Kontaktabbrüche, Selbstschutz...

Nicht jedem fällt es leicht, mit anderen Menschen in Kontakt zu treten, "einfach" mal jemanden kennenzulernen oder sich in Gruppen selbstsicher zu verhalten. Hier können Sie Erfahrungen dazu (sowie auch allgemein zum Thema "Selbstsicherheit") austauschen.
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Nusserl
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Beitrag Mi., 21.01.2009, 14:24

Hallo,

da ich gerade aktuell ähnliche Gedanken habe, wie du was ständigen Kontaktabbruch angeht, wollte ich hier auch mal kurz meine Erfahrungen schildern.
Ich habe bis jetzt ca. 3 bis 4 Freundschaften abgebrochen.
Der Grund dafür ist, dass ich mir eigentlich immer sehr viel gefallen lasse und mir vielleicht gleich im vorhinein Freundinnen suche, die gerne den Ton angeben und mich das am Anfang nie stört, bis ich nach langer langer Zeit erst merke, dass ich vielleicht auch einmal meine Meinung durchsetzen möchte, was dann für mich noch viel schwieriger ist als wie wenn ich gleich zu Beginn auch mal meinen Kopf durchgesetzt hätte. So war es dann jedesmal eine Riesenüberraschung für die anderen und sie haben mir das nicht einfach so durchgehen lassen, was für mich als harmoniebedürftiger Mensch entweder noch viel mehr Aufwand und "Aufstand" bedeutet hätte, als wie wenn ich gleich von Anfang an mir nicht alles gefallen hätte oder ich habe mich dann einfach mit der Zeit zurückgezogen.
Manchmal endeten diese Freundschaften dann auch in einem Krach, weil dann die ganzen Emotionen herauskamen. Das heißt, dass ich auch nicht von einem auf den anderen Tag eine Freundschaft beende, aber wenn bei mir mal das Faß übergelaufen ist, kann ich nicht mehr zurück.

Das ist mir aber erst in den letzten Monaten bis Jahren wirklich bewusst geworden und mir wird seitdem auch erst bewusst, dass ich auch Fehler gemacht habe, indem ich zuerst gar nichts sage und dann kommt alles aufeinmal hoch. Leider kann ich seitdem auch keine neuen tieferen Freundschaften mehr knüpfen, weil ich keine neue (vielleicht mögliche) Freundschaft mehr an mich heranlasse und nur noch oberflächliche Freundschaften zu anderen habe bzw. habe ich nur noch eine Freundin (oder was auch immer) die zwar auch gewöhnt ist bei mir den Ton anzugeben, aber ich habe mich in den letzten Jahren zumindest ein wenig zurückgezogen und versuche zwar bei Gelegenheit auch mal meine Meinung kund zu tun, lasse mich aber dann doch manchmal von ihr überwalzen und frage mich mittlerweile immer öfter, ob ich auch diese Beziehung abbrechen soll.

Manch gebranntes Kind hat Bindungsängste was Beziehungen angeht, ich habe das was Freundschaften angeht. Denn bei meiner Beziehung mit meinem Parnter geht es mir zum Glück anders, weil ich ihm viel leichter sagen kann, was mir nicht gefällt und er ist auch nicht so dominant und sieht auch oft ein, wenn ich ihm sage was mir nicht gepasst hat oder wir können uns auf einen Kompromiss einigen, was bei all meinen beendeten Freundinnen nie möglich war.

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lingaroni
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Beitrag Mi., 21.01.2009, 15:30

Hi EKS

war interessant, mit dir zu diskutieren. wäre interessant für mich, wie du diese dinge letztendlich in dir organisierst. vielleicht findest du eine bessere lösung als ich. vielleicht kommst du aber auch zum selben ergebnis wie ich. leider wird das aber noch eine weile dauern und die wahrscheinlichkeit ist groß, dass ich das nicht mitkriegen werde.

