Internetsucht

Sogenannte "nicht substanzbezogene" Süchte wie Internetsucht, Computersucht, Fernsehsucht, Kaufsucht u.dgl. können hier diskutiert werden.
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mitsuko
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Beitrag Mi., 04.02.2009, 17:00

Man muss sich schon richtig dagegen entscheiden. Bei sich selbst kein Netz haben, ist für mich allerdings trotzdem Vorraussetzung, um das überhaupt einschränken zu können. Ich bin heilfroh, dass ich nicht mehr morgens als erstes den Rechner anschalte und ins Netz gehe und auch kein Bedürfnis danach habe. Dahin will ich auf keinen Fall zurück. Sobald ich an meinem Rechner ins Netz könnte, wäre das aber sofort wieder der Fall. Ein trockener Alkoholiker wird sich auch nach dem Entzug keine gefüllte Minibar ins Zimmer stellen.
Antonia hat geschrieben: Meine Regeln sonst vergesse ichs wieder morgen.
-keine Antworten auf Themen geben bei denen keine Gefahr des emotionalen Engagement besteht,
-Themen lesen die nicht zu interessant sind und nicht neugierig machen.
-Ein Programm besorgen zum besserem Menagement der Online Zeit besorgen (1, 2 stunden am Tag, der unsere ist nicht so gut.)
Das funktioniert zumindest bei mir sehr gut mit dem anderen Postingverhalten. Ist glaube ich ne reine Gewohnheitsgeschichte. Früher habe ich fast überall zu gepostet, wo ich was zu sagen konnte, statt nur zu Themen, die mich interessieren. Daher hätte ich das wahrscheinlich automatisch wieder so gemacht, wenn ich nicht drauf geachtet hätte. Nachdem ich nun eine Weile schon bewusst selektiver schreibe, hat sich das schon vollkommen eingebürgert und ich muss eigentlich nicht mehr wirklich darauf achten. Hab gar keine Lust, zu jedem Mist meinen Senf zu geben.

Erzähl mal wie das mit dem Programm läuft. Die letzte Zeit war ich jetzt immer ca. 1 bis 2 Stunden am Stück hier und hatte dann alles geschrieben und gelesen was mir interessant schien und nach dem Runterfahren auch kein Interesse mehr daran, weiter zu surfen.

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(V)
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Beitrag Mi., 04.02.2009, 19:33

Wenn du kein eigenes Netz hast, nimmst du zum Teil jede gelegenheit wahr, und machst das ueberall, und heute kriegt man Netz fast ueberall.Wie ein Junkie der gerade kein Geld fuer Drogen hat. Und am Ende geht doch mehr Zeit verloren.
Das hat ich zum Glück kaum. Aus irgendeinem Grund machte mir das Surfen im Rechenzentrum nicht so viel Spaß, v.a. hatte ich an der Uni auch jede Menge Ablenkung. Dort war eben mein soziales Umfeld. Bei mir war es so, dass wenigstens das Soziale noch über dem PC stand. Alles andere ließ ich aber bleiben. Zuhause war es sehr schlimm. Oder wenn ich zuhause war, mich aufzuraffen. Aber an der Uni, wenn dann ein Kommilitione rein kam und fragte:"Gehst mit Kaffee trinken"... das war wenigstens eine Sache die wichtiger als der PC war.

Es heißt ja auch, dass das innere Kind viel mit hineinspielt und man es quasi trainieren kann. So war die Uni für mich z.B. eben ganz anders konditioniert ("Arbeitssame Stimmung, Verstand, Soziales") als das häusliche Umfeld.
Ich erzielte auch die besten ergebnisse als ich komplett keine moeglichkeit hatte zu surfen.
Aber da schaute ich ploetzlich irgendwelche Serien im TV.
Natürlich ist das bei jedem sicherlich auch individuell. Aber auch das meinte ich - zumindest bei mir weiter oben:

Nach dem "kalten Entzug" kommt die TV-Phase. Was ich mir für Talkshows, Gerichtsendungen und Mist anschaute. Ein Durchhängen. Gehirn auf Duchzug. Erst nach mehren Wochen (!!!) änderte sich das. TV war sozusagen das Methaton-Programm. Aber über diesen Punkt musste man auch erst mal hinauskommen, damit ich es wirklich begriff.

Im Moment ist es so, dass wie besessen an einer Fantasy-Geschichte (für mich selbst) arbeite, und dermassen süchtig danach bin... weil auch Kombination mit PC/Schreiben, das Klackern von Tasten, dass deswegen wiederum kaum was geht. Mir brennen die Augen, Kopfschmerzen, manchmal auch leichtes Herzrasen, jede Sekunde, die ich nicht an der Tastatur sitze ist ne Qual. Aber fernsehn schaue ich so gut wie gar nicht mehr. Schon länger. Und es hat ja nun nichts primär mit dem Internet zu tun. Aber beides hängt wohl auch zusammen: Das Schreiben, der Monitor, auf diesem einem Stuhl sitzen...

Mann, mann, mann! Was wirklich peinlich ist: Ich hab schon Abschürfen an den Knöcheln, weil ich immer in der selben Haltung (Schneidersitz) so dasitze. Das ist so die Alternativ vom "A**** wundliegen" oder so. ;-((((

Wie gesagt: Bei mir ist es

a) Flucht vor dem Alltag

b) die Illusion von Sozialem, auch wenn ich weiß, es ist eine Illusion. Auch sonst brauche ich das, dass ein Radio läuft oder der TV ganz nebenbei, irgendein Geplapper, und das halte ich nicht mal für krank, sondern für eine Zivilisationskrankheit meines weiblich-evolutionäres Erbe...

c) das Schreiben. Entweder kreativ oder als Tagebuch.

