Antidepressiva nehmen?

Erfahrungsaustausch zur Begleitmedikation zur Psychotherapie (Psychopharmaka und pflanzliche Mittel). Achtung: dient nicht zur gegenseitigen Medikamentenberatung, die ausschließlich Fachärzten vorbehalten ist. Derartige Beiträge werden aus dem Forum entfernt.
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Syra
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Beitrag Mi., 17.11.2010, 20:29

Hallo agonie,

ich kenne mich zwar nicht mit hochdosiertem Johanniskraut aus, stehe aber gerade vor der (wiederholten) Überlegung ein Antidepressivum zu nehmen. Deshalb würde ich mich gerne mit meiner Frage an alle hier anschließen.

Kann mir jemand die Wirkung eines Antidepressivums beschreiben? Ich kann mir einfach nicht vorstellen, wie ich mich durch ein Medikament anders fühlen soll? *ratlosbin*

Danke schon mal im Voraus. Liebe Grüße,
Syra

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Lockenkopf
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Beitrag Do., 18.11.2010, 03:17

http://www.dr-gumpert.de/html/therapie_depression.html

In diesem Link wird die Wirkungsweise von AD erklärt. Durch die Depression sind wir blockiert, können uns nicht so bewegen wie wir wollen, nicht so gut denken und sprechen wie sonst üblich. Und haben allerlei weitere Probleme mit unserem Körper. All das beruht auf dem fehlen von Neurotransmittern welche die Informationen von Nervenzelle zu Nevenzelle oder Nervenzelle zum Muskel weiter leiten sollen. Antidepressiva nehmen Einfluss auf diesen Neurotransmittermangel und sorgen so dafür das die Infos wieder fließen und wir wieder denken, fühlen, sprechen und uns angemessen bewegen können.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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münchnerkindl
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Beitrag Do., 18.11.2010, 11:00

Lockenkopf hat geschrieben:All das beruht auf dem fehlen von Neurotransmittern welche die Informationen von Nervenzelle zu Nevenzelle oder Nervenzelle zum Muskel weiter leiten sollen..
Die Depression beruht überhaupt nicht darauf. Das ist eines der Symptome. Man könnte aber auch sagen, daß das Ungleichgewicht der Neurotransmitter durch die eigenen Denkgewohnheiten verursacht ist. Wenn sich jemand ständig sorgt, unter Druck setzt und Angst hat ist es doch klar, daß auch im Gehirn die Stoffe die bei Wohlbefinden ausgeschüttet werden sich reduzieren und irgndwann chronisch zu wenige davon produziert werden und die Areale des Gehirns die mit Sorgen und Unwohlsein zu tun haben besonders gut trainiert sind. Wenn ich NIE irgendeinen Sport treibe verkümmern meine Muskeln auch und wenn ihc nur süss und fettig esse reagiert mein Stoffwechsel auf meine ungesunde Lebensführung und es entstehen Störungen wie Diabetes.

Aber natürlich kann es sinnvoll sein, wenn die Depression sehr schlimm ist erst mal ein AD zu nehmen um die schlimmsten Symptome zu lindern, so wie man ja zB auch einem Athrosepatienten ein Schmerzmittel gibt damit er den für ihn gesunden Sport übehaupt erst machen kann.

Ich glaube, daß echte endogene Depressionen, also welche die aufgrund von Störungen der Gehirnchemie verursacht sind eher selten und die Ausnahme sind.

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Syra
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Beitrag Di., 30.11.2010, 20:45

Danke für Eure Antworten. Schaffe es erst jetzt mich zu melden. Soviel mal vorne weg...ich hab mich nun dazu entschlossen ein AD zu nehmen. Mal schauen, wie das wird.

@ Lockenkopf: Danke für den Link. Hast Du das selbst erlebt, dass sich ein AD auf Dein Denken, Fühlen, Sprechen, Bewegen auswirkt?

@münchnerkindl: Interessante These, es umgekehrt zu betrachten. Beschäftigt mich bzw. hört sich nachvollziehbar an für mich. Hast Du persönliche Erfahrungen mit AD?

Liebe Grüße,
Syra

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 30.11.2010, 20:52

Ich hab ein paar ausprobiert, und von jedem verschiedene Nebenwirkungen bekommen

Da wären, ein Wechsel von Panikattacken und Euphorie von einem, dem hab ich immerhin einen qualvollen Monat Zeit gegeben daß sich die NW besser, haben sie aber nur sehr teilweise, die aboslute Unfähigeit zu schlafen gab es bei dem nächsten, hab nur eine Dosis davon genommen, nie wieder, wenn ich etwas nicht habe dann sind das Schlafstörungen und ich brauche auch keine, eine verschlimmerung meiner dissoziativen Zustände gab es vom dritten und DAS kann ich ja nun schonmal überhaupt nicht brauchen, weil das ist fast noch schlimmer wie depressiv sein.

Dann hat es mir absolut gelangt von ADs.