LG

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EKS
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Beitrag Mi., 21.01.2009, 15:57

Hallo Nusserl,

ja, ich würde schon sagen, dass wir wie so eine Art Dampfkessel sind. Was genau ist denn bei dir in den Freundschaften vorgefallen? Eigentlich ist es schade, dass du dich wirklich so zurückgezogen hast. Ich tue das ja verrückterweise weniger, obwohl ich in den Augen einiger Bekannter und von Euch vielleicht allen Grund dazu hätte.
Bei mir sind das ja nicht nur vier Kontakte gewesen - okay, in deinem Falle waren/sind es wohl richtige/lange Freundschaften gewesen - und ich würde auch im Nachhinein betrachtet nicht sagen, dass die Hälfte davon wirklich als Freunde anzusehen war. Aber ich habe halt, wenn ich die Kontakte oder Beziehungen nicht mehr ausgehalten/ertragen habe - um das mal zu dramatisieren - nicht mehr ausgehalten. Mitunter war ich dann auch nicht konsequent, d.h. habe den Personen auch meist noch eine 2. oder 3. Chance gegeben. Ich habe sogar eine gute Bekannte, der ich mittlerweile vier Chancen gegeben habe. Dieses Mal scheint es aber auch besser zu laufen, weil ich irgendwie inzwischen in der Lage bin, das auf bekanntschaftlicher Ebene zu sehen. Es ist aber auch ein verdammt langer Prozess, bis man so etwas wirklich lockerer sehen kann. (ich muss an dieser Stelle auch anmerken, dass ich mit ihr so viel Kontakt auch nicht habe).

Trotzdem ist es natürlich nicht schön - immer und immer wieder diese Brüche. Erst das große Vertrauen, die schönen Gespräche etc. und dann ist das mit einem Mal alles zertreten, kaputt etc. Aus welchen Gründen auch immer.

@ Lingaroni: ist es denn jetzt bei dir so, dass du fast gar keine Kontakte mehr hast bzw. Kontakt aus dem Weg gehst?
Na gut, ich rege mich zwar immer wieder über irgendwen auf, lass aber auch immer wieder irgendwen an mich heran.,

Ich kann hier ja regelmäßig mal bloggen, wie es so weitergegangen ist.

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lingaroni
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Beitrag Do., 22.01.2009, 07:18

Hi EKS
also ich funktioniere gut, habe viele hobbies, ein eigenes kleines unternehmen (wt-branche), ein bwl-studium und einen job im top-management expertenebene finanz- und rechnungswesen. abgesehen von diesen beruflich erzwungene kontakten (die ich halt über mich ergehen lassen muss) habe ich keine kontakte, weil ich, wenn ich einmal alleine bin, einfach nur meine ruhe möchte. aber ich weiß natürlich schon, dass es total liebe menschen gibt, ich begegne ja auch immer wieder welchen. aber ich halte sie nicht fest, weil mir die zwangskontakte (=berufliche kontakte)schon zum hals raushängen.
LG

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lingaroni
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Beitrag Do., 22.01.2009, 07:21

aja was ich noch sagen wollte:
ironie, sarksamus und zynismus sind ganz schlecht. es sind abwehrmechanismen, mit denen du dir nichts gutes tust. erfahrungswert.

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Nusserl
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Beitrag Do., 22.01.2009, 11:01