Und ja, das Tagebuch schreiben ist ein wenig anders als wenn ich mit jemanden darüber reden. Ganz einfach weil dabei - wasweißich- andere Gehirnregionen aktiv ist. Man versucht es in einem (öffentlichen) Tagebuch so zu schreiben für Fremde, versucht sich während dem Schreiben von außen zu sehen...das sorgt gerade dann, wenn gerade die Emotionen hochkochen für "Distanz zu sich selbst". Genau deswegen tue ich mich auch sehr schwer NUR für mich zu schreiben. Ich brauche mindestens die Illusion, jemand könnte es lesen. Es muss nicht sein, aber die Möglichkeit könnte gegeben sein. Weil für mich selbst - mei, ich weiß es doch!

*ergänz*

Um genau zu sein, wenn ich mal endlich in einer Therapie sitze, werde ich akut lernen müssen "von innen heraus" zu schreiben. Diese "innere emotionale Distanz zu sich selbst" hat nämlich auch etwas Zwanghaftes.

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Nurse_with_wound
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Beitrag Do., 05.02.2009, 12:24

Ja, das Leben kann manchmal so grau sein.Ich verstehe dich.
ach dem "kalten Entzug" kommt die TV-Phase. Was ich mir für Talkshows, Gerichtsendungen und Mist anschaute. Ein Durchhängen. Gehirn auf Duchzug. Erst nach mehren Wochen (!!!) änderte sich das. TV war sozusagen das Methaton-Programm. Aber über diesen Punkt musste man auch erst mal hinauskommen, damit ich es wirklich begriff.
Hochinteressant. Ich haette nicht gedacht, dass es bei anderen suechtigen passiert. Ich dachte ich moechte nur mein Leben verdraengen, deswegen schau ich jeden Mist.Aber du hast recht, so nach paar Wochen stellt sich bei mir das Methadon Programm vom Geistigen Abfall im TV auf ein paar ausgewaehlte Serien. Es ist trotzdem zu viel.

Das kreative schreiben scheint fuer dich eine gute Loesung zu sein, ich mag deinen Stil. Wer weiss vielleicht schreibst du irgendwann mal ein Buch ueber dies und das, vielleicht Internetsucht.Warum nicht. Ich dachte das neulich auch. Ich bin im Pruefungsstress bei meiner Arbeit zum ersten mal so richtig aufgegangen, obwohl ich mich richtig quaelte, da ich nicht gerade eine Intelligenzbestie bin. Ich habe sogar mal Aufbackbroetchen im Backofen vergessen, die waren dann auch schwarz. Das waere jammerschade wenn ich jetzt den Pruefungsanspruchs verloren haette. Und das waere jetzt fuer mich eine echte und auch konstruktive alternative zum surfen.
a und b stimmt mit mir ueberein.
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StefanM
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Beitrag Mo., 09.02.2009, 19:02

Finds auch komisch, dass der thread nicht mehr Resonanz findet. Anders als Gothika finde ich schon, dass das hier ein echter sozialer Kontakt ist (nicht nur "Illusion von Sozialem", insoweit auch Unterschied zum Fernsehen, dass vielleicht deswegen sozusagen nur als "Methadon" taugt). Aber ein besonderer Kontakt. Mir fällt da der Begriff Präsenz ein (und dass nicht nur, weil Rocky Balboa ja eine Figur ist, die im besten Sinne "präsent" ist - einer, der "in den Ring steigt", als Boxer, Freund, Partner, Ziehvater... schönes Zitat übrigens, Antonia, muss die Filme mal wieder gucken). Der einzig zwingende Unterschied zwischen einem Kontakt hier (oder sonst in einem Forum, Chat etc.) und dem RealLife ist ja quasi, dass es ein zwangsläufig auf vielen Ebenen "nicht besonders präsenter" Kontakt ist. Außer auf der sprachlichen Ebene, dort dafür umso mehr. Was immer da "süchtig" macht (im Sinne von fehlgeleiteter "Suche"), in der Ecke müsste man vielleicht suchen...
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Beitrag Do., 12.02.2009, 05:39

stefan m, ich finde es nicht komisch. Vielleicht haben einige es gelesen sich gedanken gemacht und und gehen nicht mehr online. Ich kenne es auch von mir, in einer heftigen Suchtphase würde ich so einen thread lesen und weitersurfen . Genau so wenn ein Raucher bei "Körperwelten" Ausstellung eine Raucherlunge sieht, zündet sich halbe Stunde später eine Fluppe an.
Ich habe nachgedacht, ob es eine illusion ist oder nicht. Ich denke es kommt auf den Menschen an, ob man Freundschaften zulässt. Für vielle ist es einfach nur ein Medium, wie für die Wölfin .
Viele wollen sich dann in echt sehen. Ich denke bei mir , gothica und mitsuko ist der Internetgebrauch zu etwas zum Teil seltsamen und störendem pervertiert, wo es gar nicht um menschliche Kontakte geht.
sondern um ... aufmerksamkeit? Publicity? weil man im netz ohne probleme einen auf "Rockstar" machen kann oder so.. ich meine wir verstellen uns nicht und trotzdem ist es irgendwie doch schon eine Rolle oder?
Im wahren leben werden uns ungeliebte Rollen aufgezwungen, vielleicht ist es einfach nur Abreagieren, vom Alltag.
Mir macht momentan mir meine Aggressivität und Ungeduld sorgen. Ich kann mich manchmal so schlecht mitteilen.
Mitsuko wie hast du dir das Trollen abgewöhnt? Ist das suche nach aufmerksamkeit ? bin ich kommunkationsgestört?
es kommt bei mir auch im RL vor dass ich Tage habe an denen ich mies drauf bin und aggressiv.
Naja da meine Prüfungen nun vorbei sind, überlege ich mir echt mir einen Therapeuten zu suchen.

