Wie geht Ihr mit den (Mit)tätern um?

Körperliche und seelische Gewalt ebenso wie die verschiedenen Formen von Gewalt (wie etwa der Gewalt gegen sich selbst (SvV) oder Missbrauchserfahrungen) sind in diesem Forumsbereich das Thema.
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candle
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 16:48

Aditi hat geschrieben:mein täter (großvater) ist ja bereits lange tod.
Kann nicht das einzige Ziel sein, dass man gar nicht mehr überlegen muß wegen des Umganges? Sonst beschäftigt mich das ja mein Leben lang. Ist es bei Dir abgeschlossen Aditi?

candle
Es ist besser ein Kerze anzuzünden, als über die Dunkelheit zu klagen.
Sommer-Stumpenhorst

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maya-sophie
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 16:52

Aber es geht doch nicht nur um den Umgang mit dem Täter, sondern auch und vielmehr noch um die anderen Folgen, die das Ganze auch noch mit sich gebracht hat.Bei mir hat es sich mit dem Tod meines Großvaters auf jeden fall nicht gelegt. Eher noch im gegenteil. Als er kranbk wurde und ja eigentlich auch hilflos und in gewisser Weise nicht mehr "gefährlich" ging es mit den Depressionen und so bei mir erst Recht los.

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Aditi
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 17:03

ist doch nachvollziehbar maya-sophie. vorher hättest du es wahrscheinlcih gar nicht ausgehalten. da durftest du dir eine depression nicht "erlauben".

liebe candle, noch nicht ganz abgeschlossen. es wird für mich immer weniger wichtig.
ich halte es für unumgänglich, sich mit der frage der (mit)täter zu beschäftigen und ich halte es für unumgänglich diese frage dann, wenn man sich damit genügend beschäftigt hat (ein sog. positives ergebnis ist nicht zwingend notwendig) loszulassen.

mlg
aditi

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maya-sophie
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 17:08

Irgendwie hast du ja Recht Aditi. Aber auch wenn ich es in gewisser Weise verstehen kann, fällt es mir schwer damit umzugehen, weil es trotzdem so absurd klingt: Meine richtig heftigen Probleme gehen los, wenn ich ... naja, wenn eins ... aufhört. Klingt doch total absurd.
Ich weiß gar nicht, wie ich das alles immer in Worte fassen soll. Ich hab bisher zwar drüber nachgedacht, aber iegtnlich nie drüber gesprochen. Selbst schreiben finde ich richtig schwer, wenn doch niemand weiß, wer hinter dem Nickname steht.Aber das ist woohl einfach so.

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Laura13
Forums-Gruftie
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 19:12

Zum Thema Wut:

Ich denke, man hat uns diese Wut weggenommen, schon in der Kindheit. Wir haben sie nie haben dürfen, haben gelernt uns zurückzunehmen. Man hat uns verbogen und benutzt....wir waren dependente Persönlichkeiten und sind es z.T. heute noch. Kindern muss man ihre Wut lassen, denn die ist wichtig für die Persönlichkeitsentwicklung.
....nun müssen wir andere Wege suchen oder hoffen, dass wir unsere Wut wieder finden können und lernen können, damit umzugehen.
Die Nacht holt heimlich durch des Vorhangs Falten
aus deinem Haar vergeßnen Sonnenschein.
Schau, ich will nichts, als deine Hände halten
und still und gut und voller Frieden sein.

Rainer Maria Rilke

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Erdbeermütze
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 21:50

Hallo Candle,
candle hat geschrieben:WARUM hast Du nichts sagen wollen? Eines weiß ich: Hätte man mich gefragt, dann hätte ich es gesagt, aber ich wußte ja eh, dass ich keine Hilfe bekomme... so bei mir die Lage. candle
Warum sagt man als 6 jährige nichts? Die frage stelle ich mir auch immer, warum? Aus Scharm, weil ich nicht im Wald gehen durfte, weil ich kein Vertrauen zu meinen Eltern hatte, weil ich dachte/denke das ich selber schuld bin? Ich weis es nicht. Mir war ja auch gar nicht klar was da passiert ist. Ich dachte eigentlich immer das ich ein normales Zuhause hatte, aber mir ist bei den Vorgesprächen beim Thera klar geworden, als ich kein grades Haar ein meine Mutter und Schwester gelassen habe, das meine Kindheit ein reiner Kampf gewesen ist. Also keine normale Eltern-Kind Beziehung. Und mit 14, ich war besoffen, der Zweifel, und wieder die Schuld frage.

