Völliges Verdrängen möglich?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.

Zerrissene
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 19:19

Traumstern hat geschrieben:
Ich fühle mich bei meinem Therapeuten sehr sicher, und hier hat nicht mein Verstand, der bei allen anderen Menschen zur Vorsicht rät, "entschieden", hier hat (das erste Mal in meinem Leben) das Gefühl entschieden.

Ich lerne jetzt das erste Mal, dass man Nähe auch zulassen kann. Ein schönes Gefühl.

Traumstern
Hallo Traumstern,

ich habe mich in 2001 (also mit 39 Jahren) an den sex. Missbrauch in der frühen Kindheit erinnert. Zuvor sind 9 intensive Therapiemonate (tiefenpsycholog. Therapie) ins Land gegangen. Gegen die Erinnerungen habe ich mich ganz doll gewehrt, doch leider war mein Körper stärker. Jedesmal, wenn ich meine Missbrauchs-Erinnerungen versuchte wegzuschieben, gab es brutale Hiebe (ich könnte auch sagen flashbacks), die mich umwarfen und mich ZWANGEN hinzuschauen. Ich wollte nicht hinschauen. NEIN! Meine heile Welt sollte erhalten bleiben. Doch sie wurde zerstört, ohne mein Zutun (geistig gesehen), weil mein Körper nicht mehr "mitspielte". Was ich damit sagen will? Ich habe alles unternommen, um diese anfänglich zarten Erinnerungen als Verrücktheit (ich meine damit das Verrücken von Gefühlen) abzulegen. ICH WOLLTE MICH NICHT ERINNERN. Die Erinnerungen kamen von selbst, immer schübchenweise, immer mehr. Ich konnte sie nicht bremsen und erst recht nicht für immer aus den Weg räumen, denn sie waren da und ließen meine heile Welt wie ein Kartenhäuschen in sich zusammenfallen. Ich hätte wirklich alles dafür getan sie aus meinem Körper zu entfernen, weil sie mein ganzes Leben durcheinander brachten und ich mich fühlte, als wäre ich innerlich kaputt gegangen.

Nun zu dir. Es ist gut, dass bei euch beiden (damit meine ich dich und deinen Therapeuten) die Chemie stimmt und hoffentlich bist du nicht zu euphorisch (was die Erwartungshaltung) angeht). Mich irritiert aber sehr, dass du jetzt schon Nähe zulassen kannst, weil dies ganz untypisch für sex. Missbrauchsopfer ist, besonders bei Frauen, die als Kind missbraucht worden sind. Aber vielleicht ist das bei dir anders.

Heute, nach 6 Therapiejahren bei meinem jetzigen Traumatherapeuten, kann ich immer noch nicht soviel Nähe zulassen, wie ich vielleicht gern möchte, weil meine körperlichen Erinnerungen zu stark sind. Es ist auch mein handicap, dass mein Thera ein Mann ist, aber daran arbeiten wir. Jedenfalls brauche ich auch heute noch Schutzmaßnahmen im Therapieraum, wie Fluchtmöglichkeiten usw., obwohl ich meinem Therapeuten sehr vertraue und er für mich unersetzbar ist, doch ist es nun mal das Kind, dass sex. missbraucht wurde...

Und wenn du schreibst, dass Nähe zulassen ein schönes Gefühl ist, bin ich auch etwas sprachlos, denn was ist mit deinen Schutzmauern, die du jahrelang brauchtest, um zu überleben? Lassen die sich so schnell aus dir entfernen?

Noch ein anderer Gedanke von mir. Wenn meine damalige Tiefenpsychologin (meine erste Therapeutin) mir "nur" von ihren Vermutungen, nämlich, dass ich in meiner Kindheit sex. missbraucht wurde, berichtet hätte,
ich hätte sie sofort angezeigt. Eigentlich sind Therapeuten dahingehend sehr vorsichtig, weil sie ihre Patientinnen nicht noch mehr verwirren wollen. Sie sind es ehedem. Meine Therapeutin hätte jedenfalls damals keine Chance bei mir gehabt, weil meine Abwehr zu stark war. Ich mußte selber hingelangen, ohne mein direktes Zutun, denn ich war damals mein eigener stärkster Feind, was das sich Wiedererinnern angeht.