ach parental control habe ich ausprobiert, es schaltet komplett den Rechner ab. Ich brauche ihn aber zum Studieren. Mein Freund hat mir für 30 Euro was gefunden. Ich berichte davon wenn ich mir das bestellt hab.
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mitsuko
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Beitrag Do., 12.02.2009, 12:58

Hi Antonia,
an manchen Tagen aggressiv und mies drauf sein alleine, ist vollkommen normal und nicht unbedingt Ausdruck einer Kommunikationsstörung.
Ich habe mir das Trollen (wenn man es denn so nennen will, was ich offensichtlich nur ungern tue... ) nicht direkt abgewöhnt, sondern verlor nach und nach die Lust daran. Solange es mir noch Spaß gemacht hat, hätte ich auch nicht versucht, dagegen anzugehn. Weshalb auch? Ich mochte mich nur dann mit der Zeit selbst immer weniger damit. Ich glaube aber, dass es nicht ganz das gleiche war wie bei dir, nur teilweise. Ich habe bei dir vor allem den Eindruck, dass du viel mehr echte Emotionen rüberbringst. Mir persönlich ist das was du machst letztendlich sympathischer, aber ich schätze, du eckst damit viel mehr an als ich damals, obwohl ich eigentlich viel brutaler war als du. Du leidest auch offenbar darunter, ich damals nicht so direkt, und als es begann mich zu stören, hörte ich weitgehend damit auf. Um Aufmerksamkeit gings schon irgendwie, ich wollte mich überlegen fühlen. Das hat man natürlich nur nötig wenn man sich tatsächlich unterlegen fühlt. Ansonsten braucht man das nicht ständig jedem zu beweisen. Deshalb brauchte ich auch den Vergleich mit anderen und dafür wiederum braucht man Aufmerksamkeit. Das könnte bei dir ähnlich sein. Im realen Leben hätte ich das so nie ausgelebt. Da hätten die anderen mir dann leid getan. Klar, man kompensiert so sicher was im Netz, was man in der Realität nicht macht oder nicht kann.

Ob dir ein Therapeut helfen kann older nicht, hängt davon ab, wie sehr dir das alles Probleme bereitet. Ich denke auch, Versagensängste und soziale Ängste spielen da auch eine große oder auch ursächliche Rolle.

@Stefan
Der Kontakt ist nicht nur weniger präsent, sondern auch jederzeit 'abstellbar'. Ich nutze zwar die Igno-Funktion selbst nie, aber die symbolisiert diesen Aspekt meines Erachtens bestens.

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(V)
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Beitrag Do., 12.02.2009, 13:22

Viele wollen sich dann in echt sehen. Ich denke bei mir , gothica und mitsuko ist der Internetgebrauch zu etwas zum Teil seltsamen und störendem pervertiert, wo es gar nicht um menschliche Kontakte geht.sondern um ... aufmerksamkeit? Publicity? weil man im netz ohne probleme einen auf "Rockstar" machen kann oder so.. ich meine wir verstellen uns nicht und trotzdem ist es irgendwie doch schon eine Rolle oder?
Das kann ich so nicht stehen lassen. Mir geht es nicht um Aufmerksamkeit, sondern wie ich schon sagte, um die Illusion nicht alleine zu sein. Gesellschaftsdrang. Sobald ich auch nur die kleinste Möglichkeit habe, lebe ich mich aus. Genau so. Bevor ich Mutter wurde und einiges was damit zusammenhing, war das 24/7 die Woche. Und ich gebe zu, dass mir das fehlt. So bin ich z.B. früher - selbst zum Einkaufen im Aldi - nur gothisch geschminkt und im Lackmieder unterwegs gewesen. Klar, jetzt - gerade in der Phase - sitze ich nur noch im Schlapperlook zuhause rum. ;-/. Who cares? Und genau das stört mich an virtuellen Kontakten: Es fehlt an allen Sinnesreizen. Das meine ich mit "nicht echt". Eine virtuelle Freundschaft kann für mich das reallife nicht ersetzen.
Dann gibt es noch Austausch, einfach aus dem Grund, weil man entsprechende Leute um sich über spezielle Themen auszutauschen, im real Life - gerade auf dem Dorf festsitzend - nicht findet. Ich geriet in die Internetsucht als ich damals auf dem Dorf festsaß. Als ich studierte und in der Stadt war, hingegen nicht, da konnte ich das Muster loslassen. Jetzt sitze ich leider genau wieder hier.
Ich finde das Internet daher auch für ausgezeichnet um Gleichgesinnte kennen zu lernen, aber ich ziehe es dann schnell vor, daraus reale Kontakte werden zu lassen. Normalerweise.
Was noch hinzu kommt, ich bin ein sehr typisch-klischeehafte Frau, die sehr viele Worte gebraucht, und einfach krank wird und daran erstickt, wenn sie sie nicht loswerden kann. Wie heißt es so schön? Das kriecht sonst das Rückenmark hoch und sorgt für Kopfweh. Ist aber ebenfalls im real life so.
*kicher* Manchmal hatte ich Freundinnen mit einem ebenso solchen Redebedarf, und es war tatsächlich so, dass allein das ständige Quasseln psychisch echt so richtig wohltuend war. Das halte ich auch definitiv weniger für ein Krankheitsymptom, dass ich so eine Frau bin, die das braucht.
Virtuell ist es nur eine Krücke, weil ich - siehe oben - mir die Sinnlichkeit fehlt. Gerade letzte Woche drängte es sehr akut in mein Gedächtnis (- als ich mir in Zuge meines aktuellen Hobbies = Fantasiegeschichte ernsthafte Gedanken machte, wie man Stimmen, Gerüche etc. beschreibt).. Einfach die Blicke, das Hören von Stimmen, das gemeinsame Ausgehen, das Glas Rotwein beim Gespräch, das Lachen und und und... das kann das Internet einfach nicht ersetzen. Wenn man dann genau weiß, man wird den/die Online-Freunde aus irgendwelchen Gründen nie sehen können...Na, ich weiß nicht.