EKS hat geschrieben:Hallo Nusserl,

ja, ich würde schon sagen, dass wir wie so eine Art Dampfkessel sind. Was genau ist denn bei dir in den Freundschaften vorgefallen? Eigentlich ist es schade, dass du dich wirklich so zurückgezogen hast.
Die Freundschaften liefen meiner Meinung nach so ab, dass ich am Anfang der Freundschaft fast immer mit der neuen Freundin zusammenhing.
Besagte Freundin bei der ich aktuell immer öfter den Eindruck habe, dass sie sich in unserer "Freundschaft" nur nimmt und selten gibt, lernte ich in meiner Singlezeit kennen und wir gingen sehr oft die Woche miteinander weg. Damals passte das aber auch für mich so.
Bis ich nach einigen Monaten bis zu einem Jahr schön langsam genug davon hatte und nicht mehr so oft Party machen wollte. Sie war (und ist es noch heute) eine richtige Partymaus und es wurde für mich richtiggehend anstrengend ihr zu erklären, dass ich nicht mehr ständig weggehen möchte und wenn, dass ich auch schon mal früher gehe und nicht ewig lang unterwegs sein möchte. Hier muss ich auch dazusagen, dass eine meiner Eigenschaften ist, dass ich mich gut an andere anpassen kann (muss nicht immer eine positive Eigenschaft sein) und da ich merkte, dass sie sich gekränkt fühlte, wenn ich ihr das sagte und ich eben sehr oft keine Diskussionen führen wollte, gab ich leider oft genug klein bei.
Das ist mir bei ihr aber nicht nur bei mir aufgefallen, sondern dass sie es von allen in ihrer Umgebung gewöhnt ist, dass ihr sehr oft entgegengekommen wird.

Heute gehen wir bei weitem nicht mehr so oft fort wie früher, da wir beide mittlerweile in festen Beziehungen sind, aber wenn dann muss sie immer noch Vollgas geben und der Abend darf nicht zu früh enden. In diesem Punkt kann ich diesmal schon bei weitem öfter auch mal meinen Kopf durchsetzen. Man wird zum Glück ja auch älter und entschlussfreudiger. Aber es liegt mir trotzdem oft genug im Magen zu wissen, dass ich ihr beim nächstem Zusammentreffen vielleicht wieder mal die Stirn bieten muss, wenn sie sich die Gestaltung des Abends anders vorgestellt hat, als wie ich.

Die anderen Freundschaften liefen alle sehr ähnlich ab. Ich war immer für die anderen erreichbar, bis ich dann wieder nach einiger Zeit auch mal für mich Zeit brauchte und mir auch mal wieder was gutes tun musste und das war für die anderen jedes Mal ein Schock und sie gaben mir noch weniger Freiraum und ich zog mich noch mehr zurück bis es dann eine riesigie Auseinandersetzung gab und der Kontakt abgebrochen wurde.

Heute versuche ich meine Fehler nicht mehr zu wiederholen und auch mehr auf mich zu schauen. Das fällt mir immer noch wahnsinnig schwer, aber ich schaffe es zumindest ab und zu (wenn auch nur mit sehr viel Bauchweh und schlechtem Gewissen).

Seit mir bewusst ist, wie meine bisherigen Freundschaften abgelaufen sind kann ich niemanden mehr nahe genug an mich rannlassen um eine nähere Bindung entstehen zu lassen, wobei ich auch dazusagen muss, dass ich auch mittlerweile bezweifle je eine richtig gute Freundschaft gehabt zu haben, sondern dass es eher Bekanntschaften waren.
In diesem Punkt haben wir wohl die selbe Erkentniss!
Und ich habe ebenfalls der anderen Person mehr als eine Chance gegeben.

Die einzig richtige Freundin die ich habe und bei der es ein Nehmen und Geben gibt ist meine Schwester. Hier könnten manche sagen, dass das ja dann keine richtige Freundin ist, aber bei ihr kann ich mich auch mal fallen lassen und kann ihr auch wenn nötig meinen Kummer erzählen und umgekehrt genauso. Wir würden füreinander durch dünn und dick gehen. Das war immer so und wird hoffentlich auch immer so sein.

Ich wünsche dir, dass die Bekanntschaft (die du derzeit absichtlich noch nicht als Freundschaft bezeichnen möchtest) auch irgendwann ein freundschaftliches Verhältnis bekommen wirst. Du hast recht, es ist ein sehr harter Prozess das alles lockerer anzufangen.

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