Ich hoffe, du tust alles dafür, dass es dir gut geht. Und bitte zwinge deinen Körper nicht. Vom Kopf her ist eh nicht viel zu machen...

Ich helfe dir jedenfalls gern, wenn du Fragen haben solltest.

Liebe Grüße

Zerrissene

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candle
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 19:29

Hy!

Zerrissene interessant, denn ich habe auch lange gebraucht Vertrauen zu fassen. Mit Nähe hatte ich auch lange Probleme. Im Moment hapert es bei mir auch etwas. So unterschiedlich sind die Menschen wohl.

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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Traumstern
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Beitrag Fr., 27.03.2009, 22:54

Liebe Zerissene,

vielen Dank für dein Posting.
Zerrissene hat geschrieben:Und wenn du schreibst, dass Nähe zulassen ein schönes Gefühl ist, bin ich auch etwas sprachlos, denn was ist mit deinen Schutzmauern, die du jahrelang brauchtest, um zu überleben? Lassen die sich so schnell aus dir entfernen?
Ich verstehe das auch nicht. Meine Schutzmauern sind nur in dem einen Fall weg. Ich kann ansonsten immer noch überhaupt keine Nähe zulassen. Und was ich auch nicht verstehe: Ich habe immer bewusst nach Therapeutinnen gesucht. Ich habe vier Therapien mit Frauen angefangen und musste sie jedes Mal abbrechen, weil ich mich nicht öffnen konnte und keine Nähe zulassen konnte (über einen Zeitraum von ca. 10 Jahren). Und jetzt bei einem Mann klappt es. Ich weiß, es ist ungewöhnlich, aber es ist nun mal so.

Ich kann es auch ganz schlecht erklären. Meine Erinnerung ist da. Und die ist vielleicht noch "geschlossen", vielleicht kommt alles raus, wenn ich sie "öffne". Das ist alles neu für mich. Ich kann mir vieles nicht erklären. Vielleicht bin ich auch innerlich noch nicht bereit, mich jetzt damit tiefer auseinanderzusetzen, ich habe das Gefühl, da sind noch zwei drei Sachen, die ich dringend abarbeiten muss, weil sie im Moment in meinem direkten akuten Lebenszusammenhang stehen. Ich habe das Gefühl, vor dem Teil meiner Erinnerung steht noch eine dicke Mauer, die mich schützt.
Ach, ich kanns mir selber nicht erklären.

Ich danke dir auf jeden Fall für deine Hilfe.

Liebe Grüße
Traumstern
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„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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candle
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Beitrag Sa., 28.03.2009, 10:36

Na entweder es gibt jetzt eine Erinnerung oder nicht.
Ist ja komisch.
Ich hatte nämlich keine Erinnerung.
Also wenn da eine ist, dann sage es dem Therapeuten. Der kann es sich notieren und den Verlauf beobachten.

Es ist eben tatsächlich sehr schnell alles. Ich hab so den Eindruck Du bist wahnsinnig ungeduldig, schleppst Dein verschnürtes Paket zum Thera und der soll es bur schnell öffnen und alles auspacken. So funktioniert Therapie aber eben nicht.
Es dauert laaaaaaaaaaaaaannnngee! Man könnte fast meinen, Du willst nicht an den Kern und haust eben lieber gleich zig Päckchen raus zur Tarnung.

Was würdest Du denn nun eigentlich machen mit einer Information?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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jennyfer
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Beitrag Sa., 28.03.2009, 16:02

Hallo Traumstern!
Traumstern hat geschrieben: Ich muss für mich wissen was war. Denn nur dann kann ich es annehmen und verarbeiten und dann vielleicht unter "erledigt" in mir abheften.
Das kenne ich von meiner Verarbeitung. Bei mir gab es ein paar Stunden, die mir fehlten. Ich sah noch wie sich der Bruder meines Schänders über mich beugte, und grausam grinste "wer ist denn da bei mir...".