Antonia, ich weiß nun nicht ob du zufällig auf einen meiner letzten Blogeinträge anspielst, als ich schrieb, die Welt sei meine Bühne, aber ohne Publicum mache dies alles wenig Sinn. Falls ja, dann gehört es nicht in diesen Zusammenhang, war damit etwas ganz anderes gemeint.

Gruß,
Gothika

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Beitrag Do., 12.02.2009, 14:05

mitsuko, wenn du trollst um dich überlegen zu fühlen, ist es keine echte Emotion?
Irgendwo ging es dir damals um "Rocknroll", Publicity, Aufmerksamkeit oder?
Naja echte emotionen zeige ich eigentlich hier im ptf besonders. Deswegen rege ich mich auch dermassen auf wenn jemand anfängt die Grenzen andreer zu verletzen oder dumme bemerkungen zu machen das ist so ein Gefühl "huch ich bin hier gar nicht so sicher wie ich dachte"
In anderen Foren achtete ich peinlichst darauf "cool" zu sein, obwohl ich auch da emotionale Schlachten führte und ungewollt zu viele Emotionen zeigte. In anderen Foren gibt es aber zum Teil ECHTE Idioten.

Gothika, ich habe mich falsch ausgedrückt, bei dir ist es selbstverständlich was anderes. Ich meinte vor allem mich, mit Publicity.
Trotzdem gehts dir nicht um echte Kontakte. Das meinte ich, weil wir über deine Bezeichnung Illusion der Gesellschaft diskutierten. Ich kann das auch verstehen, die Chance Feedback zu bekommen, mit eigenem Gegrübel sich nicht alleine gelassen zu fühlen. Es geht mir auch zum Teil genau so.
Antonia, ich weiß nun nicht ob du zufällig auf einen meiner letzten Blogeinträge anspielst, als ich schrieb, die Welt sei meine Bühne, aber ohne Publicum mache dies alles wenig Sinn. Falls ja, dann gehört es nicht in diesen Zusammenhang, war damit etwas ganz anderes gemeint
.
Nein, sie habe ich gar nicht gelesen. Ich sprach eher von meinen Gefühlen. Aber irgendwo ist an der Aussage was dran.
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Beitrag Do., 12.02.2009, 15:02

ich habe neulich einen Rückschritt erlebt.
Ich war müde und nervös vor einer Klausur und habe im anderen Forum eine Frau kritisiert (nicht angefahren, sondern einfach nur meine Meinung gedrückt) sie war sehr getroffen und hat mich angepöbelt.
Was mich rückblickend ankotzte, die vermeintlich netten Menschen, die sich selbst für nett halten sind dermassen schroff. Ich bin wenigstens so ehrlich zu sagen, nein ich bin böse wenn ich schroff bin.

Und da habe ich auch noch mal feststelllen müssen dass ich mich SO überhaupt nicht mag. Ich habe zwischen den Zeilen angekündigt, dass mich eigentlich das nicht mehr mag, und mich lieber kuschliger verhalten würde.
Vielleicht ist das echt ein Anfang für mich.
Ich bin momentan Forensüchtig, weil ich mich irgendwie selbst erleben möchte und üben möchte, mich zu kontrolieren (hat was mit der Diskussion mit Torsade zu tun) Ob das eine gute Idee ist?
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mitsuko
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Beitrag Fr., 13.02.2009, 12:31

Hi,
klar sind das bei mir auch Emotionen, aber sie betrafen weniger wirklich das Thema der Diskussion oder die Person mit der ich gerade sprach. Ich kann mich täuschen, aber ich habe das Gefühl, du ärgerst dich halt über Dinge und bringst das zum Ausdruck.
Ich habe mich selten über was geärgert, bin auch nicht so der aufbrausende Typ. Ich habe versucht, auf Kosten anderer mich dicke zu tun. Mag sein, dass sowas bei dir auch reinspielt, aber im Wesentlichen habe ich den Eindruck, dass du dich über Themen, Verhalten oder was auch immer aufregst, die du schlecht findest. Wirst daraufhin wütend und übertreibst dabei dann vielleicht manchmal. Das sind schon unterschiedliche Dinge und ich finde nicht, dass du dich deshalb zu stark ablehnen musst. Klar, das kostet alles Energie, du kriegst Stress, andere haben Stress - manches ist mal zu heftig. Aber man kann es auch so sehen, dass du weniger abgestumpft bist als andere. Das ist auch was Gutes. Manchmal muss man auch nicht so viel verändern, sondern auch mal andenken, ob das was man tut überhaupt wirklich so übel ist.
Was mich rückblickend ankotzte, die vermeintlich netten Menschen, die sich selbst für nett halten sind dermassen schroff.
Doppelmoral dieser Art findest du beileibe nicht nur im Netz, sondern überall. Du glaubst doch nicht, dass andere sich nicht ärgern wenn sie dieses oder jenes lesen, sehen oder hören. Sie sagen es halt nicht. Man kann sich auch tatsächlich nicht mit jedem Scheiß so aufreiben. Aber ich bin diesen superkuschligen Nett-Leuten eher skeptisch gegenüber. Bei vielen ist es mit der Kuschligkeit vorbei, sobald sie meinen, sie können ihre Aggros ungefährdet rauslassen, zu mehreren oder hinter jemandes Rücken oder wenn sich wer nicht wehren kann usw. Ich hab ne Weile auf kuschlig gemacht im Netz, das entspricht mir aber nicht wirklich. Auch im realen Leben kann ich mit Leuten, die die ganze Zeit knuddeln, kuscheln und Süßholz raspeln meist weniger viel anfangen. Ich weiß nicht, wie viel Sinn es macht, sich genau ins eigene Gegenteil verwandeln zu wollen.
Ich war müde und nervös vor einer Klausur und habe im anderen Forum eine Frau kritisiert (nicht angefahren, sondern einfach nur meine Meinung gedrückt) sie war sehr getroffen und hat mich angepöbelt.
Wenn du sie nicht angefahren hast, was hast du dir dann vorzuwerfen? Natürlich empfinden einige manches als 'Anfahren', was andere nie dafür halten würden. Daher ist es nunmal so, dass sich gelegentlich Leute angegriffen fühlen, obwohl man es nicht beabsichtigt hat. Das lässt sich nicht ändern. Andere nervt Kuschelei, du kannst es nicht allen Recht machen.