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Syra
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Beitrag Di., 30.11.2010, 20:57

Und was ist mit der "positiven" Wirkung der ADs? War da irgendwas spürbar, münchnerkindl? Oder waren die NWs so stark, dass Du sie gar nicht lange nehmen konntest bis eine Wirkung eintrat?
Hab mit dem Schlafen auch keine Probleme. Aber angeblich gibts ja auch ADs, die nicht dämpfend sind, sondern nur antriebssteigernd. So wurde es mir zumindest erklärt.


Liebe Grüße,
Syra

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münchnerkindl
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Beitrag Di., 30.11.2010, 22:27

Syra hat geschrieben:Und was ist mit der "positiven" Wirkung der ADs? War da irgendwas spürbar, münchnerkindl?
Ja. Euphorie bei dem einen. Ich hatte die abgefahrene Vorstellung zur See fahren zu wollen Wie unter Drogen, mit Dauergrinsen im Gesicht. Das war echt abartig. DAs Zeugs hab ich ca 1 Monat genommen.

Die anderen hab ich nicht lange genug genommen um feststellen zu können ob sie antidepressiv wirken. Ich hab von dem anderen eine Dosis genommen abends und dann sass ich im Bett als hätte ich 100 Kannen Kaffe getrunken, war nur am zittern und als die Wirkung dann so gegen 5 Uhr morgens nachliess bin ich erschöpft ins Bett gefallen und hab bis mittag geschlafen. Kein Bedarf eine weitere Tablette zu nehmen.
Das andere hat die dissoziative Problematik verschlimmert, also das Gefühl ich bin nicht ganz ich selbst, alles um mich rum ist nicht real sondern irgendwie künstlich, wie Plastikblumen eine Plastikrealität. Für sowas hab ich auch absolut garkeine Nerven, da das schon eine Grundproblematik von mir ist, daß ich zu solchen dissoziativen Zuständen neige, daher nach 2 Tagen abgebrochen, ich mache um alles einen Bogen was das verstärkt.

Dann hat mir noch ein Psychiater der vermutet hat daß ich auch eine ADHS Problematik haben könnte Ritalin verordnet. Das war der absolute Oberhammer, damit könnte ich rein aus versehen vor das nächste Auto laufen weil ich überhaupt nichts mehr peile, ausserdem hat es mir mit die schlimmsten Panikattacken verpasst die ich jemals hatte, schlimmer als die, die ich wärend einer psychotischen Episode hatte.
Und dann haben sie es mit Neuroleptika weiterprobiert, von dem Zyprexa hab ich abartige sexuelle Fantasien bekommen, dafür was alles andere an Gedankentätigkeit unterdrückt. Blöderweise hab ich dann einen Typen zu mir nach hause eingeladen der mich beinahe zu sexuellen Handlungen genötigt hätte, dessen ich mich gerade noch zur Wehr setzen konnte. Das hat mich aber auch irgendwie emotional übehaupt nicht berührt, ich war emotional wie tot. Wirklich gruselig. Dann hab ich noch 2 Neuroleptika ausprobiert, zwar nicht ganz so krass, aber immer noch ein abartiges und extrem unangenehmes Gefühl so ruhiggestellt und geistig abgeschaltet zu sein und sich nicht mal mehr etwas bildlich vorstellen oder einen normalen Gedanken denken zu können.

Dann hatte ich die Faxen dicke von Psychopharmakaexperimenten.

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agonie
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Beitrag Di., 30.11.2010, 22:38

Das andere hat die dissoziative Problematik verschlimmert, also das Gefühl ich bin nicht ganz ich selbst, alles um mich rum ist nicht real sondern irgendwie künstlich,
sorry für offtopic, aber ich wusste gar nicht, dass man das zu dissoziation zählt, denn solche zustände hatte ich auch schon öfter und meine letzte therapeutin hat mir da nichts großartiges zu erzählt ...
was sind denn die ursachen für solche zustände (nicht die auslöser) ?

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Syra
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Beitrag Di., 30.11.2010, 22:48

Das hört sich ja echt abenteuerlich und gefährlich an, münchnerkindl. Gut, dass Dir nichts passiert ist. Hoffe, Dir gehts jetzt gut ohne Medis. Danke für die ausführliche Schilderung Deiner Erfahrungen. Na dann bin ich aber mal gespannt, was sich da bei mir jetzt tut. Wenn Ihr demnächst mal lest "Syra will Politikerin werden" dann wisst Ihr, dass da was schief gelaufen ist. *hihi*
Nehme jetzt mein erstes AD, da ich mich bis jetzt dagegen gewehrt habe - noch bin ich zuversichtlich. Habe auch gemerkt, dass mir die gedankliche Auseinandersetzung damit, ob ich sie nehmen soll oder nicht, ob ich stationäre Thera machen soll oder nicht, auch hilfreich war. Mir wurde das AD für morgens verschrieben, da ich gesagt habe, dass ich gut schlafen könne.