Da ich DA nicht weiterverarbeiten konnte, da DA nichts mehr für mich zugängliches war, verarbeitete ich die "Szene" (Bilder, Räume, Klang seiner Sprache, sein überbeugen...usw.) in der ich mich sah, und fühlte. Ich gab auf, zu "graben" damit ich mein Erlebtes nicht verfälsche. Ich dachte mir dann "DAS war noch nicht soweit" um nochmals erlebt zu werden (im nachhinein).

Es war zwar schwerer, zu "plazieren", doch es hielt mich auch nicht mehr auf.


Traumstern hat geschrieben: Ja, ich weiß, dass ich möglicherweise nicht alles erfahren werde. Aber ich kann erst dann aufgeben, wenn ich alles versucht habe. Aber dann kann ich es auch akzeptieren.
Ich erkannte für Mich, dass ich einfach "zu viel" wollte. Ich wollte komplett aufräumen. Für mich war es dann ein akzeptieren, wie du auch schreibst. Das war für mich jedoch fast schwerer, als etwas (Bis dato) "erinnertes" zu verarbeiten.

Ich bin überzeugt, dass ich Diesen Schutz des noch nicht wissens brauche. Und falls es doch noch irgendwann ausbrechen möchte, Dann werde ich es mir ansehen, und reinfühlen.



Du fragst "ist völliges Verdrängen möglich?" Ich sage aus meiner Erfahrung "wenn es notwendig ist, Ja"

lg. jennyfer_
...

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Traumstern
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Beitrag So., 29.03.2009, 00:53

@ candle:
candle hat geschrieben:Es dauert laaaaaaaaaaaaaannnngee! Man könnte fast meinen, Du willst nicht an den Kern und haust eben lieber gleich zig Päckchen raus zur Tarnung.
Das könnte durchaus sein. Ich möchte es wissen, doch mein Unterbewusstsein legt mir Steine in den Weg.

@ Jennyfer
jennyfer hat geschrieben:Ich erkannte für Mich, dass ich einfach "zu viel" wollte. Ich wollte komplett aufräumen. Für mich war es dann ein akzeptieren, wie du auch schreibst. Das war für mich jedoch fast schwerer, als etwas (Bis dato) "erinnertes" zu verarbeiten.
Ich verstehe dich sehr gut.

Ich danke dir, liebe Jennyfer. Das hilft mir sehr viel weiter.

Liebe Grüße
Traumstern
[hr][/hr]
„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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Traumstern
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 17:20

Hallo,

in den letzten Tagen ist mir aufgefallen, dass ich nicht alleine mit meiner "Einbildungsangst" da stehe.

Es gibt Erinnerungen, Bilder, Träume, es gibt Wissen .... trotzdem ist die Angst riesengroß, dass es nicht stimmt, dass man sich alles nur einbildet.

Wisst Ihr vielleicht, warum das so ist? Hat man Angst, es sich selbst einzugestehen? Man weiß es doch eigentlich schon. Und trotzdem ...

Wie geht Ihr damit um? Kann man etwas tun, um sich Glauben zu schenken?

Ich danke euch jetzt schon für eure Antworten.

Liebe Grüße
Traumstern
[hr][/hr]
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Kimberly
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 17:32

Hallo Traumstern,

eine schwierige Frage, die du da stellst. Dennoch möchte ich versuchen dir zu antworten.

Ich denke ein wichtiger Punkt ist, wie lange der Übergriff zurück liegt. War es z.B. in der Kindheit, dann ist es gut möglich, dass du das Gefühl hast, dir alles nur einzubilden, obwohl dein Unterbewusstsein dir signalisiert, dass da etwas war. Allerdings ist die Angst zu gross, es wirklich auch zuzulassen. Somit drängen sich hauptsächlich in deinen Träumen Bilder auf.

Findet der Übergriff im Erwachsenenalter zu, dann ist das auch so eine Sache. Wir Menschen sind Meister darin unangenehme Dinge zu verdrängen. Allerdings gelingt es uns selten.

