Differenz: Schuld / Verantwortung

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Beitrag Di., 17.03.2009, 20:10

@ Gothika,
Gothika hat geschrieben:Verantwortung ist ja erst mal ein NEUTRALER Begriff. Die Verwechslung zwischen Verantwortung und Schuld kann ja nur geschehen, wenn aus der Verantwortung etwas Negatives konsultierte.
Im Prinzip sehe ich Verantwortung auch als neutralen Begriff. Wird häufig "verwaschen" gebraucht, so dass nicht klar wird, was gemeint ist. Ich stelle mir gerade vor, jemand, der "Schuld" umgehen will sagt zum anderen: Du trägst die negative Verantwortung.
Gothika hat geschrieben:Aber oft ist es eben nur eine MEINUNG (s.o), dass man selbst oder der andere Schuld hat. Und etwas zu MEINEN und wirklich GENAU ZU WISSEN, ist eben ein Unterschied.
Ich glaube, WISSEN kan man es nie. Im Höchstfall kann ich der sicheren Überzeugung sein. Hört sich vielleicht komisch an, aber ich unterscheide das. Ich möchte das Subjekt noch drin haben. Gewissermaßen, dass ich für mein "Wissen" verantwortlich bin.
Gothika hat geschrieben:Ich denke, der Unterschied ist u.a. der, dass Schuld im eigentliche Sinne sich auch nicht durch Wiedergutmachung beheben lässt. Hier ist ein Verzeihen nötig.
Hm, muss ich mal drüber nachdenken.

Anastasius hat geschrieben:Woran erkennt man, dass man nach bestem Gewissen handelt(e)? Schließlich gibt es doch Rationalisierungen und so ein Zeugs.
Gothika hat geschrieben:In dem man sich fragt, ob man sich selbst noch treu ist und "sich selbst im Spiegel in die Augen sehen kann".
Hm, kann man in den Spiegel schauen und sich selbst belügen, hinters Licht führen.*kopfkratz*

Gothika, den Teil, wo du zwischendurch schreibst:
Gothika hat geschrieben:Verstehst du in etwa, was ich meine?
fand ich sehr interessant. Verstehen wäre wohl zu hoch gegriffen. Vielleicht, ich ahne, oder wie man so sagt, mir dämmert etwas.

Anbei. Ich habe es schon befürchtet, der Thread wird anstrengend.

Grüße
Anastasius

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Beitrag Di., 17.03.2009, 20:33

@ hungryheart,
hungryheart hat geschrieben:ich merke bei mir, dass mir selbst die schuldfrage nicht guttut.
erstens, weil ich damit nicht in der gegenwart bin, sondern in der vergangenheit.
etwas ändern und handeln kann ich aber nur in der gegenwart.
Ich würde es so sehen. Das Stellen der Schuldfrage geschieht in der Gegenwart. Ich muß die Frage nicht ein für alle Mal gleich stellen bzw. mit dem selben Ergebnis beantworten.
hungryheart hat geschrieben:und zweitens, weil ich mich, wenn ich z.b. personen für schuldig an meiner situation erkläre, mich in eine opferrolle begebe, in der ich persönlich mich so gar nicht wohlfühle.
die macht nämlich ohnmächtig und handlungsunfähig.
Das fände ich auch nicht gut. Aber jemanden als schuldig in Bezug auf etwas Spezifisches anzusehen bedeutet für mich nicht, ihm die Schuld an meiner (gesamten?) Situation zuzuweisen. Ich weiß aber nicht, ob du das so gemeint hast.

Grüße
Anastasius

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comus
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Beitrag Di., 17.03.2009, 20:49

Anastasius hat geschrieben:
Gothika hat geschrieben:Ich denke, der Unterschied ist u.a. der, dass Schuld im eigentliche Sinne sich auch nicht durch Wiedergutmachung beheben lässt. Hier ist ein Verzeihen nötig.
Hm, muss ich mal drüber nachdenken.
Na ja, wenn ich mich selbst für etwas schuldig fühle was ich einem anderen Menschen angetan habe, werde ich mich auch weiterhin schuldig fühlen wenn mir von der Person verziehen wird, also ich muss mir selbst verzeihen können um ent-schuld-igt zu sein.
Das bringt mich auf den Gedanken, dass Schuld in einer Interaktion zwischen Schuldigen und Opfer aufgelöst werden kann während Verantwortung was höchst persönliches ist, bzw. wer seine Verantwortung nicht wahrnimmt macht sich schuldig.
Ach herrje, das ist echt anstrengend.

Und um das ganze noch anstrengender zu gestalten, mit was umschifft ein Agnostiker den Begriff der Sünde? Geht das mit Schuld? Oder ist es mangelnde Verantwortung eine "Sünde" zu begehen?