Liebe Grüße,
Syra

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münchnerkindl
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Beitrag Mi., 01.12.2010, 00:20

Ich kenne Leute die die selben Medis nehmen und die KEINE nennenswerten Nebenwirkungen haben. Aber Placebonebenwirkungen können das auch nicht sein, da es schon sehr verschiedene und seltsame Nebenwirkungen waren.

Naja, ich hab nicht reine Depressionen, die depressivität ist nur ein Teil meiner Problematik und gerade gegen Probleme aus der Ecke Persönlichkeitsstörung/posttraumatisch gibt es ja auch kein Medi daß das "wegmachen" würde. Im Moment gehts so ganz okay. Ich bin berentet zur Zeit, das ganze kann sich aber auch wieder ändern. Ich bin ganz passabel im Management meiner diversen mentalen Probleme.


Was halt blöd ist, ist daß die Suche nach einem Therapeuten ungefähr ähnlich verlaufen ist wie die Experimente mit Psychopharmaka. Ich hätte nicht gedacht mit was für komischen Gestalten man es DA zu tun bekommen kann Und ich habe aus dem Grund leider so garkeine Nerven mehr für probatorische Sitzungen mit irgendwelchen Therapeuten.

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Lockenkopf
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Beitrag So., 05.12.2010, 19:43

@ Lockenkopf: Danke für den Link. Hast Du das selbst erlebt, dass sich ein AD auf Dein Denken, Fühlen, Sprechen, Bewegen auswirkt?

Liebe Syra, ja ich habe erlebt nicht mehr richtig Denken, Sprechen, Fühlen und mich bewegen zu können, während der Depression. Das AD hat alle dies wieder normalisiert.

Aber natürlich kann es sinnvoll sein, wenn die Depression sehr schlimm ist erst mal ein AD zu nehmen um die schlimmsten Symptome zu lindern, so wie man ja zB auch einem Athrosepatienten ein Schmerzmittel gibt damit er den für ihn gesunden Sport übehaupt erst machen kann.

So sollte man auf keinen Fall ein AD anwenden. AD sind definitiv keine Notfallmedikamente. Sie wirken nur bei längerer Einnahme. Die Wirkung setzt erst nach einigen Wochen ein.
Und um Anfangsnebenwirkungen zu vermeiden, ist es sinnvoll das AD ganz langsam einzuschleichen. Das heißt mit einer ganz geringen Dosis zu beginnen, z.B. 1/4 Tablette oder Kapselinhalt (Kapseln kann man vorsichtig auseinander ziehen). Diese Dosis 2-3 Tage beibehalten und dann auf 1/2 Tablette/Kapselinhalt gehen wieder für 2-3 Tage. Dann auf 3/4 Tablette/Kapselinhalt usw bis zur verodneten Dosis.
Liebe Grüße
Lockenkopf

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münchnerkindl
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Beitrag So., 05.12.2010, 20:17

Lockenkopf hat geschrieben: So sollte man auf keinen Fall ein AD anwenden. AD sind definitiv keine Notfallmedikamente..
Sind sie sehr wohl. Aber nicht in dem Sinne, ein zwei Tage. Bei einer schweren Depression, die ja nicht von heute auf morgen entsteht ist auch mehrere Wochen die ein AD braucht bis es wirkt immer noch relativ zeitnah. Und man nimmt es ja dann auch nicht nur ein paar Tage sondern eher mindestens ein paar Monate.

Für den ganz kurzfristigen Effekt bis ein AD wirkt kann man wenn nötig immer noch zB ein Benzo nehmen.

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Syra
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Beitrag Di., 14.12.2010, 22:29

Sorry, dass ich es erst jetzt schaffe wieder zu schreiben.

@münchnerkindl: das tut mir sehr leid, dass die Suche nach einem kompetenten Thera so abenteuerlich verlaufen ist. Hatte mit meinem anscheinend echt Glück.

@Lockenkopf: danke, für die Mitteilung Deiner positiven persönlichen Erfahrungen mit AD.
Ich war ja wirklich sehr skeptisch. Habs eigentlich über Jahre schon hinausgeschoben mit einem AD zu beginnen. Jetzt bin ich erleichtert. Wahrscheinlich war jetzt der richtige Zeitpunkt dafür. Bisher (nehme sie seit zwei Wochen, bisher nur 5mg, soll auf 10mg gesteigert werden) spüre ich noch nichts - weder Wirkung noch NW. Wahrscheinlich sollte ich Geduld haben.

LG,
Syra

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Lockenkopf
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 14:45

Liebe Syra

welches Antidepressivum wurde Dir denn verordnet?
Liebe Grüße
Lockenkopf

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Syra
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Beitrag Mi., 15.12.2010, 16:49

Ein SSRI. Ist diese Antwort für Dich ausreichend. Wenn ich Dir noch konkretere Auskünfte geben soll, wärs mir lieber über die PNs.
Warum fragst Du? *neugierigbin*

Liebe Grüße,

Syra

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