Bei mir liegt der Übergriff 2 Jahre zurück, die erste Zeit war es mir voll bewusst. Habe dann aber keine Therapie gemacht, da es mit den Therapeutinnen nicht klappte. Im laufe der Zeit rückte die Wut und das Schamgefühl immer mehr in den Hintergrund. Ich habe funktioniert, aber leider auch nicht mehr. Nach aussen, hat man mir nichts angemerkt, aber innerlich bin ich zerbrochen.

Bis heute kommt es mir unrealistisch vor und wie ein böser Traum. Ich hatte jetzt 2 Therapiesitzungen, wo es mit einem Schlag an die Oberfläche kam und das war nicht gut. Die ganze Wut, war sehr beängstigend und vor allem habe ich mich dafür geschämt. Bis heute gebe ich mir leider immer noch die Schuld dafür, dass es überhaupt soweit gekommen ist. Wie auch immer, der Zustand der Leere ist genauso schwer zu ertragen, wie der Zustand wo alles bewusst wird.

Ich weiss auch nicht, ob ich das alles ertrage und wirklich aufarbeiten möchte, aber andersrum denke ich, wenn ich es nicht aufarbeite bringt es mich um. Ab September geht regelmässig meine Therapie weiter und mir ist etwas mulmig. Aber wird schon werden.

Machst du Therapie?

Ich hoffe, du kannst mit meinem Text etwas anfangen. Ist doch sehr verwirrend, aber anders kann ich es leider nicht beschreiben.

Kopf hoch
KIm

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SamuelZ.
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 17:34

Hallo Traumstern:

Bei mir ist es umgekehrt zur Zeit eher eine "Wahrheitsangst". Was hat dir dabei geholfen zu wissen, dass du es weißt?

Wie kann man sich selbst bzw. dem Teil, der es weiß, Glauben schenken? Ich lese aus der Frage, dass du diesen Teil in dir stärken willst. Ich fühle mich meistens allein schon gestärkt, wenn ich ernst genommen werde bzw. mir Verständnis gezeigt wird.

Viele Grüße
Sandy

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Traumstern
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Beitrag Mo., 10.08.2009, 18:03

Liebe KimHB und
liebe SandyP.,

ein erster Missbrauch lag vor, da war ich Kindergartenkind. Das hatte ich eigentlich nie ganz vergessen, aber verdrängt, ich wusste es nicht mehr. Das kommt jetzt mit hoch.

Eine zweite Situation, die sehr brutal und von mehreren Tätern begangen wurde, da war ich 15. Diese Geschichte ging noch schlimmer weiter ... da habe ich große Probleme, da sperrt sich auch mein Unterbewusstsein.

Und es gibt immer mehr Hinweise, die ich noch nicht zusammen kriege, auf einen weiteren Vorfall. Ich bin mir sicher, dass diese Bilder mit den zwei anderen Vorfällen nichts zu tun haben.

Und trotzdem denke ich, es kann nicht gewesen sein, ich bilde es mir ein.

Ich kann nicht mehr zurück, ich muss es wissen. Mein ganzes Leben ist auf einer Lüge aufgebaut. Alle Strukturen und Fundamente, die mein Leben getragen haben, sind nicht echt und auf dieser Lüge aufgebaut. Ich muss mich selbst kennenlernen, wissen, wer ich bin. Ich bin innerlich auch zerbrochen, geplagt von Schuld- und Schamgefühlen. Nach außen bin ich stark, selbstbewusst ... Ich habe auch Angst vor der Wahrheit, aber ich habe noch mehr Angst vor meiner Lebenslüge.

Ich bin in einer Therapie und dort sehr gut aufgehoben. Wir haben schon sehr viel erreicht. Aber vieles, was klarer wird, schmerzt sehr. So zum Beispiel auch die Erkenntnis, dass ich niemals einem Menschen vorbehaltslos vertraut habe, nicht meiner Mutter, nicht meinem Mann, mit dem ich seit fast 25 Jahren zusammen bin .......