Ich will damit jetzt nicht sagen, dass das alles supi ist was du machst. Wenn es dir nicht gefällt, ist es auch nicht supi. Aber meiner Meinung nach kommt man mit totaler Selbstablehnung nicht weiter.
Ich bin momentan Forensüchtig, weil ich mich irgendwie selbst erleben möchte und üben möchte, mich zu kontrolieren (hat was mit der Diskussion mit Torsade zu tun) Ob das eine gute Idee ist?
Willst du das üben fürs real life?

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StefanM
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Beitrag So., 15.02.2009, 10:29

Antonia hat geschrieben:stefan m, ich finde es nicht komisch. Vielleicht haben einige es gelesen sich gedanken gemacht und und gehen nicht mehr online. Ich kenne es auch von mir, in einer heftigen Suchtphase würde ich so einen thread lesen und weitersurfen .
Ich finde es gut, dass es den thread hier gibt. Wenn man zum Thema googelt, ist man erschrocken, wie wenig wirklich Gutes es zum Thema Internet-Sucht zu lesen gibt, angesichts der Zahl der potenziell Betroffenen. Da greift schon dieser Effekt, dass man halt sozusagen in einer irischen Kneipe nicht über die Gefahren der Alkoholsucht philosophiert. So gesehen gehört dieser thread mit seinen 3 bescheidenen Unterseiten schon echt zu den besseren Sachen, die man im Netz zum Thema lesen kann.

Mir ging es so: Schon allein durch das Lesen hier beobachtet man plötzlich seine eigenen online-Gewohnheiten genauer. Wenn man die einschlägigen Stunden-Zahlen bei den Veröffentlichungen zum Thema online-Sucht liest, bin ich zwar noch nicht im strengeren Sinne online-süchtig (derzeit 1-2 Stunden/Tag online), aber zumindest in dem Sinne, dass ich häufig mehr im Netz bin, als ich eigentlich will. Es gibt da schon einen "Sucht-Effekt". Bei mir ist er am allerstärksten in Situationen, in denen sich sozusagen andere Leute eine Zigarette anstecken würden, z. B. nach einer anstrengenden sozialen Situation im Beruf (einem längeren Gespräch z. B.). Dann denke ich: Ach, jetzt mal eben für fünf Minuten ins Internet. Und es wird dann rasch eine halbe Stunde draus.

Auch am WE spüre ich etwas von dem Effekt, dann sozusagen umgekehrt: Nicht um Stress abzubauen, sondern die Leere zu füllen. Hier haben mir mitsukuos Regeln sehr gut gefallen, vor allem das Prinzip: Reale Kontakte haben Vorrang vor Internet. Dass man z. B. erstmal drei Freunde anruft, und dann, wenn man halt z. B. nur ABs erwischt, sagt: Gut, jetzt geh ich halt mal kurz ins Internet.

Mich fasziniert übrigens sehr das Thema, weswegen sich hier in dem thread nicht mehr "Betroffene" aus dem PT-Forum "melden". Solche "Meta-Fragen" der Diskussion finde ich immer sehr interessant. Man hat ja irgendwie schon das Gespür, das Internet-Sucht hier ein unterschwelliges Thema ist, dass hier noch viel mehr User betrifft. Für mich macht es fast so etwas wie einen Aspekt aus, der die Posterei hier gelegentlich etwas unheimlich macht: Das man spürt, dass Leute, die wirklich gute Postings schreiben, echt gute Ratschläge geben, eben zugleich ein unbewältigtes Suchtproblem haben, dass sie sich selber gar nicht oder nur so halb eingestehen. Aber warum erwartet man sich hier eigentlich eine größerer Resonanz als z. B. in einem Angler-Forum oder sonstwas?

Wahrscheinlich, weil das ober-topic dieses Forums ja sozusagen die (psychologische) Selbsterkenntnis ist.

Man wundert sich sozusagen: Wenn die User hier auch sonst ihre intimsten Geheimnisse ausplaudern, dann würde es doch sozusagen gar nicht mehr ins Gewicht fallen, dazu auch noch ein - verglichen damit - "Randproblem" wie die online-Sucht "zuzugeben".

Aber so ist es offenbar nicht. Und woran es liegt, kann man eigentlich nur spekulieren.

Vielleicht liegt es daran, dass die heavy-user hier das Problem gar nicht haben? Sondern für sich Wege gefunden haben, ihren online-Konsum sehr wohl zu dosieren, so dass es für sie stimmig ist (dann hierzu allerdings auch hier nichts schreiben).

