob ich überhaupt leben will
Vielleicht hat er, du hast es nur vergessen.
Eleven hat geschrieben: Ich definiere mein SEIN (ich weiß sogar, dass das falsch ist) leider immer noch zu viel am HABEN.
Ich empfehle dir wirklich sehr, Erich Fromm "Haben oder Sein" zu lesen, das könnte deine Sicht ändern. (Leider kann ich aufgrund der Nettiquette keinen Link geben, aber bei Amazon findest du das Buch schnell und im Buchhandel eh, es ist ein Klassiker) In dem Buch geht es um genau diese zwei Seinsweisen. Eine kleine Kostprobe liefert Fromm schon ganz vorne mit dem Marx-Zitat: "Je weniger du bist, je weniger du dein Leben äußerst, um so mehr hast du, um so größer ist dein entäußertes Leben."


Um zur Psychiatrie zurückzukommen (was auch gut zu Fromms Buch passt, demnach also eine gute Überleitung ist): Ich denke ernsthaft, dass viele Menschen in Anstalten einfach an der kranken Gesellschaft kaputt gegangen sind. (zB heißt ein anderes Fromm-Buch "Wege aus einer kranken Gesellschaft") Vielleicht sind wir auch die einzig gesunden, sensiblen Menschen, währen alle anderen so stumpf sind dass sie den allgemeinen Schwachsinn der um sich greift nur noch schwach(sinnig?) wahrnehmen.

Oder, wie ich es ganz woanders mal formulierte: Wir sind die Irren dieser Welt. Die Welt muss lernen, mit uns zu leben.
Ich habe aufgehört, für mich alleine zu leben und angefangen, für uns alle zu leben.
Nennt mich Little!

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