Mein Therapeut hilft mir sehr, aber es ist schwer, wenn sich selbst nicht vertraut.

Ich danke euch.

Liebe Grüße
Traumstern
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max_leben
neu an Bo(a)rd!
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Beitrag So., 16.08.2009, 01:02

liebe traumstern
ich glaube dir!!!!
ich glaube dir!!!!
ich glaube dir!!!**

alles liebe max

**nach über 30 jahren innerem kampf/erfrieren/angst/terror/verwirrung/ und TOTALER innerer verunsicherung dass die zustände und seelenbilder am rande(ha!) des wahnsinns nicht bedeuten können was ,sie anscheinend bedeuten, kamen die erlösenden worte von meiner (ex)therapeutin- siehe oben
endlich glaubt mir jemand!!!!ich bin vor freude jubelnd aus der sitzung durch die strassen nach hause getanzt...
zum unverständiss meiner (ex-) therapeutin...
was sie mir dann nicht mehr geglaubt hat- und mich damit wieder in ne 2jährige isolation der verunsicherung und sprachlosen hilflosigkeit getrieben hat- war dass es sooo schlimm nun auch wieder nicht sein kann etc etc.
postraumatische belastungstörung hatte sie anscheinend in ihrer ausbildung verschnarcht...diese diagnose hab ioch mir dann selber mühselig übers internet selber verpasst )
damit hat sie mir recht fein die gesellschaft wiedergespiegelt in der ich lebe , deren bewusstheit für vergewaltigte knaben gleich NULL ist.
und wenns schon passiert ist- naja- ein bub/mann hat da nicht wehleidig zu sein etc.etc...is aber ein anderes thema
wollte eigentlich nur sagen dass mir diese zweifel und unsicherheiten einfach sehr vertraut klingen und die resonanz von schicksalsgenossen- im sinne von- hm ja-kenn ich..geht mir ähnlich ..eigentlich das einzige sind was mir sehr schnell sicherheit gibt.
ansonsten wirds ein mühseligstes und mich eigentlich verunsicherndes erklärungs -bemühen..
aber ich glaub mittlerweile es ist ähnlich wie krieg
wer´s nicht erlebt hat kanns nicht verstehen.

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Traumstern
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Beitrag So., 16.08.2009, 15:48

Lieber Max,
max_leben hat geschrieben:nicht bedeuten können was ,sie anscheinend bedeuten,
Mich überläuft es kalt, wenn du das so schreibst. ... es war nicht, es darf nicht gewesen sein, es darf nicht. Warum lässt es sich mit diesen Worten nicht löschen? Deshalb ist es auch ganz tief drinnen leichter zu glauben, man bildet es sich nur ein. Kampf: Bewusstsein gegen Unterbewusstsein.
max_leben hat geschrieben:damit hat sie mir recht fein die gesellschaft wiedergespiegelt in der ich lebe , deren bewusstheit für vergewaltigte knaben gleich NULL ist.
Ja, Max, unsere Gesellschaft, unser Spießbürgertum, die heile Welt, die nicht existiert. Und immer wenn du denkst, du bist ein Stück weiter am Glauben, bekommst du gesagt, ... das ist doch schon sooo lange her, ... es ist doch vorbei, .... vielleicht war ja nichts, ...vergiss es doch, .......
Du arbeitest doch daran glauben zu können und nicht es zu vergessen, das macht alles noch viel schwerer.

Antworte doch einfach mal auf die "nette" Frage eines Kollegen oder eines anderen Menschen "Wie geht es dir" mit "Schlecht" .... das interessiert doch wirklich keinen (oder wenige) Menschen. Die wollen nur hören, dass es dir gut geht, dann ist die Welt des (Selbst-)betruges wieder in Ordnung für sie.
max_leben hat geschrieben:wollte eigentlich nur sagen dass mir diese zweifel und unsicherheiten einfach sehr vertraut klingen und die resonanz von schicksalsgenossen- im sinne von- hm ja-kenn ich..geht mir ähnlich ..eigentlich das einzige sind was mir sehr schnell sicherheit gibt.
Das geht mir auch so.
max_leben hat geschrieben:wer´s nicht erlebt hat kanns nicht verstehen.
Es ist nicht möglich, dass jemand versteht, der es nicht selbst erlebt hat. Aber gerade das Verstehen ist für mich existenziell wichtig.