Vielleicht liegt es auch an diesem Image-Ding, dass Du auch angesprochen hast. Es haben sich hier im thread ja einige zu ihrer online-Sucht geäußert, aber praktisch nur solche, die hier eine geringe Beitrags-Zahl haben (also auch kein Image, dass sie verteidigen müssten), also offensichtlich ihre Sucht überwiegend in anderen Foren, Chats usw. austoben. Von den Leuten, die hier viele Beiträge haben, hat sich dagegen außer Dir niemand bekannt.

Vielleicht liegt es paradoxerweise auch daran, dass es letztendlich sogar leichter ist, über die verkorkste Kindheit und die sich daraus ergebenden Folgen zu schreiben als über die eigene Internet-Sucht. Denn bei ersterem waren halt andere, die Eltern schuld (das meine ich jetzt nicht ironisch, sondern ganz im Ernst!). Internet-Sucht ist dagegen so verdammt banal und gegenwärtig, da wird irgendwie jedem sofort klar: das kann ich jetzt nicht auf einen anderen schieben, da müsste ich selbst ran.

Letztlich muss man da wohl auch aufpassen, dass man gegenüber den Usern hier fair bleibt. "Selbsterkenntnis" bedeutet ja nicht sozusagen totalitäre Selbsterkenntnis. Sondern Selbsterkenntnis in den Bereichen, die man sich selbst aussucht, weil man sie für förderlich hält. Es wäre wohl sehr ungerecht, da irgendeinen "Anspruch" zu erheben, der es nicht gestattet, bestimmte Aspekte auszuklammern. Auch mal etwas liegenzulassen.
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StefanM
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Beitrag So., 15.02.2009, 10:35

Ich denke bei mir , gothica und mitsuko ist der Internetgebrauch zu etwas zum Teil seltsamen und störendem pervertiert, wo es gar nicht um menschliche Kontakte geht.
sondern um ... aufmerksamkeit? Publicity? weil man im netz ohne probleme einen auf "Rockstar" machen kann oder so.. ich meine wir verstellen uns nicht und trotzdem ist es irgendwie doch schon eine Rolle oder?
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So wie ich es wahrnehme, muss man da auch noch verschiedene Formen der "Sucht" unterscheiden.

Vor allem unterscheidet sich irgendwie der Typ, der seine reale Persönlichkeit sozusagen ins Netz ausdehnt (das sind so die Leute, die ihren eigenen blog schreiben, einen StudiVZ-account mit 250 Freunden haben oder viel in Kontaktbörsen rumflirten) noch irgendwie vom typischen "Foren-süchtigen", finde ich zumindest.

Ist ein bißchen schwer, weil man kennt ja im RealLife kaum so Leute (so gehts mir zumindest, bzw. man weiß es einfach nicht, online-Sucht ist schwer erkennbar). Mein Eindruck: Der typische "Foren-süchtige" ist im RealLife wesentlich introvertierter. Da wirken halt die Merkmale eines Forums anziehend, der große Schutz und die große Sicherheit durch: Anonymität, Zeit zum Überlegen, keine Bilder von den Usern.
Gothika hat geschrieben:Dann gibt es noch Austausch, einfach aus dem Grund, weil man entsprechende Leute um sich über spezielle Themen auszutauschen, im real Life - gerade auf dem Dorf festsitzend - nicht findet. Ich geriet in die Internetsucht als ich damals auf dem Dorf festsaß. Als ich studierte und in der Stadt war, hingegen nicht, da konnte ich das Muster loslassen. Jetzt sitze ich leider genau wieder hier.
Das finde ich einen sehr wichtigen Aspekt. Ich hatte es neulich mit einer Userin per pn, ob das Internet (bzw. das Forum hier) eine "Erweiterung der Möglichkeiten" darstellt. Ich konnte da nicht recht widersprechen. Man muss es wohl auch sehr stark situationsbezogen sehen: Wer tatsächlich durch die Umstände zu Hause festgehalten wird - z. B. Krankheit, Erziehung kleiner Kinder, dörfliche Umgebung (so traurig das ist, es gibt in D tatsächlich dörfliche Gebiete, wo man als Zugezogener tatsächlich sozial kaum Chancen hat) -, ist es mit Sicherheit eine Erweiterung.

Solange dagegen solche Einschränkungen nicht bestehen, sondern pathologische Sozialstörungen sozusagen "ausgeglichen" werden, sehe ich eher eine Gefährdung. Denn dann wird sozusagen eine Stelle im "natürlichen Kontaktbedürfnis" mit dem Internet besetzt, wo aber eigentlich Training in anderen Bereichen gefragt wäre. Das ist dann so ein bißchen wie wenn man gar nicht mehr aufsteht und sich sogar das Essen ans Bett bringen lässt, und dadurch sich die Muskeln zurückbilden.

Auch für solche User ist es natürlich trotzdem eine "Erweiterung der Möglichkeiten", soweit es um die Erkenntnis ihrer Störung geht. Aber die Gefahr einer sozusagen "pathologischen" Internet-Nutzung ist dann ungleich größer.
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(V)
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Beitrag So., 15.02.2009, 10:52

Mich fasziniert übrigens sehr das Thema, weswegen sich hier in dem thread nicht mehr "Betroffene" aus dem PT-Forum "melden".
Ich bin den Thread auch erst mal übergangen. Schrieb ich in meinem ersten Satz hier. Es hat mich nicht "interessiert", ohne das jetzt böse zu meinen. Schlichtweg, weil das Thema bei mir präsent ist, ich früher so viel drüber nachdachte, und mein Leidensdruck (im Gegensatz zu meiner Online-Zeit)derzeit nicht groß ist...