Liebe Grüße Erdbeermütze

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maya-sophie
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Beitrag Sa., 21.02.2009, 22:04

Ich frage mich auch ständig, weshalb ich nichts gesagt habe. Und ein Grund dafür ist eben die womögliche Frage der anderen danach. Und ich habe daraus anscheinend nichts gelernt.
Als ich vor einem Jahr vergewaltigt wurde, habe ich auch wieder nichts gesagt. Und ich weiß nicht WARUM

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Aditi
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Beitrag So., 22.02.2009, 10:55

@all

ich denke, dass jedes kind signale aussendet. die signale, die ihm möglich sind. die erwachsenen sehen/erkennen/bermerken sie nicht oder können/wollen sie nicht sehen/erkennen/bemerken.

liebe maya-sophie,

wenn ich richtig gelesen habe, dann wurden deine signale in der kindheit bereits nicht wahrgenommen. für mich nachvollziehbar, dass du die vergewaltigung aufgrund der erfahrung in der kindheit verschwiegen hast.

mlg
aditi

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Elfchen
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Beitrag So., 22.02.2009, 11:41

maya-sophie hat geschrieben: Ich frage mich auch ständig, weshalb ich nichts gesagt habe.
Ich habe auch nie etwas gesagt.
Für mich selber weiss ich, dass das Schamgefühl bei mir eine grosse Rolle spielt. Ich schämte/schäme mich dessen, was passiert ist. Obwohl ich sicher bin, dass ich nichts dafür konnte. Trotzdem. Etwas wird wohl bei mir nicht gut sein, dass mir das passiert ist. Ich möchte auch nicht konfrontiert werden.
Ich habe letzthin meiner Therapeutin andeutungsweise die Sachen aufgeschrieben. Im gleichen Satz habe ich jedoch betont, dass ich NIEMALS darüber reden werde. Ich kann einfach nicht. Ich kann nicht.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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maya-sophie
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Beitrag So., 22.02.2009, 11:59

@ elfchen: Bei mir wurde die neue Therapie jetzt nach dem nötigen Therapeutenwechsel von der Kasse abgelehnt und deshalb musste die Frau dann wohl mal ganz tief in der Trickkiste graben und hat angefangen nach meiner Familie und allem zu fragen. Da kamen wir dann mehr oder weniger freiweillig auf das Thema.Zumindest auf die Sache mit meinem Großvater. Ich weiß noch nicht einmal, wie ich es schaffen soll, ihr am Dienstag unter die Augen zu treten und zur Therapie zu gehen

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Elfchen
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Beitrag So., 22.02.2009, 12:48

Liebe maya-sophie

Das kann ich gut verstehen.
Geh trotzdem hin, vielleicht gibt es für Dich einen Weg, darüber zu reden. Und ansonsten sag ihr einfach, dass Du es nicht kannst. Sie wird entsprechend reagieren.

Ich wünsch Dir alles Liebe!
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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Aditi
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Beitrag So., 22.02.2009, 15:14

auch für mich war die überwindung der scham sehr schwer und es hat lange lange gedauert. das gefühl der scham hat, wie jedes gefühl, ihren sinn. für mich war sie ein schutz. erst nachdem ich begann, mir zu vertrauen (und natürlich auch der therapeutin) wurde die scham geringer, weil sie mich nicht mehr schützen musste.

@maya-sophie!
ich würde meiner therapeutin gleich zu beginn der stunde sagen, dass ich mich schäme und dass es mich kraft gekostet hätte, in die stunde zu kommen.

mlg
aditi

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Elfchen
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Beitrag So., 22.02.2009, 15:46

Bei mir ist es so, dass sich das Schamgefühl ins ganze Leben hinein ausgebreitet hat.
In allen Belangen des Lebens ist es vorherrschend, steht mir im Weg, baut sich vor mir auf.
Nicht alleine die MBs, sondern auch das ewige Blossgestellt- werden, das Lächerlich gemacht werden haben wohl das übrige getan dazu.
Es sind nicht die Dinge, die uns beunruhigen, sondern die Meinungen, die wir von den Dingen haben. Epiktet

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candle
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 19:28

Komisch, mit Scham hatte ich da nie ein Problem... Warum denn auch noch als Erwachsener, wenn man ja durch ein hartes Leben genug aufgeklärt ist?

Ich kann immer nur dazu ermutigen alles zu sagen. Es gibt wirklich nichts unmenschliches auf der Welt auszusprechen, ausser man tut es jemanden an.

Aber wir kommen vom Thema ab.

Konfrontiert Ihr Eure Eltern. Oder sagt man nun nichts? In jedem Fall steckt für mich ja auch unterlassene Hilfeleistung mit in diesem Thema... Hätte man geholfen, wäre so manches Trauma nicht zur Lebenshölle geworden.

candle
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baer
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Beitrag Mo., 23.02.2009, 19:50

hallo,

also ich konfrontiere meine mutter nicht damit, besser gesagt wie ich ja geschrieben habe in meinen bericht hatte ich ja das bereits.

was ich noch mache, ich nehme eher rücksicht, denn ich sollte eigendlich meinen bruder mit dem konfrontieren, nur das tue ich nicht, ich glaube auch nicht das ich das jemals tun werde. vielleicht mache ich es ja wie meiner mutter, sie ist selbst von ihren bruder missbraucht worden ( wie bereits so von wegen von ihr gesagt kommt in den besten familien vor ) er ist gestorben und dann ist sie mit der wahrheit ans tageslicht und hat damals keine träne vergossen, hat aber auch jahrelang geschluckt und sich witzigerweise mit ihm gut vertragen, obwohl er sich vergriffen hat an ihr, ich vertrage mich mit meinen bruder nicht, und ich denke, ich werde oder reagiere genauso wie meine mutter.

kurz gesagt, ich mache es mit mir selber aus, hab damit in gewisser weise auch schon abschliessen können, nur kann ich nicht verzeihen und auch nicht vergessen.
Nur wer ganz genießt, der lebt wirklich

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