Ich habe sehr großes Glück mit meinem Therapeuten. Ich fühle mich verstanden. Er versteht mich besser, wie ich mich selbst verstehe. Und er glaubt mir. Trotzdem kann ich nicht absolut loslassen.

Was dir mit deiner (Ex-)Therapeutin widerfahren ist, ist schlimm.
max_leben hat geschrieben:was sie mir dann nicht mehr geglaubt hat- und mich damit wieder in ne 2jährige isolation der verunsicherung und sprachlosen hilflosigkeit getrieben hat- war dass es sooo schlimm nun auch wieder nicht sein kann etc etc
... Sie hat es wahrscheinlich nicht erlebt. Aber da sie Therapeutin ist, sollte sie es wenigstens ansatzweise verstehen.

Ich danke dir. Dein Beitrag hat mich sehr berührt.

Liebe Grüße
Traumstern
[hr][/hr]
„Ich bin mir selbst zur Frage geworden.“ (Augustinus)

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vita
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 00:59

Hallo,

jeder Mensch sucht immerwährend nach Sicherheit und die meisten Menschen erfahren ja auch in ihrer Kindheit diese Geborgenheit und Sicherheit mit der sie guten Mutes hinaus gehen können in die Welt - schlicht genannt: Urvertrauen.

Ist dies nicht der Fall, so ist ein Mensch wie ein einsamer Punkt im Universum, vollkommen allein gelassen und ohne jegliche Form der Liebe und Zuwendung. Dieser Zustand ist so unerträglich, dass ein solcher Mensch dies nicht zu glauben vermag, schlicht und einfach um zu überleben in einem Kosmos des Nichts, hineingeboren in eine Welt von Monstern ohne jegliches Licht.

Denn es ist tatsächlich, nach allen Regeln und moralischen Vorstellungen, die sich jede menschliche Gesellschaft geschaffen hat, unglaublich, dass mein Nest, in dem ich geboren wurde, mich nicht erhalten, lieben und fördern möchte. Ich MUSS daran glauben, denn was sollte mich sonst erhalten?

Missbrauch in der Kindheit ist der Supergau, das Schlimmste, was einem Menschen widerfahren kann und jeder, der dies versucht zu schmälern, hat schlicht und einfach keine Ahnung vom Sein der lebendigen Kreatur.

Jedoch gibt es einen Trost und eine Kraft: Nämlich der Glaube an sich selber. Dieser Glaube ist unerschütterlich und war schon immer da! Ich habe schon immer gewusst, das meine Eltern mich belügen - nur hatte ich damals weder die Erklärung für mein jämmerliches Sein noch die Macht,, es zu verändern und war ihnen daher in einer solch unerträglichen Hilflosigkeit ausgeliefert, dass ich diese Form der Hilflosigkeit selber nicht anschauen konnte und sehr viele Jahre gebraucht habe, sie überhaubt ansatzweise anzuschauen.

Eine sehr gute Übung ist, sich Kinder anzuschauen. Du warst ebenfalls so ein kleines Kind! Das hilft ungemein, denn ich dachte sehr lange Zeit, dass ich hätte irgendwas verändern oder verhindern können. Diese wachen Beobachtungen im Erwachsenenalter verhalfen mir zur der Erkenntnis, dass ich eben im Kleinkindalter nicht zu unterscheiden wusste, ob ich gute oder böse Eltern hatte und es verhalf mir zu der noch besseren Erkenntnis, dass ich es heute, als erwachsener Mensch, besser weiß!