Vielleicht ist es aber auch wie beim Rauchen. Man diskutiert ungerne über die Riskien des Rauchens mit der Fluppe im Mund *zwinker*.
Von den Leuten, die hier viele Beiträge haben, hat sich dagegen außer Dir niemand bekannt.
Bin ich unsichtbar? Schon mal meinem Blog gesehen?*ggg*.

Aber mal im Ernst, deswegen schreibe ich Blog. Im Durchschnitt verfolge ich da pro Tag nun ein oder zwei Gedankengänge, was - da ich mich nicht kurzfassen kann - durchaus in die Länge gezogen wird. Aber da ich sonst keine Foren mehr habe etc., empfinde ich es als nicht viel. Früher - vor dem Blog - hätte es sich so geäußert, dass ich für jeden zweiten Gedanken für so wichtig erachte ("für mich wertvoll" plus "Mitteilungsbedürfnis"), dass ich für jeden eines neues Topic aufgemacht hätte. In dem verzweifelten Versuch aus der Komplexität meiner Persönlichkeit/Denken EINZELTHEMEN zu machen, die sich dann doch überschneiden, bis irgendwann alle User total genervt sind, weil jede Diskussion am Ende "doch auf's Gleiche" hinaus läuft. Da hilt mir der der Blog sehr. Auch, dass man hier nur ein Topic pro Woche eröffnen kann oder die Wortbegrenzung, die mich ein - ums andere mal mit schlechten Gewissen wieder zurückpfeifft. An der Stelle mal von mir mal ein Lob für diese Maßnahmen.

Ein Unterschied zu früher ist u.a. folgender: Ich erhoffe mir keine Ratschläge. Schön, wenn doch ein paar Nützliche kommen, wenn man Feedback bekommt etc., aber früher war mir sehr viel mehr daran gelegen, dass ich konkreten Rat irgendwo finde. Und das war Energieverschwendung. Um genau zu sein hat es mir mehr geschadet. Es waren immer die selben müßigen Endlos-Diskussionen mit mir, unter neuem Gewand, und dann doch irgendwo das selbe Thema. Geschädigt hat es mich, weil ich zwar dann viele Meinungen hörte und die Meinungen der Masse, aber die nun mal nicht zu mir passt. Sodass ich mich chronisch missverstanden fühlte, und einen enormen Rechtfertigungsdrang über die Jahre entwickelte. Dass ich noch frustierter war, weil mich niemand versteht, mir keiner den Rat geben kann, den ich suche. Oft Streiterein über meine vermeintliche Sturheit. Ja, und mein Brett vor dem Kopf wurde immer und immer größer. Und weil ich wusste, dass es überall so lief, verlor ich bald die Lust an neuen Foren. Aus einigen flog ich heraus, v.a. wenn sie zu unspezifisch waren. Ich hatte dann nur noch Eines, jetzt das hier. Man hat sich eingelebt. In einem anderen wäre es vermutlich weder besser noch schlechter, aber hier fühl ich mich einigermaßen wohl. Vor allem hat der Blog den Vorteil, dass jeder selbst entscheiden kann, wie oft er sich von meinen Dauerthemen nerven lässt oder nicht.

Anders formuliert: Früher erhoffte ich mir u.a. aus dem Netz konkrete Antworten für mein sehr individuelles und komplexes Problem. Lösungen! Jetzt geht es mir eher nur noch darum, zu sehen, nicht ganz so alleine mit dem Thema zu sein, sich austauschen um des Austauschens willens aber ohne den Zwang dahinter.

Übrigens, der Vorläufer des Bloges waren viele Jahre täglich Mails an einem entferntwohnenden Freund, in noch ausführlicher Menge. Was für mich dabei rumgekommen ist nie etwas.

Das ist einer der Nachteile für mich: Ich hab das Gefühl, dass ich ohne Tastatur gar nicht mehr denken kann. In den Zwischenphasen, wo ich mal frei davon war, konnte sich nur langsam der Unterschied wieder rauskristallisieren. Nicht genug. Dahinter könnte man nun solche Dinge vermuten wie "nicht zwischen wichtig und unwichtig unterscheiden können" und chronische Furcht, einen wichtigen Gedanken zu vergessen. Nun ja, ich war - mit im Grunde immer ein und desselben Thema - verzweifelt über Jahre, zwanghaft auf der Suche nach Lösungen usw. Das wird wohl - hoffentlich - auch nachlassen, je mehr ich meinen Ex loslassen kann. Aber letztendlich hat mir diese verzweifelte Suche im Netz nichts gebracht außer Verwirrung und Frust. Vor 5 Jahren zu nem Therapeut gegangen wäre sicherlich sinnvoller gewesen... Lieber EINE STUNDE ein wirklich kompetentes Gespräch, als täglich viele Stunden mit Laien, Leuten, die mir nicht entsprechen, zu vielen verschiedenen unausgegorenen Meinungen (unausgegoren, weil solche Beiträge ja immer nur einen winzigen Ausschnitt von mir zeigen können) usw.

Soweit meine Morgengedanken.

