Liebe Kiyoko,
das was du momentan fühlst finde ich nicht ungewöhnlich, denn ähnlich empfand ich auch lange Zeit.
Ich sprach nur Dinge an, die ich schon tausend Mal gedacht habe. Ich habe mich immer auf bekannten Wegen bewegt, alles uralt. Und nach einer Zeit stellte ich frustriert fest, dass das alles ja nichts bringt, denn das Aussprechen bringt auch keine Veränderung hervor.
Im Rückblick weiß ich nun wo es bei mir gehakt hat..aber lieber zu dir...
Wenn ich etwas sage klingt es unecht. Ist es auch. Tausend mal durchgekaut um zu sehen wie es klingt, wie es sich in den Ohren eines anderen anhört. Tausend mal vorgesagt und sich daran erinnert um es nicht zu vergessen.
Es wirkt so, als bräuchtest du noch dieses oberflächliche Ankratzen von Problemen ohne an tieferliegende, vielleicht schmerzhafte Erinnerungen zu rühren. Deshalb benutzt du auch nur bekannte Wege, nämlich die Wege, auf denen verdrängt, beschönigt, ertragen wurde um zu überleben. Dabei gibt es so viele wichtige Gefühle und Erinnerungen zu besprechen, doch es ist leichter diese herunterzuspielen oder zu vergessen. Wenn du jetzt nicht aufgibst, wirst du all das wiederfinden. Ich weiß, du denkst da ist nichts weiter. Aber da ist immer noch etwas.
Wie oft habe ich in der Therapie behauptet, dass es kein Erkenntnispotential für mich gibt , mein Thera sagte, dass das nicht möglich ist und er hat jedes Mal recht behalten. Stets bin ich ein wichtiges Stück voran gekommen.
Und solange du noch ungeordnet, ängstlich und schüchtern bist, musst du das akzetieren, denn in der Therapie darfst du so sein. Da müssen die Gedanken keinen Sinn ergeben und auch nicht dringend oder wichtig klingen. Ob banal, chaotisch oder lächerlich, alles ist erlaubt, gerade in einer Analyse.
Und nach und nach wirst die Erkenntnis durchbrechen, dass du interessant und wichtig bist, dass dein Leben nicht langweilig ist. Und du musst dich ncht mal dafür verbiegen. Es genügt schon du selbst zu sein.
Ein Gedanke hat mir immer geholfen, wenn ich mich unwichtig und langweilig fühlte: ich gehe doch nicht zur Therapie um des Therapeuten Entertainer zu sein.
Ich hab heute zu hören bekommen, dass ich ihm nur Fetzen einer Geschichte hinwerfen würde.
Glaubst du das war eine Abwertung, etwas das ihn stört oder einfach eine Sache die ihm aufgefallen ist, eine Feststellung?
Für einen Analytiker wäre solch ein (Ab)Urteil eher unüblich.
Ich bin eine schlechte Geschichtenerzählerin.
Das bin ich auch nicht. Und das muss man auch nicht sein, um seine Gedanken als wichtig zu erachten.
Ich finde es erschreckend, dass meine Beiträge unkonzentriert klingen.
ich zumindest kann dir sehr gut folgen.
Anscheinend bin ich doch (noch) nicht öffentlichkeitstauglich.
Du bist ja sehr kritisch mit dir. So ein paar kleine Macken sind doch kein Weltuntergang. Denkst du, du kannst deine Defizite niemanden zumuten? Ich finde die anderen müssen damit leben können, dass du kein Otto-Normal-Mädel bist.
So jetzt muss ich selbst mal Gedanken ordnen.
Lg
metropolis