Alles Liebe
vita


Zerrissene
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Beitrag Fr., 21.08.2009, 09:43

Hallo Traumstern,
Traumstern hat geschrieben:
Ich kann nicht mehr zurück, ich muss es wissen. Mein ganzes Leben ist auf einer Lüge aufgebaut. Alle Strukturen und Fundamente, die mein Leben getragen haben, sind nicht echt und auf dieser Lüge aufgebaut. Ich muss mich selbst kennenlernen, wissen, wer ich bin. Ich bin innerlich auch zerbrochen, geplagt von Schuld- und Schamgefühlen. Nach außen bin ich stark, selbstbewusst ... Ich habe auch Angst vor der Wahrheit, aber ich habe noch mehr Angst vor meiner Lebenslüge.

Traumstern
Diese Worte hätten von mir stammen können, denn ich habe mal genauso gefühlt und gedacht, wie du...

Ich wundere mich immer wieder, wie ähnlich die Überlebensmuster sind, trotz unserer unterschiedlichen Vergangenheiten. Wir kennen uns nicht, noch nie voneinander gehört, dann diese Worte, deine Worte, die dazu führen, dass ich Gänsehaut habe, weil mir alles so bekannt vorkommt, wie, als wären sie von mir.

Ich grüß dich lieb.

Zerrissene

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Thread-EröffnerIn
Traumstern
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Beitrag Sa., 22.08.2009, 13:10

Liebe Vita,
vita hat geschrieben:jeder Mensch sucht immerwährend nach Sicherheit und die meisten Menschen erfahren ja auch in ihrer Kindheit diese Geborgenheit und Sicherheit mit der sie guten Mutes hinaus gehen können in die Welt - schlicht genannt: Urvertrauen.
Wenn du dieses Urvertrauen nicht kennst, dich nicht erinnerst, es gehabt zu haben, ist es in dem Moment, wo du erfährst, was du nicht hast, ein "Schlag". Und wenn du so wenig Vertrauen in dich und andere hast, besteht noch das Handicap, dass du nicht vertrauen willst, weil du Angst hast.
vita hat geschrieben:Diese wachen Beobachtungen im Erwachsenenalter verhalfen mir zur der Erkenntnis, dass ich eben im Kleinkindalter nicht zu unterscheiden wusste, ob ich gute oder böse Eltern hatte und es verhalf mir zu der noch besseren Erkenntnis, dass ich es heute, als erwachsener Mensch, besser weiß!
Es ist schön, dass du schon viel klüger geworden bist und schon einen erfolgreichen Weg hinter dir hast.

Liebe Zerrissene,
Zerrissene hat geschrieben:Diese Worte hätten von mir stammen können, denn ich habe mal genauso gefühlt und gedacht, wie du...

Ich wundere mich immer wieder, wie ähnlich die Überlebensmuster sind, trotz unserer unterschiedlichen Vergangenheiten. Wir kennen uns nicht, noch nie voneinander gehört, dann diese Worte, deine Worte, die dazu führen, dass ich Gänsehaut habe, weil mir alles so bekannt vorkommt, wie, als wären sie von mir.
Wie fühlst du denn heute? Wie hast du es geschafft?
Die Nähe (auf die Ferne), die entsteht, wenn man verstanden wird, vielleicht sogar genau wie ein anderer Mensch fühlt (und umgekehrt) ist für mich sehr tragend. Dir geht es scheinbar genauso.

Mir wird zur Zeit bewusst, dass ich das Vertrauen, das ich in meinem Therapeuten habe, immer nur bis zu meinen Grenzen, zu meinen Schutzmauern, habe. Aber ich erfahre auch, dass ich diese Grenzen oft um ein kleines Stück weiten kann. Ich hatte immer volles Vertrauen in ihn und es wird immer mehr - trotzdem reicht es im Moment nicht, um tiefer zu kommen, weil ich Angst habe.
Großes Vertrauen bedeutet immer nur so viel Vertrauen, wie man vergeben kann - auch wenn es nicht viel ist, es ist einfach alles, was man hat.
Das wiegt um so schwerer, wenn das Vertrauen in sich selbst fehlt.

Liebe Grüße
Traumstern
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