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mitsuko
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Beitrag So., 15.02.2009, 16:12

StefanM hat geschrieben: Vielleicht liegt es paradoxerweise auch daran, dass es letztendlich sogar leichter ist, über die verkorkste Kindheit und die sich daraus ergebenden Folgen zu schreiben als über die eigene Internet-Sucht. Denn bei ersterem waren halt andere, die Eltern schuld (das meine ich jetzt nicht ironisch, sondern ganz im Ernst!). Internet-Sucht ist dagegen so verdammt banal und gegenwärtig, da wird irgendwie jedem sofort klar: das kann ich jetzt nicht auf einen anderen schieben, da müsste ich selbst ran.
Na ja, jede Zeile die man sich in diesem Thread als süchtig outet, macht man ja deutlich, dass man offensichtlich ein Problem hat und nicht 'genügend' dagegen angeht, ansonsten wäre man ja nicht hier. Die Konsequenz wenn man etwas dagegen tun will, wäre außerdem, dass man es lässt. Das steht ja dann gleich im Raum. Gerade wenn man sonst zu den souveränden Vielusern gehört, zeigt man damit eine Schwäche und die Nichtbereitschaft gegen diese anzugehen. Das kann u.U. schon ein gewaltiger Imageschaden sein.

Man muss auch bedenken, dass es auch sicher nicht für jeden ein Problem darstellt. Ich habe mein Gesurfe lange nicht als Problem gesehen und es war auch zunächst mal keins. Zu der Zeit hätte ich kein Bedürfnis gehabt hier reinzuschreiben. Ich hätte mich auch gar nicht mit Internetsucht identifiziert. Dann kam die Zeit als mir sehr wohl klar war, dass ich mir selbst schade mit dem Surfen, ich mir aber das Gegenteil versuchte einzureden. Da hat es mich geärgert wenn mir das jemand auch noch auf die Nase bindet, während ich es gerade so schön verdränge und unbekümmert vor mich hin poste. Und da besteht der Unterschied zwischen dem Anglerforum und hier, schätze ich. Ich hätte in meinen Foren damals mich ggf. sehr abfällig über so einen Thread geäußert und viele andere User wahrscheinlich auch. Das Teil wär einfach zugespamt worden. In einem PT-Forum ist man da natürlich rücksichtsvoller, was ja auch erfreulich ist.
Mein Eindruck: Der typische "Foren-süchtige" ist im RealLife wesentlich introvertierter.
Meinst du? Hier im Thread deutet einiges darauf hin, aber die Anzahl der hier schreibenden ist wirklich nicht gerade repräsentativ. Ich habe schon etliche User gekannt, bei denen ich definitiv von heftiger Internetsucht ausgehen würde, aber wo es sehr fraglich ist, dass die ansonsten introvertiert waren. Trotzdem kann man im Netz noch viel offener sein als jemals im Real Life, selbst wenn man auch da extrovertiert ist. Kein Mensch gesellt sich immer überall dazu und quatscht mit jedem über alles. Über dessen Depressionen oder Mißbrauchserfahrungen gar - stellt sich einfach mal so dazu, nur weil er hört, derjenige redet gerade mit jemand anderem darüber. Würde man das tun, täte man das gleiche was man hier macht. Das entspräche nicht den gesellschaftlichen Regeln im realen Leben. Jedem bietet das Netz in dieser Hinsicht Möglichkeiten, die es im Real Life niemals gibt.

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Nurse_with_wound
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Beitrag So., 15.02.2009, 17:52

Hallo mitsuko, hallo alle .Komisch. Irgendiwe ist es immer so. Wenn der Klausurenstress vorbei ist, bin ich viel zu faul um im Internet zu posten. Alles was so spannend war ist jetzt vergessen, naja nicht ganz. Die Internetsucht kommt bei mir phasenweise. viellleicht ist das Stressbewältigung . Aber gerade da wo ich nicht gebrauchen kann bin ich am süchtigsten.
Aber ich bin diesen superkuschligen Nett-Leuten eher skeptisch gegenüber. Bei vielen ist es mit der Kuschligkeit vorbei, sobald sie meinen, sie können ihre Aggros ungefährdet rauslassen, zu mehreren oder hinter jemandes Rücken oder wenn sich wer nicht wehren kann usw.
Ja genau die hasse ich auch. Nur im RL kann ich ihnen vielleicht besser ausweichen. Aber auch nicht überall. Vielleicht liegt hier mein wahres Problem.
Mich schrecken Intrigen und Lästereien so ab, dass phasenweise gar nicht zu den Vorlesungen ging .
Sobald man da irgendwelche Fragen hatte wurde man für dumm erklärt was man später über dritte erfahren hat. Also bin ich freiwillig "sitzengeblieben" um die Vorlesung im nächsten Semester mit netteren Studenten zu besuchen. Das war auch der Grund für meine Internetsucht und keine gute Strategie.
Jetzt habe ich viel mehr Selbstbewusstsein. Ich weiss dass ich nicht ganz doof bin.
Dass die Leute von der Schule link sind, wussten so einige, auch eine Komilitonin hatte den selben eindruck.



Was due selbstablehnung anbelangt, ich habe momentan üüüüberhaupt keine Lust auf Leute die virtuell miteinander kuscheln noch sie anzufahren. Ich bin momentan einfach zu faul mir den Mist durchzulesen was andere schreiben. Eigentlich interessieren mich nur themenbezogene Forenbeiträge . Aber auch das nicht, außer natürlich hier. Vielleicht ein wenig ausgebrannt. War die Tage ein bisschen depri, und aggressiv weil mein Freund ein Nerd ist und viel Zeit vor der Kiste verbringt , und will nicht gestört werden, was die Kommunikation erschwert und spürte dass wir während meiner Klausurenzeit aneinander vorbeilebten. Ihm schien es nichts auszumachen, mir schon. Er macht/liest allerdings weniger quatsch im Netz sondern eher schlaue Sachen.
Und heute habe ich freiwillig angefangen zu lernen, weil mir das viel spannender und sinnvoller erscheint als dieses Internetherumgeblödel.
Ich habe ein befriedigendes Wochenende hinter mir. Was mir mein bewegungsfauler Freund nicht geben kann gaben mir die Leute aus dem Verein, mit denen bei einem Lehrgang war.

[
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