LG, comus

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Beitrag Di., 17.03.2009, 20:57

@ comus,

da muss ich gleich ja nochmal nachdenken.

comus hat geschrieben:Ach herrje, das ist echt anstrengend.
Sage ich doch!
Comus hat geschrieben:Na ja, wenn ich mich selbst für etwas schuldig fühle was ich einem anderen Menschen angetan habe, werde ich mich auch weiterhin schuldig fühlen wenn mir von der Person verziehen wird,
Mir ist vor einiger Zeit etwas Merkwürdiges passiert. Ich begegnete auf einem Fest einer Frau, mit der ich vor Jahrzehnten eine kurze Beziehung hatte. Die mir immer noch sympatisch und liebenswert in Erinnerung war. Ich hatte mich einfach so davongeschlichen. Sie sagte, sie sei damals sooo verliebt in mich gewesen. Was ich nicht in dem Maße wußte. Sie machte aber auch klar, dass sie mir verziehen hatte. Wohl fühlte ich mich nie, wenn ich mich an mein Verhalten ihr gegenüber erinnerte. Aber erst da bekam ich ein "richtig schlechtes" Gewissen. Finde auch, um zum Themenstichwort zu kommen, dass ich mich schuldig gemacht habe, denn ich hätte mich anders, besser verhalten können. Davon bin ich überzeugt. (Bitte jetzt nicht die Debatte: Ist der Mensch in seinem Handeln frei - und wenn im Prinzip ja, in welchem Umfang? )
comus hat geschrieben:Und um das ganze noch anstrengender zu gestalten, mit was umschifft ein Agnostiker den Begriff der Sünde? Geht das mit Schuld? Oder ist es mangelnde Verantwortung eine "Sünde" zu begehen?
Wusste ich doch, dass du mich samt Thema auf den Arm nehmen würdest.

Grüße
Anastasius

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hungryheart
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Beitrag Do., 19.03.2009, 13:37

Anastasius hat geschrieben:@ hungryheart,

Ich würde es so sehen. Das Stellen der Schuldfrage geschieht in der Gegenwart. Ich muß die Frage nicht ein für alle Mal gleich stellen bzw. mit dem selben Ergebnis beantworten.

rein technisch gesehen ja.
aber ich beziehe mich ja, wenn ich die schuldfrage stelle, auf etwas, was in der vergangenheit geschehen ist. insofern "bin" ich dann in der vergangenheit - mit meinen gedanken nämlich.
Das fände ich auch nicht gut. Aber jemanden als schuldig in Bezug auf etwas Spezifisches anzusehen bedeutet für mich nicht, ihm die Schuld an meiner (gesamten?) Situation zuzuweisen. Ich weiß aber nicht, ob du das so gemeint hast.
nein,da sind wir uns einig.

es gibt aber ja durchaus menschen, die sich als dauer-opfer fühlen und immer irgendeien schuldigen an ihrer situation (insgesamt oder auch nur teile, die nicht gut laufen) suchen...und in der regel auch finden.


mit der opferhaltung (und in die rutscht man nur zu leicht, wenn man auf der suche nach schuldigen ist) tut man sich nur, so denke ich, einfach selbst keinen gefallen.

lieben gruß
hungryheart
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Beitrag Fr., 20.03.2009, 19:58

@ hungryheart
hungryheart hat geschrieben:aber ich beziehe mich ja, wenn ich die schuldfrage stelle, auf etwas, was in der vergangenheit geschehen ist. insofern "bin" ich dann in der vergangenheit - mit meinen gedanken nämlich.
Teils, würde ich sagen. Wenn mich beispielsweise mal jemand geschlagen hätte. Gut, das ist eun unabänderlicher Vorgang aus der Vergangenheit. Die Beantwortung der Schuldfrage (eine Bewertung/ Beurteilung, die ja ohne Denken nicht geht) geschieht aber immer in der Gegenwart.
hungryheart hat geschrieben:mit der opferhaltung (und in die rutscht man nur zu leicht, wenn man auf der suche nach schuldigen ist) tut man sich nur, so denke ich, einfach selbst keinen gefallen.
Das sehe ich auch so. Das ist wohl nicht selten der Fall. Die Gefahr ist groß. Du sprichst von Opferhaltung. Das ist etwas anderes als was ich meine. Ich meine, sich bezogen auf eine bestimmte Situation in der "Opferposition" (ohnmächtig, verletzt o.ä) zu beurteilen, umgekehrt jemand anderen als Tuenden (Täter), der hätte anders Handeln können und somit "negativ verantwortlich" ( über diese hier mal gefallene Formulierung muss ich immer noch lachen) ist und deshalb schuldig. Ich finde, die Schuldfrage muß gar nicht notwendig (!) in der Weise runterziehen.

Viele Grüße
Anastasius

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